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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Wanderer



Agrippa
18.04.04, 15:11
"Bei Zeus, unser gesamter Vorrat an Drachmen!" klagte Sophisticos."'Der mit den Sandalen der Nike gewinnt' - wie konntest du nur so dumm sein Reglos?"
Zwar machte er sich nicht viel aus Reichtum (ganz im Gegensatz zu Reglos) doch für Worte allein gab es keine Schlafstätte und so mussten die beiden Wanderer nachdem Sie Olympia verlassen hatten die nächsten Wochen Ihrer Reise im freien nächtigen...

"Du wolltest doch immer eins mit der Natur sein" sagte Reglos, während er sich morgens einige Käfer aus dem Bart sammelte.
"Nun verdrehe mir nicht die Worte Reglos. Mit Ihr eins zu sein und sich von Ihr zu ernähren sind zwei völlig verschiedene Dinge. Aber anscheindend hörst du mir ohnehin nicht zu. Ich sprach davon die Natur als Teil des Bewusstseins anzuerkennen da auch der Mensch selbst ein Teil der ...
Aaahh! ... diese verdammten Brombeersträucher!!" Sophisticos zuckte zurück und rieb sich den verwundeten Finger.

So ging es eine Zeitlang weiter, während Sie die unzivilisierten Gegenden der nördlichen Peloponnes durchstreiften. Sie stritten sich, aßen Beeren und hin und wieder hielt Sophisticos an, um ein Tier zu betrachten oder dessen Geräusche zu imitieren während Reglos sich nur an den Kopf fasste.

In ihren, durch die lange Wanderung in freier Natur etwas mitgenommenen Kleidern, sahen Sie zwar eher wie Bettler aus denn wie wandernde Philosophen, aber überhaupt wieder in zivilisierter Umgebung zu sein hellte Ihre Gemüter schon auf...
Denn schliesslich erreichten die zwei Wanderer die Grenzen des Einflussgebietes der Stadt Korinth, wo sich Sophisticos ein Gehör für seine Lehren und Reglos einige Drachmen von interessierten Zuhörern erhoffte....

"Leg endlich diesen Zweig weg, Sophisticos. Sich in den Strassen von Pollene mit einem Zweig zu Unterhalten könnte in diesem Aufzug eine ungewollte Wirkung haben..."
"Du verstehst wirklich garnichts Reglos mein unterbemittelter Freund, wenn du in diesem Zweig nur das ganze Spektrum des natürlichen Bewusst... Reglos riss Ihm den Zweig aus der Hand und legte sein freundlichstes Lächeln auf.
"Schweig jetzt, da vorne kommt eine Grenzpatroullie"

Elias
18.04.04, 16:38
Die berittene Grenzpatroullie mit ihren schwarzen Umhängen und den mit einem Pferdekopf geschmückten Helmen hielt auf die Wanderer zu.
Staub aufwirbelnd stoppten sie vor den beiden und einer der Grenzer richtete herrisch das Wort an sie:
"Hey Ihr da! Wo wollt Ihr denn hin?
Etwa nach Korinth?
Wie sind Eure Namen und was wollt Ihr hier?"

Agrippa
18.04.04, 18:53
Sophisticos nahm seine für Ihn typische Rednerhaltung ein. Mit dem Brombeermatsch auf seiner Brust und seinem zerzausten Bart in dem noch etwas Gras hing machte er jedoch keine sehr eindrucksvolle Figur...

"Ohoo... Herr wir sind wandernde Geisteswissenschaftler und durchaus willens unser Wissen und unsere Lehren dem Volk von ..." - in diesem Moment knackte etwas über Ihnen in den, die Strasse überragenden Ästen und wie durch eine Fügung der Götter fiel eine dunkelrote, reife Frucht dem gerade ausholenden Sophisticos genau auf den ausgestreckten Arm.
Die Reiter brachen in ein schallendes Gelächter aus, doch der pfiffige Reglos nutzte diesen Moment der Ablenkung und die aprupte verstummung seines Begleiters um seinerseits das Wort zu ergreifen.

"Hoher Herr, mein Name ist Reglos von Chalkis und dies ist mein Freund Sophisticos der Philosoph. Der Glanz und die Herrlichkeit Korinths führen uns in diese Gegend. Wir haben dem prächtigen Sieg Korinths bei den olympischen Spielen beiwohnen dürfen und wollten die Stadt in der solch stattliche Athleten geboren werden nun mit eigenem Auge bewundern dürfen. Wir sind bloss Reisende hoher Herr, und wir haben einen langen Weg hinter uns. Die Stadt Pollene soll für heute unser Ziel sein, sofern Ihr uns gewähren lasst."

Als Reglos im Augenwinkel gewahrte, dass Sophisticos sich anscheinend wieder gefangen hatte und schon den Mund geöffnet haben schien um erneut von der notwendigkeit der Wissenschaft zu faseln trat Ihm Reglos kurzerhand auf die offene Spitze seiner Sandalen...

"Autsch! Du Narr, pass doch auf wo du hinläufst" rief Sophisticos doch Reglos war zufrieden, denn der Anführer der Grenzer erhob in diesem Moment wieder seine Stimme...

Elias
19.04.04, 00:25
"Ihr zwei wahrt bei den Spielen? Korinth hat gesiegt?
In welcher Disziplin? Sprecht Mann, geschwind."
Der Anführer der Reiter war mistrauisch. Konnten zwei so seltsamen Gestalten, die augenscheinlich bereits mehrere Nächte unter freiem Himmel genächtigt hatten und eher den Eindruck von Bettlern denn von Gelehrten boten, konnten sie tatsächlich die Wahrheit sprechen?
Doch was diese vom großen Sieg des starken Simos berichteten schien glaubhaft. Und da auch der Grenzer, wie Simos, der Familie der Skorpione angehörte, wollte er es umso lieber glauben.

Nachdem die zwei mit ihrem Bericht der Spiele geendet hatten, befahl er aufgeregt:
"Manephon, du bist der geschickteste Reiter von uns und dein Pferd das schnellste. Du wirst so schnell wie der Wind nach Korinth reiten und die frohe Kunde dem Rat mitteilen. Eile dich, dieser Sieg muss gefeiert werden."

An einen zweiten Mann gewandt: "Du Thyphos, wirst die Überbringer der frohen Kunde nach Pollene geleiten. Sag den Stadtwachen, sie mögen unsere zwei Gäste einlassen und sag dem Stadthalter ich, Xepholon, schicke dich. Er soll sie als Gäste Korinths bewirten und ihnen Unterkunft geben."

Noch einmal blickt er zu den recht zerlumpten Pilgern hinab, der eine grotesk mit einer roten Flüssigkeit besudelt.
Leise fügt er hinzu: "Ähm, also nichts Ausgefallenes. Eine einfache Bleibe und gutes, aber nicht zu üppiges Essen wird genügen. Die beiden scheinen das naturverbundene Leben vorzuziehen."

Mit einem Augenzwinkern entließ er Thyphos und seine zwei neuen Begleiter.

Agrippa
19.04.04, 15:20
In den Strassen von Pollene sah es nicht nach der Herrlichkeit aus, die Reglos sich ausgemalt hatte.
Als er vor Jahren einmal in Korinth selbst war war er von der Baukunst überwältigt, doch Pollene stellte eine ganz andere Welt dar.
Die Stadt glich eher einem speckigen Handelszentrum wo sich allerlei Gesindel nebem dem handelnden Volk tummelte. Obwohl die nördlichen Grenzen in Sichweite der Korinthaikos Kolpos lagen und ein kleiner Binnenhafen an einem aus dem Landesinneren kommenden Fluß schon vor Jahren angelegt wurde, fehlte Ihr der Charme eine Hafenstadt. Wahscheinlich weil keine Seetüchtigen Boote hier ein und ausliefen sondern nur kleine Binnenfischer und Ruderboote kleinerer Handelshäuser.

Doch die Menschen waren freundlich und vor allem empfänglich.
Reglos schritt den Marktplatz das ein um's andere mal ab, stahl hier und dort eine Pflaume oder mal eine Orange und wandte sich schliesslich dem Fluss zu.

".. über jene, die der Natur nicht den Respekt zollen der Ihr gebührt. Neben den Göttern ist die Natur das einzige woran wir Menschen uns anpassen müssen, unser Bewusstsein dafür das der Mensch und die Natur gleichmassen Früchte der Götter sind und somit auch gleicher Behandlung ..."

Er konnte Sophisticos Reden nicht mehr hören. Der alte Mann erzählte ohnehin immer das gleiche.
Doch die Zuhörer waren zahlreich, und zur Zeit waren Sie noch Gast der Hauptmanns der Garde. Also vielleicht würden dabei doch genug Drachmen rausspringen um in Korinth oder noch weiter östlich ein Schiff nehmen zu können.

"... spottet nicht der Formen, die Sie hervorbringt. Urteilet nicht der Schöpfung nach, denn nicht alles ist allein das Werk der Götter. Auch das Wachstum und die Zeit tragen bei zur 'Schöpfung' neuer Dinge, die Natur kann sich ..."

Reglos war bereits etwas weiter den Fluss heraufgelaufen. Doch immernoch hörte er Sophisticos Stimme. Der Alte schien heute über sich hinaus zu wachsen, ob das wohl an der weiter steigenden Anzahl an Zuhörern lag?
Jedenfalls wusste Reglos nicht was er davon halten sollte, dass Sophisticos plötzlich Anstalten machte hier öffentlich die Vollkommenheit der göttlichen Schöpfung in Frage zu stellen.
Er entschied besser nochmal nach Sophisticos zu schauen bevor dieser, die Ihnen bisher zuteil gewordene Gastfreundschaft der Obrigkeit wieder verspielte ganz zu schweigen davon was los wäre wenn einer der vielen Götter gerade sein Ohr auf Pollene gerichtet hatte...

Bei diesem Gedanken merkte Reglos wie sein anfänglich gemächlichr Schritt in einen zügigen Laufschritt wechselte.
"Dieser Wahnsinnige..." prustete er er noch im laufen...