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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bibliothek: Organisiertes Verbechen/ Berühmte Verbrecher



Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:08
Hier sollen berühmte Verbrecher, der damaligen Zeit und allgemeine Geschichte zum organisierten Verbrechen hineinkommen.

Inhaltsangabe:

Seite 1:
Biographie: Al Capone: - og
Alphonse "Al Scarface" Capone
Mädchen, Morde und Moneten: Der Arbeitsalltag Capones
Die Lust an der Macht: Syndikatsboss Capone
Fröhliche Gangsterweichnacht!
Capone bekommt Gegenwind
Friede, Freude, Eierkuchen
Capone setzt auf das falsche Pferd
Capone bekommt Gegenwind 2
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Ein ganz besonderer Valentinstag
Capone wird kurzerhand zum "Staatsfeind Nr. 1" erklärt
Feind hört mit: Der Staat schleust Agenten in Capones Syndikat ein
Provokation statt Lorbeeren: Der Staat spielt seine Macht aus
Die Abrechnung: Capone steht vor Gericht
Hinter schwedischen Gardinen

Die New Yorker Familien: Gambino - og
Die Prohibition - og


Seite 2:
Die Chronik der Cosa Nostra: - og
1878-1918
Die goldenen zwanziger Jahre
Die dreißiger Jahre
Die vierziger Jahre
Die fünfziger Jahre
Die sechziger Jahre
Die siebziger Jahre
Die achtziger Jahre

Biographien: - og
Fritz Haarmann
Andreas Baader
Julius Adolf Petersen

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:10
Quelle: http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/alphonse.htm

Alphonse "Al Scarface" Capone
Pate von Chicago

Sein Name war und ist der Inbegriff des großen Gangsters, als Boss des Syndikats kontrollierte er Prostitution, Glücksspiel und Alkoholschmuggel. Wie Luciano in NY wurde er nicht wegen seiner Verbrechen angeklagt, sondern lediglich wegen Steuerhinterziehung. Es schien, daß sein Geflecht aus Korruption, Erpressung und Terror ihm ewig vor dem Zugriff der Behörden schützte. Zugleich war er einer der reichsten und mächtigsten Männer der USA...

Brooklyn, 17. Jän. 1899 brachte Theresia Capone ihren 4. Sohn zur Welt, 3 Wochen später wird dieser auf den Namen "Alfonso" getauft. Der Vater Gabriel führte einen Friseursalon, darüber lag ihre Wohnung. Sie wohnten in einem armen Viertel wo die Mehrheit Iren bildeten, aber auch Deutsche, Chinesen,... Dies mag mit ein Grund sein, daß der spätere Al niemals Probleme mit anderen Nationalitäten hatte, wie zum Beispiel die Sizilianer in Little Italy. Al`s Frau Mae, die er 1918 heiratete, war ein irisches Mädchen.
Wie die meisten Jungs damals, gehörte Al von jung an einer oder mehrere Gang an, mit 16 kämpfte er in Manhatten für die Five Pointers, in Brooklyn für Frankie Yale. Letztere Verbindung war die entscheidenere - den Yales Macht wuchs unaufhörlich. Capone lernte von Yale alles über Schutzgeld-Erpressung, er war sein 1. Lehrmeister. Nebenbei stellte Yale Capone als Barkeeper und Rausschmeißer in einer seiner Spelunken an. Dort kam es auch zu einem Streit zwischen ihm und einem Italiener, die seine Spuren im Gesicht hinterliessen. Seitdem nannte man Al auch "Scarface"!
Yale hielt nach allen Geschäften in Brooklyn Ausschau, besonders das Hafengebiet versprach lukrative Geschäfte, doch hier verteidigten die Iren erbittert und mit aller Gewalt ihr Revier. Auseinandersetzungen waren unvermeidlich, in einer sollte der junge Al ein Mitglied der irischen White Handers fast zu tote geprügelt haben. Der Boss dieser irischen Gang konnte dies nicht ungestraft lassen - alle Gangmitglieder sollten Ausschau halten nach diesem blutigen Schläger und zusätzlich war ihnen bekannt, das er eine Narbe ihm Gesicht trug. Es war nur eine Frage der Zeit, das sie Al ausfindig machen würden. Yale handelte rasch, er rief seinen Freund in Chicago John Torrio an, dieser hatte natürlich Verwendung für den aufstrebenden Capone, und in ein bis zwei Jahren sei hier die Schlägerei vergessen und Al könne wieder zurück kommen. So kam es, das Al Capone mit seiner Frau Mae 1919 nach Chicago aufbrachen - Chicago und Capone gingen eine perfekte Ehe ein, sie waren füreinander geschaffen!

Chicago wurde zu dieser Zeit vom charismatischen "Big Jim Colosimo" regiert, sein 2. Mann war John Torrio, und dieser nahm sich Al Capone an - Al`s zweite Lehre begann.
1920 - die Prohibition war die Erhörung John Torrios Gebete, ein rießiges, neues Geschäftsfeld wurde ihm auf ein Tablett serviert - rießige Gewinne waren vorprogrammiert, man mußte es nur richtig angehen. Torrio kaufte zahlreiche, geschlossene Brauereien und produzierte selbst Alkohol, nicht wie die meisten Gangs, welche sich auf Überfälle auf Alkoholschmuggeltransporte beschränkten. Chicago hielt nicht viel von der Prohibition, doch es war ein Bundesgesetz und vor dem hatte der Boss Colosimo Angst. Er war mit Torrios Geschäft nicht ganz zufrieden, obwohl sie auch ihm satte Gewinne abwarfen. Der Konflikt wurde mit der Ermordung Colosimo bereinigt, der neue Boss des Syndikats hiess John Torrio. Torrio erkannte bald Capones Fähigkeiten und es dauerte nicht lange, das Al sein Underboss wurde. Al bewunderte Torrios Geschäftssinn, Torrio bevorzugte viel mehr Zugeständnisse oder Bestechung als Zwang und Einschüchterung, wenn es aber unausweichlich war, schreckten sie auch nicht vor äußerste Brutalität zurück.

Die Chicagoer Bootlegger mußten eine ständig wachsende Nachfrage befriedigen, Capone merkte schnell das seine Zukunft hier lag und nicht daheim in Brooklyn. Anfang der 20er folgte seine Familie ihm nach Chicago.
Torrio besaß eine eigene Spedition und Capones Aufgabe war Lastwagen hierfür zu kaufen. Es war Torrios Plan Chicago unter den zahlreichen Gangs aufzuteilen - die bekanntesten: O`Donnel Gang, O`Banion Gang (irisch), die Gennas (sizilianisch) und natürlich Outfit, ein Begriff ohne Bedeutung.
Im Kampf um die Vormachtstellung waren die O`Banions die ernstzunehmendste für Torrio und Capone. Deany O`Banion war ein kluger Mann, zu seiner Führungsriege gehörte auch Hymie Weiss, ebenfalls ein intelligenter Kopf. Torrio respektierte O`Banion und beide gingen sich eher aus dem Weg.
Die ersten Probleme gingen von den O`Donnels aus, es folgte der "Bierkrieg" aus dem Torrio als Sieger hervor ging, und typisch Torrio - er demütigte die O`Donnells danach nicht, sondern half ihnen ihre Probleme zu beseitigen, die sie mit den Spielautomaten bei den Behörden hatten. Im Gegenzug fiel der Stadtteil Cicero an Torrio und es kehrte wieder Ruhe ein. Diese Ruhe nutzte Torrio 1923 für eine längere Italienreise, er übergab die komplette Verantwortung an Al Capone. Capone hat sich gewandelt, früher ging öfters sein Temperament bei Pressefotografen durch, jetzt als Boss präsentierte er sich stets als Gentleman. Meist aufgelegt für einen Scherz mit den Presseleuten, nicht fotoscheu - kurz er wurde der Liebling aller Zeitungsleute, was zu seinem späteren Ruhm dazu beitrug. Capones Reifeprozeß zeigte sich auch bei der Festigung und Ausweitung des Imperiums das Torrio und er errichtet hatten.
1924 kehrte Torrio zurück, Cicero ist inzwischen zu einer Goldgrube geworden. Neben ihren eigenen Saloons und Spielhallen wurden auch alle anderen gut besuchten Kneipen mit Alkohol beliefert.
In dieser Zeit, Mai 1924, ereignete sich eine Kleinigkeit, die im nachhinein als der strategisch, wichtigste Mord Capones in die Geschichte eingehen soll. In einer Kneipe kam es zu einem Streit zwischen einem Iren und Italiener, beide kleine Fische. Der Ire verprügelte den Italiener bis dieser blutüberströmend liegen blieb, Capone mischte sich ein und packte den Iren mit der Frage "warum er seinen Freund so verprügelt hätte?". Der Ire knurrte irgend etwas wie "verzieh dich, du dämlicher Itaker!"
Mit diesen Worten besiegelte er sein Todesurteil, Capone zog seinen Revolver, drückte die Mündung an die Wangen und feuerte ab. Capone mußte für 2 Monate untertauchen, im Outfit verbreitete sich aber diese Geschichte schnell - "wenn er sich für den unbedeuteten Kleinganoven so einsetzt, wie wird er sich erst für mich einsetzen?" 8 Monate später übernahm Al Capone die Führung des Outfits!


Es folgten die blutigsten Bandenkriege die Chicago jemals erlebt hatten. Capone war wie Torrio nie auf Streit aus, dies schade nur dem Geschäft, vielleicht waren sie aber auch nie auf Streit aus, weil sie den größten Teil der Stadt kontrollierten?
Der Streit begann zwischen den O`Banions und den Genna Brüdern, dieser eskalierte so schlimm, das niemand die Sizilianer zurück halten hätte können, sie wollten die Ermorderung des Bosses Dion O`Banion. Torrio und Capone hatten auch die Nase voll, da die Iren sich immer weniger an die Regeln des Kartells hielten und O`Banion Torrio bei den Behörden hinterging. Torrio wußte das diese Ermordung einen Krieg auslösen wurde, aber ihm blieb nichts anderes übrig, er oder besser sein NY Freund Frank Yale erledigte dieses "Problem". Am 10. Nov. 1924 wurde O`Banion in seinen Blumenladen ermordet, Hymn Weiss wurde darauf der neue Boss dieser Gang und dieser wollte Rache. (Man sagte, wenn Capone jemand fürchtete war es Weiss.)
Die Bandenkriege lösten das reinste Durcheinander aus, jeder gegen jeden, getrieben aus Habgier und Rache - das Kartell zerbrach auseinander! Die Genna-Brüder wurden ermordet, Hymne Weiss wollte um keinen Preis Frieden, schlußendlich wurde auch er ermordet - fast 2 Jahre tobte der Krieg, Al Capone wurde hinter zahlreichen Morden verdächtigt, aber niemals konnte man ihm etwas beweisen.Nach einem überlebten Attentat und einer kurzen Haftstrafe zog sich Torrio komplett aus Chicago zurück. 1926 kam es dank Capone zum Frieden, er berief zu einer Konferenz aller verbliebenen und neuen Bosse. Chicago wurde erneut aufgeteilt - Al Capone war der große Sieger dieses Krieges, er hatte den Zenit seiner Macht erreicht! Natürlich gab es auch weiterhin kleinere Bandenübergriffe und Morde, aber im großen und ganzen hielt der Friede - auch nach dem berühmten Massaker am Valentinstag 1929!

Capones Lieblingsthema war die Prohibition, wenn man ihn darauf ansprach, ob er in der Tat ein Bootleger sei, sagte er: "Sicher, und einige unserer prominenten Richter sind meine Abnehmer." Weiters - "Man kann Durst nicht per Gesetz löschen."
War Al mit seiner 7 Tonnen schwere Limousine in der Stadt unterwegs, sammelten sich jedesmal zahlreiche Schaulustige am Straßenrand. Ihnen bot sich immer ein bestgekleideter, gutaufgelegter Pate, der auch zu seine Mitmenschen sehr spentabel sein konnte (Parallelen zu Gotti!). Umgeben war er immer von Leibwächtern, manchmal bis zu 18 Mann. Seine Leute waren die bestbezahltesten ihrer Branche. Capone konnte sich dies leisten, 1926 waren seine geschätzten Bruttoeinnahmen auf 70 Millionen Dollar angestiegen. Al liebte das Glückspiel, sei es Wetten bei Pferderennen oder das Würfelspiel, wo er gelegentlich bis zu 100.000 Dollar auf eine Wette plazierte.

1927 hätte ein ruhiges Jahr werden können - diesmal drohte kein Bandenkrieg, nein die Gefahr kam von wo anders. Bürgermeister Thompson (bis dato gab es von ihm nie Probleme) war von der Idee besessen, für die Präsidentschafts-Wahlen 1928 zu kandidieren. Nur welche Chancen boten sich ihm fürs höchste Amt der Nation, wenn er aus einer Stadt kam, die in der ganzen Welt als Symbol für das Scheitern des Gesetzes bekannt war? Thompson wollte Al unbedingt aus der Stadt vertreiben, nach zahlreichen Schikanen gegen Capones Organisation verlies Al seine Stadt und ging in den Süden nach Miami, wo er sich ein rießiges Domizil erbauen lies.
Sein Stadthalter in Chicago wurde Frank Nitti, weitere fähige Männer in der Organisationsleitung waren sein Bruder Ralph, Jack Guzik oder Charley Fischetti. Bei Problemen kam natürlich der Boss zurück, aber eigentlich wollte sich Al Capone langsam aber sicher zurückziehen. Die Prohibition ging zu Ende und Elliot Ness mit seinen Untouchables versetzte ihm immer wieder lästige, kleine Stiche zu. Da machte die Steuerfahndung Al einen Strich durch die Rechtung.
1931 wurde Capone wegen Verdacht auf Steuerhinterziehung angeklagt. Es folgte ein langwieriger Prozess, Capone war zu Beginn gewohnt siegessicher, man hatte nichts schriftliches in der Hand um sein Einkommen zu beweisen, lediglich zwei Zeugenaussagen. Im nachhinein sollte sich heraus stellen das diese Zeugen unter Zwang aussagen mußten, ein Verteidiger brachte es auf den Punkt: "Die Polizei macht es eben nicht anders." Al Capone wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt! (30 Jahre später beim Wiederholungsprozess stimmte eine Jury von 14 Geschworenen im Fall Capone für "Nicht schuldig"!

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:19
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Mädchen, Morde und Moneten: Der Arbeitsalltag Capones

Ein besonders grelles Beispiel für einen Vertreter der Chicagoer Unterwelt war der "Floristengangster" Dion O´Banion, der schon die Blumen für Frank Capones Beerdigung geliefert hatte. Er betrieb ein blühendes Schwarzhandels- und Blumengeschäft. Bekannte beschrieben ihn als Typ, der sich durch permanente und penetrante Liebenswürdigkeit auszeichnete. Seine Angewohnheit, selbst Feinde als "Mordskerl" zu bezeichnen, zeigte seinen tief verwurzelten Wunsch nach Heiterkeit und Höflichkeit. Ständig hatte er ein wie er meinte strahlendes Lächeln auf dem Gesicht. In Wirklichkeit war es ein festgefrorenes Grinsen, das von seinen eiskalten blauen Augen Lügen gestraft wurde. Plump vertraulich schüttelte er unermüdlich allen die Hand, während seine andere Hand frei blieb und schon nach einer von drei Revolvertaschen in seiner Kleidung griff. Alles in allem also ein unangenehmer und schmieriger Zeitgenosse.

O´Banion benahm sich oft unberechenbar und absonderlich. Ein kleiner Anlass genügte, und er schoss einen Mann in aller Öffentlichkeit nieder. Er zog Capone unnötig in eine Mordsache hinein, als er einen Gangster umlegte, den er in Capones "Four Deuces" getroffen hatte. Torrio und Capone wurden sich zunehmend klar darüber, dass man etwas gegen das unverantwortliche und kindisch-impulsive Verhalten von Dion O´Banion unternehmen musste. Doch zuvor kam es noch zu einem weiteren Vorfall:

Mit in diesen Konflikt verwickelt waren die Genna-Brüder: enge Freunde von Torrio. Zwischen den Genna-Brüdern und O´Banion bestand eine Feindschaft, und zwar ging es dabei um schwarz gebrannten Alkohol. Der Streit begann, als die Gennas anfingen, Kunden von O´Banion billigen Fusel zu verkaufen. Dieser fühlte sich auf die Füße getreten und brach als Rache einen Branntwein-Laster der Genna-Brüder auf. Torrio rollte genervt mit den Augen und fragte sich, wie er den Frieden diesmal noch wahren sollte.

Störenfried Dion O´Banion schlug Torrio einen Deal vor: Er bot an, sich nach Colorado zurück zu ziehen. Als Gegenleistung sollte Torrio O´Banions Anteil an einer großen Brauerei aufkaufen. Obwohl Dion O´Banion Wind von einer geplanten Razzia bekommen hatte, arrangierte er den Geschäftsabschluss mit Torrio in der Brauerei. Und dort schnappte prompt die Falle zu: Torrio wanderte ins Gefängnis. Zu allem Überfluss weigerte sich O´Banion auch noch, das Geld für die inzwischen geschlossene Brauerei zurück zu zahlen. Dass er überall noch herumprahlte, wie er Torrio ausgetrickst hatte, machte die Sache nur noch schlimmer. Sein Schicksal war besiegelt.

Dion O´Banion war der Hauptlieferant für alle Arten von Gangster-Beerdigungen. So passierte es, dass das Oberhaupt einer sizilianischen Gangstergruppe ausnahmsweise nicht durch blaue Bohnen, sondern an Krebs starb. Es war eine riesige Beerdigung geplant, an der Dion einen großen Anteil von Blumenlieferungen hatte. Zwei Tage nach dem Tod des Sizilianers, am 10. November 1924, war O´Banion in seinem Blumengeschäft, um die Pflanzen für die Beerdigung zu arrangieren. Plötzlich betraten drei Gangster den Laden, pusteten den Floristen mit einer Ladung Blei aus den Schuhen und verschwanden wieder. Es gab natürlich einen Verdacht, wer die drei Besucher gewesen waren, aber die mutmaßlichen Mörder wurden nie vor Gericht gestellt. Klar war vielen nur, dass es sich wohl um einen Auftrag von Capone und Torrio gehandelt hatte.

Und wieder gab es eine große und pompöse Gangster-Beerdigung. In der "Chicago Tribune" war zu lesen: "An den Ecken des Sarges waren silberne, mit wunderbaren Schnitzereien verzierte Pfosten befestigt. Das würdevolle Silbergrau des Sarges mit den geschnitzten Silberpfosten an den Ecken als strenge Zierde, nimmt sich bescheiden aus. ... Silberne Engel mit gebeugten Köpfen neigen sich an Kopf- und Fußende des Sarges zu den je zehn Kerzen, die sie in Kerzenhaltern aus massivem Gold in den Händen halten. ... Und über all dem schwebt der Duft der Blüten." Die Beerdigung Dion O´Banions war ein gesellschaftliches Großereignis und ein Medienspektakel: Mehr als 10.000 Menschen schlossen sich der Prozession vor und nach dem Trauerzug an. Weitere 5000 warteten am Friedhof. Sechsundzwanzig Autos transportierten die Blumenkränze. Die gesamte Prozession wurde von drei Musikgruppen und einer Polizei-Eskorte begleitet.

Für Torrio und Capone war O´Banions Ableben ein Grund zum Feiern. Sie konnten nun sein Territorium im gut laufenden Alkolholschmuggel-Geschäft übernehmen und waren den gefährlich unberechenbaren Kollegen los. Die Polizei tappte im Dunkeln, wer die Mörder von O´Banion waren. Es gab aber einen, der genau wusste, wer für den Tod des Gangsterfloristen verantwortlich war: O´Banions Freund "Hymie" Weiss - und der schwor zusammen mit "Bugs" Moran, einem weiteren Geschäftspartner Dions, Rache.

Ein paar Bemerkungen zu diesen beiden Gangstern: Der eigentliche Name von "Hymie" Weiss war so kompliziert, dass sich ihn keiner merken konnte. Deshalb erhielt er den eingängigen Spitznamen. Jeder, der diesen Namen hörte, hielt Hymie für einen jüdischen Gangster. In Wirklichkeit war Hymie ein gläubiger Katholik, was ihn aber nicht vom Gangsterleben und auch nicht von unchristlichen Mordtaten abhielt. Sein Kumpel George Moran war ein gewalttätiger und unsteter Mann, dem man den Spitznamen "Bugs" gab, weil jeder ihn für verrückt oder bekloppt ("buggy") hielt.

Diese beiden unangenehmen Gesellen waren also die neuen und sehr gefährlichen Gegenspieler von Torrio und Capone. Torrio fürchtete dermaßen um sein Leben, dass er Chicago für eine Weile verlies und nach Hot Springs in Arkansas ging. Capone war ebenso besorgt und traf alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen. Bergreen beschreibt die Wirkung der Bedrohungssituation so: "Obwohl er selbst als Zeichen seines Status unbewaffnet war, ging er nirgends ohne die Begleitung von zwei Bodyguards - einer auf jeder Seite - hin. Außer in seinem Haus in der South Prairie Avenue war er nie allein. Er reiste nur im Auto - eingezwängt zwischen den Bodyguards und mit einem bewaffneten Chauffeur. ... Er zog es vor, im Schutze der Nacht zu reisen und riskierte Fahrten bei Tag nur, wenn es unbedingt nötig war."

Trotzdem gab es in den folgenden zwei Jahren ein Dutzend Mordanschläge auf Capone, die auf das Konto von Hymie und Bugs gingen. Im Januar 1925, zwei Tage nach einem missglückten Anschlag auf Capone, kam Johnny Torrio nach Chicago zurück. Er und seine Frau Ann waren gerade von einem gemütlichen Einkaufsbummel zurück gekehrt und stiegen aus dem Auto, um zum Eingang ihres Wohnhauses zu gehen. Zum Glück war das Ehepaar durch die großen Einkaufspakete verdeckt. Hymie und Bugs sprangen aus einem in der Nähe parkenden Auto und feuerten wild in Torrios Wagen. Der Chauffeur wurde durch die Schüsse verletzt. Als sie Torrio schließlich sahen, schossen sie ihn an. Die Kugeln verfehlten nur knapp ihr tödliches Ziel.

Der zusammengebrochene Torrio wurde sofort in ein Krankenhaus eingeliefert und von den Chirurgen wieder zusammengeflickt. Im Krankenhaus übernahm Capone die Bewachung und Kontrolle, um weitere Überfälle auf seinen schwer verletzten Geschäftspartner zu verhindern. Denn für einen Gangster war das ungeschützte Krankenhaus ein gefährlicher Ort. Capone kümmerte sich daher persönlich um die Sicherheit seines geliebten Mentors und schlief auf einem Feldbett mit im Krankenzimmer. Der Überfall hatte aber nicht nur körperliche Folgen für Johnny Torrio ...

Nach diesem Attentat, das er leicht mit seinem und dem Leben seiner Frau hätte bezahlen können, war für Torrio nichts mehr so wie vorher. Er sehnte sich nach Ruhe und wollte aus dem gefährlichen Leben aussteigen. Vier Wochen nach seinem Krankenhausaufenthalt erschien er vor Gericht, um sich den Vorwürfen in Zusammenhang mit der Brauereigeschichte zu stellen. Er bekannte sich zur Überraschung aller schuldig. Der gebrechliche und arg mitgenommene Mann wurde zu milden neun Monaten Haft verurteilt. Im Gefängnis kam ihm wieder seine Fähigkeit zugute, Allianzen zu schließen: Er freundete sich mit dem Sheriff an, der sich um ihn kümmerte: Der Justizbeamte stellte sicher, dass es im Gefängnis keine weiteren Anschläge auf Torrio gab, und dass dieser wie ein privilegierter Gentleman behandelt wurde.

Im März 1925 lies Torrio Capone ins Gefängnis rufen, um ihm eine wichtige Mitteilung zu machen. Torrio erklärte, er wolle sich komplett aus den Geschäften in Chicago zurückziehen und im Ausland von seinem Vermögen leben. Torrio vermachte Capone und seinen Brüdern seinen riesigen Nachlass: Nachtclubs, Bordelle, Spielhöllen, Brauerein und konzessionslose Kneipen. Capones Macht wuchs dadurch beträchtlich.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:20
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Die Lust an der Macht: Syndikatsboss Capone

Kurz nachdem er das Imperium von Johnny Torrio übernommen hatte, wurde klar, dass sich Capone durch seinen gehobenen Status veränderte. Er genoss seine neue bedeutende Stellung in der Chicagoer Unterwelt. Um seinen Aufstieg zu unterstreichen, verlegte Capone sein Hauptquartier ins "Metropole Hotel". Seine Luxus-Suite mit fünf Räumen kostete die stolze Summe von 1.500 $ pro Tag. War er früher wie Torrio im Verborgenen aktiv gewesen, so kultivierte er jetzt das luxuriöse Leben in der Öffentlichkeit.

Capone hatte einen Freund, den man heute als PR-Berater bezeichnen würde: den Zeitungsherausgeber Harry Read. Dieser überzeugte Capone davon, sich wie der Prominente zu verhalten, der er als bekannter Gangsterboss auch war. "Lass das Versteckspiel und sei nett zu den Leuten!" sagte Read zu seinem Freund. Capone war von da an ein ständiger Gast in der Oper, bei sportlichen Ereignissen und bei öffentlichkeitswirksamen Wohltätigkeitsveranstaltungen. Er war ein bedeutendes Mitglied der Gesellschaft und sonnte sich im eigenen Glanz. Capone galt als freundlich, großzügig und erfolgreich durch die Versorgung einer Menge durstiger Kunden. In einer Zeit, zu der der überwiegende Teil der erwachsenen Bevölkerung schwarz gebrannten Alkohol trank, erschienen Schwarzhändler wie Capone geradezu ehrenwert.

Und wieder schaltet sich Capone-Fachmann Bergreen ein: "Das Kaufen wohlwollender Publicity war nur die eine Seite der Medaille. Politischer Einfluss die zweite. ... Er fuhr fast täglich zu dem Gebäudekomplex, der gleichzeitig als Rathaus und als Kreisverwaltung diente. Er tat alles, um den Eindruck zu erwecken, dass er zur Verfügung stehe als ein Mann, der nichts zu befürchten habe. Immer gut gekleidet und ruhig - ein weiterer politischer Macher, der seine tägliche Runde machte. Capones politisches Flair, sein Drang, in der Öffentlichkeit gesehen zu werden, war einmalig in kriminellen Kreisen, die in der Regel die Öffentlichkeit verabscheuten.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:22
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Fröhliche Gangsterweichnacht!

Im Dezember 1925 brachte Capone seinen kleinen Sohn nach New York, um dessen chronische Ohrentzündung operieren zu lassen. Während sich Sonny in ärztlicher Obhut befand, nutzte Capone den Aufenthalt in New York, um seinen alten Freund Frankie Yale zu besuchen, in dessen Bar er als 18jähriger gearbeitet hatte. Die beiden Männer wollten Schmuggelgeschäfte mit importiertem Whisky regeln, der zu diesem Zeitpunkt ziemlich knapp war. Yale hatte große Whiskyvorräte, für die sich Capone interessierte. Nachdem die beiden Gangster alle Einzelheiten miteinander abgestimmt hatten, lud Yale seinen Freund und Kollegen auf eine Weihnachtsfeier in einen Nachtclub mit dem merkwürdigen Namen "Adonis Social Athletic Club" ein. Denn auch Gangster feiern gerne Weihnachten!

Yale erhielt kurzfristig einen Tipp, dass Schläger einer rivalisierenden Gangsterbande planten, seine Weihnachtsfeier "aufzumischen". Er wollte die Feier absagen, aber Capone witterte die Chance, ein Exempel in New York zu statuieren und bestand auf der Durchführung. Er bereitete sich auf die Störung vor und wartete wie eine Spinne im Netz auf die Gegner aus der anderen Bande. Als die feindlichen Gangster gegen 3 Uhr nachts in den Adonis-Club kamen, führten sie sich beleidigend und anstößig auf. Capone gab das Signal, und sofort war die Hölle los: Die Störenfriede hatten noch nicht einmal Zeit, ihre Waffen zu ziehen - so überraschend und gut koordiniert kam der Angriff durch Capones Männer.

Das Weihnachtsfest war für Capone ein willkommener Anlass, die Überlegenheit der Chicagoer Unterwelt über New York unter Beweis zu stellen. Die Zeitung "New Yorker" kommentierte ehrfürchtig: "Chicago ist die Hauptstadt der Unterwelt und New York ist nur eine abgelegene Provinz. In Chicago hat das Bier aus einem lokalen Gangsterboss als Kopf einer Bande von Schlägern und Revolverhelden den Geschäftsleiter einer großen, überregional und international operierenden Organisation gemacht. Bier, richtiges Bier, ist wie Trinkwasser oder das Telefon naturgegeben ein Monopol." Zudem veröffentlichte das Blatt noch ein geschriebenes Portrait über Capone als "größtem Bandenchef der Geschichte".

Überaus zufrieden und in bester Laune kehrte Capone Anfang 1926 nach Chicago zurück. Er hatte nicht nur in New York ein Zeichen gesetzt, sondern der Whisky-Deal mit Yale sollte auch das Gesicht des amerikanischen Transportwesens verändern. Junge abenteuerlustige Männer, die Geld brauchten, verdienten als Trucker für Capone nicht schlecht. Doch das Glück ist launisch, und Capone machte wenig später einen Fehler ganz anderer Art.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:24
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Capone bekommt Gegenwind

Der junge Billy McSwiggin, der auch als "Hanging Prosecutor" bekannt war, zählte zu den alten Feinden Capones. Denn McSwiggin hatte 1924 ja vergeblich versucht, Capone für einen Mord hinter Gitter zu bringen. Dieser Billy McSwiggin brach am 27. April 1926 zusammen mit zwei Bekannten zum Kartenspielen in eine der Spielhallen Capones auf. Einer der Bekannten war Alkohol-Schwarzhändler nahm die beiden anderen im Auto mit. Der Wagen hatte eine Panne, und so fuhren die vergnügungssüchtigen Männer zu dritt per Anhalter weiter - zufälligerweise bei einem weiteren Schwarzhändler mit dem Namen O´Donnel. Dieser war ein erbitterter Feind Capones. Man verstand sich gut, und alle Auto-Insassen beschlossen, zu einem gemeinsamen Saufgelage nach Cicero zu fahren. Wie es der Zufall wollte, endete die fröhliche Kneipentour in einer Bar, die sich nahe am "Hawthorne Inn" befand, wo Capone gerade zu Abend aß. Dass O´Donnel es wagte, sich in Cicero herumzutreiben, war eine territoriale Beleidigung für Capone.

Capone und seine Gefolgsleute ahnten nicht, in welcher Gesellschaft sich O´Donnel befand. Sie lauerten den betrunkenen Männern vor der Bar auf. Leider kamen Mc Swiggin und einer der Schwarzhändler dabei ums Leben. In Chicago wusste jeder, dass Al Capone für die Schießerei verantwortlich war. Es gab aber nicht den geringsten Beweis - und das Fehlschlagen der groß angelegten Untersuchung zur Anklageerhebung war sehr peinlich für die örtlichen Behörden. Die Polizei lies ihren Frust an Capones Kneipen und Bordellen aus, die eine Reihe von Razzien und Feuerlegungen über sich ergehen lassen mussten.

Capone tauchte den Sommer über für drei Monate unter. Es hieß, dass ihn 300 Kriminalbeamte im ganzen Land, in Kanada und selbst in Italien suchten. Tatsächlich aber fand er zunächst Unterschlupf im Hause eines Freundes in Chicago Heights und später in Michigan. Die drei Monate Versteckspiel hinterließen einen unauslöschlichen Eindruck bei Capone. Er dachte ernsthaft darüber nach, sich von seinem aufregenden aber anstrengenden Leben als Gangsterboss zurück zu ziehen. Er fing an, sich selbst als erfolgreichen Schwarzhändler zu sehen, der sich als Wohltäter für Benachteiligte einsetzte. Das war nicht ganz verkehrt, denn seine Geschäfte in der Schwarzbrennerei und beim Schwarzhandel schufen viele Arbeitsplätze. Arbeitsplätze für Tausende von Menschen, von denen viele arme italienische Einwanderer wie damals seine Eltern waren. Seine Großzügigkeit und seine unternehmerischen Führungsqualitäten wurden legendär.

Da er sich schlecht für den Rest seines Lebens versteckt halten konnte, entschloss sich Capone für die Rückkehr nach Chicago mit kalkuliertem Risiko. Er verhandelte mit der Polizei darüber, sich im Fall McSwiggin zu stellen. Das sollte der erste Schritt in ein neues Leben sein. Der Gangsterboss plante, sein riesiges Vermögen in Zukunft nur in legale Unternehmen zu investieren. Er träumte davon, dann von der Öffentlichkeit als Held der italienischen Immigrantengemeinschaft gefeiert zu werden.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:26
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Friede, Freude, Eierkuchen

Am 28. Juli 1926 war es soweit: Capone kehrte nach Chicago zurück, um sich der Mordanklage zu stellen. Wie sich kurz danach herausstellte, war das die richtige Entscheidung: Die Behörden hatten nicht genug Beweismaterial, um die Anklage aufrecht zu erhalten und Capone hinter Schloss und Riegel zu bringen. Der Gangsterkönig blieb ein freier Mann.

Capone war noch ganz in seiner Rolle als aufgeschlossener Friedensstifter. Trotz eines erst kurz vorher stattgefundenen Anschlags auf sein Leben machte er einen letzten Versuch, mit Hymie Weiss Frieden zu schließen. Er bot diesem eine Allianz und ein damit verbundenes sehr profitables Geschäft an. Hymie schlug das Angebot dummerweise aus. Am nächsten Tag wurde er von einem unbekannten Täter erschossen - und man munkelte, dass Capone dafür verantwortlich sei. Aber es gab mal wieder keine Beweise.

Capone verstärkte seine Bemühungen um Frieden zwischen den rivalisierenden Gangsterbanden. Auf einer großen, von ihm initiierten Friedenskonferenz appellierte er an die übrigen dort versammelten Gangsterbanden und Schwarzhändler, der Gewalt zu entsagen. "Das Geschäft wirft für uns alle genügend ab, auch ohne dass wir uns wie Tiere gegenseitig auf der Straße umbringen. Ich möchte nicht von Maschinengewehrsalven durchlöchert auf der Straße sterben!" machte er seine Meinung deutlich. Am Schluss der Versammlung wurde eine "Amnestie" vereinbart: Erstens sollte es keine weiteren Morde geben und zweitens sollten die Morde aus der Vergangenheit nicht gerächt werden. Die guten Vorsätze hielten immerhin acht Wochen: Während der nächsten zwei Monate kam niemand aus dem Umfeld des Schwarzmarktgeschäftes durch Einwirkung eines andern zu Tode.

Dieser Frieden fand im Januar 1927 jedoch ein jähes Ende, als "Tony der Grieche", ein enger Freund Capones, ermordet aufgefunden wurde. Capone brach über den Verlust des Freundes in Tränen aus und dachte weiter und intensiver darüber nach, sich aus dem Geschäft zurück zu ziehen. Er lud eine Gruppe von Reportern in sein Haus ein und bekochte sie mit einem Spaghetti-Gericht. Dann kündigte er in der Tischrede seinen Rücktritt an. War diese Ankündigung ernst gemeint oder war Capone ein gerissener Schauspieler? Vermutlich meinte er das, was er sagte, ehrlich. Vielleicht hatte er selbst Angst, von einer Kugel im Kopf niedergestreckt zu werden. Doch der Hunger nach Macht, Erfolg und dem aufregenden Leben als Gangsterboss war größer als die Angst.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:27
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Capone setzt auf das falsche Pferd

Das Reformprogramm von Bürgermeister Dever war gründlich fehlgeschlagen. Er hatte sich ja vorgenommen, in seiner Amtszeit die Stadt Chicago aufzuräumen, die Korruption zu beseitigen und das Verbrechen einzudämmen. Nach einer Wahlperiode wurde er wieder abgewählt - und der korrupte Politiker "Big Bill" Thompson kam erneut an die Macht. Er hatte Teile seines Wahlkampfes von einem Vermögen finanziert, dessen Quelle das organisierte Verbrechen war. Es sah ganz danach aus, als ob die Gesetzlosen die Stadt für immer fest im Griff behalten sollten.

Ziemlich überraschend jedoch entschied das Oberste Bundesgericht im Mai 1927, dass ein bestimmter Schwarzhändler eine Steuererklärung abzugeben und wie jeder brave Bürger auch seine Steuern auf die illegalen Einnahmen zu zahlen hatte. Diese Entscheidung würde für Capone Folgen haben, denn auch er verdiente eine Menge Geld mit Schwarzbrennerei. Capone wusste nichts von diesem Fall, und er interessierte sich auch (noch) nicht dafür. Der Gangsterboss wurde nachlässig in der Beobachtung der politischen Ereignisse, und er unterschätzte die Kräfte des Gesetzes, die sich gegen ihn mobilisierten.

Sein oberstes Interesse galt dem öffentlichen Leben und seinen beiden Leidenschaften Musik und Boxen. Er war eng mit dem Boxer Jack Dempsey befreundet, obwohl diese Freundschaft wegen der öffentlichen Bedenken hinsichtlich manipulierter Kämpfe äußerst diskret gepflegt werden musste. Capone war immer ein Liebhaber der Oper gewesen. Jetzt dehnte er seine Aktivitäten auch auf den Jazz aus. Mit der Eröffnung des später legendären Cotton-Clubs wurde Capone zum Jazz-Mäzen, der einige der besten Jazzmusiker seiner Zeit an sich zog und förderte. Anders als viele seiner Kollegen hatte Capone keine rassischen Vorurteile und gewann so das Vertrauen und den Respekt vieler seiner Musiker. Alle, die für ihn arbeiteten, konnten unabhängig von ihrer Hautfarbe mit seiner Großzügigkeit und mit seiner persönlichen Fürsorge rechnen.

Bergreen beschreibt die schillernde Persönlichkeit Capones und die Art, wie er mit Menschen umging: "Er dominierte nicht durch Herumbrüllen, Einschüchterung oder Schikanen, ... sondern dadurch, dass er das Innere der Menschen, ihre Bedürfnisse und Ambitionen ansprach. ... Er ließ sie seine Wertschätzung spüren, und sie boten ihm dafür großzügig ihre volle Loyalität - und diese brauchte und verlangte er. In dem spannungsgeladenen Umfeld, in dem er sich bewegte, war das der einzige, ihm verfügbare Schutz vor einem plötzlichen Tod. Das größte Kompliment, das andere Capone machen konnten, war, ihn einen Freund zu nennen."

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:28
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Capone bekommt Gegenwind 2

Um Weihnachten 1926 herum veranstaltete Capone wieder einmal einen Pressetermin, zu dem er prominente Medienvertreter einlud. "Den Menschen zu dienen ist mein Motto. 90 % der Menschen trinken und spielen. Ich habe versucht, ihnen ordentliche alkoholische Getränke und reelle Spielmöglichkeiten zu bieten. Aber das wird nicht anerkannt, und die ganze Welt kennt mich nur als millionenschweren Gorilla."

Seine große Publicity wurde auf der anderen Seite zunehmend lästiger: Wenn sich Capone an die Westküste aufmachte, war er an jedem Bahnhof von Polizeikräften umgeben. Ein besonders hartnäckiger Polizeibeamte sagte einmal in Los Angeles: "Wir haben hier für Capone und für andere Gangster keinen Platz - ob sie die Stadt nun zu ihrem Vergnügen oder aus anderen Gründen besuchen." Und dieser kalte Wind schlug Capone und seinen Leuten nicht nur in Los Angeles entgegen ... Als Capone einmal von einer Reise an die Westküste heimkehrte, sah er sich plötzlich von sechs Polizisten mit Gewehren im Anschlag umzingelt. Sein Kommentar: "Verdammt noch mal, meint ihr, ich bin Jesse James? Oder wofür soll die Artillerie hier gut sein?" Ungerührt von diesem Einwand umstellte man sein Haus und nahm ihn beim geringsten Anlass fest.

Capone zog die Konsequenz und wich aus. Er ging mit seiner Familie nach Miami, wo das Wetter heiß und der Empfang durch die örtliche Gesellschaft sehr kühl war. Er mietete sich mit Mae und Sonny ein riesiges Haus für die ganze Saison und begann, sich nach einer Dauerresidenz umzuschauen. Über einen Mittelsmann kaufte er in Palm Island ein stattliches 14-Zimmer-Haus im spanischen Baustil. Während der folgenden Monate investierte er ein kleines Vermögen, um den neuen Palast zu renovieren und einzurichten. Er sicherte die prunkvolle Bleibe wie eine Festung mit Betonwänden und schweren Holztüren.

Das Anwesen in Palm Island blieb den "Wachhunden" von der staatlichen Fahndungstruppe nicht verborgen. Ein Agent wurde beauftragt, Einnahmen und Ausgaben Capones zu dokumentieren. Keine einfache Aufgabe, denn mit Ausnahme des Anwesens in Palm Island hatte Capone alle Geschäfte über Mittelsmänner abgewickelt und in bar bezahlt. Parallel dazu machte die Regierung einen weitern Schachzug gegen Capone: Der Jurist George E. Q. Johnson wurde zum U.S.-Staatsanwalt für Chicago ernannt. Und der heftete sich unerbittlich an Capones Fersen. Anlässlich von neuen Vorwahlen in Chicago kam es zu eskalierenden Gewalttätigkeiten. Der Staatsanwalt wurde Ziel von Bombendrohungen. Diese Aktivitäten wurden Capone in die Schuhe geschoben, obwohl er sich in Florida aufhielt. Möglicherweise war der eigentliche Übeltäter der korrupte Bürgermeister "Big Bill" Thompson, der damit seinem politischen Gegner schaden wollte.

Carl the Great
02.01.03, 16:28
Dieser Thread ist hier absolut richtig aufgehoben, ich danke euch abermals für die Eigeninitiative, werter Gerland. :)

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:30
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Auge um Auge, Zahn um Zahn

Während seine Frau Mae sich im Frühjahr 1928 auf einer ihrer extravaganten Einkaufstouren für die Ausstattung des neuen Hauses befand, widmete Capone sich der schwierigen Aufgabe, sich als ehrbarer Bürger von Miami zu etablieren. Aber sein Ruf war ihm schon an den neuen Wohnort vorausgeeilt. Gleichzeitig musste sich Capone mit Schwierigkeiten beschäftigen, die in Zusammenhang mit seinem Geschäftspartner Frankie Yale aufgetreten waren: Die zwischen den beiden Gangstern vereinbarten Alkohollieferungen waren häufig nicht vollständig, und Capone glaubte, dass Yale dahinter steckte. Wenig später wurde Yale unter mysteriösen Umständen um die Ecke gebracht, und niemand konnte dafür gefasst werden. Wieder einmal kam Capone in Verdacht - aber ein Verdacht reicht nun mal nicht aus, um jemand zu beschuldigen.

Im Sommer 1928 errichtete Capone sein Hauptquartier im höchst ehrbaren "Lexington Hotel". Er bewohnte zwei Etagen in dem großen und imposanten Gebäude. In seiner 6-Zimmer-Suite mit separater Küche für die gelieferten Mahlzeiten lebte er wie ein Kaiser. Es wurden Geheimtüren eingebaut, damit Capone im Notfall unentdeckt entkommen konnte. Er war sich darüber im Klaren, dass die Prohibition nicht ewig dauern konnte und plante eine Ausweitung anderer, ebenso lukrativer Geschäftsbereiche. Und Capone hatte einen ziemlich guten Riecher für gute Geschäfte ...

Erwin Rommel
02.01.03, 16:31
Grrrr wie könnt ihr es wagen, mich den Big Fellow (siehe Gameup)
hier beim Namen zu nennen?
Hättet ihr das nicht mit mir absprechen können? Dann hätte ich es doch selbst getan!
Aber so, nein tut mir leid ich muss euch nun leider zu den Fischen zum schlafen bringen!:D

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:38
Verehrter Rommel. Ich bin doch hier um ALLES über euch ans Licht zu bringen;)

Quelle:http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Ein ganz besonderer Valentinstag

Immer wieder begegnete Capone seinem alten Feind Bugs Moran, der ihm in zahlreichen Anschlägen nach dem Leben getrachtet hatte. Als Bugs versuchte, Jack McGurn, einen Freund und Kollegen von Capone, umzulegen, war das Maß endgültig voll. Capone war den Winter über in seinem luxuriösen Quartier in Palm Island. Jack McGurn besuchte Capone Anfang Februar 1927, um die Lösung der andauernden Probleme mit Bugs Moran und seiner Bande zu besprechen. Weder McGurn noch Capone dachten je daran, dass ihr Plan, Bugs Moran das Handwerk zu legen, ein so berüchtigtes Ereignis werden würde, an das man sich noch Jahrzehnte später erinnern sollte. Capone räkelte sich in all seinem Luxus in Florida und wusch sich die Hände in Unschuld. Er delegierte die Planung und Durchführung des Attentats komplett an "Machine Gun" McGurn. Und der war ein schlauer Kopf - nicht nur, was das Ausbrüten von Racheplänen betraf ...

McGurn stellte ein erstklassiges Team zusammen mit Leuten, die alle nicht aus der Stadt waren. Der Plan war einfach, aber genial: Ein Schwarzhändler sollte die Moran-Gang zum Zwecke des Kaufs von sehr gutem Whisky in eine Autogarage locken. Die Auslieferung sollte am Morgen des Valentinstages erfolgen. McGurns Männer würden in gestohlenen Polizeiuniformen auftreten, als handele es sich um eine Razzia. Ebenso wie Capone wollte McGurn möglichst weit weg vom Geschehen sein. Um sich ein wasserdichtes Alibi zu beschaffen, holte er seine Freundin zu sich und zog mit ihr in ein weit entferntes Hotel.

Als das Team von McGurn bei der Autowerkstatt einen Mann erblickte, der wie Bugs Moran aussah, zogen die Gangster schnell ihre Polizeiuniformen an und fuhren mit einem gestohlenen Polizeiauto vor die Werkstatt. McGurns vier Leute spielten ihre Rollen als Polizeibeamte im Einsatz bei einer Razzia perfekt. Sie begaben sich ins Innere des Gebäudes und fanden dort sieben Männer vor - einschließlich der beiden, die im Auftrag von Bugs versucht hatten, McGurn umzubringen. Die "auf frischer Tat ertappten" Schwarzhändler wurden ins Jenseits befördert. Zum Schluss zogen zwei der "Polizisten" jetzt Trenchcoats an, hoben ihre Hände hoch und marschierten vor den beiden anderen Uniformträgern aus der Werkstatt. Jeder, der diese Vorstellung sah, glaubte nun, dass zwei Schwarzhändler in Trenchcoats von zwei Polizisten verhaftet worden seien. Die vier Vollstrecker fuhren in dem gestohlenen Polizeiauto davon.

Es war ein brillanter Plan, der brillant ausgeführt worden war - mit Ausnahme eines kleinen, aber wichtigen Details: Bugs Moran, dem der Anschlag gegolten hatte, war nicht unter den Anwesenden. Er war nämlich zu spät zu dem Treffen gekommen und hatte das Polizeiauto vor der Werkstatt bemerkt. Da er nicht in einer Razzia geschnappt werden wollte, suchte er so schnell wie möglich das Weite. Kurz darauf kamen echte Polizeibeamte in die Autowerkstatt und fanden die leblosen Schwarzhändler.

Man musste kein besonderes kriminalistisches Gespür haben, um herauszufinden, dass der Mordanschlag Bugs Moran gegolten hatte. Ebenso leicht drängte sich der Gedanke auf, dass Capone bei Gelingen des Anschlages der Hauptnutznießer gewesen wäre. Obwohl Capone sich am Valentinstag in Florida und Jack McGurn in den Armen seiner blonden Freundin aufhielt, wussten Polizei, Zeitungen und die Menschen in Chicago genau, dass sie die Schuldigen waren. Aber für eine Verhaftung braucht die Polizei Beweise. McGurn war so clever, seine Freundin schnell zu heiraten, damit sie als seine Ehefrau die Aussage gegen ihn verweigern konnte. Wie so oft mussten alle Anschuldigungen gegen Capone fallen gelassen werden - und niemand wurde je für diesen spektakulären Vorfall verhaftet und vor Gericht gestellt.

Der Valentinstag brachte Capone und seinem Syndikat eine Publicity, die keine andere Gangsterbande je erreicht hatte. Und es handelte sich nicht nur um die lokale Berichterstattung - es war ein Medienereignis, das die ganze Nation beschäftigte. Autoren und Journalisten begannen, Bücher und Artikel über Capone zu schreiben. Bergreen stellt fest: "Niemals hatte es einen Kriminellen wie Al Capone gegeben. Er war elegant, gehörte zum Kern der High Society. Dass er weiterhin inmitten der großen Tiere in Miami lebte und öffentlich verkündete, er liebe seine Familie, war ziemlich unverschämt. Er stellte auch nicht den typischen Außenseiter oder Einzelgänger dar. Er spielte die Rolle eines aus eigener Kraft hochgekommenen Millionärs, der den großen Tieren in der Wallstreet einiges darüber erzählen könnte, wie man in Amerika Geschäfte macht. Niemand stand Capone gleichgültig gegenüber. Jeder hatte eine Meinung über ihn."

Capone genoss seine neue Berühmtheit in vollen Zügen und stellte einen Pressesprecher ein. Die Publicity hatte aber auch negative Folgen für Capone, denn er zog damit die Aufmerksamkeit des Präsidenten Hoover auf sich. "Ich veranlasste umgehend, dass alle Bundesbehörden sich auf Mr. Capone und seine Verbündeten konzentrieren." schrieb Hoover später. Anfang März 1929 fragte er seinen Finanzminister: "Haben Sie den Capone schon geschnappt? Ich will ihn im Gefängnis sehen." Einige Tage später wurde der Gangsterboss in Chicago vor die Anklagejury berufen. Er schien jedoch nicht zu begreifen, wie ernst die mächtigen Kräfte zu nehmen waren, die sich gegen ihn sammelten und konzentrierte sich auf Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Gangstern.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:39
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Capone wird kurzerhand zum "Staatsfeind Nr. 1" erklärt

Capone wurde von vielen verherrlicht, aber es gab auch Stimmen, die seine Verurteilung forderten. Präsident Hoover beschloss, Capones Treiben ein Ende zu bereiten und setzte sich zur Ausarbeitung eines Schlachtplans mit seinem Finanzminister Mellon zusammen. Heraus kam eine zweigleisige Strategie, die nichts mit den Morden zu tun hatte, die man Capone unterstellte. Denn es waren ja alle Versuche fehlgeschlagen, ihn deswegen dingfest zu machen. Die beiden Politiker setzten auf zwei Gesetze: Das Prohibitionsgesetz und das Steuergesetz. Agenten sollten Beweise für Schwarzbrennerei und Steuerhinterziehung sammeln, um Capone damit hinter Gitter zu bringen. Für die Beweise in Sachen "Schwarzbrennerei" war Fahndungsspezialist Eliot Ness verantwortlich. Er begann damit, ein Team von wagemutigen jungen Agenten zusammen zu stellen. Auch wenn der Finanzminister Zweifel hatte, dass es gelingen würde, Capone wegen seiner Verstöße gegen das Prohibitionsgesetz "an den Karren zu fahren", war er sicher, dass die Steuerfalle zuschnappen würde.

In dieser Anfangsphase kümmerten Capone die Pläne seiner Gegner wenig, sofern er überhaupt darüber unterrichtet war. Mitte Mai 1929 begab er sich zu einer Konferenz in Atlantic City, wo Gangster aller Couleur aus dem ganzen Land zusammentrafen. Es wurde über Kooperation anstatt gegenseitiger Zerstörung geredet. Um Ausschreitungen und Rivalitäten auf ein Minimum zu reduzieren, teilten die Gangster das ganze Land in Einflussbereiche auf. Es wurde ein Schiedsgericht ernannt, das die Einhaltung der Grenzen kontrollierte und Abtrünnige bestrafte. Die Konferenz beschloss zudem eine Entmachtung Capones. Er sollte das Verbrecherimperium an Torrio zurückgeben, der es nach seinem Ermessen aufzuteilen hätte. Capone dachte nicht im Traum daran, diesem Beschluss zuzustimmen.

Etwas geladen suchte er nach der Konferenz Entspannung im Kino. Doch nach dem Film holte ihn die Wirklichkeit ein: Als er aus dem Kino kam, warteten am Ausgang zwei Polizeikommissare auf ihn. In weniger als 24 Stunden wurde er verhaftet und kam wegen unangemeldeten Waffenbesitzes in den Knast. Ohne seinen Anwalt sagte Capone natürlich nichts. Er übergab dem Juristen seinen dicken, 11 ½ Karat schweren Diamantring zur Weiteleitung an seinen Bruder Ralph, der auch mit im Geschäft war. Ralph, der orthodoxe Jude Jack Guzik und ein weiterer Vertrauensmann namens Frank Nitti, übernahmen die Geschäfte, während der "Big Boss" seine Zeit in einer Strafvollzugsanstalt verbrachte.

Einen weiteren Rückschlag erhielt das Capone-Syndikat, als Ralph im Oktober 1929 wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde. Als Warnung für andere Gangster führten ihn Agenten der Bundespolizei nach dem Besuch eines Boxkampfes in Handschellen ab. Ralph war nicht annähernd so clever wie sein Bruder Al, wenn es darum ging, seinen Reichtum und seine finanziellen Transaktionen zu verschleiern. Er war nachlässig, gierig und dumm - ein gefundenes Fressen für ehrgeizige Agenten der Steuerfahndung und des Geheimdienstes. Als Folge der entschlossenen und umfassenden Ermittlungen mussten sich auch die beiden anderen Vertretungs-Geschäftsführer den Finanzgerichten stellen.

Capone war also ziemlich kalt gestellt, und die Agenten verstärkten ihre Bemühungen, Beweismaterial für die Schwarzbrennerei und den verbotenen Handel mit Alkohol zu finden. Ralphs Telefonleitungen wurden ständig angezapft. Dank des gesammelten Materials wagten es die Ordnungshüter im Grenzgebiet zum "Wilden Westen", die Tore einer von Capones Brauerein mit einem Schneepflug zu rammen, den sie vor einen LKW montiert hatten. Ermutigt durch das rabiate Vorgehen ihrer Kollegen schnüffelten die Agenten weiter und setzten ihre Abhöraktionen fort. Capone tobte, war aber aus dem Gefängnis heraus ziemlich machtlos.

Mitte März 1930 wurde Capone wegen guter Führung vorzeitig entlassen - und zwar schon einige Monate vor Ablauf der Strafe. Eine Woche später stellte der Leiter der "Kommission für Verbrechensbekämpfung" von Chicago, eine Liste von Staatsfeinden auf. Capone stand an der Spitze, befand sich aber in der guten Gesellschaft seiner engsten Kollegen: Nach ihm folgte sein Bruder Ralph, Frank Rio, Jack McGurn und Jack Guzik. Die Liste wurde in allen Zeitungen veröffentlicht und vom FBI als "Most-wanted-Liste" übernommen. Somit wurde Capone innerhalb kurzer Zeit vom geachteten und bewunderten gesellschaftlichen Mitglied zum "Staatsfeind Nr. 1". Er war gekränkt und wütend über diese Schmähung!

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:42
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Feind hört mit: Der Staat schleust Agenten in Capones Syndikat ein

Politiker und Fahnder waren sich einig: Es mussten Insider in die Organisation Capones eingeschleust werden, um ihm endgültig das Handwerk zu legen. Der Chefermittler hielt sich zu diesem Zweck ein paar Tage in der Lobby des Lexington-Hotels auf, wo Capone sein Hauptquartier hatte. Die Spürnase machte sich ein Bild von den verschiedenen Gangstertypen, die dort ein und aus gingen.

Schon bald hatte er nach diesem Vorbild zwei Spitzel gefunden, die das Syndikat in der Rolle von Gangstern infiltrieren sollten. Die ideale Besetzung schien Michael J. Malone. Er war ein guter Schauspieler mit der Fähigkeit, sich in jedes Milieu einzufügen. Er hatte Nerven aus Stahl und einen scharfen Verstand. Sein dunkelhäutiger, fast mediterran wirkender Typ und seine italienischen Sprachkenntnisse machten ihn zum idealen Kandidaten für die Infiltration des italienisch dominierten Capone-Imperiums. Als Partner für das Unternehmen wurde ihm ein weiterer Undercover-Agent zur Seite gestellt. Malone nahm den Namen "De Angelo" an, der zweite Agent wurde in "Graziano" umbenannt. In aufwendigen Bemühungen wurden für beide falsche Identitäten als kleine Schwarzhändler aus Brooklyn geschaffen. Sie wussten, dass jede Einzelheit der gefälschten Identität minuziös geprüft werden würde, und dass ihr Leben davon abhing, wie gut sie auf ihre Rolle vorbereitet waren.

Um das Auffliegen der Tarnung zu erschweren, wurde noch ein dritter Mann namens Wilson als Kontaktperson dazwischen geschaltet. Er sollte die Fahndung und die Beweisführung koordinieren sowie selbst Nachforschungen anstellen. Im Juni 1930 nahm Jake Lingle, der exzentrische Herausgeber der Zeitung "Chicaco Tribune", Kontakt mit Wilson auf und bot ihm an, ihn bei seinen Untersuchungen durch Informationen zu unterstützen. Lingle war ein Freund Al Capones und prahlte offen mit dieser Beziehung. Bergreen vermutet. "Durch seinen Einfluss fühlte Lingle sich unangreifbar. Tatsache war jedoch, dass er sehr verwundbar war. Als Doppel- oder sogar als dreifacher Agent zu agieren, war zu aufregend für ihn, als dass er der Versuchung hätte widerstehen können. Er gab sich jedoch mit dieser bereits äußerst heiklen Rolle nicht zufrieden, sondern willigte auch ein, der Bundesregierung Informationen über Capone zu liefern."

Lingle sollte seine Arbeit am 10. Juni beginnen - einen Tag vorher hatte er jedoch schon eine Kugel im Kopf. Denn der Gangsterboss war über jeden Schritt seines falschen Freundes informiert - und Untreue zahlte sich bei Capone nie aus. Sein Kommentar zu dem Vorfall: "Zeitungen und Zeitungsreporter sollten sich darum kümmern, Schwarzmarktgeschäfte zu bekämpfen und nicht, sie zu unterstützen. Obwohl es ausgerechnet mir wohl nicht zusteht, das zu sagen, ist das meine Meinung."

Inzwischen hatte Mike "De Angelo" sich im Lexington Hotel eingemietet. Auffällig und teuer gekleidet, hing er an der Hotelbar herum und las seine Zeitungen, bis Capones Männer eine Unterhaltung mit ihm anfingen und ihn über seinen Background auszufragen begannen. "Was suchst du hier eigentlich", fragte ihn einer der Gangster. "Du siehst aus, als ob du getürmt bist und einem Geschäft mit uns nicht abgeneigt wärst. Aber woher willst du wissen, dass wir hier was für Dich haben?" De Angelo spielte mit: "Stimmt. Ich wäre da nicht abgeneigt. Aber es müsste schon was Ordentliches sein. Und wenn ihr's genau wissen wollt, ich bin hier rausgekommen, weil ich dachte, ich könnte vielleicht beim ‚Big Boy' unterkommen."

Die Gangster beschlossen, dem Interessenten erst mal gründlich auf den Zahn zu fühlen und ihn zu durchleuchten. Sie teilten ihm mit, er solle einige Tage in der Nähe bleiben, dann würde man ihm die Antwort mitteilen. De Angelo konnte nur hoffen, dass nichts von seiner konstruierten Identität ans Tageslicht kommen würde, denn sonst wäre er ein toter Mann. Nach ein paar Tagen wurde er auf eine große Party eingeladen - zu einem Treffen mit der Verbrecherbande und mit Capone selbst. De Angelo war sich völlig darüber im Klaren, dass Capone fähig wäre, mit einem Verräter zu feiern und ihm dann kurzen Prozess zu machen. Er ging mit weichen Knien zu der Feier. Glücklicherweise hatte sich die Mühe bei der Erstellung seiner fingierten Identität ausgezahlt. De Angelo erhielt einen Job als Croupier einer von Capones Spielhöllen in Cicero.

Kurz vor der Gerichtsverhandlung gegen Ralph Capone hatte "De Angelo" herausbekommen, dass die Gangster ihre Bemühungen auf die Zeugen der Regierungsseite konzentrierten. Das waren wichtige Informationen, denn die Ordnungshüter veranlassten daraufhin zusätzliche Schutzmaßnahmen für die Zeugen. Im Ergebnis wurde Ralph schuldig gesprochen - und den Zeugen war nichts geschehen. Einige Monate später erhielt "De Angelo" Verstärkung von seinem Agentenkollegen "Graziano". Dieser erhielt einen Job in der Überprüfung der Bierlieferungen von Capone. Kurz vor Weihnachten entdeckten die beiden, dass die Gangster einen Anschlag auf das Leben von Wilson planten und konnten ihn gerade noch rechtzeitig verhindern. Da die Organisation von Capone jetzt über Wilson Bescheid wusste, sollte er aus Sicherheitsgründen abgelöst werden. Das wollte Wilson jedoch nicht. Der geplante Anschlag auf sein Leben erhöhte nur seine Entschlossenheit, Capone endlich aus dem Verkehr zu ziehen.

Der größte Erfolg der Fahndungsarbeit kam jedoch, als "Graziano" sich mit einem der Angestellten von Capone unterhielt. "So schlau sind die Schnüffler von der Steuer scheinbar auch wieder nicht. Sie haben Al's Bücher der letzten fünf Jahre, die ihn ins Kittchen bringen könnten. Aber sie sind zu blöd dazu, das zu nutzen." Diese unbedarfte Äußerung brachte die staatlichen Fahndungen einen riesigen Schritt voran. Wie sich herausstellte, befand sich ein wichtiges Beweisstück unter den Bergen von Akten, die man während einer Razzia im Hawthorne Hotel beschlagnahmt hatte: das Hauptbuch, in dem finanzielle Transaktionen für die Jahre 1924-1926 aufgeführt waren. Jetzt mussten nur noch die Identitäten der beiden Buchhalter, die die Eintragungen gemacht hatten, herausgefunden werden. Das schien zunächst nicht so einfach zu sein, denn die Handschriften war keinem der Männer Capones zuzuordnen. Es war außerdem möglich, dass Capone sich die Buchhalter nach der Beschlagnahmung der Bücher in weiser Voraussicht vom Leibe geschafft hatte.

"Graziano" ging ein enormes Risiko ein, als er den Mann, der im von der Sache erzählt hatte, fragte, ob man sich um die Buchhalter ‚gekümmert hatte'. Der Gangster antwortete: "Man hat sich nicht direkt um sie gekümmert. Sie waren einfach nur ein paar Trottel. Nach der Razzia im ‚Smoke' vor fünf Jahren sind sie aber von hier weggegangen." So unglaublich es klingt, aber er nannte Graziano sogar die Namen der beiden Männer! Anfang 1931 machten die Fahnder den einen Buchhalter in Miami ausfindig. Ironischerweise arbeitete er auf einer Pferderennbahn, die Capone während seines Aufenthalts in Florida fast täglich besuchte. Frank Wilson fuhr nach Miami, um sich mit ihm zu unterhalten. Mit dem Buchhalter im Schlepptau konnte er gerade noch aus der Stadt entkommen. Und zwar ziemlich genau eine halbe Stunde vor dem Eintreffen einer Wagenladung voll Gangster, die im Auftrag von Capone nach dem Informanten suchten. Der andere Buchhalter wurde ebenfalls rechtzeitig von den Gesetzeshütern gefunden. Beide Männer stimmten einer Zusammenarbeit in vollem Umfang zu und erhielten dafür maximalen Schutz.

Auf staatlicher Seite war der Chefermittler Eliot Ness an der zweiten Front immer erfolgreicher bei der Auffindung und Schließung der Brauereien Capones. Er hatte mit seinen Agenten eine eindrucksvolle Dokumentation über Tausende von Verstößen gegen das Prohibitionsgesetz zusammengestellt, die gegen Capone verwendet werden sollten, falls die Anklage wegen Steuerhinterziehung erfolglos verlaufen würde.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:43
Quelle: http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html ( [url)

Provokation statt Lorbeeren: Der Staat spielt seine Macht aus

Ende 1930 bereitete sich Capone auf eine größere Publicity-Kampagne vor. Er eröffnete eine Suppenküche für Arbeitslose, die ihre Jobs wegen der sich verschärfenden Wirtschaftskrise verloren hatten. In den letzten beiden Monaten des Jahres teilte die Suppenküche drei freie Mahlzeiten am Tag aus. "Die Suppenküche war eine sorgfältig kalkulierte Maßnahme mit dem Ziel, sein Image zu rehabilitieren und sich bei der Arbeiterschaft einzuschmeicheln, die ihn inzwischen - wie er wusste - als unvorstellbar reichen und mächtigen Bonzen betrachteten" (Bergreen). Capone sonnte sich nur kurz in seinem Glanz als Wohltäter, denn sein Hauptfeind von staatlicher Seite, Eliot Ness, plante eine Provokation der Sonderklasse.

Bei den vielen erfolgreichen Razzien in Capones Brauereien und sonstigen Firmen aus dem Schwarzbrennereibetrieb hatte Ness etwa 45 Lkws der verschiedensten Typen beschlagnahmt - die meisten davon nagelneu. Diese Fahrzeugsammlung sollte öffentlich versteigert werden. Um die Lkws bis dahin geschützt unterzubringen, hatten die staatlichen Stellen den Bau einer neuen Halle in Auftrag gegeben. Ness ließ alle Trucks blitzblank polieren. Dann orderte er eine Gruppe Fahrer, die den Convoy überführen sollte. Als alles bereit stand, tat der Ermittler seinen kühnsten Schritt: Er schaffte es, Capone selbst ans Telefon zu kriegen. "Hey Snorkey" - Ness nannte ihn bei dem Spitznamen, den nur enge Freunde benutzten - "was ich dir sagen wollte: Wenn du um Punkt 11 aus deinem Fenster auf die Michigan Avenue runterguckst, kannst du was zu sehen kriegen, das dich interessieren wird." "Was ist los?" fragte Capone neugierig. "Guck einfach runter und du wirst schon sehen", sagte Ness scheinheilig, bevor er auflegte.

Die Autokolonne fuhr um 11.00 Uhr morgens vor dem Hauptquartier im Lexington Hotel vorbei. In langsamer Fahrt passierte sie einige Gangster, die vor dem Hotel herumlungerten. Auf dem Balkon von Capone konnte Ness das wilde Gestikulieren und die dort herrschende Verwirrung erkennen. Für ihn und sein Team war dies ein großer Tag. "An diesem Tage", erklärte er später, "haben wir die schlimmste Verbrecherbande der Kriminalgeschichte in Rage gebracht.... Inzwischen wussten sie sicherlich, dass wir bereit waren, die Sache bis zum Ende auszukämpfen." Ness hatte es mit Sicherheit geschafft, Capone wütend zu machen. Aber nicht nur das: Er fügte auch Capones Geschäften einen erheblichen Schaden zu. Brauereiausrüstungen in Millionenwert waren beschlagnahmt oder zerstört worden. Tausende Liter Bier und Alkohol waren weggeschüttet und die größten Brauereien geschlossen worden.
Die Bande musste ihre Bestechungsgeschäfte einschränken. Bier wurde inzwischen aus anderen Gebieten importiert, um alle Kneipen versorgen zu können. Die Lage wurde noch schlechter, als ein gigantischer Betrieb, der täglich 20.000 Gallonen Bier lieferte, in einer Razzia Ness' Leuten zum Opfer fiel.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:46
Quelle:http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Die Abrechnung: Capone steht vor Gericht

Im Frühjahr des Jahres 1931 stand die Arbeit der Behörden kurz vor dem Abschluss. Angesichts des baldigen Ablaufs einer Verjährungsfrist für frühere Verstöße mussten die Vergehen schnell vor Gericht verhandelt werden. Die Anklagejury der Geschworenen erhob Anklagepunkte bezüglich Steuerhinterziehung und Verstößen gegen das Prohibitionsgesetz, die Capone für 34 Jahre hinter Gitter gebracht hätten, würde die Regierungsseite gewinnen. Die Anwälte Capones boten dem Staatsanwalt einen Deal an. Capone würde sich für schuldig bekennen, wenn er eine relativ leichte Strafe erhielte. Nachdem er das Angebot mit anderen besprochen und überdacht hatte, nahm der Staatsanwalt an und empfahl eine Strafe zwischen 2 und 5 Jahren. Capone betrat am 16. Juni einigermaßen guter Dinge den Gerichtssaal. Nachdem er sich für schuldig erklärt hatte, vertagte der Richter die Anhörung auf den 30. Juni. Capone erzählte der Presse, er habe Angebote von Filmstudios über die Verfilmung seines Lebens. Er war in bester Laune, als er Ende des Monats zur Urteilsverkündung vor dem Gericht erschien.

Der Richter aber hielt eine kleine Überraschung für Capone bereit. "Die Parteien in einem Strafverfahren dürfen über das zu erwartende Urteil keinerlei Vereinbarungen treffen", sagte er mit fester Stimme. Er machte klar, dass er die Empfehlungen des Staatsanwaltes zwar berücksichtigen würde, dass er aber nicht an sie gebunden war. "Es wird Zeit, dass jemand dem Angeklagten klar macht, dass es absolut unmöglich ist, mit einem Bundesgericht einen Handel abzuschließen." Das war ein Schock für Capone, denn die getroffene Vereinbarung und das Schuldgeständnis waren damit für die Katz. Capone wurde die Möglichkeit eingeräumt, sein Geständnis zurück zu ziehen, und das Verfahren wurde für den 6. Oktober festgelegt.

Capone verbrachte den Sommer in Freiheit in seinem alten Versteck in Michigan. Anscheinend hatte er seine Hoffnungen aufgegeben, das Verfahren zu beeinflussen - aber seine Männer noch nicht. Hinter den Kulissen stellte seine Organisation eine Liste der möglichen Geschworenen zusammen und begann, sie auf jede mögliche Art zu bestechen. Die Bestechungen flogen aber auf und die Meldung davon wurde dem Richter zugetragen. "Meine Herren, bringen Sie die Sache nur wie geplant vor Gericht,", sagte er zuversichtlich, "und überlassen Sie mir den Rest." Die Luft wurde also immer dünner für Capone.

Am 6. Oktober 1931 eskortierten 14 Kriminalbeamte Capone zum Gebäude des Bundesgerichtshofes. Die Sicherheitsvorkehrungen waren äußerst streng. Capone wurde sogar durch einen geheimen Tunnel zu einem Frachtaufzug gebracht. Der Gangsterboss trug einen konservativen blauen Anzug aus Sergestoff. Diesmal zierten ihn keine auffälligen Ringe oder sonstiger protziger Ganovenschmuck. Alle großen Zeitungen hatten ihre besten Talente entsandt. Es war ein "Who is Who" des Zeitungsjournalismus. Capone wurde mehrfach die Frage gestellt: "Sind Sie besorgt?" Der Gangsterboss war ein Mann mit stahlharten Nerven, der sich auch in noch so brenzligen Situationen beherrschte. "Besorgt?", antwortete er lächelnd, "na ja, wer wäre das nicht?".

Ein Journalist verglich den Staatsanwalt und Capone so: "Capones fleischiges Gesicht und sein Specknacken standen in auffallendem Kontrast zu dem schmalen Gesicht des Staatsanwalts, seinem grauen Haarschopf und seiner drahtigen Gesamterscheinung." Bergreen bemerkt: "Zu diesem Zeitpunkt war er jedoch noch ganz zuversichtlich. Er ging davon aus, dass seine Organisation die Geschworenen im Griff hatte, und dass er bis zu seinem sicheren Freispruch lediglich jeden Tag höflich und respektvoll vor Gericht erscheinen müsste. Und dann wollte er den Hochherzigen spielen und der Presse erklären, er sei niemandem böse. Er wisse ja, dass die Leute bei Gericht auch nur ihre Pflicht täten."

Wenig später betrat der Richter den Gerichtssaal und spielte gleich zu Anfang einen wichtigen Trumpf aus "Für Richter Edwards beginnt heute ein anderes Verfahren", kündigte er an. "Gehen Sie in seinen Gerichtssaal rüber und bringen Sie mir alle seine Geschworenen hierher. Meine Geschworenen bringen Sie bitte zu Richter Edwards hinüber." Alle anwesenden Gangster waren geschockt, am meisten aber Capone und sein Anwalt. Die neuen Geschworenen - die meisten von ihnen Weiße aus ländlichen Gebieten - hatten niemals auf irgendeiner Liste von Capone gestanden und keinen von ihnen hatte man zu bestechen versucht. Diese Geschworenen konnten jetzt auch nachts abgeschirmt werden, so dass die Gangster von Capone sich ihnen nicht nähern konnten. Ein wirklich geschickter Schachzug!

Am späten Samstag Abend, dem 17. Oktober 1931, waren die Beratungen der Geschworenen abgeschlossen. Capone wurde in der Steuerhinterziehungssache in einigen, jedoch nicht in allen Punkten für schuldig gesprochen. Am folgenden Samstag verurteilte der Richter Capone zu 11 Jahren Haft, zu 50.000 $ Geldstrafe und zur Zahlung der Gerichtskosten in Höhe weiterer 30.000 $. Eine Freilassung gegen Kaution wurde abgelehnt, und Capone wurde bis zur Verlegung in eine Strafvollzugsanstalt des Bundes, das Gefängnis von Cook County überführt. Wahrlich trübe Aussichten für den größten aller Gangsterkönige!

Als Capone den Gerichtssaal verließ, klebte ein Beamter der Steuerbehörde schwungvoll Pfändungssiegel auf das Eigentum des Gangsterbosses, damit die Regierung ihre Steuerforderungen decken konnte. Capone verlor bei dieser ungeheuren Beleidigung nun doch die Nerven und versuchte, den Mann anzugreifen. Er wurde jedoch von drei kräftigen Vollzugsbeamten mit Mühe zurückgehalten. Capone fügte sich in sein Schicksal. "Nun, ich bin auf dem Wege, die elf Jahre abzusitzen", sagte er und blickte seine Widersacher an. "Mir bleibt keine andere Wahl, das ist alles. Ich bin niemandem böse. Einige haben Glück, ich hatte keins. Es gab in meinem Geschäft sowieso langsam zu hohe Kosten. Wir mussten dauernd nur Schmiergelder zahlen und Lkws und Brauereien ersetzen. Man sollte das Geschäft für gesetzmäßig erklären." "Wenn es gesetzmäßig wäre, hätten Sie mit Sicherheit nichts damit zu tun haben wollen," sagte der Chefermittler zu Capone beim Weggehen. Er sah den berühmten Gangsterboss zum letzten Mal.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 16:48
Quelle:http://www.ifrance.com/SopranoClan/capone/13.html

Hinter schwedischen Gardinen

Zunächst saß Al in der Strafvollzugsanstalt von Atlanta ein, wo er schnell der prominenteste der Gefangenen wurde. In kürzester Zeit wurden Vorwürfe laut, er führe dort ein Leben "wie ein König". Obwohl das sicherlich übertrieben war, lebte er mit Sicherheit besser als die übrigen Strafgefangenen - mit mehr Socken, Unterwäsche, Bettüchern etc. als alle anderen. Er konnte sich diese Extravaganzen dank eines ausgehöhlten Griffs in seinem Tennisschläger leisten, in dem er heimlich einige Tausend Dollar aufbewahrte.

1934 übernahm Generalstaatsanwalt Homer Cummings die Leitung des Staatsgefängnisses auf der Insel Alcatraz, wo gefährliche, schwierige Kriminelle untergebracht wurden. In einem Radiointerview erklärte Cummings, "hier können wir Kriminelle der bösartigen, unverbesserlichen Sorte isolieren und somit verhindern, dass ihr schlechter Einfluss sich auf andere Gefangene überträgt." Im August 1934 wurde Capone nach Alcatraz verlegt. Die Tage, wo er im Gefängnis "wie ein König" leben konnte, waren damit endgültig vorbei. Harte Zeiten für Capone!

In der Literatur wird Capones Gefängnisalltag so beschrieben: "Von Alcatraz aus konnte Capone absolut gar nichts mehr regeln. Es war unmöglich, Briefe oder Nachrichten herein- oder herauszuschmuggeln.
Alle eingehenden Briefe wurden zensiert und dann vom Wachpersonal mit Schreibmaschine abgetippt. Nicht zulässige Themen, wie geschäftliche Angelegenheiten oder die Tätigkeit seiner Partner, wurden weggelassen. Die Zensoren ließen sogar die Erwähnung aller Ereignisse neueren Datums streichen. Zeitungen waren nicht zugelassen. Zeitschriften mussten über 7 Monate alt sein. Neuankömmlinge waren die einzige Quelle, von denen Neuigkeiten irgendwelcher Art zu erfahren waren. Die Gefangenen konnten bestenfalls einen - rigoros zensierten - Brief pro Woche schreiben, und auch das nur an engste Familienmitglieder. Nur diese - und monatlich höchstens zwei Personen - konnten die Gefangenen besuchen. Für jeden Besuch musste ein gesonderter Antrag beim Gefängnisaufseher gestellt werden. Besucher und Gefangene hatten keinen physischen Kontakt miteinander. Sie waren durch eine Glasscheibe getrennt .... Niemand konnte Capone Geld ins Gefängnis schmuggeln - er hätte es dort ohnehin nicht ausgeben können." Wer hält solche Lebensbedingungen schon auf Dauer aus, ohne zu verzweifeln oder durchzudrehen?

Capone war ein Mann mit außerordentlicher Widerstandsfähigkeit. Es schien ihm einigermaßen gut zu gehen - und er kam, was die Anpassung an die Situation betrifft, besser zurecht als die meisten. Aber sein Körper rebellierte mehr und mehr gegen das knallharte Leben in Alcatraz. Um 1938 ging es ihm, der immer stark gewesen war, sehr schlecht. Das letzte Jahr seiner Gefängnisstrafe, die wegen guter Führung auf sechs Jahre vermindert worden war, verbrachte Al im Krankenhaustrakt. Im November 1939 wurde er entlassen. Mae ließ ihn in ein Krankenhaus in Baltimore bringen, wo der gebrochene Mann bis März 1940 weiter behandelt wurde.

Sein geliebter Sohn Sonny Capone schien trotz seines ungewöhnlichen familiären Hintergrunds ein bemerkenswert freundlicher und gut angepasster junger Mann zu sein. 1940 heiratete er eine Irin und ließ sich in Miami nieder. Sonny und Diana schenkten Al und Mae vier Enkeltöchter, die mit verschwenderischer Aufmerksamkeit umsorgt wurden. Seine letzten Lebensjahre, die er in der ruhigen Zurückgezogenheit seines luxuriösen Besitzes auf Palm Island verbrachte, verschlechterte sich der Gesundheitszustand Al Capones langsam. Mae blieb an seiner Seite, bis er am 25. Januar 1947, umgeben von seiner trauernden Familie, an Herzversagen starb.

In 48 Jahren hatte Capone dem Milieu von Schwarzbrennerei, Schwarzhandel mit Alkohol und Schutzgelderpressung seinen Stempel aufgedrückt und mehr als irgendjemand sonst die Unsinnigkeit der Prohibition demonstriert. Nebenbei hatte er daran ein Vermögen verdient. Außerdem hatte er die Phantasie der amerikanischen Öffentlichkeit eingefangen und lange Zeit beschäftigt, wie es sonst kaum einer prominenten Persönlichkeit gelungen ist. Der Ruhm Al Capones hätte flüchtig sein können, eine vorübergehende Erscheinung. Stattdessen hielt er sich dauerhaft im Bewusstsein der Amerikaner, für die er das Konzept der Kriminalität als durchorganisierter Unternehmenskonzern entwickelte. Wie er selbst immer wieder betont hatte, waren viele seiner Verbrechen relativ. Die Schwarzbrennerei war nur deshalb ein Verbrechen, weil eine Reihe von Gesetzen dies so bestimmt hatte. Und letztendlich wurden diese Gesetze aufgehoben.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 18:03
Quelle: http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/Newyork.htm

GAMBINO - Der erste Boss war Salvatore D`Aquila. Nach dem alten Boss der Bosse-System regierte er bis zu seiner Ermordung im Jahr 1928. Danach folgte für 3 Jahre Frank Scalise, mit A. Anastasia in 2. Position. Von 1931 bis 1951 kontrollierte Vincent Mangano (auch der Clan wurde zu dieser Zeit nach ihm benannt) die Familie. Mangano war ein sehr guter Geschäftsmann, seriös und diskret hielt er 20 Jahre den Clan zusammen. Sein Capo war A. Anastasia ("der Henker"), dieser ein schlechter Geschäftsmann aber dafür immens wichtig als Killer. Er führte mit Lepke das MURDER INC. an, auf dessen Konto ca. 400 Morde gehen, Anastasia sagt man alleine 50 Morde nach! Auf Anastasias Konto geht auch das Verschwinden 1951 Manganos und der Ermordung seines Bruders Philip Mangano (Consigliere)!
Darauf hiess der neue Boss A. Anastasia!
Während dem Costello/Genovese Streit stellte sich Anastasia hinter seinem Freund Costello, Anastasias 2.Mann war Carlo Gambino, dieser unterrichtete Genovese von den geheimen Treffen Anastasias mit Costello. Genovese wußte, er mußte nach dem mißglückten Attentat auf Costello handeln. Am 25. Okt. 1957 begab sich Anastasia in den Frisiersalon des Sheraton-Hotels. Während seiner Rasur betraten 2 Herren den Salon und feuerten auf ihn ihre Magazine leer. Es war der selbe Salon wo vor 29 Jahren Arnold Rothstein hingerichtet wurde.
Nach diesem Attentat wurde mit Zustimmung Genovese Carlo Gambino der neue Boss, ab nun soll nach ihm bis heut der Clan benannt werden. Carlo Gambino war der beste Boss, immer seriös, selten war etwas über ihn in der Presse zu lesen, und ihm gelang es, das der Gambino Clan zur mächtigsten Familie in der Stadt wurde. Keine einzige Nacht mußte er in einer Zelle verbringen, 20 Jahre dauerte seine Regentschaft!
1976 verstarb er; noch an seinem Totenbett ernannte er seinen Cousin Paul Castellano zum neuen Boss! Castellano war ein großartiger Geschäftsmann, in seiner Zeit boomte das Baugeschäft in NY, und diese wurde kontrolliert von den Gambinos + Genoveses - Preisabsprachen waren die Regel! Nur Castellano hatte wenig Kontakte zur Strasse, und von hier wollte wieder mal jemand ganz nach oben - John Gotti!
Ein paar Tage vor Weihnachten 1985, mitten auf der Strasse, geschmückt mit Weihnachtslichtern, liegt Castellano erschossen, sein Fahrer tot im Wagen! Es war ein Putsch wie Gotti die Macht der Gambinos übernahm! Ende der 80er konnte Gotti 3 Anklagen abwenden, daher der Beiname "Teflon" (Abschmettern)! 1991 folgte erneut eine Anklage gegen ihn und seinem Consigliere Frankie Locascio, und diesmal sagt sein Underboss Sammy "the bull" Gravano gegen Gotti (und auch Gigante)aus! (Gravano ging einen Deal mit den Feds ein, trotz 19 Morde bekam er nur eine 5jährige Haftstrafe! Vorläufig, denn im Jahr 2000 wurde er erneut verhaftet, er baute mit seiner Familie einen gigantischen Drogenring in Arizona auf.)
Danach wurde sein Sohn John Gotti Jr. zum neuen Action Boss, dieser wurde 1999 allerdings zu einer 5 jährigen Haft verurteilt. Seit 1999 bis vor kurzem übernahm Peter Gotti das Kommando! Kurz vor John`s Tod (siehe NEWS) wurde sein Bruder Peter verhaftet. Zur Zeit wartet alles auf John Jr. Entlassung, der neue Boss wurde vor kurzem Arnold "Zeke" Squitiere.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:41
Quelle: http://www.discovery-channel.de/de/pub/tv/geschichte/itempageg/item_ID/3488/seriesteaser/no

DIE PROHIBITION

Das Jahr 1920 bescherte den Gangstern der USA ein unverhofftes Geschenk: Die Prohibition. Als "ehrenwertes Experiment" bezeichnet, sollte es die amerikanische Gesellschaft auf den Pfad der Tugend zurückführen, doch man erreichte das Gegenteil: Der Alkoholkonsum erlebte einen wahren Boom und das Verbrechertum ebenso. Diese Episode der Discovery Channel-Dokumentarserie "Al Capone und Co." begleitet den Werdegang von Männern wie Al Capone, die es Dank Unterstützung der US-Regierung zu Einfluss und Reichtum brachten.
Mehr als zwei Jahrzehnte lang hatten Abstinenzbewegungen vergeblich gegen den übermäßigen Alkoholkonsum gekämpft. Der hart arbeitenden Bevölkerung auf dem Lande und in den kleinen Städten, war die "Partygesellschaft" der Großstädte ein Dorn um Auge. Das Volk sollte zurückkehren zu Genügsamkeit und tugendhaftem Leben. Aber in der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Ersten Weltkrieg, stand dem Volk nicht der Sinn nach "Genügsamkeit", es wollte seinen Spaß. Der Januar im Jahr 1920 mit dem neuen Prohibitionsgesetz, das Getränke mit mehr als 0,5 Prozent Alkohol verbot, war die Geburtsstunde der "Bootlegger". Eine neue Gangstergeneration, die Alkoholschmuggler, sahen ihre Chance: Das Gesetz hatte eine Lücke - zwar waren "Herstellung, Transport und Konsum" von Alkohol verboten, nicht aber der "Verkauf". Fortan sah man sie in den Rathäusern ein und ausgehen, auf ihren Schmiergeldlisten standen Politiker, Stadträte, Rechtsanwälte, Richter und Geschworene ebenso, wie einfache Polizeibeamte, die mitunter in einer Woche mehr an Schmiergeldern kassierten, als sie in einem ganzen Monat verdienten.
Die 20er Jahre waren auch die Zeit der "Flüsterkneipen", Bars mit illegalem Alkoholausschank. Um den Razzien durch die FBI-Agenten zu entgehen, waren sie mit den abenteuerlichsten Warnsystemen und Sicherheitsvorkehrungen versehen. Im berühmten 21Club in New York sind sie heute noch zu sehen.
Wo viel Geld zu verdienen ist, ist der Konkurrenzkampf hart und der wurde offen in den Straßen ausgetragen, wo rivalisierende Banden sich Feuergefechte mit einer Waffe lieferten, die sozusagen als Überbleibsel des ersten Weltkriegs auf dem Markt auftauchte: Die Thompson Maschinenpistole M1, "Tommy Gun" genannt. Besonders schlimm war es in Chicago. Keine Stadt war so korrupt, nirgendwo wurden mehr Morde begangen. Hier ließ sich der Mann nieder, dessen Name ein für alle mal mit dieser Zeit verbunden ist: Al Capone. Jahrelang konnte er, von Polizei und Politik unbehelligt, sein Verbrecherimperium aufbauen.
Doch der 14. Januar 1929 brachte ein jähes Ende: Das Massaker am Valentinstag, mit dem Capone seinen letzten Erzrivalen, Bugs Moran, beiseitigen wollte, rüttelte nicht nur die Amerikaner auf. Die Kaltblütigkeit und Brutalität dieses Verbrechens erregte weltweites Aufsehen, die Haltung gegenüber Al Capone änderte sich schlagartig und man begann Jagd auf ihn und seinesgleichen zu machen.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:45
Quelle:http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/chronik.htm

Die Chronik der Cosa Nostra

1878: Im kalabrischen Cosenza wird der später unter dem Namen „Big Jim“ berühmt gewordene Colosimo geboren.

1886: In Castellemare del Golfo wird Salvatore Maranzano geboren.

1887: Giuseppe Masseria kommt in Castellemare del Golfo zur Welt.

1889: Francesco Castiglia wird in Cosenzo (Kalabrien) geboren. Er nennt sich später Frank Costello.

1895: Colosimo wandert in die USA ein. Im gleichen Jahr kommt auch Costello in New York an.

1897: Louis „Lepke“ Buchalter wird in Brooklyn geboren

November 1897: In Lercara Friddi auf Sizilien erblickt Salvatore Lucania das Licht der Welt. Er wird später als „Lucky Luciano“ bekannt.

17.01.1899: In New York wird Alphonse Capone in New York geboren. Seine Eltern waren 1894 von Neapel aus in die USA ausgewandert.

1901: Vito Cascio Ferro wandert von Sizilien nach New York aus. Er gilt als Mitglied der „Schwarzen Hand“ und wird einer ihrer New Yorker Führer. Die „Schwarze Hand“ wird später auch „Unione Siciliana“ genannt. Sie bildet einen Geheimbund und verkörpert die Cosa Nostra. Weitere Führer sind Giuseppe Morello, Ignazio Lupo und Francesco Uale, auch Frankie Yale genannt.

1902: Im russischen Grodno komt der Jude Meyer Suchowljansky zur Welt. Im gleichen Jahr wird der Jude Arthur Flegenheimer geboren. Er wird später als Dutch Schultz berühmt-berüchtigt. Der 15jährige Giuseppe „Joe“ Masseria kommt nach New York. Er wird unter der Regie von Ignazio Lupo groß.

1904: Der zweiundzwanzigfache Mörder Vito Cascio Ferro kehrt nach Sizilien zurück.Er gilt als der erste Boß der Bosse (Capo di tutti capi).

1906: Salvatore Lucania wandert in New York ein und nennt sich fortan Charles Luciano

1907: Giuseppe „Joe“ Masseria wird zum ersten mal wegen Einbruch und Erpressung zu mehreren Monaten auf Bewährung verurteilt. Im gleichen Jahr heiratet er Marie Guarino.

24.05.1908: In Chicago wird Momo „Jimmy“ Salvatore Giancana geboren. Er wird später meist nur Sam „Mooney“ Giancana gerufen.

06.02.1910: Calogero Minacore kommt in Tunis (Nordafrika) zur Welt. Er wird sich später Carlos Marcello nennen. Seine Eltern waren erst kurz zuvor in Tunis auf Suche nach Arbeit von Sizilien eingetroffen. Acht Monate später treffen die Minacores in New Orleans ein.

1910: Carmine Galante kommt im New Yorker Stadtteil East Harlem zur Welt.

1911: Gaetano Lucchese, später Thomas „Three-Finger-Brown“ genannt, kommt nach New York. Der Spitzname rührt daher, daß er immer mit dem Mittelfinger schoß.

Am 08. April trifft Meyer Suchowljansky, später auch „Little Man“ genannt, in New York ein. Da es Sprach- und Schreib-schwierigkeiten gibt, wird in die Einwanderungspapiere der Name Meyer Lansky eingetragen. Er wird später das Finanzgenie der Cosa Nostra und „Erfinder“ der Geldwäsche.

1912: Im Alter von 16 Jahren kommt Vito Genovese nach New York.

26.07.1915: Im New Yorker Stadteil Brooklyn kommt Constantino Paul Castellano zur Welt.

1916: Wegen Heroinbesitzes wird Charles Luciano erstmals festgenommen. Um diese Zeit freundet er sich mit Frank Costello, Meyer Lansky, den deutschstämmigen Juden Benjamin „Bugsy“ Siegel, Joseph „Doc“ Stacher und Samuel “Red“ Levine an. Letzterer war ein Vetter von Meyer Lansky. Sie alle werden Mitglieder der berühmten „Five-Point-Gang“. Etliche Mitglieder dieser Gang werden später Mitglied der Cosa Nostra bzw. schließen sich andern Gangs an und arbeiten mit der Cosa Nostra/Unione Siciliana zusammen.

1918: In Sizilien stehen Calogero Vizzini und Giuseppe Genco Russo vor Gericht, werden aber freigesprochen. Die Anklage lautete auf Raub und Erpressung

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:48
Quelle:http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/chronik.htm

Die goldenen Zwanziger Jahre für die Mafia

Während die Cosa Nostra auf Sizilien noch ein ländliches Phenomän mit Viehdiebstahl und der Kontrolle von Wasserquellen war, entwickelte sich in den USA - begünstigt durch das Verbot von Alkoholausschank - die Cosa Nostra zu einem ernsthaften Probefall auf die amerikanische Demokratie. Der Alkoholschmuggel blühte und machte alle Beteiligten zu Millionären. Sizilianer kooperierten mit jüdischen Gangs und sahen sich in schwere Kämpfe mit den irischen Gangs verwickelt. Es war auch die Zeit als sich die Unione Siciliana - auf Grund der Ausschaltung seiner Führer - auflöste und sich die Familien bildeten.

Von 1924 - 1929 wird die Cosa Nostra auf Sizilien fast völlig ausgeschaltet. Die Faschisten unter den Präfekten Cesare Mori verhaften dabei aber auch zahlreiche Unschuldige bzw. Familienangehörige und lassen diese z.T. foltern.



16.01.1920: Das Volstead-Gesetz tritt in Kraft. Alkohol darf nur noch zu medizinischen Zwecken hergestellt werden.

11.05.1920: Der aus Italien 1895 eingewanderte James „Jim“ Colosimo ist der große Boß der Chicagoer Unterwelt. Für ihn arbeitet sein Neffe John Torrio. Als Colosimo an diesem Tag um 16.30 Uhr sein Büro verläßt, wird er im Foyer des Hauses von Frankie Yale, einem der New Yorker Führer der Unione Siciliana erschossen. Yale hatte gehofft, sich ein großes Stück von „Big Jim´s“ Kuchen abschneiden zu können.Schon schnell merkt Yale jedoch, daß er besser in New York bleibt. John Torrio übernimmt Colosimo´s Erbe.

1921: Der 19jährige Carlo Gambino reist als illegaler Passagier in New York ein. Al Capone geht nach Chicago, wo er seinem Mentor John Torrio folgt.

09.05.1922: Auf Vincenzo Morello, Bruder von Giuseppe Morello, wird geschossen. Er stirbt Urheber des Anschlages war Joe Masseria, der im folgenden Bandenkrieg sich die Kontrolle über die Lower East Side in New York erkämpft. Noch am selben Tag mißlingt ein Vergeltungsschlag gegen Masseria.

08.08.1922: Ein weiterer Anschlag auf Joe Masseria mißlingt.

1923: In Cinisi auf Sizilien wird Gaetano Badalamenti geboren.

01.04.1924: Frank Capone, der Bruder von Al Capone, wird von der Polizei erschossen.

10.11.1924: Mike Genna, Albert Anselmi und John Scalise ermorden im Auftrag von Al Capone den irischen Gangsterboß Dion O´Bannion. Zwei Tage zuvor war der Führer der Unione Siciliana gestorben. Nachfolger wurde Angelo Genna. Dieser hatte Schulden bei O´Bannion und damit ein großes Interesse an der Ermordung des Iren.

12.01.1925: Die Iren George „Bugs“ Moran, Hymie Weiss und Vincent „Schemer“ Drucci verüben einen Mordanschlag auf Al Capone, der jedoch mißlingt. Sie wollten O´Bannion rächen.

24.01.1925: „Bugs“ Moran und Hymie Weiss schießen auf John Torrio und verletzen ihn schwer So jedenfalls lautet die offizielle Mitteilung. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß Al Capone den Auftrag gegeben hat um sich an die Spitze zu schießen. Vermutlich waren Sam „Mooney“Giancana und ein Freund von ihm die Schützen.

09.02.1925: John Torrio, der noch an den Folgen des Anschlages leidet, erscheint vor Gericht und bekennt sich zum Verstoß gegen das Volstead-Gesetz schuldig. Er ernennt Al Capone zu seinem Nachfolger.

Mai 1925: Die Brüder Angelo, Mike und Tony Genna werden nach und nach ermordet. Die Presse vermutet dahinter die Gang um „Bugs“ Moran. Tatsächlich kam der Mord- auftrag von Al Capone, der die Brüder aus dem Geschäft mit dem Alkoholschmuggel drängen will. Angelo und Tony Genna werden vom Sam „Mooney“ Giancana und seinen Leuten umgelegt. Die anderen drei überlebenden Genna-Brüder konnten aus der Stadt fliehen.

1925: Im sizilianischen Corleone kommt Luciano Liggio zur Welt. Er leidet an dem Pott´schen Syndrom, einer Verkrümmumg der Wirbelsäule, und muß ein silbernes Korsett tragen.

25.12.1925: Al Capone sucht Frankie Yale im New Yorker Adonis-Club auf, weil der mit ihm über Whisky-Lieferungen von New York nach Chicago verhandeln will. Eine konkurrierende irische Gang um Richard „PegLeg“ Lonergan überfällt den Club. Bei der folgenden Schießerei werden vier Iren erschossen. Darunter auch Lonergan, der von Capone persönlich erschossen wurde.

27.04.1926: Der Staatsanwalt McSwiggin, der Al Capone jagte, wird erschossen.

20.09.1926: „Schemer“ Drucci und Hymie Weiss verüben einen Anschlag auf Al Capone. Dabei schießen sie nicht auf ihn, sondern feuern 1000 Schüsse auf eine Hotelfassade, welches im Besitz von Capone ist.

11.10.1926: Hymie Weiss wird von Al Capone´s Killern erschossen.

1927: Salvatore Maranzano flieht nach New York. Damit entflieht er den Säuberungen durch die Faschisten unter Cesare Mori. Schnell sichert er sich die Vormachtstellung unter den zahlreichen Flüchtlingen.

März 1928: In Chicago wird der Gangster und Lokalpolitiker „Diamond“ Joe Esposito erschossen. Er war neben Capone einer der größten Gangster der Stadt, fiel jedoch nicht so auf, da er sich zurückhielt. Er und Capone hatten sich in beiderseitigen Einvernehmen die Stadt aufgeteilt. Unter ihm ist Sam Giancana groß geworden, der vermutlich an dem Mord beteiligt war. Dieser Mord konnte nur mit Zustimmung von Al Capone erfolgen.

01.07.1928: Frankie Yale wird im Auftrag von Al Capone´s Killern Jack McGurn, Scalise, Anselmi und Burke erschossen. Al Capone ließ seinen ehemaligen Boß aus New Yorker ermorden, weil zuletzt mehrere Whisky-Lieferungen überfallen wurden. Damit löste sich die Unione Siciliana in fünf Familien auf. Salvatore Maranzano aus Castellemare del Golfo, in dessen Reihen ein gewisser Giuseppe Bonanno ist, ist einer der Capi. Giuseppe „Joe the Boß“ Masseria ist der mächtigste von ihnen. Weitere Familienbosse sind: Al Mineo, Bündnispartner von Masseria; Tom Reina, in dessen Reihen Gaetano Lucchese steht und Joe Profaci, Verbündeter von Maranzano und Vorgänger der Colombo-Familie.

13.07.1928: In Palermo kommt Tommaso Buscetta zur Welt.

04.11.1928: Arnold Rothstein wird von einem Spieler, dem er noch Spielschulden zu zahlen hatte, in den Bauch geschossen. Seine Geldspritzen und Finanzmittel hatten den regen Alkoholschmuggel aus Europa und Kanada erst möglich gemacht. Für Meyer Lansky und Charles Luciano war er quasi der „Lehrmeister“. Rothstein stirbt wenig später an den Folgen des Anschlages.

1928: „Bugsy“ Siegel heiratet seine Verlobte Ester.
Joe „The Boß“ Masseria und Joe Maranzano streiten sich um die Einkünfte aus dem Alkoholschmuggel. Es kommt zum „Krieg der Castellemareser“, so genannt, weil beide aus dem sizilianischen Castellemarese stammen. Charles Luciano, Meyer Lansky, Bugsy Siegel und Frank Costello kämpfen auf der Seite von Joe Masseria. Da sie jedoch beide Capi für alt und verknöchert halten, ist es nur ein loses Bündnis.

14.02.1929: In Chicago werden in einer Garage sieben Männer der Gang um „Bugs“ Moran von Al Capone´s Leuten hinge-richtet.Die vier als Polizisten verkleidete Killer Burke, Anselmi, Scalise und Lolordo nahmen an, auch Moran selber erwischt zu haben, doch dies erwies sich als Irrtum. Das Massaker ging als das „Valentinstagmassaker“ in die Geschichte ein.

März 1929: Sam Giancana wandert ins Gefängnis. Dort bleibt er bis Weihnachten 1932.

07.05.1929: Weil Scalise, Anselmi und ein gewisser Guinta bei Al Capone in Verdacht gerieten, ihn verraten zu wollen, läßt Al Capone die drei Männer bei einer Feier vor etwa 100 geladenen Gästen erschießen.

09.05.1929: Meyer Lansky heiratet Anna Citron.

13.05.1929: In Atlantic City kommt es zu einer dreitägigen Konferenz der Gangsterbosse. Unter anderem erschienen Luciano, Moe Dalitz (Cleveland) Longy Zwillman aus Newark und auch Al Capone. Weitere Teilnehmer waren Frank Costello, Umberto „Albert“ Anastasia, Louis „Lepke“ Buchalter und Dutch Schultz sowie Johnny Torrio. Während diesem Treffens wird Al Capone für seinen Hang nach Publicity getadelt. Torrio wurde dabei die Vermittlerrolle zugedacht. Besonders die Forderung der anderen Bosse die Organisation um Al Capone aufzulösen führt zu Verstimmungen.

17.05.1929: Nach der Konferenz ist Al Capone seines Lebens nicht mehr sicher. Aus diesem Grund läßt er sich in Philadelphia wegen unerlaubten Waffenbesitz verhaften.

16.10.1929: Charles Luciano wird von Maranzano brutal verprügelt und gefoltert. Mit einem Messer fügt er Luciano eine grausame Wunde im Gesicht zu. Maranzano verlangt den Treueeid von Luciano und dieser soll Masseria ermorden. Weil Luciano diese Folter überlebt, wird er fortan nur als „Lucky“ Luciano gerufen.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:49
Quelle:http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/chronik.htm

Die dreißiger Jahre

Mit Beginn des „Krieges der Castellemareser“ und dessem Ende ist die Unione Siciliana verschwunden und es bilden sich die „Big Five“. Unter Leitung von „Lucky“ Luciano wird die Kommission gebildet. Mitte der dreißiger Jahre werden die ersten Verbindungen zu der Union Corse geknüpft. In die USA emigrierte Korsen stellen die Verbindung zu den Korsen-Clans, die sich in Marseille etablieren. Die erste French Connection besteht. Die Korsen beziehen die Drogen aus dem Nahen Osten und beliefern die Sizilianer um Luciano nach dem Ende der Prohibition mit Heroin.

1930: Genco Russo aus Mussomeli und 528 Männer werden von den Faschisten auf Sizilien angeklagt. Nur Russo wird frei-gesprochen. Zusammen mit Giuseppe Vizzini aus Villalba beherrscht dieser die Cosa Nostra auf Sizilien.
In New York wird Carmine Galante bei einem Banküberfall von der Polizei gestört. Er schießt und landet im Gefängnis, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbringen wird. Galante wird später Unterboß von Giuseppe „Joe“ Bonanno der Maranzano ergeben ist.

26.02.1930: Tom Reina wird erschossen. Der Mörder war wahrscheinlich Vito Genovese. Dieser handelte ihm Auftrag von „Lucky“ Luciano und Gaetano „Thomas“ Lucchese, die den Mord Masseria in die Schuhe schieben wollen. Als Joe Pinzola auf Masseria´s Gnaden eingesetzt wird, droht sich die Familie zu spalten. Die Gegenseite um Tom Gagliano, unter ihnen Lucchese, droht zu Maranzano überzulaufen.

28.05.1930: Carlos Marcello wird wegen Raubes und Diebstahl verurteilt und wandert für vier Jahre hinter Gitter.

15.08.1930: Giuseppe Morello, die rechte Hand von Masseria, der einst seinen Bruder umbrachte, wird Albert Anastasia und Frank Scalise erschossen.

05.09.1930: Joseph „Joe“ Pinzola wird im Auftrag von Tommy Lucchese erschossen.

15.04.1931: Die Hitzköpfe um Charles „Lucky“Luciano haben den Krieg satt. Ihrer Meinung nach haben die alten Bosse - die die Verbindungen von Luciano zu den Juden um Meyer Lansky, Dutch Schultz und Louis Lepke missbilligten - die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Luciano lockt seinen Boß Joe Masseria zum Essen in das Restaurant „Nueva Villa Tammaro“ auf Coney Island.Kurz nachdem Luciano auf die Toilette geht, betreten Joe Adonis, „Bugsy“ Siegel, Vito Genovese und Albert Anastasia das Lokal und erschießen Masseria. Nun ist Maranzano der Boß der Bosse.
Er „bildet“ in einer großen Versammlung die fünf New Yorker Familien und betrachtet sich als das Oberhaupt aller. Die Familien stehen nun unter folgender Leitung: „Lucky“ Luciano leitet die spätere Familie Genovese. Joseph Profaci die spätere Familie Colombo, Joe Bonanno übernimmt die Familie Maranzano und gibt der Familie später seinen Namen, Frank Scalise leitet die Al Mineo-Familie, spätere Gambino-Familie und Gaetano „Tom“ Gagliano die spätere Familie Lucchese.
Doch Maranzano und Luciano mißtrauen sich gegenseitig. Maranzano heuert einen unabhängigen Killer aus Chicago - Vincent „Mad Dog“ Coll - an.



05.06.1931: Al Capone wird wegen Steuerhinterziehung angeklagt.

10.09.1931: Vier Killer - darunter „Bugsy“ Siegel, Red Levine und der Leibwächter von Dutch Schultz, Abe „Bo“ Weinberg - betreten das in Rot und Gold ausgestattete Büro von Maranzano in der Park Avenue und erschießen ihn. In der gleichen Nacht gibt es noch weitere 40 Leichen. Zumindest gab dies in den 60er Jahren der Mafia-Überläufer Joe Valachi an. Doch viele betrachten dies als eine Legende.
„Mad Dog“ Coll schwört Rache, wird jedoch von „Bugsy“ Siegel erschossen. Nach dem Ende des Krieges wird die Kommission von Luciano ins Leben gerufen. Alle 5 Familienbosse haben den gleichen Rang. Morde und Racheakte sollen angeheuerte - bestehend aus Nicht-Italienern - ausgeführt werden. Der Grundstein für die „Murder Inc.“ wird gelegt, der zahlreiche Juden wie Abe Reles, Harry Strauss, Buggsy Goldstein, Frank Abbandando angehören.

06.10.1931: Der Prozeß gegen Al Capone beginnt.

24.10.1931: Al Capone wird zu 11 Jahren Haft verurteilt. Sein Nachfolger wird Paul Ricca „The Waiter“. Nach außen hin scheint Frank Nitti die Gang zu leiten. Doch die Fäden zieht Paul Ricca. Aufgrund der fortgeschrittenen Syphillis spielt Al Capone keine Rolle mehr.

16.03.1932: Vito Genovese läßt den Ehemann von Anna Petillo Vernotico erdrosseln um 14 Tage später diese heiraten zu können. Genoveses erste Frau verstarb 1929 an Schwindsucht.

Dez. 1932: Sam Giancana kommt aus dem Gefängnis frei.

31.01.1933: Im sizilianischen Corleone wird Bernardo Provenzano geboren. Zusammen mit Luciano Liggio und Salvatore Riina bildet Provenzano, den man den Traktor (u trattori) nennt, ab den 70er Jahren das Führungstrio von der Cosa Nostra in Corleone.

23.09.1933: Sam „Mooney“ Giancana heiratet in Chicago Angeline DeTolve.

05.12.1933: Die Prohibition ist abgeschafft.

02.07.1934: Paul Castellano wird nach einem Überfall zum ersten mal verhaftet und landet für drei Monate und vier Tage hinter Gitter.

23.10.1935: Der junge dynamische Staatsanwalt Thomas E. Dewey hat sich vorgenommen den jüdischen und deutsch-stämmigen Gangsterboß Dutch Schultz hinter Schloß und Riegel zu bringen. Als Dutch Schultz gegenüber seinen Geschäftspartnern - darunter auch den Sizilianern um Luciano - droht diesen zu töten, beschließen die ihn umzu- bringen. Dutch Schultz wird im „Palace Chop House“ zu Newark erschossen. Damit wird Louis „Lepke“ Buchalter der neue jüdische Gangsterkönig. Dieser kontrolliert die Gewerkschaften schon seit 1932. Aber nun ist er unumstrittener Herrscher über die Gewerkschaften.

13.05.1936: Charles „Lucky“ Luciano wird vor Gericht gestellt. Wegen Zuhälterei und Mädchenhandels wird er zu 30 Jahren Haft verurteilt.

06.09.1936: Carlos Marcello heiratet Jacqueline Todaro.

1937: Paul Castellano heiratet die Schwägerin seines Vetters Carlo Gambino, Nina Manno Vito Genovese flüchtet nach Italien. Dort unterhält er zunächst Kontakte zu den Faschisten. Nach dem Krieg fungiert er als Dolmetscher für die US-Army. Er wird wegen Mordes gesucht.

24.08.1939: Louis „Lepke“ Buchalter wird verhaftet. Die Sizilianer und die Juden um „Bugsy“ Siegel verrieten ihn an die Polizei. Buchalter war zu gefährlich geworden, nachdem er allein 1939 zwölf Menschen ermorden ließ.

1939: Joe Bonanno heiratet Fay Labruzzo. Im gleichen Jahr kommt Carmine Galante aus dem Gefängnis frei.
Im November wird Al Capone aus der Haft entlassen. Die Syphillis ist bereits weit fortgeschritten.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:51
Quelle:http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/chronik.htm

Die vierziger Jahre

Der Zweite Weltkrieg unterbricht die erste French Connection. Auf Grund der deutschen Besatzung von Sizilien spielt die Cosa Nostra während des Krieges keine Rolle auf der Insel. Nach Beendigung des Krieges werden von der US-Army zahlreiche Mitglieder der Cosa Nostra in politische Ämter auf der Insel eingesetzt. Zum einen als Dank für die Hilfe während der Alliierten Landung, zum anderen gelten die Mafiosi als Gegner der Kommunisten. Kurz nach Kriegsende steht Italien kurz vor der Machtübernahme der Kommunisten und damit kurz vor einem Bürgerkrieg.

02.01.1940: Louis „Lepke“ Buchalter wird zum Tode verurteilt.

27.10.1940: John Gotti wird geboren.

1942/1943: Die US-Regierung nimmt Kontakt zu dem inhaftierten „Lucky“ Luciano auf. Mit seiner Hilfe und seinen Kontakten wird der New Yorker Hafen vor Saboteuren geschützt und die Landung der Alliierten auf Sizilien vorbereitet. Maßgebliche Hilfe auf Sizilien leisten Calogero Vizzini und Giuseppe Genco Russo, die als Dank von der US-Army als Bürgermeister eingesetzt werden. Vito Genovese, ungeliebter Unterboß von Luciano, entzieht sich einer Mordanklage in den USA und fungiert als Dolmetscher der Army in Neapel , wo er einen blühenden Schwarzmarkthandel aufzieht. 1944 wird er jedoch in die USA zurückgeschickt.
Gaetano Badalamenti desertiert aus der italienischen Armee.

19.03.1943: Frank Nitti, dem die Polizei im Nacken sitzt, begeht Selbstmord in Chicago. Damit beginnt der Aufstieg von Paul Ricca, in dessen Gefolge Sam Giancana ist.

06.02.1944: Louis „Lepke“ Buchalter wird auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

12.03.1945: Im New Yorker Stadtteil Bensonhurst wird Salvatore „Sammy the Bull“ Gravano geboren. Er wird in den 90er Jahren in wichtiger Kronzeuge gegen die amerikanische Cosa Nostra.

01.07.1945: In dem kleinen syrischen Dorf Yabroud bei Damaskus wird Monzer Al Kassar geboren. Er wird als einer der größten Waffen- und Drogenhändler, Geldwäscher und als Terrorist in die Geschichte eingehen.

1945: In Palermo wird Tommaso Buscetta von den Brüdern La Barbera eingeschworen. Blut wird aus dem Zeigeinger auf ein Heiligenbild verrieben und angezündet. Das brennende Bild wird zwischen den Händen hin- und hergeworfen. Der Eid lautet: „Mein Fleisch möge brennen, wie dieses Bild, wenn ich den Eid breche.“

04.01.1946: „Lucky“ Luciano wird aus Dank für seine Mithilfe aus dem Gefängnis entlassen und nach Italien abgeschoben, wo er den Schwarzmarkt von Vito Genovese übernimmt.

1946: Gaetano Badalamenti reist illegal in die USA ein.
Zu Weihnachten wird das Spielcasino „Flamingo“ in Las Vegas eingeweiht. Es kostet statt der geplanten 1,5 Mio. Dollar nun 6 Mio. „Bugsy“ Siegel hatte die Idee dazu. Doch nun ist er in Ungnade bei den Investoren gefallen. Unter ihnen ist auch Frank Costello, der Nachfolger von Luciano. Nur Meyer Lansky hält zu ihm.

25.01.1947: Al Capone stirbt in Miami an seiner Syphillis.

05.05.1947: Carlos Marcello wird von der Unterwelt New Orleans´ zum Boß gewählt.

18.05.1947: Gonzales Rodriguez Gacha wird geboren. Er wird Mitte der 80er Jahre zu einem der führenden Köpfe des Kokain-Kartells von Medellin in Kolumbien werden.

1947: Im Januar muß in Las Vegas das „Flamingo“ wieder geschlossen werden.
In Italien trifft Tommaso Buscetta erstmals „Lucky“Luciano. Letzterer wird Buscetta fördern. Ansonsten hält sich Luciano zu dieser Zeit meist in Kuba auf, wo Meyer Lansky das Hotel Riviera kauft. Luciano wird jedoch von Kuba deportiert.

20.06.1947: Wegen des Fiaskos mit dem „Flamingo“ wird „Bugsy“ Siegel in seinem Haus erschossen. Zuletzt war er in den Verdacht geraten 2 Mio. Dollar über seine Geliebte Virginia Hill für sich abgezweigt zu haben.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:53
Quelle: http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/chronik.htm

Die fünfziger Jahre

1953 tobt in Hongkong ein Krieg der Triaden. Nach Ende der Kämpfe stehen die drei Triaden „Sun Yee On“, „Wo Sing Wo“ und „14 K“ an der Spitze. Die 14 K wird der Heroinspezialist unter den Triaden mit Ablegern in New York, London und Amsterdam.

Die durch den Krieg unterbrochene French Connection wird wieder aufgenommen. Dieses mal wird das Opium aus Indochina von den Korsen nach Marseille gebracht, wo es veredelt wird zu Heroin ehe es in die USA geliefert wird. In Marseille etablieren sich etwa 15 korsische Clans. Die größten sind die Clans Orsini, Venuri, Francisci und Guerini.

In Sizilien wandelt sich die Cosa Nostra von einem ländlichen zu einem städtischen Problem. Das Baugewerbe wird unter die Kontrolle der Cosa Nostra gebracht. Die Christdemokratische Partei (CD) gewinnt 1950 die Wahlen. In diesem Jahr betritt Giulio Andreotti die politische Bühne. Er wird später siebenmal Ministerpräsident. Der sizilianische Bandit Salvatore Guiliano trotzt den Paten der Cosa Nostra und fordert die Angliederung Siziliens an die USA. Waren die Paten Ende der 40er Jahre noch bereit Guiliano eine Partnerschaft anzubieten, wird er den Paten jetzt lästig und gefährlich, da er ein hohes Ansehen bei der Bevölkerung genoß.



05.07.1950:Salvatore Guiliano wird von seinem engsten Vertrauten Gaspare Pisciotta verraten und erschossen. Offiziell wurde er von der Polizei erschossen, doch gilt es als sehr wahrscheinlich, daß die Cosa Nostra ihn ermordet hat. Der Verräter wird später im Gefängnis vergiftet.

1951: Der Kefauver-Ausschuß, dem der Senator Estes Kefauver vorsteht, nimmt das organisierte Verbrechen in den USA unter die Lupe.
Vincent Mangano, Boß der späteren Gambino-Familie, verschwindet. Sein mutmaßlicher Mörder Umberto „Albert“ Anastasia wird sein Nachfolger.

1952: Fulgenico Batista putscht sich in Kuba an die Macht und eröfnet der Cosa Nostra mit Glücksspielkonzessionen neue Märkte.

1954:10.000 Menschen nehmen am Begräbnis von Calogero Vizzini in Villalba teil.

1955: Paul „The Waiter“ Ricca und Tony Accardo ziehen sich in Chicago zurück. Sam „Mooney“ Giancana ist nun die neue Nummer eins von Chicago.
Assunta "Pupetta" Maresca heiratet in Castellemare di Stabia (bei Neapel) Pasquale Simonetti.Pupetta Maresca wird später zu einer bedeutenden "Patin" der Camorra.

16.07.1955: Antonio Esposito befiehlt die Ermordung von Pasquale Simonetti. Beide rangen um die Vorherrschaft im Zigarettenschmuggel in der Region. Der Killer Gaetano Orlando erledigt den Mordauftrag. Etwa 80 Tage später wird Esposito auf offener Straße von Pupetta Maresca erschossen. Sie wandert dafür für 14 Jahre hinter Gitter.

03.06.1956: Joe Adonis, Weggefährte von Luciano und Pate von New Jersey, verläßt nach einer Verurteilung die USA in Richtung Italien. Dies ist Teil eines Abkommens mit der Regierung.

30.01.1957: Der McClellan-Ausschuß nimmt seine Arbeit auf.

02.05.1957: Vito Genovese greift nach der Macht und schickt seinen Killer Vincent „Das Kinn“Gigante los. Dieser lauert in der Eingangshalle eines Apartmenthauses in der Central Park West/New York Frank Costello auf und schießt auf ihn. Doch Costello kommt mit einem Streifschuß an der Stirn davon und läßt sich im Roosevelt-Hospital behandeln. Genovese befürchtet nun ein Bündnis zwischen Costello und Anastasia und verbündet sich seinerseits mit Carlo Gambino der Nummer zwei und Unterboß von Anastasia. Gemeinsam planen sie die Ermord- ung von Anastasia.

10.10.1957: Bis zum 14.10. kommt es im Hotel „Palmes“ und im Restaurant „Spano“ in Palermo zur großen Konferenz der Cosa Nostra. Eingeladen haben „Lucky“ Luciano, Genco Russo, Tommaso Buscetta, die Brüder LaBarbera und Salvatore „Cichiteddu“ Greco. Aus den USA kommen Joe Bonnano und dessen Unterboss Carmine Galante, Steve Maggadino aus Buffalo und aus Detroit Priziola. Die Amerikaner und „Lucky“ Luciano drängen die Sizilianer zur Bildung einer Kommission oder Kuppel nach amerikanischen Vorbild. Ihr erster Vorsitzender wird der von Luciano ungeliebte Salvatore Greco. Er hatte die LaBarbera bevorzugt, die in der Mafia-Hierarchie schnell emporsteigen. Diese sind vor allem im Baugeschäft tätig. Die Kuppel weist 12 Mitglieder auf. Auf dieser Konferenz wird den Sizilianern die Drogenlizenz erteilt. Das heißt, sie vertreiben in den USA die Drogen und zahlen an die US-Bosse eine Art Lizenzgebühr. Trotzdem erliegen einige US-Bosse der Versuchung des Geldes und handeln selbst. Die Devise, den Drogenhandel den „Zips“ zu überlassen, gilt offenbar nicht für sie. Z.B. Vito Genovese und Carmine Galante handeln mit Drogen.

Okt. 1957: Jimmy Hoffa wird Vorsitzender der Gewerkschaft International Teamsters, der Fernfahrergewerkschaft.

25.10.1957: Albert Anastasia, ein Freund von „Lucky“ Luciano, gibt den Befehl Joe Profaci zu töten. Dieser verbündet sich mit Vito Genovese und Carlo Gambino. Im Friseur-stuhl des Park Sheraton Hotels wird Albert Anastasia von einem Killerkommando bestehend aus Carmine „The Snake“ Persico, Sally D´Ambrosio und den Brüdern Larry und „Crazy Joe“ Joey Gallo erschossen. Der Mord führt dazu, daß Frank Costello sich nach Arizona zurückzieht und Carlo Gambino die neue Nr. 1 wird.

14.11.1957: Die neue Lage und die Ergebnisse von der Konferenz in Palermo erfordert eine Konferenz. In Appalachin werden die neuen Machtverhältnisse geklärt und die Drogenlizenz bestätigt. Doch die Polizei sprengt die Konferenz und zahlreiche Bosse fliehen durch den Wald. Trotzdem wrden noch 58 Mafiosi festgenommen. 70 sollen entkommen sein.
Thomas „Three-Finger-Brown“ Lucchese wird Boß „seiner“ Familie.

1958: Auf Anraten von „Lucky“ Luciano wird Vito Genovese ausgeschaltet. Wegen seiner Gier und dem Drogenhandel war er den anderen Bossen zu gefährlich geworden. Man nimmt an, daß Philip Lombardo die Familie im Auftrag von Genovese führt. Als consiglieri fungiert offenbar Anthony „Fat Tony“ Salerno.
Im sizilianischen Corleone beginnt der Aufstieg von Luciano Liggio. Seineszeichens Unterboß von dem Krankenhausarzt Dr. Michele Navarra. Beide haben jedoch ein gespanntes Verhältnis, da Liggio als machthungrig und gierig gilt. Als ein Bauer, der unter dem Schutz von Navarra steht, sich bei diesem beklagt, weil Liggio Quellwasser für seine Schafszucht umleitet,platzt Navarra der Kragen. Doch ein Anschlag auf Liggio mißlingt.
02.08.1958: Liggio rächt sich und erschießt den Arzt, der von 76 Kugeln getroffen wird. Liggio läßt auch zahlreiche Freunde des Arztes ermorden und schießt sich so an die Spitze der Familie von Corleone. Da der Mord ohne Einwilligung der Kuppel verübt wurde muß Liggio vor die Kuppel treten. Er kann diese jedoch überzeugen, daß es dabei um eine persönliche Sache ging. Seine rechte und die linke Hand sind Salvatore „Toto“ Riina und Bernardo Provenzano.1958/1959: Zum Jahreswechsel löst Fidel Castro das korrupte Batista-Regime auf Kuba ab.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:54
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Die sechziger Jahre

In Sizilien werden die Jahre vom ersten großen Mafiakrieg überschattet, der sogar eine vorübergehende Auflösung der Kuppel zur Folge hat. Es ist aber auch die Zeit in der die Familie aus Corleone ihren unaufhaltsamen Aufstieg beginnt.

In den USA erlebt die French Connection II ihren Höhepunkt, aber gleichzeitig beginnen die Ermittlungen und damit der Abstieg gegen sie. Etliche Sizilianer wandern in die USA ein und übernehmen fest den Drogenhandel. Die Einwanderungswelle ist auch eine Folge des Mafiakrieges und der darauffolgenden Verfolgung durch die italienische Justiz. Spannungen gibt es auch zwischen den „Big Five“. Besonders in der Familie von Profaci bzw. Colombo und der Familie Bonnano.




1960: John Gotti und Victoria DiGiorgio heiraten.
Im New Yorker Plaza Hotel treffen sich Mitglieder der Mafia und der CIA und beraten, wie man Fidel Castro auf Kuba ausschalten könnte.

Anfang der 60er: „Crazy Joe“ Joey Gallo bekämpft seinen Boß Joe Profaci. Er wird jedoch von der Polizei verhaftet und aus dem Verkehr gezogen.

April 1961: Carlos Marcello, Boß von New Orleans, wird nach Guatemala deportiert.

1961: Der Capo von Riesi (Sizilien) aus der Provinz Caltanisetta, Francesco DiCristina, stirbt. Sein Sohn Giuseppe übernimmt dessen Nachfolge.
Carlo Gambino öffnet Brooklyn für die „Zips“. Unter den Einwanderern ist auch ein gewisser Salvatore Catalano. Die meisten siedeln sich in der zu den Bonnanos gehörenden Knickerbocker Avenue an. Auch Catalano landet hier. John, Giuseppe und Rosario Gambino, Neffen von Carlo Gambino, lassen sich in Cherry Hill nieder. Sie und Catalano beherrschen den Drogenhandel. Im Oktober des Jahres stoßen die Polizisten Eddie Egan und Sonny Grosso erstmals auf die Spur der French Connection II.

26.01.1962: In Neapel stirbt „Lucky“ Luciano an Herzversagen. Gerüchten zufolge ist er vergiiftet worden.

06.06.1962: Joe Profaci stirbt an Krebs. Joseph „Joe“ Colombo wird sein Nachfolger.

1963: Der seit Jahresende 1962 abzusehende erste große Mafiakrieg in Sizilien bricht aus. Der Unterboß Calcedonia Di Pisa von Salvatore „Cichiteddu“ Greco unterschlug Gelder aus einem Drogengeschäft. Vor der Kuppel verteidigt Greco seinen Unterboß. Angelo und Salvatore LaBarbera fordern dagegen dessen Tod. Im Laufe des Streites stellt Salvatore LaBarbera die provozierende Frage, wer Greco überhaupt sei. Daraufhin ohrfeigt dieser ihn und schreit: „Wer ich bin? Ich bin Dein Gott!“
Als Di Pisa ermordet wird, lasten alle den Brüdern LaBarbera den Mord an und es kommt zum Krieg. Tatsächlich aber war der Mord durch Michele „Die Bestie“ Cavataio vollstreckt worden. Cavataio, Capo der Familie aus dem Stadtteil Acquasanta in Palermo, war zwar Verbündeter von Greco, befand Di Pisa jedoch für schuldig.
Im Laufe des Krieges wird Salvatore LaBarbera getötet und sein Bruder Angelo verletzt. Angelo La Barbera wird später wegen einer anderen Angelegenheit im Gefängnis erstochen. Beim „Massaker von Ciaculli“ werden 7 Carabinieri von einer Autobombe getötet, woraufhin der italienische Staat hart durchgreift. Zahlreiche Mafiosi werden verhaftet. U.a. auch Giuseppe Genco Russo. Viele fliehen ins Ausland. Salvatore Greco „das Vögelchen“, dem die Bombe galt, flieht nach Venezuela. Die Kuppel wird aufgelöst. Unter den Flüchtlingen nach Venezuela ist auch Leonardo Cuntrera und seine Brüder, sowie Pasquale Caruana und dessen Brüder. Durch mehrere Hochzeiten festigen sich diese beiden Clans und spielen in den 80er Jahren eine bedeutende Rolle im internationalen Drogenhandel. Sie bilden das Verbindungsglied zwischen Sizilien und den südamerikanischen Drogenkartellen.

Weil ein junger Mann seine Schwester verführte, ermordete Raffaele Cutolo aus Ottaviano bei Neapel den Mann und wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Strafmaß wird später auf 24 Jahre gesenkt. Seine Schwester Rosetta Cutolo wird zu seiner rechten Hand. Vor allem ihr ist es zu verdanken, dass Cutolo später trotz Haftstrafe so mächtig wird.

Sept. 1963: Joe Valachi von der Familie Genovese wird aus Furcht davor umgebracht zu werden, der erste Kronzeuge gegen die Cosa Nostra.

22.11.1963: Präsident John F. Kennedy wird in Dallas erschossen. Er fiel vermutlich einem Komplott zwischen der Cosa Nostra und der CIA zum Opfer. Drahtzieher sollen u.a. Carlos Marcello, Sam Giancana und Jimmy Hoffa von der Teamster-Gewerkschaft gewesen sein. Der Grund soll darin liegen, daß Kennedy, der im Wahlkampf von der Cosa Nostra unterstützt wurde, nicht in Kuba einfiel, um so die, durch die kommunistische Revolution unter Fidel Castro verlorengegangen Millionen, zurückzuholen. Zudem forcierte Kennedy den Kampf gegen die Cosa Nostra. Einige Verschwörer in der CIA wollten ein Regime der Kommunisten vor der Tür der USA nicht zulassen und waren enttäuscht.
Weil angeblich Marilyn Monroe, die eine zeitlang die Geliebte des Präsidenten war, davon wußte, soll auch sie später auf Geheiß von Sam Giancana ermordet worden sein.

1964: Luciano Liggio, der im Mafiakrieg an der Seite von Greco stand, wird verhaftet. Er kann jedoch fliehen, wird aber erneut verhaftet.
Joe Bonnano löst den sogenannten „Banana-War“ aus, als er gegen drei Bosse einen Mordauftrag erteilt. Dazu holt er Killer aus seiner Geburtsstadt Castellemare del Golfo. Seine Widersacher Carlo Gambino und Gaetano „Thomas Three-Finger-Brown“ Lucchese behalten jedoch die Oberhand. Daraufhin zieht sich Joe Bonanno nach Tucson/Arizona zurück. Da sein Unterboss Carmine Galante eine Gefängnisstrafe absitzt, wird Gaspare DiGregorio sein Nachfolger.

1965: Sam „Mooney“ Giancana muß wegen Mißachtung des Gerichtes für ein Jahr hinter Gitter.

1966: Giancana zieht sich nach Mexiko zurück. Sein Unterboss Teets Battaglia rückt nach, wird jedoch verhaftet, so daß Joey Aiuppa die neue Nr.1 in Chicago wird.

1967: Gaetano „Thomas Three-Finger-Brown“ Lucchese stirbt eines natürlichen Todes.

1968: Robert Kennedy wird erschossen. Auch hinter diesem Mord wird die Cosa Nostra vermutet. Kennedy soll zusammen mit seinem Bruder einst die Gunst der Cosa Nostra besessen haben. Nachdem sie beide jedoch an der Spitze des Staates standen, sollen sie die Cosa Nostra als größten Feind betrachtet haben. Das haben die Bosse ihnen nie verziehen.

14.02.1969: Vito Genovese stirbt im Gefängnis.

1969: John Gotti wird zu vier Jahren Haft wegen versuchten Raubes verurteilt.
Carmine Tramunti, Boß von der Familie Lucchese, wird wegen Meineides verurteilt. Er wird bis 1974 einsitzen.
Luciano Liggio kommt frei. Die Kuppel wird neu gebildet. Ihr gehören zunächst drei Mitglieder an: Gaetano Badalamenti, Stefano Bontade (oder Bontate) , Sohn von Don Paolino und Capo der Familie aus Santa Maria di Gesú, sowie erstmals mit Salvatore „Toto“ Riina ein Corleonesi. Tommaso Buscetta wird nicht aufgenommen, da er nicht wie ein Ehrenmann lebt. Er lebte in Bigamie. Aber über seinen Freund Stefano Bontade hat er Einfluß und Einblick in die Vorgänge der Cosa Nostra.

10.12.1969: Um den Frieden zu festigen und um Rache zu nehmen für den Auslöser des ersten Mafiakrieges, beschließen Riina, Bontade, Badalamenti und Giuseppe Di Cristina die Ermordung von Michele Cavataio. Es kommt zum Massaker in der Viale Lazio in Palermo, bei der als Polizisten verkleidete Killer - darunter Bernardo Provenzano und Damiano Caruso, einem engen Vertrauten von Di Cristina - Cavataio und drei Begleiter erschießen. Aber auch einer der Angreifer wird erschossen. Im gleichen Jahr noch werden Bontade und Badalamenti verhaftet.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:55
Quelle: http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/chronik.htm

Die siebziger Jahre

Die French Connection II wird Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre zerschlagen. Daraufhin beginnt die sizilianische Cosa Nostra selbst Heroin herzustellen. Der bis dahin bedeutsame Zigarettenschmuggel wird durch das Rauschgift abgelöst.

Die Corleonesi steigen zur Macht auf und legen die Grundsteine für den großen Krieg in den achtziger Jahren. Es kommt zu Kontakten zur Geheimloge P 2. Diese wurde von Licio Gelli geführt und umfasste fast 1.000 Mitglieder. Darunter Industrielle, hochrangige Militärs, Politiker, Geheimdienstangehörige usw.

Die USA reagieren mit der Gründung der Drug Enforcement Administration (DEA) im Jahre 1973. Bereits 1970 wurde das Racketeer Influenced an Corrupt Organizations Act (RICO) verabschiedet. Danach können Täter auch bei Zugehörigkeit einer kriminellen Vereinigung verurteilt werden. In den 70er Jahren werden zahlreiche Capi der amerikanischen Cosa Nostra verhaftet. So z.B. Paul Sciacca von den Bonanno wegen Drogenhandels, Philipp Rastelli, der 1981 die Bonanno-Familie übernehmen wird, wird wegen Erpressung zu 11 Jahren Haft verurteilt, und Frank „Funzie“ Tieri, der zusammen mit „Fat Tony“ Salerno die Familie Genovese leitet, wird nach dem RICO-Gesetz verurteilt. Auch Carmine „The Snake“ Persico von den Colombo erhält 14 Jahre Haft wegen Entführung.


21.01.1970: In Triest wird Monzer Al Kassar zum erstenmal bei der Polizei aktenkundig. Seine kriminelle Karriere beginnt als Autodieb. In den folgenden Jahren fällt er wegen Scheckbetruges und Drogenhandel auf.


1970: Fürst Borghese plant mit Hilfe der Cosa Nostra einen Staatsstreich, der jedoch nie ausgeführt wird. Die Cosa Nostra verweigert die Unterstützung. Weil der Journalist Mauro de Mauro davon erfährt, wird er ermordet.
Tommaso Buscetta wird in den USA verhaftet und nach Mexiko deportiert.
Meyer Lansky zieht sich nach Israel zurück.

03.04.1971: Joe Valachi, erster Kronzeuge gegen die Cosa Nostra, stirbt im Gefängnis La Tuna bei El Paso,wo er die letzten Jahre vor der Cosa Nostra geschützt wurde, da man damit rechnete, daß er umgebracht werden sollte.

05.05.1971: Aus einem fahrenden Auto heraus erschießt Luciano Liggio den Richter Pietro Scaglione.

Mai 1971: „Crazy Joe“ Joey Gallo kommt aus dem Gefängnis frei.

28.06.1971: Im Auftrag von Joey Gallo schießt der Schwarze Jerome Johnson am Columbus Circle in Manhattan Joe Colombo dreimal in den Kopf. Colombo überlebt zwar den Anschlag, liegt jedoch bis 1978 im Koma. Der Attentäter wird von den Leibwächtern des Paten erschossen. Nachfolger von Colombo wird Carmine „The Snake“ Persico. Der Anschlag war den anderen Capi nicht unrecht, da Colombo sich unbeliebt gemacht hatte. So hatte er die italienische Bürgerrechtsliga gegründet und sie ange- führt. Damit wollte er gegen die Diskriminierung der Italiener protestieren. Er schwang sich damit zum Helden in den Medien auf. Als auch noch Gelder aus der Liga-Kasse verschwanden, stachelte Carlo Gambino Gallo zum „Prinzregentenkrieg“ an.

1972: „Fat Tony“ Salerno und Frank Alphonse „Funzie“ Tieri leiten die Familie Genovese offiziell gemeinsam. Man nimmt jedoch an, daß der eigentliche Capo immer noch Philip Lombardo ist.

07.04.1972: An seinem 43. Geburtstag wird Joey „Crazy Joe“ Gallo vor dem Restaurant „Umberto´s Clam House“ von Carmine „Sonny Pinto“ DiBiasi erschossen. Dieser war ein Getreuer von Joe Colombo. Er handelte im Auftrag von Carmine Persico, „Fat Tony“ Salerno von den Genovese und Carlo Gambino, da Gallo ihnen zu gefährlich geworden ist.

1972: In Brasilien wird Tommaso Buscetta verhaftet und an Italien ausgeliefert.
Der in der Schweiz lebende Türke Paul Waridel lernt den Türken Yasar Musullulu kennen. Beide werden eine entscheidende Rolle spielen beim später anlaufenden Heroinschmuggel über die „Balkanroute“. Sie beliefern die Sizilaner.

22.05.1972: John Gotti von der Familie Gambino wird wegen Mordes verurteilt.

05.11.1972: Meyer Lansky wird aus Israel ausgewiesen. Um einer Verhaftung durch das FBI zu entgehen, fliegt er die Schweiz, Argentinien, Brasilien und Paraguay an. Dort wird er jedoch dem FBI übergeben, das ihn nach Miami bringt.

1973: Frank „Prime Ministre“ Costello stirbt an Kehlkopfkrebs.
Leonardo Vitale wird der erste sizilianische Pentito. Aber man nimmt ihn nicht ernst und steckt ihn in eine psychatrische Anstalt.
Die USA gründen die Drug Enforcement Administration (DEA).
Im gleichen Jahr lässt Luciano Liggio in Mailand Damiano Caruso von Nello Pernice ermorden. Caruso war ein enger Vertraueter von Di Cristina, dem Boss von Riesi. Liggio hasste Caruso, weil der einen jungen Mann ermordet hatte, an dem Liggio sehr hing. Liggio lässt die Geliebte von Caruso und deren Tochter, mit der Caruso auch schlief, rufen. Er ermordet die Geliebte und vergewaltigt deren halbwüchsige Tochter, bevor er auch diese ermordet.

16.03.1973: In Kopenhagen wird Monzer Al Kassar wegen Drogenhandels verhaftet.

16.08.1973: Luciano Cassina, Sohn des Grafen Arturo und Inhaber eines Bauimperiums, wird von den Corleonesi entführt. Die Corleonesi verstoßen damit gegen das Entführungsverbot auf Sizilien.

1974: Carmine Galante wird der Boß der Familie Bonanno.
John Gambino, Neffe von Carlo Gambino, läßt sich endgültig in Cherry Hill nieder. Dieser unterhält wichtige Kontakte nach Sizilien zu Salvatore Inzerillo, der Heroin über die Baufirma von Rosario Spatola, dem größten Steuerzahler Siziliens, in die USA liefert. Inzerillo ist der Neffe von Rosario Di Maggio, einem Paten der Cosa Nostra von Palermo.
Carlo Alberto Dalla Chiesa wird erstmals oberster Polizeichef in Palermo.
Stefano Bontade und Gaetano Badalamenti kommen frei. Im gleichen Jahr kommt es im Drogen- und Zigarettenschmuggel zu einer Allianz zwischen der Cosa Nostra und der Camorra. Die erste Heroinküche geht in Sizilien in Betrieb. Lieferanten sind die Türken, die noch nicht in der Lage sind, das Heroin Nr. 4 herzustellen. Der Transport verläuft über die „Balkan-Route“. Die bulgarische Firma Kintex - die vom bulgarischen und sowjetischen Geheimdienst finanziert wird - sorgt für den Schutz und Transport. Dafür erhält die Firma Kintex eine Provision und kauft davon Waffen für die PLO.
Raffaele Cutolo verlangt "Steuern" auf geschmuggelte Zigaretten in Neapel. Cutolo nennt sich selbst Boß der Nuova Camorra Organizzata und sitzt im Gefängnis. Sein ausführender Arm ist seine Schwester Rosetta Cutolo. Diese Vorgehensweise führt unweigerlich zum Konflikt der etablierten Clans der Camorra, die ihre Organisation Nuova Famiglia nennen. Dieser gehört später auch Carmine Alfieri an. Rosetta Cutolo ist es auch, die ihren Bruder aus dem Gefängnis befreit. Er ließ sich in einer Nervenklinik einweisen, deren Wand einfach weggesprengt wurde (vermutlich Ende der 70er Jahre).
Pupetta Maresca ist zu dieser Zeit mit Umberto Ammaturo verheiratet. Dieser ermordet vermutlich im Januar 1974 ihren Sohn, da er ständig mit ihm Streit hatte. Die Leiche des Sohnes wird jedoch nie gefunden.

07.02.1974: Luciano Cassina wird von seinen Entführern freigelassen.

16.04.1974: Pater Giacomo Coppola traut Salvatore Riina und Ninetta Bagarella.

14.05.1974: In Mailand wird Luciano Liggio verhaftet, der bis zu seinem Tod im Gefängnis bleiben wird. Die Cosa Nostra breitet sich nun auch in Norditalien aus. Großen Anteil daran hat Joe Adonis, der seit 1956 in Mailand lebt und einst New Jersey kontrollierte.

13.07.1974: In Palermo beginnt der „Prozeß der 114“. Auf der Anklagebank sitzen 114 Mafiosi, unter ihnen auch der Boss der Familie von San Giuseppe Iato, Antonino Salamone. Ihm gelingt es später jedoch nach Brasilien zu fliehen. Salamone ist ein enger Freund von Tommaso Buscetta.

18.07.1974: Sam Giancana wird von Mexiko in die USA deportiert.

20.10.1974: In London wird Monzer Al Kassar verhaftet. In seinem Besitz sind 5 Kilo Haschisch. 1976 wird er dann zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er wird beschuldigt das Rauschgift aus dem Libanon eingeführt zu haben. Vermutlich steckt hinter den Transporten auch die PLO, für die Al Kassar Waffen besorgt. Da der Transport über den Balkan ging, ist anzunehmen, dass auch die bulgarische Firma Kintex involviert ist.

19.06.1975: Sam „Mooney“ Giancana wird in der Küche seines Hauses erschossen. Er sollte in Kürze vor einem Senatsausschuß unter anderem zum Kennedy-Mord gehört werden.

30.07.1975: Der Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa wird von Joe „Mad Dog“ Sullivan und Jimmy Coonan ermordet und zerstückelt. Den Mordbefehl erteilte „Fat Tony“ Salerno.

Juli 1975: Trotz des Verbotes von Entführungen auf Sizilien wird Luigi Corleo, dem Schwiegervater von Nino Salvo, entführt und verschwindet spurlos. Die Vettern Salvo gelten als die „Vizekönige von Sizilien“ und sind mit Stefano Bontade und Gaetano Badala menti befreundet. Die Salvos´ sind vom Staat lizensierte Steuereintreiber und dürfen von den Steuern, die sie einziehen eine Provision einbehalten. Obwohl es keine Beweise gibt, steht fest, daß die Corleonesi hinter der Entführung stecken. Bontade und Badalamenti sind erbost. Die Leiche des Entführten wurde nie gefunden.

März 1976: Joeseph „Doc“ Stacher, in den 30er Jahren ein jüdischer Gangster aus New York, stirbt in Israel.

31.05.1976: Gennaro Moccia, Boß der Stadt Afragola, wird erschossen. Der Moccia-Clan gehörte zunächst zu den Anhängern von Cutolo, wurde aber später dessen erbittester Feind.

1976: Carlo Gambino stirbt. Da keiner seiner Söhne die Familie übernimmt, wird sein Schwiegersohn Paul „Big Paul“ Castellano sein Nachfolger.
Pete Licata, Unterboß der Bonanno-Familie und Boß von Salvatore Catalano, wird ermordet. Catalano, der Auftraggeber, über-nimmt mit Genehmigung von seinem Paten Carmine Galante seine Position. Die Heroin-Pipeline von Sizilien in die USA läuft voll an und Catalano ist mit seinen Partnern Cesare Bonventre und Baldo Amato eine der Schlüsselfiguren dieser „Sicilian Connection“. Galante verdient kräftig daran mit. Seiner Meinung nach sind Mitglieder der amerikanischen Cosa Nostra zu verweichlicht.
Yasar Musullulu und Paul Waridel steigen gemeinsam ins Drogengeschäft ein. Sie werden sich später streiten. Waridel übergießt dann Musullulu mit Benzin und zündet ihn an. Musullulu wird jedoch überleben.

03.11.1976:Meyer Lansky gewinnt den dritten und letzten gegen ihn laufenden Prozeß.

1977:Nachdem er wegen versuchten Totschlages 2 Jahre hinter Gitter saß, wird John Gotti zu einem „Ehrenmann“ der Gambino-Familie geweiht.

14.07.1977:Pater Coppola wird auf wundersame Weise von dem Vorwurf der Erpressung in einem Berufungsverfahren freigesprochen. Er wird jedoch aus der Kirche entlassen.

20.08.1977:Der Carabinierioberst Russo wird von Pino „Scarpuzzedda“ Greco, Neffe von von Michele Greco, dem Capo der Familie aus Ciaculli, ermordet. Pino Greco und Mario Prestifilippo gelten als die „Superkiller“ der Familie aus Ciaculli. Michele Greco „der Papst“ und sein Bruder Salvatore „der Senator“ leiten die Familie und gelten als Verbündete der Corleonesi. Da der Mord ohne Zustimmung der Kuppel vollstreckt wurde, kommt es zum Streit, in dessen Verlauf Gaetano Badalamenti und Stefano Bontade ausgelacht werden. Liggio höhnt aus dem Gefängnis heraus, daß Badalamenti wohl überfordert sei die Kuppel zu leiten. Badalamenti versteht die Warnung.

1978: Gaetano Badalamenti trifft sich mit Giuseppe Di Cristina, dem Capo der Familie von Riesi, und Salvatore „Cichiteddu“ Greco. Letzterer ist aus Venezuela angereist. Auch Salvatore Inzerillo nimmt an dem Gespräch teil. Wegen der Differenzen in der Kuppel verlangt Badalamenti einen Denkzettel für die Corleonesi. Er und Di Cristina planen den Mord an Francesco "Ciccio" Madonia von der Familie aus Resuttana, einem Stadtteil von Palermo. Dieser ist ein Verbündeter von den Corleonesi und Rivale Di Cristina´s. Salvatore Greco rät davon ab.
Einer der Brüder von Pupetta Maresca wird im Auftrag von Raffale Cutolo angeschossen.

07.03.1978:In Venezuela stirbt Salvatore Greco an Leberzirrhose.

16.03.1978:Trotz der Warnung lassen Giuseppe Di Cristina und Giuseppe Calderone, Capo aus Catania, Francesco Madonia, ermorden. Man hatte ihn zu einem Treffen in ein Bauernhaus bei Falconara gelockt, wo er von einem gewissen Turi Pillera ermordet wurde. Als Di Cristina hört, daß die Corleonesi an ihm Rache üben wollen, plant er sich der Polizei zu stellen und auszupacken, was er auch tut.

22.05.1978:Nach 7 Jahren im Koma stirbt Joseph Colombo.

29. Mai 1978: Der 13jährige Antonio Moccia erschießt vor dem Gerichtsgebäude von Neapel den mutmaßlichen Mörder seines Vaters Antonio Giugliano, der soeben vom Mordvorwurf frei gesprochen wurde. Da er strafunmündig ist wird seine Mutter Anna Mazza wegen Anstiftung zum Mord verhaftet. Doch man konnte ihr nichts nachweisen. innerhalb weniger Jahre wird die gesamte Familie der Giugliano ausgerottet. Wenige Jahre später kommt es zum Bruch mit dem Verbündeten Cutolo, dem die Moccia zu mächtig geworden sind. Die Moccia schließen sich der Nuova Famiglia um Carmine Alfieri, Alfredo Galasso und Pupetta Maresca an.

30.05.1978:Nachdem Anfang des Jahres noch ein Mordanschlag auf ihn mißlungen ist, was zu seiner Beteiligung am Mord an Madonia führte, wird Giuseppe Di Cristina erschossen.
Seines Lebens nicht mehr sicher flieht Badalamenti über Frankreich nach Brasilien. Sein Widersacher und Vetter Antonino Badalamenti wird Nachfolger der Familie von Cinisi. Neuer Capo di Capi wird Michele „der Papst“ Greco.
Vermutlich wegen dieser Differenzen verlegt der Capo der Familie aus Bolognetta, Giuseppe Bono, seinen Wohnsitz nach New York. Neue Differenzen gibt es im Entführungsfall Aldo Moro durch die Roten Brigaden. Während Stefano Bontade und Salvatore Inzerillo einem Hilfeersuch des italienischen Staates zur Aufklärung des Falles stattgeben wollen, sind die Corleonesi, Greco und Pippo Calo, Capo der Familie von Porta Nuovo, und damit Pate von Buscetta, dagegen.

30.09.1978: Der interne Streit der Familie von Catania gipfelt in der Ermordung von Giuseppe Calderone, der zur Fraktion um Bontade und Inzerillo gehörte. Der neue Capo ist der Auftraggeber Benedetto „Nitto“ Santapaola, der schon seit einiger Zeit im Streit mit den Brüdern Calderone lag und den Corleonesi zugeneigt ist. Antonino Calderone floh später und wurde 1986 zum Kronzeugen gegen die Cosa Nostra.

1978: Mit der Ermordung von Giuseppe Sirchia, Unterboß von der „Bestie“ Michele Cavataio, geht der langjährige Rachefeldzug gegen die Familie aus Acquasanta zu Ende. Sirchia wurde beim Verlassen des Ucciardone-Gefängnisses erschossen.
„Funzie“ Tieri wird als erster Capo nach dem RICO-Act angeklagt.

1979: In Atlantic City bricht ein Mafiakrieg aus. Binnen weniger Monate werden drei Bosse ermordet. Offenbar geht es dabei um die Frage, ob man ins Drogengeschäft einsteigen soll oder nicht.

März 1979: Der Journalist Carmine Pecorelli wird erschossen. Jahre später wird berichtet, daß Ministerpräsident Giulio Andreotti den Mordauftrag erteilte. Dies kann diesem jedoch nie bewiesen werden.

09.03.1979: Der Sekretär der Christdemokraten Siziliens, Michele Reina, wird ermordet.

21.07.1979: Boris Giuliano, oberster Polizeichef von Palermo, wird beim Frühstück in einer Bar erschossen. Er hatte am Flug-hafen Punta Raisi eine halbe Mio. Dollar aus Drogengeschäften sichergestellt. Der Geldkoffer kam aus den USA. Damit ist er der „Sicilian Connection“ auf der Spur.

12.08.1979: Carmine Galante wird im Restaurant „Joe & Mary“ erschossen. Der Auftrag kam von seinem Unterboß Salvatore Catalano. Aber dieser handelte offenbar mit dem Segen der anderen Bosse, allen voran Paul Castellano. Galante protzte zu sehr mit seinem Reichtum und wollte die Lizenzgebühren aus der Heroinlizenz für sich alleine behalten.Damit wird Salvatore Catalano Boß der Bonanno-Familie. Cesare Bonventre, einer der Mörder wird später zerstückelt in drei Ölfässern verteilt aufgefunden.

25.09.1979: Richter Terranova (Prozeß der 114) wird ermordet.

Dr. w.c. Gerland
02.01.03, 21:58
Quelle: http://mitglied.lycos.de/diecosanostra/chronik1.htm

Die achtziger Jahre

Die achtziger Jahre waren geprägt durch den zweiten großen Mafiakrieg der bis 1983 andauerte. Allein auf Sizilien starben etwa 1000 Menschen. Als Sieger aus diesem Krieg gingen die Corleo-nesi mit dem Dreigespann Liggio, Riina und Provenzano. Da Liggio im Gefängnis saß, wurde „U Curtu“ Riina die bestimmende Figur in der Cosa Nostra. Man spricht daraufhin von Siegern und Verlierern. Mitte der achtziger Jahre erlebt die Cosa Nostra einen herben Rückschlag mit den Maxi-Prozessen, die auf Grund der Aussage von Tommaso Buscetta und Salvatore Contorno sowie Antonino Calderone möglich wurden. Gegen Ende des Jahrzehnts war die Cosa Nostra aber eher gestärkt hervorgegangen. Zahlreiche Staatsdiener wurden getötet und in Berufungsverfahren wurden etliche Mafiosi freigesprochen.

In Kolumbien erlebt das Kokain-Kartell von Medellin seinen Aufstieg. Innerhalb weniger Jahre ist der US-Markt mit Kokain über-schwemmt. Die Macht des Kartells ist so groß, daß der kolumbianische Staat eine Marionette des Kartells wird. Erst auf Druck der USA wird das Kartell bekämpft. In den neunziger Jahren ist das Kartell von Medellin ausgeschaltet, aber an seine Stelle tritt das Kartell von Cali. Ähnlich ist die Situation in Bolivien. Die bolivianischen Kartelle gelten als größte Zulieferer für die Kartelle in Kolumbien an Coca-Paste. Da die Kolumbianer auch den europäischen Markt erobern wollen, errichten sie Stützpunkte in Spanien. Um keinen Krieg zu riskieren arrangiert man sich mit der Cosa Nostra, die im Gegenzug Heroin liefert (Zwei Kilo Kokain gegen ein Kilo Heroin). Mit diesem Heroin wird der US-Markt beliefert, da Mitte des Jahrzehntes die amerikanische Cosa Nostra durch interne Kämpfe, aber auch durch der massiven Verfolgung durch die Justiz, nahezu bedeutungslos geworden. Das entstehende Loch füllen die latein-amerikanischen, aber auch chinesische, Gruppen. Für den Transport des Rauschgiftes nach Europa werden zunächst meist Spanier und Südamerikaner eingesetzt. Oftmals von Venezuela und Basilien aus, wohin die Kartelle ausweichen. Später übernehmen Schwarz-afrikaner die Verteilung in Europa.

Durch den Boom der Drogen wird der sizilianische Clan Cuntrera/Caruana, der in Venezuela ansässig ist, zu einem der mächtigsten Clans der Sizilianer, da sämtliche Kontakte und Geschäfte über sie laufen müssen.



06.01.1980: Der Präsident der Region Sizilien, Piersanti Mattarella, wird ermordet.

Febr. 1980: Salvatore Catalano, Pate der Bonnano-Familie, heiratet auf Sizilien (in Cimina) Caterina Catalano, die nicht mit ihm verwandt war. Im selben Jahr noch spaltet sich die Familie Bonnano in zwei Lager. Die einen wollen Philipp Rastelli zum neuen Paten machen, die anderen wollen Philipp Giaccone. Damit wird Catalano quasi entmachtet.

21.03.1980: Antonio Copinogro, Consigliere von Angelo Bruno, dem Paten von Philadelphia, wendet sich an Frank „Funzie“Tieri. Er bietet ihm im Falle von der Ermordung Bruno´s Anteile am Glückspiel in New Jersey an. Tieri beauftragt „Mad Dog“ Sullivan mit dem Mord. Doch Tieri läßt auch Copinogro töten, um alle Anteile zusammen mit „Fat Tony“ Salerno zu sichern. Es folgen insgesamt weitere 19 Morde, ehe Nicodemo Scarfo neuer Pate von Philadelphia wird. Dieser wird jedoch schon bald verhaftet und von Bruno´s Ex-Chauffeur John Stanfa abgelöst.

Frühjahr 1980: Mitglieder der Cosa Nostra und der verfeindeten Clans der Camorra treffen sich, um den Krieg in Neapel zwischen den Gruppierungen der Nuova Camorra Organizzata und der Nuova Famiglia zu beenden. Am Tisch sitzt Rosetta Cutolo stellvertretend für ihren Bruder.

03.05.1980: Der Carabinierihauptmann Emanuelle Basile wird in Monreale vor den Augen seiner Frau und seinem Kind von Giuseppe Madonia - dem Sohn von Francesco "Ciccio" Madonia - Armando Bonanno und Vincenzo Puccio erschossen. Alle drei werden kurze Zeit später verhaftet.

08.06.1980: Tommaso Buscetta, der seit 1972 im Ucciardone-Gefängnis zu Palermo und in Turin einsaß, flieht.
Als die Corleonesi mit Piddu Panno einen Freund von Bontade töten, beschließt dieser, „Toto“ Riina auf einer Sitzung der Kuppel zu erschießen. Als Buscetta davon hört ist er entsetzt.Doch die Corleonesi legen dann auch noch seinen Sohn mit einem Geldge-schenk herein. Als die Polizei Buscetta´s verhaftet, stellt sich heraus, daß das Geld aus einer Entführung stammt. Als Buscetta nach und nach erkennt, daß die Corleonesi alle beseitigen wollen, flieht er.

02.08.1980: 85 Tote bei Bombenanschlag auf Bahnhof von Bologna.

06.08.1980: Oberstaatsanwalt Gaetano Costa wird auf Befehl von Salvatore Inzerillo ermordet.

06.09.1980: Pater Giacinto wird im Franziskanerkloster Santa Maria de Gesu in Palermo erschossen. Er stand Stefano Bontade nahe und galt auch als Mafioso.

15.09.1980: Giuseppe Bono heiratet Antonina Albino. Der erst vor zwei Jahren nach New York eingereiste Mafoiso heiratet im Hotel Pierre.

März 1981: D´Agostino, ein Freund von Bontade, erzählt Rosario Riccobone, dem Capo von Partanna, von Bontade´s Mordplänen an Riina. Er weiß jedoch nicht, daß Riccobone mit Riina sympatisiert und diesem davon erzählt.

17. März 1981: In Arezzo wird die Villa von dem Industriellen Licio Gelli durchsucht. Gelli ist der Führer der Geheimloge Propaganda 2. Diese soll in engen Kontakten zur Cosa Nostra stehen. Zahlreiche Industrielle, Politiker und Militärs gehören der Loge an. Die Loge steht auch im Verdacht für den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna verantwortlich zu sein. Der Anschlag vom 02.08.1980 hatte 85 Tote gefordert. Ziel war es, den Anschlag linken Gruppen zuzuordnen. Auch der betrügerische Bankier Roberto Calvi gehört der P 2 an.

31.03.1981: Frank „Funzie“ Tieri stirbt an Krebs. Damit ist „Fat Tony“ Salerno alleiniger Pate der Genovese-Familie. Erst Ende 1980 war er nach der Anklage nach dem RICO-Act schuldig gesprochen worden. Salerno und Lombardo sind zu diesem Zeit-punkt jedoch schwer krank, so daß Vincent „das Kinn“ Gigante die Familie quasi übernimmt.

23.04.1981: Stefano Bontade stirbt an seinem 43. Geburtstag im Kugelhagel von Pino „Scarpuzzedda“ Greco´s Kalasch-nikow AK-47. Bontade wurde von seinem Unterboß Lo Iacona verraten. Vermutlich war aber auch Giovanni Bontade, der Bruder des Toten, am Verrat beteiligt. Damit beginnt der lang erwartete Mafiakrieg.

05.05.1981: Vier von fünf Unterbosse, die auf Seiten von Philipp Giaccone standen, verschwinden. Darunter er selbst. Damit ist Philipp Rastelli Boß der Bonnano.

10.05.1981: Schüsse auf ein Juweliergeschäft in Palermo aus einer AK-47. Es wird nichts geraubt. Erst später wird klar, daß Pino Greco, der „kleine Schuh“ genannt, an der Panzerglasscheibe die Wirkung seiner AK-47 getestet hatte.

11.05.1981: Salvatore Inzerillo wird vor dem Haus seiner Geliebten von Pino Greco mit der Kalaschnikow erschossen. Der Capo von Uditore, einem Stadtteil Palermos, fühlte sich sicher, da er Riina noch ca. 50 Mio. aus einem Drogengeschäft schuldete.

13.05.1981: Auf dem Petersplatz in Rom schießt Mehmet Ali Agca auf den Papst Johannes Paul II. Die Motive bleiben im Unklaren.

1981: John Gambino aus New York kommt nach Palermo. Er vereinbart mit den Corleonesi, daß er deren Feinde in den USA töten soll. Kurze Zeit später wird Pietro Inzerillo zerstückelt im Kofferraum eines Autos in New Jersey gefunden. Santo Inzerillo wird erwürgt, obwohl die Inzerillo Vettern von den Gambino´s sind. Das Auto in dem Pietro gefunden wurde, gehört Rosario Gambino von Cherry Hill.
Der 16jährige Sohn von Salvatore Inzerillo schwört Rache. Doch er wird von Pino „Scarpuzzedda“ Greco entführt. Dieser hackt ihm den rechten Arm ab und schreit dem Jungen ins Gesicht: „Mit diesem Arm wirst nicht mehr auf Riina schießen!“ Erst dann erschießt er den Jungen.

25.06.1981: In Brancaccio, einem Stadtteil von Palermo, kommt es zu einem Schußwechsel zwischen den Todfeinden Pino Greco und Salvatore Contorno, einem Killer der in Bontade´s Dienst stand. Beide bleiben unverletzt.

Oktober 1981: Die Polizei sprengt eine Versammlung der Camorra. Rossetta Cutolo gelingt im letzten Moment die Flucht.

25.12.1981: Das „Weihnachtsmassaker von Bagheria“. Es handelt sich dabei um einen Anschlag auf drei örtliche Bosse. Bei der Schießerei stirbt einer der Bosse und ein unbeteiligter Passant. Einer der Mörder ist Giuseppe Marchese, der Neffe von Filippo Marchese, dem capo der Corso dei Mille in Palermo.

1982: In Mailand verschwindet der Schwager von Buscetta. Obwohl auch seine beiden Söhne und sieben weitere Angehörige ermordet werden, kann Gaetano Badalamenti ihn in Rio de Janeiro nicht zur Rückkehr nach Palermo bewegen um gegen die Corleonesi zu kämpfen. Unterdessen setzen die Corleonesi Antonino Salamone, Boss der Familie von San Giuseppe Iato, auf Buscetta an. Salamone, der eng mit Buscetta befreundet ist, soll diesen in eine Falle locken.
Filippo Marchese verschwindet spurlos. Obwohl er der Fraktion der Corleonesi angehörte, ließen diese ihn ermorden. Marchese stand in dem Ruf ein Verrückter zu sein. Er mordete mit Leidenschaft. Meist erdrosselte er seine Gegner eigenhändig im „Todes-zimmer an der Piazza Sant´ Erasmo“. Im selben Zimmer/Haus ließ er dann seine Opfer in einem Säurebad auflösen und verschwinden.
In Kolumbien werden erstmals zwischen dem Medellin-Kartell und der Guerilla- Gruppe M19 Kontakte festgestellt. Schutz der Drogenlabors gegen Waffen.
Im gleichen Jahr wird das Rognoni-La-Torre-Gesetz verabschiedet, welches des RICO-Gesetz in den USA entspricht und nun den Staat ermächtigt, Mafiosi nur auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur Mafia abzuurteilen. Die Cosa Nostra nimmt daraufhin La Torre selbst ins Visier.
Als erneut ein Bruder von Pupetta Maresca bedroht wird, gibt sie eine Pressekonferenz, in der sie Cutolo droht. Im gleichen Jahr wird sie und ihr Mann wegen Mordverdachtes verhaftet. Den ihr angelasteten Mord an dem Arzt Aldo Semerari bestreitet sie heftig. Vermutlich steckt Cutolo hinter dieser Falle. Sie muss für vier Jahre ins Gefängnis.



März 1982: Salvatore Contorno wird verhaftet. Er wird später ein Kronzeuge werden.

16.06.1982: Fünf Carabinieri und der in Haft sitzende Alfio Ferlito aus Catania, werden bei einem Gefangenentransport getötet. Als Auftraggeber gilt Benedetto „Nitto“ Santapaola. Die Mörder selbst kamen vermutlich aus Palermo.

17.06.1982: Francesco DiCarlo ermordet in London den betrügerischen Bankier Roberto Calvi, dem die Banco Ambrosiano gehörte. Calvi wird erhängt unter der Blackfriarsbridge gefunden. Die Banco Ambrosiano war zuvor zusammengebrochen und hinterließ 1,4 Milliarden Dollar Schulden.

Mitte 1982: Rosario Riccobone und 20 seiner Leute verschwinden spurlos. Riccobone galt als unsicherer Bundesgenosse der Corleonesi.

11.08.1982: Vincenzo Sinagra wird verhaftet. Er ist zwar kein geweihtes Mitglied der Cosa Nostra, hatte aber glänzende Kontakte zu den Marchese vom Corso dei Mille. Er ist geständig. Aufgrund seiner Aussage wird das „Todeszimmer an der Piazza Sant´ Erasmo“ entdeckt.

03.09.1982: Der gefürchtete Terroristenjäger und Polizeipräfekt von Palermo, Carlo Alberto Dalla Chiesa wird zusammen mit seiner Frau nach nur sechs Monaten Amtszeit erschossen. Beide starben im Kugelhagel einer Kalaschnikow. Er war bereits 1974 oberster Polizeichef von Palermo. Einer der Mörder soll auch Calogero Ganci gewesen sein, der wie Pino Greco zu den Topkillern der Cosa Nostra gehörte.

25.10.1982: Antonino Salamone stellt sich den Behörden und muss noch seine Reststrafe von einem Jahr und sieben Monaten absitzen. Salamone umgeht auf diese Weise den Befehl, Buscetta zu ermorden.

1983: Carlos Marcello wird in New Orleans verhaftet.
Bei einem Treffen auf Long Island zwischen Mitgliedern der Genovese, Gambino und Colombo-Familie und russischen Gangstern wird der Grundstein für einen großangelegten Mineralölsteuerbetrug gelegt, bei dem beide Seiten erhebliche Gewinne machen. Vermutlich hat es bereits 1980 erste Kontakte beider Gruppen gegeben.

15.01.1983: Meyer „Little Man“ Lansky stirbt in Miami.

25.01.1983: Giacomo Ciaccio Montalto, stellvertretender Staatsanwalt von Trapani, wird ermordet. Alle fünf Mörder werden später in den USA ebenfalls ermordet.

31.03.1983: Die Mörder von Carabinierihauptmann Emanuelle Basile werden freigesprochen. Erst später stellt sich heraus, daß der Richter bestochen war.

28.07.1983: Eine Autobombe tötet Richter Rocco Chinnici. Die Bombe soll Calogero Ganci gezündet haben. Dies führt zur Gründung des AntiMafia-Pools, dem u.a. die Richter Giovanni Falcone, Antonino Caponetto und Paolo Borsellino angehören.

10.08.1983: Der Chef der P 2, Licio Gelli, entzieht sich durch Flucht den schweizerischen Behörden, die Gelli an Italien ausliefern wollten.

1983: Der Mafiakrieg geht zu Ende. Viele Familien werden nun von Verrätern angeführt, so z.B. der Clan der Bontade. Neuer Capo ist Lo Iacona. Die Kuppel wird von Michele „der Papst“ Greco aus Ciaculli angeführt. Allerdings ist er bur eine Marionette der Corleonesi um Riina und Provenzano.

1984: Die Ribisi-Brüder (insgesamt sechs Brüder) ermorden mit der Einwilligung ihres Bosses Giuseppe Di Caro den örtlichen Boß von Palma de Montechiaro und übernehmen dort die Macht. Di Caro war der Boß von Agrigento. Die Ribisi-Brüder "übernehmen" zwar die örtliche Gewalt, sind aber auch weiterhin als Killer der Cosa Nostra tätig.
Raffaele Cutolo wird verhaftet. Damit liegen die Geschäfte wieder in alleiniger Verantwortung seiner Schwester. Er selbst soll zunehmend unter Verfolgungswahn leiden und lässt jeden Verdächtigen ermorden.

Frühjahr 1984:Tommaso Spadaro, capo von La Kalsa - einem Viertel von Palermo - wird in seinem Haus verhaftet.

05.04.1984:In Madrid wird Gaetano Badalamenti und sein Sohn verhaftet. Bis zum 09.04 werden in der Schweiz, Italien und in den USA zahlreiche Mitglieder eines internationalen Rauschgiftsrings verhaftet. Allein in den USA werden 32 Personen verhaftet. Der Rauschgiftring geht als die „Pizza-Connection“ in die Justizgeschichte ein, da der Vertrieb und die Geldwäsche über etliche Pizzerien lief. Unter den Verhafteten sind auch Salvatore Catalano und dessen Geschäftspartner Giuseppe „der Büffel“ Ganci von der Bonnano-Familie.

30.04.1984:Kolumbiens Justizminister Rodrigo Lara Bonilla wird erschossen. Er hatte dem Medellin-Kartell den Kampf angesagt.

10.07.1984:In Brasilien wird Tommaso Buscetta verhaftet. Als erstes hohes Mitglied der Cosa Nostra wird er zum „Pentito“ - zum Kronzeugen. Als er aussagt, beginnt auch Salvatore Contorno zu reden. Seine Aussagen führen zu Massenverhaftungen und zu den Maxi-Prozessen.

18.10.1984:Acht Jugendliche, die ohne Erlaubnis Pferdefleisch in Palermo verkauften, werden in der Nähe der Piazza Scaffa von Benedetto „Nitto“ Santapaola erschossen.

24.10.1984: Wegen Drogenhandels wird Abdullah Catli in Paris verhaftet. Catli schlägt damit den Weg eines Mafioso ein.

03.11.1984:Der Ex-Bürgermeister von Palermo, Vito Ciancimino, wird als Mafioso überführt und verhaftet.

12.11.1984: Ignazio und Nino Salvo, „die Vizekönige von Sizilien“, werden verhaftet.

15.11.1984: In Madrid werden Jorge Luis Ochoa und Gilberto Rodriguez Orejuela verhaftet. Ersterer ist nach Pablo Esco-bar, der größte Kokainhändler von Medellin, und der zweite ist der führende Kopf des Cali-Kartells, zusammen mit Jose Santacruz Londona, und Francisco Helmer Herrera Biutrago. Beide sind bereits seit Juni in Spanien, nachdem in Kolumbien nach dem Mord an den Justizminister der Boden zu heiß geworden war.

07.12.1984: Leonardo Vitale, der erste Pentito in Sizilien überhaupt, stirbt an den Folgen eines Anschlages fünf Tage zuvor.

20.12.1984: Agostino Badalamenti, Neffe von Gaetano, wird in Solingen ermordet.

23.12.1984: Bei einem Bombenanschlag auf den Schnellzug 904 Neapel-Mailand kommen 16 Menschen ums Leben und 200 werden verletzt. Der Anschlag geht auf das Konto von Neofaschisten, die jedoch im Auftrag von Pippo Calo, dem Capo von Porta Nuova aus Palermo, handelten. Dieser ist Boß von Buscetta. Beide mochten sich jedoch nicht. Buscetta war öfters mit Bontade als mit Calo zusammen. Calo unterstützte auch die Corleonesi. Um von den Aussagen Buscetta´s abzulenken - und den damit ver-bundenen Wirbel - ließ er den Anschlag ausführen. Dabei nutzte er die Kontakte zu den Neofaschisten und der Geheimloge P 2.

1985:Das Heroinlabor in Alcamo wird entdeckt. Es ist das größte auf Sizilien. Eine Folge der Entdeckung wird die Ermordung von Kommissar Montana sein, der der „Sicilian Connection“ einen herben Rückschlag erteilt.
Der türkische Drogenhändler Paul Waridel stellt sich der DEA.

Im gleichen Jahr wird der Syrer Monzer Al Kassar für die Geheimdienste der USA tätig. Er ist an Waffenlieferungen aus dem Ostblock an die Contras in Nicaragua verwickelt. Desweiteren soll er für die USA bei Waffengeschäften der sogenannten "Iran-Contra-Affäre" beteiligt sein. Bei dieser Affäre lieferten die USA heimlich Waffen an den Iran - der im Krieg gegen den Irak stand - während die Erlöse aus diesen geschäften an die Contra-Rebellen in Nicaragua flossen.

25.02.1985:Das FBI verhaftet die „Big Five“: Anthony „Fat Tony“ Salerno von den Genovese, von den Colombo, Carmine „The Snake“ Persico, von der Lucchese-Familie Tony „Ducks“ Carolla, Philipp Rastelli von der Bonnano-Familie und Paul „Big Paul“ Castellano von dem Clan Gambino.Dies ist der Wendepunkt in der organisierten Kriminalität in den USA, da die Cosa Nostra von da an zunehmend auch von anderen Gangs, wie den Triaden, unter Druck gerät.Bis Prozeßbeginn können die Bosse gegen Kaution auf freiem Fuß bleiben.

28.02.1985:Pippo Calo wird in Rom verhaftet. Sein Nachfolger wird Salvatore Cangemi.

02.04.1985:Ein Anschlag auf den stellvertretenden Staatsanwalt Carlo Palermo mißlingt. Eine Passantin und ihre beiden Kinder werden bei dem Bombenanschlag getötet.

04.05.1985:Der 53jährige Jewsey Agron wird um 8.30 Uhr vor seiner Wohnung in Brooklyn erschossen. Bereits im Januar war ein Anschlag auf ihn verübt worden. Agron zählt als Pate der russischen Mafia und war 1975 in die USA eingereist. Er war damals als angeblicher Jude aus der UdSSR ausgereist. Sein mutmaßlicher Mörder, Marat Balagula, wird sein Nachfolger. Er war 1977 in die USA eingereist.

Juni 1985: In London wird der Statthalter der Familie von Altofonte, Francesco DiCarlo, wegen Drogenhandels zu 25 Jahren verurteilt.

25.07.1985:Der Capo von Prizzi und Busenfreund Michele Greco´s, Don Tommaso Canella wird verhaftet.

28.07.1985:Kommissar Giuseppe Montana wird im Yachthafen von Porticello von Salvatore Marino erschossen. Dieser wird später verhaftet.

06.08.1985:Kommissar Ninni Cassara und sein Mitarbeiter Roberto Antiochia werden vor Cassara´s Haus gegen 15 Uhr erschossen. Ein zweiter Leibwächter wird verletzt.Daraufhin reichen 50% der Beamten Versetzungsgesuche ein. An dem Mord sind Pino "Scarpuzzedda" Greco, Francesco Madonia, Giuseppe Gambino und Bernardo Brusca - allesamt Mitglieder der Kommission - beteiligt.

30.09.1985:Beginn des Prozesses gegen die „Big Five“ in New York.

24.10.1985:Beginn des Prozesses gegen die „Pizza-Connection“. Im Laufe des Prozesses werden Buscetta und Contorno aussagen. Angeklagt sind neben Badalamenti auch Salvatore Catalano.

06.11.1985:In Bogota wird der Justizpalast von der Guerilla-Gruppe M19 gestürmt und besetzt. In einem 26-stündigen Gefecht wird der Palast gestürmt. Ca. 100 Tote werden gezählt, darunter 24 Richter. Da an diesem Tag das oberste Gericht über die Verfassungsmäßigkeit der Auslieferungen von Drogenbossen an die USA entscheiden sollte, gilt als sicher, daß die Kokainbosse hinter diesen Terrorakt stecken.

Ende 1985: In seinem Haus wird Pino „Scarpuzzedda“ Greco von Giuseppe Lucchese und Vincenzo Pucchio erschossen. Greco war allen - den Corleonesi, aber auch seinem Paten Michele „der Papst“ Greco - zu gefährlich und eigenständig geworden. Er agierte wie ein Capo.
In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts kehren etliche Inzerillo, die im großen Krieg aus Sizilien geflohen sind, zurück. Dies schließt auf eine Aussöhnung mit den „Gewinnern“, den Corleonesi.

02.12.1985:Aniello Dellacroce, Unterboss von der Gambino-Familie, stirbt.

16.12.1985:Vor dem Restaurant „Sparks“ wird „Big Paul“ Castellano und sein Fahrer Tommy Bilotti erschossen. Er hatte gleich mehrere Fehler gemacht. Zum einen lebte er mit seiner Frau und seiner Geliebten unter einem Dach, dann verlor er in seiner Prunkvilla den Kontakt zu Basis und schließlich hatte er seinem Unterboß Aniello Dellacroce, den viele als Boß der Familie lieber gesehen hätten, nicht die letzte Ehre erwiesen, als dieser starb. Dellacroce galt als Friedensstifter in der Familie. Als Bilotti die Nach- folge von Dellacroce antreten sollte, hatte die gegnerische Fraktion um John Gotti genug. Nach dem Mord war damit John Gotti der Boß der Gambino.

1986:Francesco Madonia wird verhaftet. Auch der Mörder von Basile und Pino Greco, Vincenzo Puccio aus Ciaculli, wird verhaftet.
In Kalabrien bricht ein Krieg aus. Jahrelang war die Familie De Stefano die mächtigste Familie der `Ndrangheta. Antonino Imerti lässt den Boss der Familie, Paolo De Stefano, ermorden. Bis 1990 fallen dem Krieg etwa 800 Menschen zum Opfer.

16.02.1986:In Sizilien beginnt der erste Maxi-Prozeß. Aus dem Käfig heraus beschimpft Luciano Liggio den Kronzeugen Buscetta als „Wurm“. Der Prozess wird über Monate dauern. Der 86jährige Boss von Agrigent, Paolo Campo, erklärt: "Ich bin als Mafioso geboren, und als Mafioso werde ich sterben."

17.02.1986:Giovanni Prestifilippo und sein Sohn werden verhaftet. Sie gehören zur Familie von Ciaculli und sind mit den Greco´s verwandt.

20.02.1986:Michele „der Papst“ Greco wird verhaftet. Nun ist Salvatore „Toto“ Riina auch Boß der Kuppel.

Febr. 1986:In Barcelona treffen sich Sizilianer, Neapolitaner und Kolumbianer. Einberufen wurde die Konferenz vom in Venezuela lebenden Cuntrera/Caruana-Clan. Die Kooperation mit den südamerikanischen Drogenkartellen beginnt. Die Märkte Europas werden unter den Gruppen aufgeteilt. Die Corleonesi erhalten Osteuropa, Mitteleuropa geht an die Clans aus Siciluiana, woher die Clans der Caruana und Cuntrera stammen, und an Madonia; Zentralitalien, Frankreich und Barcelona geht an die Camorristi Michele Zaza und Antonino Bardellino.

20.03.1986:Michele Sindona wird im Gefängnis vergiftet. Der Finanzhai aus Sizilien war des Mordes an Rechtsanwalt Giorgio Ambrosoli angeklagt. Er wusch Gelder der Cosa Nostra über die Vatikanbank und der Banco Ambrosiano von Roberto Calvi, der in London einst erhängt wurde. Desgleichen wurde er von den USA wegen betrüger- ischen Bankrottes der viertgrößten Bank der USA gesucht. Erzbischof Marcinkus von der Vatikanbank war dabei einer seiner Komplizen. Der Erzbischof wurde jedoch vom Vatikan nie ausgeliefert.

13.04.1986:Frank DeCicco, Unterboss der Gambino-Familie, wird durch eine Autobombe getö- tet. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Ermordung von Castellano. Aus Rache, weil die Ermordung Castellanos ohne Genehmigung der Kommission erfolgte, wurde er getötet. Vermutliche Drahtzieher des Anschlags ist die Genovese-Familie.

6.05.1986: In Messina beginnt der zweite Maxi-Prozeß.

04.06.1986: Ein Pariser Gericht verurteilt Monzer Al Kasser zu acht Jahren Haft. Er war wegen Gründung einer krimellen Vereinigung und Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen auf jüdische Einrichtungen angeklagt. Al Kasser tritt die Haft jedoch nie an. Da Al Kasser über enge Verbindungen zur PLO und deren Splittergruppen, den syrischen Geheimdienst und anderen staatlichen Stellen im Nahen Osten besitzt, ist es ihm zu Verdanken, dass einige französische Geiseln freigelassen wurden. Im Gegenzug lässt ihn der französische Staat unbehelligt.

30.06.1986: Der Mafiaboß Pietro Vernengo wird bei Neapel verhaftet.

Juli 1986: Nach 20 Monaten werden Ochoa und Orejuela von den spanischen Behörden an Kolumbien ausgeliefert anstatt den USA. Die Bedingung war, daß sie dort die gleichen Anklagen erhalten wie in den USA. In Kolumbien kommt Ochoa auf Kaution frei und taucht unter.

08.10.1986: Dem 11jährigen Claudio Domino wird mehrmals ins Gesicht geschossen. Seinem Vater gehört die Reinigungsfirma, die das Gerichtsgebäude reinigt. Er weigerte sich mit der Cosa Nostra zu kooperieren.

17.11.1986: Oberst Jaime Ramirez Gomez wird in Kolumbien erschossen. Er galt als einer der fähigsten Polizisten Kolumbiens.

19.11.1986: Im Prozeß gegen die „Big Five“ werden Carmine Persico, Anthony Salerno, Tony Carolla und Philipp Rastelli für schuldig gesprochen. Das Strafmaß wird im Januar 1987 verkündet. Der Nachfolger von Salerno wird Vincent „das Kinn“ Gigante. Dieser schoß einst auf Frank Costello. Nach außen vermittelt er den Eindruck eines Geistesgestörten, da er auf der Straße im Morgenmantel und Pantoffeln herumläuft.

Dez. 1986: Antonino Calderone aus Catania beginnt auszusagen, nachdem er sich der Justiz stellte.

1987: Der Pate von Miami, Santos Trafficante jr., stirbt an Nierenversagen.

04.02.1987:Carlos Lehder, der Mann des Medellin-Kartells, der die Kokain-Pipeline in die USA aufbaute und somit den Erfolg der Kartelle begründet wird verhaftet und noch am selben Tag an die USA ausgeliefert. Es gilt als sicher, daß er von Pablo Escobar, dem mächtigsten Kokain-Boß von Medellin, verraten wurde. Tage zuvor hatte Lehder auf einer Party versucht, den besten Leibwächter von Escobar zu verführen. Als dieser ihn beleidigte, erschoß dieser ihn. Etwa zu dieser Zeit beginnt auch ein Krieg zwischen den Kartellen von Cali und Medellin.

06.03.1987: Ein Prozeß gegen John Gotti endet mit dessem Freispruch.

22.06.1987: Der Prozeß gegen die „Pizza-Connection“ endet. Von den Angeklagten sind während des Prozesses Alfano und Mazzara ermordet und Giuseppe „der Büffel“ Ganci, rechte Hand von Salvatore Catalano, stirbt eines natürlichen Todes.

Juli1987: Wegen Unstimmigkeiten im Baugeschäft plant die Genovese-Familie unter Vincent „das Kinn“ Gigante den Mord an Gotti. Das FBI hört die Gespräche mit und warnt Gotti. Als Vergeltung läßt Gotti Jimmy Rotondo von der Genovese-Familie er- morden. Dies dient als Warnung an Gigante.

Sept. 1987: Licio Gelli, flüchtiger Chef der P 2, stellt sich in Genf den Behörden.

29.09.1987: Mario Prestifilippo, neben Pino Greco einer der Superkiller der Greco aus Ciaculli, wird in Bagheria von seinem Motorrad geschossen und stirbt.

Okt. 1987: Auf der Karibikinsel Aruba treffen sich erneut die Sizilianer mit den Kolumbianern.

November 1987: Vincenzo Moccia wird ermordet. Der Moccia-Clan um Angelo Mocchia und seiner Mutter Anna Mazza reagieren auf die Ermordung des Bruders und Sohnes mit der vollständigen Auslöschung des Magliulo-Clans aus dessen Reihen der Mörder kam. Spätestens dann waren sie einer der mächtigsten Clans der Camorra.

16.12.1987:Urteilsverkündungen im ersten Maxi-Prozeß. Doch nur wenige Jahre später sind die meisten Mafiosi wieder auf freiem Fuß, da sie von Freigang nicht zurückkehrten bzw. vom „Urteilskiller“ Richter Carnevale in der Berufungsinstanz freige-sprochen werden. Unter ihnen wird auch Antonino Salamone sein. Dem inzwischen 69jährigen Boss von San Giuseppe Iato wird Haftentlassung wegen des hohen Alters und seinem Gesundheitszustand gewährt. Unmittelbar nach seiner Freilassung setzt er sich ins Ausland - vermutlich Brasilien - ab. Um diese Zeit herum wird Bernardo Brusca die Familie von San Giuseppe Iato leiten.

23.12.1987:Der Mord an Salvatore Lauretta und Orazi Coccomini ist der Beginn eines Krieges zwischen der Cosa Nostra und der Stidda um Gela/Palma di Montechiaro, der bis 1992 110 Tote fordert. Auslöser ist das 250 Millionen-DM-Projekt zum Bau eines Staudammes in Disueri. Der Mordauftrag kam von Giuseppe Madonia.

1988: Der Anti-Mafia-Pool wird aufgelöst.
John Gotti wird bei einem Prozeß freigesprochen.
Michele Zaza von der Camorra wandert für drei Jahre in Frankreich hinter Gitter.

12.01.1988:Palermo´s Ex-Bürgermeister Giuseppe Insalaco wird ermordet. Er hatte damit gedroht auszupacken.

16.01.1988: Der Polizist Natale Mondo wird in Sizilien ermordet. Er hatte einst eng mit Ninni Cassara zusammengearbeitet.

März 1988: Gaetano Ianni und weitere 19 Personen werden verhaftet. Ianni ist einer der Paten der Stidda in Gela.

21.05.1988: An der deutsch-österreichischen Grenze in Bad Reichenhall wird Monzer Al Kassar wegen eines gefälschten Passes verhaftet. Da er in Frankreich zu einer Haft verurteilt wurde, die er nie angetreten hatte, will man ihn an Frankreich ausliefern. Frankreich hat jedoch kein Interesse und so kommt Al Kassar nach zehn Tagen gegen eine Kaution frei. Für seine Freilassung sollen sich hohe bayrische und österreichische Politiker eingesetzt haben. Monzer Al Kassar hat schon seit mehreren Jahren beste Verbindungen zu österreichischen Spitzenpolitikern und lebte zeitweise in Wien.

Juli 1988: Der bolivianische Kokainkönig Roberto Suarez Gomez wird auf verstärkten Druck der USA endlich verhaftet. Jedoch führt er einwahres Luxusleben in Haft und wird auch nicht ausgeliefert.

Sept. 1988: Gaetano Ianni kommt frei, wird jedoch unter Hausarrest gestellt.

14.09.1988: In Trapani wird der pensionierte Richter Alberto Giacomelli ermordet.

25.09.1988: Richter Antonio Saetta und sein geistig behinderter Sohn werden in Palermo im Auto erschossen. Einer der Täter war einer der Ribisi-Brüder aus Palma de Montechiaro.
In Palma de Montechiaro wird in Kürze ein offener Krieg zwischen den Ribisi und jungen, aufstrebenden Männern um die Stidda (einer Splittergruppe) ausbrechen, die in Gela unter Gaetano Ianni schon sehr erfolgreich agiert.

28.09.1988: Giovanni Bontade und seine Frau werden in ihrem Haus in Villagrazia bei Palermo erschossen. Bontade hatte einst seinen Bruder verraten.

01.12.1988: In einer gemeinsamen Polizeiaktion werden in den USA 75 Personen und in Italien 133 Personen festgenommen. Die meisten festgenommenen in den USA gehören den Gambino von Cherry Hill an. Die „Sicilian Connection“ ist damit zerschlagen. Das Heroin wird nun direkt aus dem Goldenen Dreieck Thailand, Burma und Laos geliefert. Lieferanten sind die Triaden, die auch den US-Markt langsam übernehmen.

27.02.1989: Marat Balagula wird am Frankfurter Flughafen verhaftet und an die USA ausgeliefert. Nun ist Boris Nayfeld der erste Mann der russischen Mafia in New York.

Mai 1989: Gaetano Ianni muß für zwei Jahre in die Verbannung nach Sardinien.

11.05.1989: Vincenzo Puccio, Mörder von Pino Greco, wird im Ucciardone-Gefängnis Antonino und Giuseppe Marchese erschlagen. Letzterer war am „Weihnachtsmassaker von Bagheria“ beteiligt.

26.05.1989: Salvatore Contorno, Kronzeuge aus dem Maxi-Prozeß, wird auf Sizilien verhaftet. In einem anonymen Brief wirft Richter DiPisa, Mitglied des ehemaligen Anti-Mafia- Pools, Richter Giovanni Falcone vor, dem Pentito beim Aufbau einer „Anti-Corleonesi-Front“ behilflich zu sein.

21.06.1989: Ein Bombenanschlag auf Richter Giovanni Falcone mißlingt. Man vermutet hinter dem geplanten Anschlag - mit einer Bombe in der Nähe des Hauses am Strand, dass Falcone gemietet hatte - den Geheimdienst.Deren hochrangiges Mitglied Bruno Contrada wird Jahre später als Bindeglied der Cosa Nostra enttarnt.

06.08.1989: Gioachino Ribisi wird in einem überfüllten Restaurant in Palma de Montechiaro von Killern der Stidda erschossen.

10.08.1989: Der Präsidentschaftskandidat und Senator Luis Carlos Galan wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Bogota erschossen. Dies ist der Höhepunkt des Wochenlangen Terrors der Kokain-Kartelle. Hintergrund des Bombenterrors und der Ermordung ist die Auslieferung des Finanzjongleurs der Kartelle, Martinez Romero, an die USA.
Ein weiteres Ziel in diesen Tagen ist der Nachfolgekandidat Cesar Gaviria. In der Annahme, er würde einen bestimmten Flug nehmen, lässt das Kertell eine Bombe an Bord eines Zivilflugzeuges explodieren. 110 Menschen sterben.


16.08.1989: Carlos Valencia, Richter am Obersten Gerichtshof von Kolumbien, wird ermordet. Er hatte die Anklagen gegen Escobar und Gonzalo Rodriguez Gacha bestätigt. Daraufhin treten 4.000 Richter in den Streik.

04.10.1989: Im Krankenhaus von Palma de Montechiaro werden die Brüder Carmelo und Rosario Ribisi erschossen. Rosario lag darin, weil er kurz zuvor bei einer Schießerei verletzt wurde. Carmelo war zum Schutz bei ihm. Doch die Killer der Stidda waren mit Maschinenpistolen erschienen und ließen den Brüdern keine Chance.

08.10.1989: Francesco Marino Mannoia wird einer der wichtigsten Pentiti nachdem man seinen Bruder ermordet hatte.

23.11.1989: Aus Rache weil Mannoia zum Pentiti geworden ist, ermordet die Cosa Nostra die Mutter, Tante und Schwester von Mannoia vor ihrem Haus in Bagheria.

05.12.1989: In Kempten wird der aus der Provinz Catania stammende Salvatore Salamone verhaftet. Er gilt als Kopf der Cosa Nostra in Kempten. Dort hat sich eine große Gruppe gebildet. Die Ermittlungen rollen an und enden 1992.

16.12.1989: Gonzalo Rodriguez Gacha, einer der führenden Köpfe des Medellin-Kartells, wird bei einem Feuergefecht mit der Polizei getötet. Augenzeugen sagten jedoch aus, er habe sich mit einer Handgranate in die Luft gejagt um einer Auslieferung an die USA zu entgehen. Gleichfalls wird vermutet, daß Gacha durch Kokain-Kartelle von Medellin und Cali geopfert wurde. Dieser hatte zuvor versucht, dem Cali-Kartell um Rodriguez Orejuela, Absatzmärkte in den USA streitig zu machen, worauf es zu einem Krieg zwischen den Kartellen kam. Das Cali-Kartell besteht aus den Mitglieder Orejuela, José Santacruz Londono und Francisco

Dr. w.c. Gerland
05.01.03, 16:46
Bei Fitz Haarmann, kann man wohl nicht von organisiertem Verbrechen sprechen, doch war er einer der berühmtesten deutschen Verbrecher des 20.Jahrhunderts.

Quelle:http://www.wodka-apfelsaft.de/haarmann.htm

Fritz Haarmann

http://www.wodka-apfelsaft.de/haarmann1.jpg

1924 erregte ein Kriminalfall in Hannover großes Aufsehen in der deutschen Öffentlichkeit. Spielende Kinder entdeckten am 17.5.1924 in der Leine einen menschlichen Schädel. Drei Tage später folgte ein ebensolcher Fund an gleicher Stelle. 2 weitere Schädel wurden am 13 Juni aus der Leine geborgen...

Der Verdacht richtete sich sogleich gegen Friedrich Haarmann, den man schoneinige Jahre zuvor verschiedentlich mit dem Verschwinden junger Männer in Zusammenhang gebracht hatte. Die vorgenommene Durchsuchung seiner Wohnung, einer Dachkammer im Haus Rote Reihe 2 in der Altstadt von Hannover, brachte die Ermittlungen jedoch kaum voran. Es wurden nur einige Bekleidungsstücke und etwas Wäsche - anscheinend von jungen Leuten - gefunden. Da Haarmann zusammen mit seinem Komplizen Grans Altwarenhandel betrieb, reichten die sichergestellten Sachen allein nicht aus, beide des Mordes zu überführen.

Deshalb ließ die Polizei in der Presse eine Aufforderung an die Bevölkerung veröffentlichen, die Schädel aus der Leine und die beschlagnahmte Kleidung zu besichtigen sowie jegliche von Haarmann oder Grans gekaufte Garderobe vorzulegen. Außerdem verhörte die Polizei nach und nach zahlreiche Personen aus dem Bekanntenkreis Haarmanns. So waren auch am 1. Juli wiederum gleich mehrere Zeugen zur Vernehmung geladen worden. Der Zufall wollte es, dass im Polizeipräsidium die Mutter des seit April 1924 vermissten 18jährigen Lehrlings Robert Witzel mit Haarmanns letzter Wirtin, einer Frau Engel, und deren Stiefsohn zusammentraf.

Frau Witzel erkannte in dem Anzug, den der junge Mann trug, mit Bestimmtheit die Bekleidung ihres Sohnes wieder. Auf Befragen gab Frau Engel an, den Anzug von Haarmann gekauft zu haben. Als dem Beschuldigten diese Tatsache vorgehalten wurde, brach er zusammen und gestand die Tötung Witzels und weiterer junger Männer ein. Im Juli nahm die Polizei eine systematische Suche nach den Überresten der Opfer Haarmanns auf. Er hatte angegeben, die meisten der Getöteten zerstückelt und in die Leine geworfen zu haben. Bei der Suchaktion konnten insgesamt 285 Knochen aus dem Flussbett geborgen werden. Die Untersuchung der Skeletteile ergab, dass sich darunter 22 rechtsseitige Oberschenkelknochen befanden. Sämtliche Knochen stammten, soweit beurteilbar, von jungen Männern. Wie sich später herausstellte, war das jüngste Opfer Haarmanns 10 und das älteste 22 Jahre alt. Das Bekannt werden des Massenmordes gab zu manchen ungeheuerlichen Spekulationen Anlas. Insbesondere ein Gerücht bewegte lange Zeit die Gemüter. Es unterlag keinem Zweifel, dass Haarmann einen gutgehenden Handel mit billigem Fleisch betrieb. Der Beweis für einen Verkauf von Fleisch seiner Opfer zum menschlichen Verzehr konnte aber nicht erbracht werden. Andererseits ließ sich seine Bezugsquelle ebenso wenig ermitteln.

Das psychiatrische Gutachten, das die Frage der Zurechnungsfähigkeit von Haarmann klären sollte, wurde bei Professor Dr. Ernst Schultze in Auftrag gegeben. Im August 1924 begannen die sechswöchigen Untersuchungen in der Provinz-, Heil- und Pflegeanstalt von Göttingen. Haarmann wurde von Schultze am 1. Oktober 1924 für zurechnungsfähig erklärt. Der Prozess gegen Haarmann und Grans fand vom 4 bis 19 Dezember 1924 vor dem Landgericht Hannover statt. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen Mordes in siebenundzwanzig Fällen. Das Gericht gelangte aufgrund der im Prozess vorgelegten Beweismittel zu der Auffassung, dass Haarmann zwischen September 1918 und Juni 1924 mindestens vierundzwanzig Morde begangen hat. Unklar blieb, auf welche Weise er seine Opfer tötete. Haarmann machte dazu unterschiedliche Aussagen.

Zuerst konnte er sich angeblich nicht erinnern, während er später behauptete, er habe seinen Opfern "die Kehle durchgebissen". Wo das misslang, habe er sie erwürgt. Merklich erfreute er sich während der Verhandlung seiner zweifelhaften Berühmtheit. Am 19 Dezember 1924 ging das makabre Schauspiel zu Ende. Das Gericht verurteilte Haarmann wegen Mordes in vierundzwanzig Fällen vierundzwanzigmal zum Tode. Wegen Anstiftung und Beihilfe zum Mord erhielt Hans Grans ebenfalls die Todesstrafe, später umgewandelt in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe. Im Gefängnishof des Landgerichts Hannover wurde Fritz Haarmann am 15. April 1925 um 6 Uhr enthauptet. Ein Fallbeil trennte den Kopf vom Körper. Zu Forschungszwecken wurde dieser aufgehoben. Zur Zeit befindet sich der eingelegte Kopf in Göttingen. Vier Hirnschnitte davon befinden sich in München. Wie kaum ein Täter seiner Zeit war Haarmann sich seiner Vermarktbarkeit bewusst: "Wenn ich so gestorben wäre, dann wäre ich beerdigt worden und keiner hätte mich gekannt, so aber - Amerika, China, Japan und die Türkei, alles kennt mich."

Er wollte auf dem Klages-Markt hingerichtet werden, vor laufenden Kameras, "dann sehen doch alle Leute, dass ich tot bin - in Amerika - da bin ich auch im Kino - ich bin doch ganz berühmt". Und einen Roman wollte er vorher noch schreiben, "Ja, das mache ich, den verkaufen wir, wir verdienen viel Geld damit, da werden wir Millionär". Vom Erlös soll ein Denkmal errichtet werden. "Das ist eine Sehenswürdigkeit noch in 1000 Jahren, da kommen sie alle und sehen sich das noch an ".

Dr. w.c. Gerland
05.01.03, 17:01
Quelle:http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BaaderAndreas/

Andreas Baader
Terrorist

*1943 +1977

1943
6. Mai: Andreas Baader wird in München geboren.

1963
Übersiedlung nach West-Berlin.

1967
Bekanntschaft mit Gudrun Ensslin.

1968
2. April: Zusammen mit Ensslin beteiligt sich Baader an Brandanschlägen auf zwei Frankfurter Kaufhäuser. Baader und Ensslin werden daraufhin festgenommen. Nach eigenen Angaben wollten sie mit den Anschlägen gegen die Gleichgültigkeit protestieren, mit der die Menschen in der Bundesrepublik den Krieg in Vietnam hinnehmen. Baader und Ensslin werden zu drei Jahren Haft verurteilt.

1969
Vorläufige Entlassung aus der Haft nach einem Revisionsantrag. Baader flüchtet daraufhin zusammen mit Ensslin nach Frankreich.

1970
April: Nach seiner Rückkehr in die Bundesrepublik wird Baader erneut verhaftet.
14. Mai: Ulrike Meinhof und Ensslin organisieren die Befreiung von Baader aus dem Gefängnis. Der Ausbruch gilt als Geburtsstunde der sogenannten Baader-Meinhof Gruppe, zu der neben Meinhof, Baader und Ensslin noch Holger Meins (1941-1974) gezählt wird.
Juni: Baader flüchtet zusammen mit Meinhof, Ensslin und Horst Mahler sowie weiteren Sympathisanten der Gruppe nach Jordanien zu den palästinensischen Guerillas. Sie wollen sich dort für den "bewaffneten Kampf" ausbilden lassen.

1970-1972
Nach der Rückkehr in die Bundesrepublik lebt Baader im Untergrund, von wo aus er sich unter anderem an Banküberfällen beteiligt. Mit dem erbeuteten Geld werden Wohnungen, Autos, Waffen und gefälschte Papiere besorgt.

1972
11.-24. Mai: In Frankfurt, Augsburg, Karlsruhe, beim Springer-Verlag in Hamburg und im US-Hauptquatier in Heidelberg werden Bombenanschläge verübt. Das Kommando der Roten Armee Fraktion (RAF), wie sich Mitglieder der Baader-Meinhof-Gruppe schon früher genannt haben, übernimmt die Verantwortung für die Attentate, die sie als "antiimperialistischen Kampf" bezeichnen.
1. Juni: Die gesuchten Terroristen Baader, Meins und Jan-Carl Raspe (1944-1977) werden in einer spektakulären Polizeiaktion nach einem längeren Schußwechsel, bei dem Baader verletzt wird, in Frankfurt/Main festgenommen.

1973
Mai bis Juni: Zusammen mit den anderen Mitgefangenen RAF-Mitgliedern tritt Baader in den Hungerstreik um eine Lockerung der Haftbedingungen zu erreichen.

1974
2. Oktober: Der Generalbundesanwalt erhebt Anklage gegen die fünf Kernmitglieder der RAF. Neben Meinhof und Baader zählen dazu Ensslin, Meins und Raspe.
Dezember: Jean Paul Sartre besucht Baader im Gefängnis.

1975
Zusammen mit Meinhof, Ensslin und Raspe beantwortet Baader Fragen der Zeitschrift "Spiegel" zu Theorie und Taktik der Gruppe, die in Heft 4 des Jahres veröffentlicht werden.
Mai: Der Prozeß gegen die Kerngruppe der Roten-Armee-Fraktion, Baader, Meinhof, Ensslin und Raspe beginnt vor dem Oberlandesgericht Stuttgart in einem festungsartig gesicherten Gebäude. Vorgeworfen werden ihnen unter anderem 5 Morde, 54 Mordversuche, Sprengstoffanschläge und Bankdiebstähle.

1976
4. Mai: Ensslin verliest eine mit den anderen Angeklagten abgestimmte Erklärung, in der sie unter anderem für die Sprengstoffanschläge in Frankfurt/Main und Heidelberg die Verantwortung übernehmen.

1977
28. April: Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen vierfachen Mordes und vielfachen Mordversuchen.
5. September: Mitglieder der RAF entführen den Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Hanns Martin Schleyer (1915-1977). Für seine Freilassung fordern sie die Entlassung von elf in der Bundesrepublik inhaftierten RAF-Mitgliedern, unter ihnen auch Baader. Sie sollen je 100.000 DM erhalten und ausgeflogen werden.
13. Oktober: Vier arabische Terroristen entführen die Lufthansa-Maschine "Landshut", die sich mit fünf Besatzungsmitgliedern und 82 Passagieren auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt/Main befindet. Sie fordern, ebenso wie die Schleyer-Entführer, die Freilassung von elf RAF-Häftlingen.
18. Oktober: Einer Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes, der "GSG 9", gelingt es die entführte "Landshut" auf dem Flughafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu zu stürmen und die Geiseln zu befreien. Wenige Stunden nach der Befreiungsaktion werden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe in ihren Zellen in Stuttgart Stammheim tot aufgefunden. Die Ermittlungen ergeben, daß sich Baader und Raspe mit Pistolen, die sie versteckt gehalten hatten, selbst erschossen haben und daß Ensslin sich mit einem Lautsprecherkabel am Fenstergitter erhängt hat. Am 19. Oktober wird Hanns Martin Schleyer tot im Kofferraum eines Autos aufgefunden.

Dr. w.c. Gerland
05.01.03, 17:47
Quelle: http://www.schreiben-hamburg.de/seiten/lord.html

Der Lord von Barmbek: Julius Adolf Petersen

*1882 +1933

http://www.schreiben-hamburg.de/bilder/lord.jpg

Julius Adolf Petersen, der Lord von Barmbek, wurde 1882 in ärmlichen Verhältnissen geboren. Als Dreizehnjähriger zog er 1896 mit seinen Eltern nach Barmbek. Im selben Jahr begann er seine kriminelle Laufbahn. Nach 1904 - er hatte bereits eine mehrjährige Haftstrafe abgesessen – wurde er Wirt der Kellerkneipe schräg gegenüber. In dieser Kneipe verkehrten Einbrecher und Kohlearbeiter. In Petersens Kaschemme (ein Lieblingsausdruck von ihm) werden manche Raubzüge geplant und vorbereitet worden sein. Nach einigen Jahren lebte Petersen hauptberuflich vom Verbrechen. Deshalb wurde er während des ersten Weltkriegs 1916/17 für ein Jahr interniert und aus demselben Grunde wahrscheinlich auch nicht eingezogen.
Nach seiner Entlassung machte Petersen als Anführer der „Barmbeker Einbrechergesellschaft“ und später dem „Petersen-Konzern“ Karriere. Insgesamt gehörten siebzig teils fester, teil loser mit Petersen verbundene Männer dazu. Ein Großteil dieser Männer war in Barmbek zu Hause.
Nach einer erneuten Freiheitsstrafe 1919/20 setzte Petersen zu einem aufsehenerregenden Höhenflug an. Bis Mitte ´21 erbeutete er rund 800.000 Mark Bargeld nebst diversem wertvollem Gut.
Im Juni ‘21 wurde Petersen zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Erst sein umfassendes Ge-ständnis machte deutlich, wie professionell und im großen Maßstab organisiert der „Petersen-Konzern“ gewesen war.
Trotz großer Beute lebten Petersen und seine engsten Komplizen, zu denen auch sein Bruder Arnold zählte, während ihrer Erfolgsjahre keineswegs in Saus und Braus. Die meisten legten Wert auf gepflegte Kleidung, und ganz besonders tat das Petersen selbst. Auch daher rührt sein „Ehrentitel“.
Mit seiner Ehefrau Helmi Petersen (gleichnamig, aber nicht verwandt) hatte er einen gemeinsamen Sohn, Hatzel, dessen Sorgerecht nach der Scheidung die Mutter erhielt, obwohl Petersen sich auch darum bemühte.
Mit seiner späteren Lebensgefährtin Frieda Goedje hatte er keine Kinder. Aber bei dieser gutherzigen Frau, der er eine Pension in den Colonnaden kaufte, fühlte er sich bis zu seinem Lebensende 1933 sehr wohl.
Während seiner langen Haftstrafe trennte sich seine Lebensgefährtin nicht von ihm. Er führte sich derart mustergültig, dass sich ihm schon im April 1932 die Gefängnistore zur widerruflichen Beurlaubung öffneten. Entgegen aller guten Vorsätze, dauerte es nicht lange, bis Petersen wieder straffällig wurde. Als er 1933 geschnappt wurde, setzte er noch im Untersuchungsgefängnis durch Erhängen seinem Leben eigenmächtig ein Ende – indem er zwei Socken und ein Taschentuch verknotete.

Dr. w.c. Gerland
03.04.03, 22:21
Quelle:http://www.wodka-apfelsaft.de/bathory.htm

Elisabeth Bathory

http://www.wodka-apfelsaft.de/bathory.jpg

Die Legende von der Blutgräfin und ihren Untaten kommt an Ruhm den Taten des Gilles de Rais oder Grafen Dracula gleich... So unfassbar die Geschichten auch sind, so gut lassen sich viele davon auch heute noch beweisen. Über Mythos und Wahrheit des ungarischen Monsters....

Elisabeth wurde 1560 geboren und gehörte einer der mächtigsten und erlauchtesten ungarischen Familien der damaligen Zeit an, welche - Ironie der Geschichte - weitläufig mit dem Hause Dracula verwandt war. Ein enger Verwandter war Kardinal, und ihr Onkel Stephan, Fürst von Siebenbürgen, wurde später König von Polen.
Der Reichtum der Báthory war gewaltig und überstieg den des ungarischen Königs Matthias II, welcher sogar Schuldner der Báthorys war.
Die ständigen Heiraten innerhalb der ungarischen Adelsfamilien, durch die ihr Besitz zusammengehalten werden sollte, hatten allerdings zu einer genetischen Degeneration geführt. Elisabeth selbst litt an epileptischen Anfällen; einer ihrer Onkel war ein bekannter Satanist; ihre Tante Klara eine sexuelle Abenteuerin und ihr Bruder Stephan ein Trinker und Wüstling.

Elisabeth wurde im Alter von elf Jahren mit Ferencz Nádasdy, dem Sohn einer anderen ungarischen Adelsfamilie verlobt, der später den Beinamen der "Schwarze Ritter" erhielt. Nádasdy war ein grausamer Krieger und bei den Feldzügen gegen die Türken bereitete es ihm Vergnügen, türkische Gefangene zu foltern. Er soll seiner Frau sogar einige Foltertechniken beigebracht haben. 1575, Elisabeth war 15 Jahre alt, heirateten die Beiden und zogen auf den Familiensitz derer von Nádasdy, in das einsame Hügelland des nordwestlichen Ungarns. Da Graf Ferencz sehr oft wegen des Krieges fort war, langweilte Elisabeth sich fürchterlich. Mit einem blassen jungen Adligen, der in dem Ruf stand ein Vampir zu sein, ging sie auf und davon, doch dies brachte ihr nur vorübergehend Zerstreuung und nach ihrer Rückkehr aufs Schloss hielt sie nach anderen Vergnügungen Ausschau. Sie machte sich an die Dienstboten heran, besonders an die jungen Mädchen. Erst waren diese für sie nur bequeme Gespielinnen, doch nachdem Elisabeth durch ihren Diener und eine Amme in die Kunst der Schwarzen Magie und der Hexerei eingeführt worden war, wurden diese spiele zu bizarren Ritualen. Trotzdem verwirklichte Elisabeth ihre gewalttätigen sexuellen Phantasien erst nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1604 (nach anderen Quellen 1600) vollkommen ungehemmt.

Ihr Sadismus richtete sich dabei ausschließlich gegen Mädchen oder junge Frauen in ihrer näheren Umgebung. So liebte sie es, ihre Dienerinnen zu beißen und ihnen das Fleisch von den Knochen zu reißen. Einer ihrer Spitznamen war "Tigerin von Cachtice", nach dem Schloss benannt, in dem sie sich überwiegend aufhielt. Außerdem praktizierte sie mit Wonne verschiedene grausame Foltermethoden. Mitunter steckte die grausame Elisabeth ihrem Dienerinnen Nadeln in den Körper und unter die Fingernägel oder legte ihnen rotglühende Münzen oder Schlüssel in die Hand. Auch ließ sie im Winter Mädchen in den Schnee werfen und mit kaltem Wasser übergießen, so dass sie erfroren.
Da die Opfer der Báthory, die möglicherweise in die Hunderte gingen, ausschließlich ihrem eigenen Geschlecht angehörten, liegt es nahe zu vermuten, dass die "Blutgräfin" homosexuell veranlagt war. Dafür spricht auch, dass sie sich als junges Mädchen hauptsächlich männlichen Beschäftigungen wie der Jagd und dem Reiten zugewandt hatte und sogar mit Vorliebe männliche Kleidung getragen haben soll. In den Beziehungen zu ihren Dienerinnen nahm sie die Position einer grausamen Domina ein.
Auch wenn sie n i c h t in Mädchenblut badete (1812 hat der Freiherr von Mednyansky in der Zeitschrift "Hesperus" die Blutbäder der Báthory in das Reich der Legende verwiesen und andere namhafte Historiker schlossen sich ihm an), wie die spätere Báthory-Mythe berichtet, muss Blut auf sie doch eine ausgesprochen berauschende Wirkung gehabt haben. József Antall und Károly Kapronczay vermuten in ihrer Untersuchung der Báthory-Geschichte, dass diese Epileptikerin während ihrer sexuell-sadistischen Rasereien in einen Zustand hysterischer Ekstase geraten ist. Dennoch nehmen sie an, dass die grausame Gräfin bei Verstand war und sich ihrer Neigungen bewusst war.
Trotz der ungeheuren und kaum kaschierbaren Verbrechen, welche die "Blutgräfin" beging, blieb sie lange Zeit ungeschoren. Schließlich war sie Herrin, eine ungarische Aristokratin, ihre Dienerinnen und Opfer hingegen Slowakinnen oder von ihren Häschern aus den umliegenden Dörfern geraubte Mädchen. Mit den zahllosen Leichen ging Elisabeth recht sorglos um. Häufig verstaute sie diese einfach unter den Betten im Schloss, und später warfen sie ihre Diener auf die umliegenden Felder. Da die Leichname durch die zuvor erlittenen Torturen vollkommen ausgeblutet waren, nährte dies bei den Bauern den Vampirglauben.
Opfer nicht mehr reichten und sie adlige Jungfrauen zu ihren nächtlichen, sadistischen Spielen zu locken begann. Als 1611 endlich ein Prozess gegen sie stattfand, wurde die Gräfin jedoch nicht zum Tode verurteilt. Während man ihrer Komplizen, nach verschiedenen Folterungen, bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannte, wurde Gräfin Elisabeth Báthory in ihrem Schlafzimmer auf Schloss Cachtice bei zugemauerten Fenstern eingesperrt. Hier dämmerte sie als "lebender Leichnam" ihrem Tod im Jahre 1614 entgegen.

Bereits zu Lebzeiten waren Gerüchte über das tolle Treiben der Gräfin im Umlauf gewesen, welche sich um so mehr mit der Phantasie des Volkes vermischten, als die Nennung des Namens Elisabeth Báthory nach Publik werden ihrer Verbrechen in Ungarn lange Zeit einem Tabubruch gleichkam. Die blutleeren Leichen, welche von den Bauern auf ihren Feldern gefunden worden waren, hatten das ihre dazu beigetragen, dass die grausame Gräfin zur "Blutgräfin" wurde, obgleich die historischen Gerichtsakten aus dem Jahre 1611 keinerlei Hinweis darauf geben, dass die Gräfin das Blut ihrer Opfer tatsächlich als Schönheitsbad nutzte!

Der Mythos der Blutgräfin

Nach dem Tode ihres Gatten, des Grafen Ferencz warf Elisabeth ihrer verhaßte Schwiegermutter aus dem Schloss, brachte ihrer vier Kinder bei Verwandten unter und widmete sich nun ganz ihren makabren Vergnügungen.
Eines Tages stellte sich eine Kammerzofe, deren Aufgabe es war, das Haar der Gräfin zu der üblichen kunstvollen Frisur aufzustecken, ungeschickt an. Darauf schlug Elisabeth sie so heftig ins Gesicht, dass aus der Nase des Mädchens Blut auf die Hand der Gräfin spritzte. Elisabeth, stets um ihr Aussehen besorgt, glaubte festzustellen, dass die Haut, die vom Blut des Mädchens beschmiert war, frischer, glatter und jugendlicher erschien, als es seit Jahren der Fall gewesen war. Unverzüglich rief sie zwei ihrer Dienerinnen zu sich, welche die Adern des verängstigten Mädchens aufschnitten und ihr Blut in einen Bottich fließen ließen, damit Elisabeth darin baden konnte.
Dieses erste Blutbad der Gräfin leitete eine Orgie ein, die zehn Jahre dauerte. Männliche und weibliche Komplizen suchten das Land nach unverheirateten jungen Mädchen ab, nach deren Blut es Elisabeth gelüstete, und lockten sie mit dem Versprechen einer guten Stellung als Dienerin auf das Schloss.
Im Laufe der Zeit wurde Elisabeth immer nachlässiger und statt die vielen Leichen zu vergraben, ließ sie diese einfach auf die Felder werfen, wo die Wölfe die verschlingen konnten. Doch in einer Winternacht kamen die Wölfe zu spät; vier Leichen wurden am Fuß der Schlossmauer von Leuten aus der Gegend gefunden. Der Sturm der Entrüstung, der sich daraufhin erhob, war so heftig, dass die Sache sogar dem König zu Ohren kam. Ein Vetter Elisabeths, Graf Gyorgy Thurzo, wurde beauftragt, am 30. Dezember 1610 nachts mit einer Abteilung Soldaten das Schloss zu überfallen.
Den Eindringlingen bot sich ein groteskes, unglaubliches Bild. In der großen Halle des Schlosses lag ein junges Mädchen tot und blutleer da. Ein anderes, das noch lebte, wies am Körper zahllose Einstiche auf, und ein drittes war grausam gefoltert worden. Unterhalb und in der Nähe des Schlosses gruben die Soldaten rund 50 Leichen aus.
Da Elisabeth als Adlige gewisse Privilegien genoss wurde sie im Schloss unter Arrest gestellt, doch 16 Mitglieder ihres Hofstaates - ihr Magier und ihre Folterknechte - wurden ins Gefängnis geworfen. Vor Gericht weigerte sich Elisabeth auszusagen oder sich zu verteidigen.
Alle Angeklagten wurden für schuldig befunden. Die meisten wurden geköpft und anschließend eingeäschert, zwei wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Die »Tigerin in Menschengestalt«, »Hyäne von Csejte« (heute in Slowakien), »la comtesse sanglante« und »The World Champion Lady Vampire of all Time« wurde 1611 in ihrem Schloss mit zugemauerten Fenstern eingekerkert (ihre Komplizinnen verbrannt!) und starb, dem Wahnsinn verfallen, 1614. Die Familie Báthory wird übrigens 1520 erstmals erwähnt – als siebenbürgisches Fürstengeschlecht, das mehrere siebenbürgische Woiwoden und Fürsten und mit Stephan IV. sogar einen polnischen König (1576 – 1586) stellte!

Dr. w.c. Gerland
24.04.03, 16:26
Gilles de Rais

http://www.wodka-apfelsaft.de/Gilles-de-Rais.jpg

Die alte französische Legende vom bösen Blaubart, der nachts die kleinen Kinder holt, hat sich schon lange mit den realen Taten eines Mannes zu einem unteilbaren Ganzen verquickt: Gilles de Rais, Marschall von Frankreich, Kampfgenosse der Johanna von Orleans. Er war ein verschwenderischer und seinen Leidenschaften ergebener Mensch. Um seinen Ausschweifungen nachkommen zu können, widmete er sich der schwarzen Magie und tötete in Ritualen, bei denen er seine sadistische und nekrophile Ader befriedigte. Er wurde als Mörder von mindestens 140 Knaben, »Sodomit und Ketzer« verurteilt und gehängt.


1404 in der Bretagne geboren, war der vermögende Baron bereits 1425 eine feste Größe am Hofe Karls VII. Während die Briten große Teile Frankreichs eroberten, half Gilles de Rais dem Monarchen sein Gesicht und seine Macht zu wahren, indem er Geld stiftete und auf eigene Kosten Truppen aushob, an deren Spitze er die Städte Anjou und Maine erfolgreich gegen die Engländer verteidigte. Als Gefährte der Johanna von Orleans tat sich Gilles de Rais bei nahezu allen spektakulären Schlachten hervor Der "brave und kühne Hauptmann", wie ihn zeitgenössische Chroniken beschreiben, dem man eine Vorliebe für das Aufhängen kriegsgefangener Engländer nachsagte, erhielt für seine Tapferkeit vom König den Titel »Marschall von Frankreich«.

Mit 26 Jahren zog sich Gilles de Rais auf das Schloss Tiffauges zurück und pflegte dort einen derart ausschweifenden und luxuriösen Lebensstil, dass er bald einen Großteil seiner Ländereien verkaufen musste.

Nach eigenem Bekunden war es ein Werk des römischen Historikers Suetonius, das ihn zu vermutlich mehreren 100 Lustmorden anregte. Der Geschichtsschreiber hatte ein Buch über die Ausschweifungen römischer Cäsaren geschrieben. Bei seinem Prozess in Nantes erklärte de Rais : "Das Buch war mit Abbildungen versehen, auf denen das Treiben heidnischer Kaiser dargestellt war; und ich diesem feinen Buche, wie es Tibenus und Caracalla und andere Kaiser mit Kindern trieben, und es ihnen besonderes Vergnügen bereitete, sie zu quälen. Das erweckte in mir Wunsch, sie nachzuahmen, und noch am gleichen Abend tat ich das, was mir auf den Abbildungen vorgemacht wurde."

Sein erstes Opfer war ein Knabe. Er erwürgte das Kind und schlug ihm die Hände ab. Dann riss er dem Knaben das Herz und die Augen heraus. Das Blut bewahrte er auf, um damit okkultistische Texte zu verfassen. Fortan beauftragte er seine Vertrauten mit der Aufgabe, Kinder zu entführen. Und die Entführungsfälle nahmen ungeheure Ausmaße an. Wenn de Rais mit seinem Gefolge von seiner Festung Tiffauges nach Schloss Camptoce oder zum Kastell von La Suze reiste, fehlten im entsprechenden Gebiet am nächsten Tag unzählige Kinder. Er vergewaltigte seine Opfer; schlitzte sie dann auf und wühlte in den Eingeweiden.

Doch schon bald langweilte es Gilles de Rais, seine Lust an lebenden oder sterbenden Menschen zu befriedigen. Seine Raserei nahm immer häufiger nekrophile Züge an, und er veranstaltete regelrechte Schönheitswettbewerbe mit den aufgespießten und geschminkten Köpfen der Kinderleichen. Die Straflosigkeit schien de Rais indes gesichert. Im Feudalsystem des 15. Jahrhunderts wäre wohl kein Bauer und kein Mitglied der niederen Stände lebensmüde genug gewesen, seinen Herrn, der ihn mit einem Wort den Galgen bringen konnte, eines Verbrechens zu bezichtigen.

Jean de Malestroit, dem Bischof von Nantes, waren schon seit vielen Jahren Klagen von Angehörigen verschwundener Kinder zu Ohren gekommen. Er nahm heimlich Ermittlungen gegen den Baron und Marschall Frankreichs auf; hatte jedoch keine rechtliche Handhabe, gegen den Mörder vorzugehen. Nachdem Gilles de Rais wegen der Entführung eines Großgrundbesitzers beim König in Ungnade fallen war; wurden von den kirchlichen Kommissären auch Aussagen zu seinen Untaten aus der Bevölkerung zusammengetragen. Im Jahre 1440 fand man bei der Durchsuchung seines Schlosses zahlreiche Leichenteile und Beweisstücke. Nach langwierigem Prozess wurde de Rais einer eindrucksvollen Anklage - Ermordung von über 140 Jungen und Mädchen, Sodomie und Häresie - für schuldig befunden. Am 26. Oktober 1440 wurde er gehängt; seine Leiche wurde anschließend verbrannt.