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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weihnachtsfrieden 1914



Von Krüscher
21.05.04, 13:58
Hallo,

da hier ja in letzter Zeit viel und gerne von "deutschen Kampfmaschinen" die Rede ist, möchte ich gerne auch mal die andere Seite der Medaille beleuchten.

Ist euch die Geschichte vom Weihnachtsfrieden 1914 an der Westfront bekannt? Engländer, Franzosen, Belgier und Deutsche trafen sich an zahlreichen Frontabschnitten im Niemandsland und tauschten Geschenke aus, spielten Fußball, ließen sich vom Feind die Haare schneiden usw. Für ca. 2-3 Tage herrschte tatsächlich Frieden und die Soldaten beider Seiten merkten natürlich schnell, dass sie alle in derselben Sch... saßen und die Gegenüber genau so einfache Menschen wie sie selbst waren.

Als die obersten Heeresleitungen davon Wind bekamen, wurde natürlich alles unternommen, um dieses Fraternieren mit dem Feind schnellstens zu beenden.
Man wollte, dass alles wieder seine Ordnung hatte: Es sollte wieder aufeinander geschossen werden... :rot:
Es gibt da ein gutes Zitat aus "Der schmale Grat", welches ein Soldat in Gedanken von sich gibt: "Die wollen, dass man tot ist..."

Interessanterweise gingen die "Friedensbemühungen" fast ausschließlich von Deutscher Seite aus, was von der Gegenseite immer wieder bestätigt wurde. Vor allem die Briten waren von den "Hunnen" sehr überrascht, zögerten aber auch nicht lange. Etwas zurückhaltender waren verständlicherweise Franzosen und Belgier, aber auch diese fraternisierten an einigen Frontabschnitten mit den Deutschen.

Es ist so schade, dass die Soldaten nicht einfach gemeutert hatten und nach Hause gingen. "Sollen sich die Politiker doch selber die Köpfe einschlagen", hätten alle im Chor rufen sollen.

Dieser Vorfall ist nahezu einmalig in der Geschichte. Weihnachten 1915 gab es schon nichts vergleichbares mehr. Die "da Oben" ließen ihr Schlachtvieh in den Schützengräben diesmal nicht aus den Augen...

Quelle: "Der kleine Frieden im Großen Krieg" von Michael Jürgs

Gruß
von Krüscher

Ruprecht I.
21.05.04, 14:06
Das Problem mit Meutereien ist, daß dann eine wirkliche Mehrheit der Truppe daran teilnehmen muß, um etwas zu bewirken. Bei Einzelaktionen war die Antwort mit unschöner Regelmäßigkeit 'Kriegsgericht'...

Von Krüscher
21.05.04, 14:20
Bist du mit dem Umfang des Weihnachtsfriedens vertraut?
Das war keine einfache Meuterei. Die Soldaten hatten zu Tausenden ihren eigenen persönlichen Frieden geschlossen. Es wird immer wieder berichtet, dass die Offiziere, die vor Ort waren, dem Treiben machtlos zusehen mußten. Einige "feierten" dann sogar mit.

Allerdings nur an der Westfront. An der Ostfront wurde ununterbrochen weitergekämpft.

Ruprecht I.
21.05.04, 14:26
Nein, der Umfang ist Uns nicht vertraut. 'Tausende' ist ein sehr vager Begriff, hättet Ihr Zahlen? Denn für eine wirkliche Veränderung hätte es ein gemeinsames Vorgehen in voller Frontlänge erfordert.

Edit: versteht Uns nicht falsch, Wir teilen absolut Eure Meinung 'es wäre schön gewesen, WENN...'. Wir wollten nur Unserem Zweifel Ausdruck verleihen, DAß es wirklich möglich gewesen wäre. Wir wollten Euren Thread keineswegs entführen.

Von Krüscher
21.05.04, 14:50
Habe das Buch derzeit nicht zur Hand, denke aber nicht, dass es eine konkrete Zahl gibt. In den Kriegstagebüchern z.B. wird das Thema totgeschwiegen. Belege finden sich in zeitgenössischen Zeitungsartikeln, Zeugenaussagen, Fotos und Tagebucheinträgen.

Jedenfalls fraternisierten ganze Frontbereiche einer Einheit. In manchen Berichten ist davon die Rede, dass sich z.B. die "Preussen" im benachbarten Bereitstellungsraum nicht am Frieden beteiligten. Man müßte also nur in Erfahung bringen, wieviel Männer so ein Grabenabschnitt einer Einheit umfaßte. Es beteiligte sich natürlich nur das "Grabenpersonal", also nicht die Soldaten in den rückwärtigen Bereichen.

Sir H. Dowding
21.05.04, 15:00
Von diesem konkreten Fall hab ich noch nichts gehört, vor allem das von dir geschilderte Ausmaß ist überraschend. Bisher wusste ich nur von Vereinbarungen an einzelnen Frontabschnitten wegen Weihnachtswaffenstillstand, etc. Und dass im Osten weitergekämpft wurde ist allerdings klar, denn in Russland war ja noch der Julianische Kalender und demzufolge das Weihnachtsfest nur für Deutsche und Österreicher am 24. Dezember, für die Russen am 6. Jänner.

Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass solche Ereignisse stattgefunden haben. Auch in der Schlacht von Monte Cassino gab es Kampfpausen, um die verwundeten zu bergen, bei denen für zwei Stunden lang die Feinde nebeneinander standen und gemeinsam die Verwundeten bargen. Dass zeigt, wie du schon richtig sagtest, die Gleichheit der Soldaten, die auf beiden Seiten zum Krieg gezwungen wurden.

Ich kenne mich in detailfragen der deutschen Geschichte nicht unbedingt aus, aber es waren doch auch 1918 bei weitem nicht alle Soldaten, die meuterten, oder? Die Matrosen und Soldatenräte waren doch auch Meuterei einiger Tausend.

Ruprecht I.
21.05.04, 15:09
1918 schlossen sich den meuternden Matrosen vor allem noch zivile Unruhen an. Im Endeffekt ging die eigentliche Revolution recht schnell zu Ende (Meuterei der Flotte: 29.10., Ausrufung der Republik 9.11.). Ein Großteil der Frontsoldaten hatte zu dem Zeitpunkt genug mit Überleben zu tun, als daß sie sich den Revolten hätten anschließen können.
Ist jetzt alles sehr knapp, Knackpunkt ist, daß die Umstände insgesamt anders waren.
1914 waren es Teile des 'Grabenpersonals'. Auf das gesamte Heer bezogen wohl keine Mehrheit. Und auch innerhalb dieser Gruppe kann nicht ausgeschlossen werden, daß etliche zwar dem Gedanken einer Waffenruhe über die Feiertage aufgeschlossen gegenüberstanden, aber vor einer wirklichen Desertion oder Widerstand gegen das Oberkommando zurückgeschreckt wären. Außerdem hätte zu diesem Zeitpunkt wohl auch noch die Unterstützung durch die Zivilbevölkerung gefehlt.

Von Krüscher
21.05.04, 15:12
Stimmt, an den Julianischen Kalender habe ich jetzt gar nicht gedacht. Einleuchtende Erklärung!

Zuerst sollten wohl in den meisten Fällen auch nur die Toten begraben werden. Doch dann kam man sich schnell näher und es wurden gar gemeinsame Gottesdienste abgehalten und Fußball gespielt. In anderen Fällen sang die eine Seite ein Lied und die andere klatschte und jubelte Beifall, in anderen Fällen stellten die Deutschen Tannenbäume auf ihre Gräben, riefen dann "You not shoot, we not shoot" und kamen dann nach einem "ok" einfach unbewaffnet aus ihren Gräben.

EDIT: Werter Ruprecht, ich habe gerade erst Euer obiges "Edit" gelesen. Von daher werde ich nicht näher auf Eure untere Aussage eingehen. Fakt ist, dass ein Friede dieses Ausmaßes, von einfachen Soldaten in spontanen Aktionen beschlossen, einmalig in der Geschichte ist.
Mein "Wenn doch..." war eher im übertragenen Sinne für alle Soldaten zu verstehen. Selbstverständlich war es nicht die Mehrheit der Soldaten, die den Frieden beschloss, da der größte Teil einer Armee, bezogen auf den täglichen Stellungskrieg im 1. WK, hinter den Linien steht.

Was ich bemerkenswert finde, ist dieses kurze Aufflackern von Menschlichkeit und die "Lustlosigkeit" am Töten. Am Vortag brachte man sich noch um, dann tauschte man 2 Tage Geschenke aus und spielte Fußball und dann brachte man sich wieder um.
Wer weiß, wenn die Soldaten tatsächlich gemeinsam gemeutert hätten und nach Hause gegangen wären, hätte es vielleicht eine Kettenreaktion gegeben. Ich halte das aber ebenfalls für unwahrscheinlich.
Mir geht es eher um dieses einzigartige Ereignis.

Kharon
21.05.04, 15:24
Ich hab vor geraumer Zeit mal einen Fernsehbericht darüber gesehen, da war sogar die Rede von einem Fussballspiel zwischen den Frontlinien, ich weiss aber leider nicht mehr, wer es gewann. ;)

Ruprecht I.
21.05.04, 15:27
Nun, da sind wir letzten Endes doch einer Meinung, da auch Ihr nicht glaubt, daß es wirklich eine grundlegende Wandlung der Dinge gegeben hätte. Entschuldigt, daß dies jetzt etwas ausuferte.
Es wäre interessant, weitere Geschichten von Menschlichkeit zwischen den Fronten in diesem Thread zu sammeln, was meint Ihr?

Von Krüscher
21.05.04, 15:40
Aber sehr gerne!
Ich finde diese Thematik höchst interessant. Ich denke, dass wir alle Zeitepochen in diese Thematik mit einbziehen können. Interessant fände ich auch Geschichten aus dem 2. WK, habe dazu auch schon einiges gehört.

Interessant finde ich noch den Umstand, dass es wohl vorkam, dass sich einzelne Soldaten "aus versehen" in die feindlichen Schützengräben verliefen. Diese wurden dann "kameradschaftlich" gefangen genommen. Der Vorwurf der Spionage wird erwähnt, kam aber wohl kaum vor. Offiziere wurden generell nicht gerne gesehen, wenn einige Geschichten und Fotos auch etwas anderes berichten und in manchen Fällen mit Waffengewalt zum Umkehren gezwungen, wenn sie sich den "Klüngeln" im Niemandsland anschließen wollten. Es wurde aber nicht geschossen.

Von Krüscher
21.05.04, 22:35
2. WK, Schauplatz Nordafrika:
Als die Amerikaner im Vichy-Territorium landeten, weigerten sich die Vichy-Soldaten, auf die Amerikaner zu schießen. Man hieß sie willkommen, natürlich zur anfänglichen Verwirrung der GIs.

Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich weiß auch nicht, ob es sich grundsätzlich so abgespielt hat oder ob einige Vichy-Einheiten doch Widerstand leisteten.
Wäre für weiterführende Informationen zu den Vichy-Truppen und diesen Ereignissen sehr dankbar!

Gruß
von Krüscher

Ruprecht I.
21.05.04, 22:53
Scheint eher die Ausnahme gewesen zu sein.
Operation Torch, Nacht 7./8.11.42: Landung alliierter Truppen unter Eisenhower in Marokko u. Algerien. In Marokko und Oran Widerstand von Vichy-Truppen. 9.11. Luftkämpfe zwischen frz und amerik Jägern. Frz Schiffe in Casablanca feuern auf die alliierten Schiffe. Versenkung frz Schiffe in Oran. Usw etc.
Die Masse der Vichy-Truppen scheint bis zum Überschwenken auf die frei-frz Seite zugunsten der Achsenmächte gekämpft zu haben.

Sir H. Dowding
21.05.04, 22:57
Nicht zu vergessen der Widerstand Vichy-französischer Truppen in Syrien und Libanon, als britische Truppen einmarschierten. Dürfte wirklich eher punktuelle Ausnahmen gewesen sein.

Von Krüscher
21.05.04, 23:22
Ah, interessant. Ich dachte immer, dass die Vichy-Truppen immer recht schnell nachgaben.
Aber nun gut, nach dem Angriff der Briten auf die franz. Flotte nach dem Fall Frankreichs, dürfte das für reichlich Unmut gesorgt haben. Ich weiß auch noch etwas von einem Vichy-Luftangriff auf Gibraltar, weiche aber mal wieder vom Thema ab... ;)

Sir H. Dowding
21.05.04, 23:27
Wenn du vom Thema abweichst tu ich's auch :D Mussolini sandte ein paar flugzeuge zur Unterstützung der Operation Adlertag, justament an dem Tag kamen sie an, als die britische Royal Air Force die italienische Flotte in Tarent übel zurichtete. Glaube die flugzeuge waren auch nicht sehr erfolgreich bei der Offensive.

Nun gut, ich werde nun aber mal die Bücher durchschauen, ob ich nicht etwas themenbezogenes finde.

Gruß Dowdi

Chimaera
21.05.04, 23:29
Sehr interessantes Thema!

Hier ist ein kleiner Link (http://www.fylde.demon.co.uk/xmas.htm) zum Thema.
Das Fussballspiel haben die Deutschen gewonnen, allerdings war der Schiedsrichter ein deutscher Offizier ;)

Augustus Rex
22.05.04, 00:26
Noch zwei Anmerkungen zu Rußland beim Weihnachtsfrieden:
-Im orthodoxen Rußland spielt das "weströmische" Weihnachtsfest vom 24.-26. Dezember unabhängig vom Kalender keine Rolle
-Der Grabenkrieg an der Ostfront war an vielen Stellen nicht so geographisch eng wie im Westen, das heisst, die Fußballmannschaften hätten einen viel längeren Anmarschweg gehabt, weil es einfach mehr Niemandsland gab

Sir H. Dowding
22.05.04, 00:45
So weit ich weiß, galt in rußland offiziell der Julianische Kalender, weswegen etwa die Oktoberrevolution eigentlich im November stattfand (stimmt das so, bin mir mit November nicht sicher).
Die orthodoxe Kirche berechnet das Weihnachtsfest aber noch immer nach dem Julianischen Kalender, glaub ich zumindest. Deine aussage versteh ich nicht ganz. Auch in russland wird doch Weihnachten gefeiert, mit dem selben Hintergrund (Jesu Geburt), nur zeitversetzt. Oder versuch mir mal deine anmerkung genauer zu erklären, ich steh da irgendwie auf der Leitung. Naja, is ja auch schon spät.

Drantos
22.05.04, 01:57
Werter Dowding,

ihr seid schon im Recht, dass orthodoxe Weihnachtsfest sowie Neujahr sind im Verhältnis zu unserem Kalender ca. 2 Wochen später.

Ich vermute der edle Sachse wollte damit lediglich aussagen, dass die Daten 24. - 26. Dezember keine Rolle spielen und nicht, dass die Orthodoxen überhaupt kein Weihnachten feiern.


Ich war übrigens mal Trauzeuge bei einer orthodoxen Hochzeit in St. Petersburg. Das ist ganz schön anstrengend. Ich musste ca. 45 min eine Krone über den Kopf des Bräutigams halten, der zu meinem Unglück ein paar cm größer war und noch ist als meine Wenigkeit. :)


cu Drantos

Jorrig
23.05.04, 14:01
Dazu gab es mal einen guten Artikel im Spiegel, der sich wohl auch auf das o.g. Buch von Michael Jürgs bezog.
Was ich noch in Erinnerung behalten habe, war die Gegenseitigkeit der Verbrüderung. Es waren vielleicht die Deutschen, die anfingen (vielleicht, weil die Engländer den Deutschen weniger trauten), aber die Engländer waren sicher ebenso willig und brachten sich ein. Es mag auch daran liegen, dass die Engländer wohl meist kein Deutsch konnten, die Deutschen aber wohl ein wenig englisch.
Der Weihnachtsbaum soll übrigens deutsch gewesen sein, es wurden auch Süßigkeiten, Schokolade etc. geteilt, der Fussball kam jedoch aus England :-)
Der Friede wurde mehrmals um einige Tage verlängert, ich glaube, viele Offiziere nahmen zwar nicht daran teil, waren jedoch auch nicht ungehalten darüber. Nach einigen Tagen (10?) befahlen sie jedoch das Ende der Feuerpause und der Krieg ging weiter.
Insgesamt schade, dass das Beispiel der Völkerverständigung keine Schule gemacht hat.

Strähle
23.05.04, 14:16
Rezension zu dem Buch:

http://home.t-online.de/home/hinrich.dirksen/verschjuergs.htm

The Godfather
23.05.04, 15:33
Also, es gab eigentlich zwei Weihnachtsfrieden... Die Westfront teile ich zur besseren Unterscheidung mal in Oben (Küste) und Unten (Festland) ein.
Oben gab es drei Tage Frieden, unten "nur" zwei.

Das ZDF hat da mal eine sehr interessante Reportage gebracht.

Nicht zu vergessen, dass die Deutschen Weihnachtsbäume als Geschenke überbrachten, Uniformen getauscht wurden und sich mit Alltagsgeräten ausgeholfen wurde.

Zur Meuterei... 1914 war die Lage für das Reich noch nicht so "dramatisch" wie in den kommenden Jahren. Warum also meutern?? Selbst wenn sich ein paar gefunden hätten, würden sie sehr schnell gestoppt worden sein. Des Weiteren gab es noch den Ehrenkodex: "Ruft einst das Vaterland uns wieder as Reservist, als Landwehrmann, so legen wir die Arbeit nieder und folgen treu der Fahne dann". Es widersprach der preußischen Tradition; warum sollte man während des guten Rennens das Pferd wechseln?? 1918 änderte es sich dann durch die "Roten Matrosen" (ein gutes Buch von Klaus Kordon). Trotzdem gab es in Berlin noch die "Maikäfer", die sich gefechte mit den Revolutionären lieferten...

Weltenbrand
24.05.04, 02:32
Jetzt wird auch noch an der Tatsache, das es fast außschließlich deutsche Soldaten waren, die den Stein ins Rollen brachten, herumgedeutelt und heruminterpretiert, alle guten Leistungen müssen wieder kaputt geredet werden.

Viele Engländer dachten übrigens daran, die Situation auszunutzen, bis klar war: Die Deutschen meinen das ernst.

Sir H. Dowding
24.05.04, 12:12
Solange man dafür Belege bringt, dass auch andere den Stein ins Rollen brachten, ist dies vollkommen in Ordnung. Etwas aufrecht zu halten, was sich leicht widerlegen lässt, ist weltanschaulich motiviert, sonst nichts.

Weltenbrand
24.05.04, 12:18
Wo ist denn mein Kriegsschuld-Thread hin, fiel wohl der Zensur zum Opfer. War die Junge Freiheit, eine konservative Wochenzeitung, wohl wieder zu rechtsradikal, wie uns Linksextremisten und Anti-Deutsche wie Samuel Salzborn auf diesen unsäglichen IDGR-Seiten zu verstehen geben?

Sir H. Dowding
24.05.04, 12:22
Wenn du eine politische Diskussion willst: mach deinen eigenen Thread darüber auf und schreib diese "fundierten" Sachen nicht irgendwo hinein, wo sie nicht hingehören.
Das IDGR dein Missfallen erregt war mir klar, wie der Name schon sagt bist du auch nicht die Zielgruppe.

Weltenbrand
24.05.04, 12:58
Wenn du eine politische Diskussion willst: mach deinen eigenen Thread darüber auf und schreib diese "fundierten" Sachen nicht irgendwo hinein, wo sie nicht hingehören.
Das IDGR dein Missfallen erregt war mir klar, wie der Name schon sagt bist du auch nicht die Zielgruppe.


Eigentlich schon, dort wird nämlich die Infrage Stellung der Alleinkriegsschuld, rechtsradikal genannt.

Der Thread stand im Geschichtsforum, war also Alles am richtigen Orte.

Sir H. Dowding
24.05.04, 13:13
Das thema des Thread lautet "Weihnachtfriede 1914", wo ist der Zusammenhang mit der "Jungen Freiheit", dem "IDGR", "Samuel Salzborn", "Antideutschen", "Linksradikalen"? Ergo: Falsches Forum, mach einen neuen Thread auf, wenn du darüber diskutieren willst.

Weltenbrand
24.05.04, 13:48
Das thema des Thread lautet "Weihnachtfriede 1914", wo ist der Zusammenhang mit der "Jungen Freiheit", dem "IDGR", "Samuel Salzborn", "Antideutschen", "Linksradikalen"? Ergo: Falsches Forum, mach einen neuen Thread auf, wenn du darüber diskutieren willst.

Werter Dowding, Ihr mißversteht mich, ich bin ja nicht völlig wirr im Kopf. ;)

Ich hatte letzte Nacht einen eigenen Thread eröffnet - und der ist hinfort.

Sir H. Dowding
24.05.04, 13:52
Das ist zwar traurig, ich kann da aber nichts für ich tun! Da ich den Thread nicht gesehen habe, kann ich keine Meinung dazu abgeben, wie rechtsradikal er war.
Schreib's per Private message, wenn dir was an der Diskussion liegt.

Heinrich der Löwe
24.05.04, 13:55
Er hat in diesem Thread einen Artikel der "Junge Freiheit" gepostet.

Ein Blatt, dass vom Verfassungsschutz observiert wird wegen Rechtsextremismus.

Deswegen ist der Thread zum Glück gelöscht worden. Er kann froh sein deswegen nicht gebannt worden zu sein.

:gluck:

Sir H. Dowding
24.05.04, 14:08
Danke für die Erklärung! Alles klar. Wen wundert die Löschung des threads also?

Weltenbrand
24.05.04, 14:10
Er hat in diesem Thread einen Artikel der "Junge Freiheit" gepostet.

Ein Blatt, dass vom Verfassungsschutz observiert wird wegen Rechtsextremismus.

Deswegen ist der Thread zum Glück gelöscht worden. Er kann froh sein deswegen nicht gebannt worden zu sein.

:gluck:


Die Junge Freiheit ist nicht rechtsextrem, lesen Sie sich mal ein paar Zeitungen durch.

Und Sie wird auch nicht vom Verfassungsschutz insgesamt beobachtet, sondern nur vom VS Münster und noch einer weiteren Stelle. Und verfassungsfeindliche Inhalte wurden nicht gefunden. Aber dem IDGR darf man Glauben schenken, lest dazu mal die Vita diverser Autoren.


Diese Gesellschaft ist so unendlich leichtgläubig.

Im Übrigen ist es nicht strafbar, dt. Alleinkriegsschuld nicht anzuerkennen, hierzu gibt es einen Musterprozess Ende der 80´er Jahre.

Weltenbrand
24.05.04, 14:12
Aber ich werde ich mich hier nun ausklingen, das ist sinnlos. Da sagt ein Heinrich der Löwe einmal laut "rechtsextrem" und Dowding begnügt sich mit einem "Alles klar!".

Gute Nacht, 60 Jahre Umerziehung sind wohl nicht mehr rückgängig zu machen. :gluck:

Heinrich der Löwe
24.05.04, 14:15
Dennoch haben solche Artikel in diesem Forum nichts zu suchen.

Es ist kein Diskussionsforum im klassischen Sinne.

Wenn Ihr dieses wollt so initiert doch ein eigenes Forum. So seid Ihr dann
auch keiner "Zensur " ausgesetzt.

Wir denken die Aussage ist klar und weitere Diskussionen sind in der Tat überflüssig.

Vielen Dank

P.S. Werter Weltenbrand, Wir unterstellen Euch keinesfalls eine "braune" Gesinnung. Es ist aber nicht gut solche Artikel ins Internet zu stellen, wo auch auslegungssüchtige User unterwegs sind. ;)

Sir H. Dowding
24.05.04, 14:46
Oh, ich habe mich keineswegs auf Heinrichs Meinung verlassen, sondern suchte die Online-Ausgabe der Zeitung, suchte nach Kritiken dazu etc. Insgesamt habe ich mir mein Bild von der Zeitschrift gemacht.
Wenn so eine Zeitschrift auch noch vom Verfassungsschutz Münster und Baden-Würtemberg (glaub es war B-W) observiert wird, so wird dies nicht ohne grund geschehen. Glaub kaum, dass die "Münsterländer Tierschutzzeitung" observiert wird, also kann "Junge freiheit" so unbedenklich nicht sein.

Habe mir die Vita einiger Autoren angesehen, schreib mir mal ne private message welche dich stören oder mach einen Thread "Off topic" auf, weshalb dieser und dieser Autor inakzeptabel ist.

Ansonsten sollte hier mal wieder was über den weihnachtsfrieden drinstehen.

Jorrig
24.05.04, 14:48
Nachdem das nun geklärt ist, zurück zum Thema:
In der o.g. Rezension kommt solch ein Buch mE zu schlecht weg. Hier werden Details (dazu mit Rechtschreibfehlern) kritisiert, die wohl nicht wichtig für das Buch insgesamt sind. Die "bösen" Preußen stellten nun mal (vermute ich) das Gros der Offiziere der Armee, das finde ich logisch und nachvollziehbar.
Dass die tatsächliche Kriegsbegeisterung nicht so groß war wie in der Öffentlichkeit verbreitet, ist ja wohl dem Interessierten auch bekannt, aber das Wichtige ist doch, dass bis heute die meisten denken, Deutschland wäre begeistert in den Krieg gezogen. Dieses Buch weist immerhin darauf hin, dass die meisten einfachen Soldaten ziemlich schnell keine Lust mehr auf den Krieg hatten, und vornehmlich von oben auf eine Fortführung gedrängt wurde.
Tja, einen Krieg anzufangen ist leicht, einen zu beenden, ungleich schwerer...

Imperativ
24.05.04, 18:02
Zum Weihnachtsfrieden 1914 kann ich auch einiges beitragen und zwar wieder aus "eigener" Erfahrung. Der Schwiegervater meines Großvaters (also mein Urgroßvater) hatte meinen Großvater viel aus dem "Großen Krieg" erzählt und dieses Wissen hat mein Opa an seinen wissbegierigen Enkel weitergeben. Zudem darf ich ab und an im "Kriegstagebuch" meines Urgroßvaters blättern, welches immer noch wohlbehütet im Schrank seines Schwiegersohnes lagert.

Mein Urgroßvater war im Jahre 1914 mit seinem Regiment (aus Sachsen) nahe Ypern stationiert und er hat auch einiges zu diesem denkwürdigen Tag geschrieben was ich gerne sinngemäß wiedergeben möchte.

Er beschreibt unter welchen Bedingungen sie in ihren Gräben gehockt sind und das das gefrorene Wasser zentimeterhoch in selbigen gestanden hat und so war es nicht verwunderlich das gerade zu dieser Jahreszeit Erkältungen und Fieber die Runde machten. Zudem gab es nicht wirklich viel zu Essen und noch viel schlimmer waren die aufgrund der unhygienischen Verhältnisse in Scharen auftretenden Läuse, Flöhe und die Ratten. Zwar sieht man in diesen "Anti-"Kriegsfilmen ja ab und an wie Soldaten Ratten töten und auffressen, aber mein Urgroßvater schreibt das er Zeuge war wie eine dieser elenden Ratten (die waren wohl sehr aggressiv und gefährlich) einem schlafenden Kameraden den kleinen Finger abgebissen hat. Der hat das gar nicht gemerkt weil ihm der rechte Arm schon abgefroren war und er hat sogar richtig darüber gelacht.

Zitat meines Urgroßvaters: "Der war richtig froh darüber das wenigstens die Ratte die ihm den Finger abgenagt hat was zu Fressen hatte."

Zu den bescheidenen Umständen kamen dann noch die ´hohen Herren´ wie mein Urgroßvater die Offiziere in seinem Tagebuch nennt. Schön fein in warmen Unterständen hocken, nur das Beste vom Besten fressen, französischen Wein saufen und die armen Schweine gnadenlos ins Sperrfeuer der feindlichen Stellungen treiben. Allerdings klingt aus den Aufzeichnungen auch heraus das diese Unzufriedenheit nur selten öffentlich angeprangert wurde und normalerweise aus Angst vor Bestrafung nur unter der Hand geäußert wurde. Dieses Wunder von Ypern wie mein Urgroßvater es immer beschrieb ereignete sich wie er später erfuhr an der gesamten Westfront in fast schon unheimlicher Überinstimmung.

Das Regiment in dem mein Urgroßvater diente beging den Heiligen Abend so, dass Weihnachtsbäume auf die Schützengräben gestellt wurden und man sich zusammentat um Weihnachtslieder zu singen. Zunächst verlief es auch ganz "normal", aber mit zunehmender Dauer kamen immer mehr Zufrufen von "drüben". Viele verstanden nicht was die da drüben (im Fall meines Urgroßvaters Schotten/Engländer) herüberriefen, aber er hat es so wie sie es schrien aufgeschrieben. "More, more." und "Well done, Fritzens", wobei er es allerdings weniger korrekt geschrieben hat da er ja selbst kein Englisch konnte. Und auf einmal dann, begannen die da "drüben" Stille Nacht, heilige Nacht zu singen, eben nur auf Englisch. Und das war wohl auch im ganzen Graben in dem mein Urgroßvater saß ein merkwürdiges Gefühl. Dasselbe Lied, man verstand zwar nicht was sie sangen, aber es war ja dasselbe Lied und so verstand man es eben doch. Es entbrannte dann wohl ein regelrechter Wettstreit, das Regiment meines Urgroßvaters sang, die von drüben sangen, dann wieder die Sachsen, die Schotten usw. Und immer mehr puschte man sich dann gegenseitig hoch und klatschte Beifall usw. Bald dann schon rief der erste wohl in weniger gutem Englisch rüber das sie nicht schießen und wir nicht schießen. Und dann ist es einfach über sie gekommen. Einer ist einfach ohne Waffe aus dem Graben gestiegen, obwohl der Uffz ihn noch daran hindern wollte und ist in Richtung von denen da drüben gegangen. Zunächst hatte man nur auf den Schuss gewartet aber der kam einfach nicht und als man dann vorsichtig rübergespät hatte sah man das auch von drüben welche kamen und links und rechts von meinem Urgroßvater stiegen weitere raus und der Uffz stand eigentlich nur da und hat gar nichts gemacht. Und ein guter Freund von meinem Urgroßvater sagte dann nur "komm Heinrich" (name meines Urgroßvaters) und er ist dann auch einfach mit und der Freund nahm einen der kleinen Weihnachtsbäume und sie sind auch rüber und dann, da war der ganze Krieg auf einmal vergessen. Die Schotten von drüben waren ganz verwundert über den Baum mit den kerzen darin den man ihnen mitbrachte (die kannten den Weihnachtsbaum noch gar nicht) und die nahmen ihn auch gleich an und stellten ihn zu sich auf den Graben.

Aber das erste was man machte war das jede Seite dann die Toten begraben hat die da schon wochenlang vor sich hingefault waren. Als das dann beendet war und es schon hell wurde hat man sich dann "unterhalten". Man verstand sich größtenteils ja nicht und irgendwie verstand man sich auch wieder ganz klar. Man hat dann angefangen Zigaretten, Essen, und auch die ein oder andere Pickelhaube auszutauschen (da waren die richtig wild drauf) und das schönste war dann das einer der "Heilländer" (so schrieb mein Urgroßvater das ins Tagebuch, wobei er Highländer meinte) einen Lederball holte und man auf einem Acker ein Spiel austrug. Sozusagen die erste "WM" könnte man heute sagen, Schottland gegen Sachsen. Das war ein Heidenspaß auf beiden Seiten und man feuerte die eigene Mannschaft an und lachte wenn es gerade wieder einen hingelegt hatte. Allerdings waren die Schotten deutlich bevorteilt und am Ende gewannen sie auch hochverdient mit 12:4 aber das war eigentlich nebensächlich. Das war einfach ein Hochgefühl und vielmehr meinte man bald das man eigentlich nicht der Feind war sondern das man doch dieselben armen Teufel war während der wahre "Feind", die Offiziere es sich gut gingen ließen. Aber die meisten von den "hohen Herren" hatten sich nicht blicken lassen, ich vermute mal sie hatten Angst das ihnen das Ganze sonst um die Ohren flog. Allerdings war dann nach zwei Tagen wieder alles vorbei denn man fing an mit Kriegsgericht und Standrechtlichen Erschießungen zu drohen (und das auf beiden Seiten) und so mussten (nicht wollten) die Leute wieder zurück in die Gräben. Und in den Jahren darauf hat man es dann mit drakonischen Strafandrohungen und allen Mitteln verhindert das es sich wiederholt hat. Und wie sich später herausstellte waren es auch nur die britischen Zeitungen die davon berichteten, während die belgischen, französischen und deutschen wenn überhaupt nur sehr zensiert darüber schrieben.

Mein Urgroßvater hat das wohl immer als einen der denkwürdigsten Tage in seinem Leben geschildert und er war der festen Ansicht wenn sich die "hohen Herren" nicht eingemischt hätten, dann wäre der Krieg zu Ende gegangen. Und eines meinte mein Herr Urgroßvater auch noch, nämlich das Plumpudding nicht sehr gut schmeckt.

Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt. :)

Jorrig
24.05.04, 18:22
Im Gegenteil! Ein sehr schöner Bericht, ich denke, authentischer geht es wohl kaum! Vielen Dank dafür!

Von Krüscher
24.05.04, 18:42
Schön, dass der Thread so gut ankommt und die leidige Kurzdiskussion weiter oben bereits wieder beendet wurde.

Zu der Buchkritik von Herrn Dirken habe ich schonmal was geschrieben, was ich euch natürlich nicht vorenthalten will. Ich für meinen Teil bin von dem Buch begeistert:
Ohne nun groß auf Herrn Dirksens Kritik eingehen zu wollen, hat diese doch den Kern des Buches total verfehlt.

Es geht doch in erster Linie um die bemerkenswerten Verbrüderungen, welche z.B. in zeitgenössischen Zeitungen Erwähnung finden. Das ist doch das Bemerkenswerte und vor allen Dingen Thema!
Sind das nun Lügengeschichten oder ist es Fakt!? Die zeitgenössischen Zeitungen und Tagebucheinträge dürften wohl eine klare Sprache sprechen.

Herr Dirken arbeitet hingegen seine akribische Fehlerliste ab. Mir ist es gelinde gesagt in diesem Zusammenhang egal, ob nun das 15., 20. oder welches Bataillon auch immer wo gestanden hat, denn das spielt in diesem Zusammenhang nur eine Nebenrolle und dafür gibt es andere Literatur, welche sich schwerpunktmäßig dieser Thematik annimmt. Solche Fehler sind wohl in diesem Zusammenhang verzeihbar, sofern Herr Dirken überhaupt recht hat...
Fast schon belustigend finde ich die bittere Aussage im Fazit, dass das Buch sich sowieso gut verkaufen wird.

Ich erwarte von einer ordentlichen Kritik, dass sie sich schwerpunktmäßig mit der Hauptthematik auseinandersetzt und sich nicht auf die B-Note stürzt, welche natürlich ihre Berechtigung hat, aber nicht ausschlaggebend ist...

Na ja, man kanns nunmal nicht jedem recht machen.

@Imperativ:
Vielen Dank für diesen höchst interessanten und informativen Bericht! Es war tatsächlich so, wie ich es im oben erwähnten Buch gelesen habe. Toll, dass du nochmal eine Bestätigung und weitere interessante Infos liefern konntest.

Gruß
von Krüscher