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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Romulus Augustulus und Odoaker



Jens von Schwarzburg
08.07.03, 16:45
Grüße an alle Forums-member.

Wir suchen Informationen über den letzten Weströmischen Kaiser und den Germanischen Feldherrn Odoaker.
Der wiederum Romulus Augustulus abgesetzt hat.

Gleichfalls suchen wir Infos. über das Rom zu dieser Zeit...
Zustand...Macht...alles was zu finden ist.

mfg. Jens von Schwarzburg

Carl the Great
08.07.03, 17:29
Romulus Augustulus


* 460
+ möglicherweise bei Misenum nach 507 oder 511
letzter weströmischer Kaiser vom 31. Oktober 475 bis 4. September 476


Einleitung

Romulus Augustulus war der letzte Kaiser des Weströmischen Reiches. Über sein Leben ist praktisch nichts bekannt. Er wurde von seinem Vater Orestes auf den Thron gebracht und mit diesem gestürzt. Doch blieb ihm ein gewaltsamer Tod erspart, indem ihm der Heerführer Odoaker eine Villa bei Misenum als Exil und Alterssitz zuwies.

Mit Romulus Augustulus endete die 503 Jahre währende Geschichte römischer Kaiser in Rom. Die Gründe, warum sein Vater Orestes nicht sich selbst, sondern seinen Sohn auf den Thron gesetzt hatte, bleiben ebenfalls im Dunkel der Geschichte verborgen.


Herkunft, Jugend, Karriere & Machtübernahme

Romulus war der 460 n.Chr. geborene Sohn von Orestes, einem Römer aus Pannonien. Dieser war Sekretär beim Hunnenkönig Attila gewesen und in diplomatischer Mission nach Konstantinopel entsandt worden. Dort heiratete er die Tochter eines hohen römischen Offiziers aus Poetovio mit Namen Romulus. Nach Attilas Tod trat Orestes in den Dienst des Weströmischen Reiches und infolge seiner Fähigkeiten begann für ihn ein kometenhafter Aufstieg. Iulius Nepos ernannte ihn 474 zum magister militum in praesenti (= Heermeister im kaiserlichen Hauptquartier) und verlieh ihm die Patrizierwürde.

Auch bei den germanischen Soldaten – aus denen die weströmische Armee damals vorwiegend bestand – war Orestes sehr beliebt. Seine langjährigen Erfahrungen im Einsatz in Mitteleuropa dürften dabei ausschlaggebend gewesen sein. Dies führte im Endeffekt dazu, dass die Söldner lieber ihn statt Iulius Nepos auf dem Kaiserthron haben wollten. So traten sie an ihn heran, um ihm die Kaiserwürde anzubieten. Er willigte ein, entschied jedoch, dass sein Sohn Romulus zum Kaiser ausgerufen werden sollte.

Aufgrund dieser Ereignisse musste Iulius Nepos im August 475 nach Dalmatien fliehen. Am 31. Oktober 475 wurde Romulus zum Kaiser ausgerufen und zum Augustus ernannt. Möglicherweise besass er diesen Titel aber bereits als Eigennamen. Damals war diese Vorgangsweise weit verbreitet. Auf Münzen ist eine seltsame Mischung aus Titel und Eigenname überliefert: Dominus Noster Romulus Augustus (= Name) Pius Felix Augustus (= Titel).


Das Ende von Romulus Augustulus & des Weströmischen Reiches

In Ostrom war Romulus jedoch niemals als weströmischer Kaiser anerkannt worden. Für den oströmischen Kaiser Zeno war Iulius Nepos weiterhin der legitime Herrscher im Westen (oder was davon übrig geblieben war). Die wahre Macht lag aber bei Orestes, der sie im Namen seines Sohnes etwa zehn Monate lang ausüben konnte. Während dieser Zeit gab keine nennenswerte Ereignisse.

Das Ende wurde durch eine Meuterei der eigenen Truppen eingeleitet. Die römischen Legionen bestanden hauptsächlich aus Ostgermanen (v.a. Heruler, Ruger und Skiren). Diese forderten die gleichen Vereinbarungen ein, wie sie mit anderen Germanenstämmen im Weströmischen Reich ausgehandelt worden war. Demnach waren alle Grundbesitzer verpflichtet einen bestimmten Anteil ihres Grund und Bodes den germanischen Einwanderern zu überlassen. Italien war hierbei die einzige Ausnahme geblieben.

Nun forderten die in Italien stationierten Soldaten ebenfalls eine ähnliche Vereinbarung ein. Weil es sich um das römische Kernland handelte, verlangten sie nicht zwei Drittel (wie etwa Honorius den Westgoten in Gallien zukommen hat lassen) sondern erklärten sich mit einem Drittel zufrieden (dies war bei den Burgundern ausgehandelt worden).

Orestes schien den Soldaten Versprechungen in diese Richtung gemacht haben um Iulius Nepos stürzen zu können. Doch änderte er seine Meinung. Trotz seiner engen Verbindung zu Germanen und Hunnen, war er Römer genug geblieben, um zu erkennen, dass das italische Mutterland unangetastet bleiben musste. Ein Weströmisches Reich ohne römisches Kernland war unvorstellbar.

Die Folge war, dass sich die enttäuschten Söldner von Romulus und Orestes abwandten und sich einen neuen Führer suchten. Diesen fanden sie in Flavius Odoaker, einem der hohen Offiziere des Orestes. Dieser war ein Germane (entweder Skire oder Ruger), dessen Vater ebenfalls als Gesandter Attilas in Konstantinopel gedient hatte. Nach Attilas Tod war er in die Armee des weströmischen Kaisers Anthemius eingetreten und hatte Orestes geholfen Iulius Nepos zu stürzen.

Nun standen sich beide Männer als Gegner gegenüber. Orestes verschanzte sich hinter den mächtigen Mauern von Ticinum (Pavia), doch war Odoakers Belagerungsarmee stark genug um die Stadt zu stürmen und zu plündern. Der Bischof Epiphanites konnte zwar das Kircheneigentum vor Plünderung und die Frauen vor Vergewaltigung bewahren, doch Orestes wurde von seinem Schicksal eingeholt.

Im August 476 wurde er in Placentia (Piacenza) hingerichtet. Sein Bruder Paulus fiel in den Wäldern von Ravenna im Kampf. Odoaker zwang Romulus zur Abdankung und am 4. September 476 verzichtete er auf seinen Thron. Das Leben der Familie wurde geschont und Romulus der Palast des Lucullus bei Misenum als Exil zugewiesen. Auch für seinen Lebensunterhalt wurde gesorgt. Seine Apanage betrug 6.000 Goldstücke im Jahr. Weder Datum noch Ort seines Todes wurden überliefert. Möglicherweise hat Romulus in den Jahren 507 bis 511 noch gelebt.


Bewertung

Nach der Abdankung des Romulus war Iulius Nepos noch vier Jahre lang nominell der Herrscher über das Weströmische Reich. Da er sich in Dalmatien aufhielt, hatte die eher juristische Tatsache keine Auswirkungen auf die weiteren Geschicke Roms. Dies war nur eine Episode von vielen in der spätrömischen Geschichte, doch bereits seit der Renaissance wird mit der Abdankung des Romulus Augustulus das Ende der antiken Welt verbunden.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der letzte Kaiser in Rom den Namen des Stadtgründers besass. Der Spott der Geschichte machte aus Romulus Augustus, Romulus Augustulus (= Kaiserlein) – wohl eine Anspielung auf die Jugend des letzten Kaisers. Aber auch unfreundlichere Ausdrücke wurden gebraucht, so etwa Momyllus (= kleiner Schandfleck).

Die moderne Geschichtsschreibung misst diesen Ereignissen geringe Bedeutung zu, da sich der Charakter im zusammengeschmolzenen weströmischen Reich nicht gravierend verändert hatte. Herauszustreichen ist jedoch, dass zum ersten Mal seit über tausend Jahren das römische Kernland fremden Herrschern überlassen war. Italien war nun ein germanisches Königreich unter vielen geworden.


Quelle: http://www.imperiumromanum.com

Carl the Great
08.07.03, 17:58
Odoaker (auch: Odovakar, Odowakar)


* 430
+ März 493 in Ravenna


Odoaker war der Sohn des Skirenfürsten Ediko am Hof Attilas. Um 470 wurde er Mitglied der Leibwache des römischen Kaisers. Im Jahre 476 setzte er den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab und machte sich zum Heerkönig der germanischen Truppen, mit deren Unterstützung er zum Herrscher über Italien wurde, ohne das römische Verwaltungssystem anzutasten.

Ostrom erkannte seine Herrschaft an. Dennoch fand er sein Ende im Auftrag Ostroms. Theoderich d. Gr., der König der Ostgoten, brach 489 (o. 493) dessen Herrschaft und ermordete ihn im März 493 bei einem Gastmahl, obgleich er Odoaker zur Beendigung der schon zwei Jahre währenden Belagerung von Ravenna die Mitherrschaft zugesichert hatte.


Quellen: http://www.aeiou.at
http://www.sungaya.de/schwarz/index.html
Lexikon der Geschichte, Obris Verlag

Jens von Schwarzburg
08.07.03, 19:22
Habt dank!
wir sind angewiesen auf dieses Wissen..und sind euch sehr dankbar für diese Informationen