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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Norwegen - von Nornen und Unsterblichen



Carl the Great
27.11.02, 03:23
Als Sigurd III. Jonsson den Thron von Norwegen erklomm - und erklomm ist bei einem 4-jährigen Bürschchen nicht übertrieben - befand sich das einst so stolze norwegische Königreich in einer misslichen Lage. Diese Lage hieß Kalmarer Union. Dänemark hatte die Hosen an in dieser Union und beherrschte de facto Schweden und Norwegen. Schon in Kindesalter regte sich in Sigurd daher der dringende Wunsch, sich aus der Union zu lösen und Norwegen zu altem Ruhm zu führen.

Im Jahre 1419 zog Norwegen an der Seite von Dänemark und Schweden in den Krieg gegen Novgorod. Sigurd war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt und galt seinem Volk als guter Herrscher. Noch wunderte sich niemand über seine enorme Fruchtbarkeit. Die Geschichtenerzähler sind sich immer noch nicht ganz einig darüber, wie viele Kinder er schon hatte. Nennen wir deren Anzahl in Ermangelung genauer Zahlen einfach mal "biblisch".
Nun kam es also zum Krieg gegen Novgorod und Sigurd selbst führte die Armeen nach Kola und Karelia, eroberte diese recht schnell - und verlor beim ersten Aufeinandertreffen mit einem novgoroder Heerhaufen seine komplette Armee. Sigurd machte sich folglich zurück auf den Weg nach Ostlandet. Nass, schließlich musste er durch die Ostsee schwimmen, und wütend erreichte er seine Hauptstadt, ließ sofort ein neues Heer an wilden Wikingern ausheben und zog wieder gen Karelia. Nach zwei Jahren ständigen Kämpfens, teilweise an der Seite seiner Verbündeten, schloss Dänemark einen Seperatfrieden mit Novgorod, der ebenjenes Land in der Mitte teilte. Sigurd, junger Fuchs der er war, packte diese gelegenheit beim Schopfe und führte seine 4.000 Mann nach Kexholm, welches nach kurzer Belagerung seinen Truppen in die Hände fiel. Über die Behandlung der Stadt und nicht zu vergessen deren Einwohner durch die seit Jahren kämpfenden Nordmänner breiten wir den Mantel des Schweigens.
Sigurd hatte kein Verlangen danach, sich mit den 15.000 Novgorodern anzulegen, welche in Novgorod nur darauf warteten ihre nördlichen Provinzen zurückzuerobern. Zum Glück war ihnen dank des dänisch aufgezwungenen Friedens dazu jede Möglichkeit genommen. Sigurd hatte Zeit - und auch endlich Zeit, sich um die Bauern zu kümmern, die aufgrund des Bevölkerungswachstums kein Land mehr hatten. So sandte er in den nächsten Jahren Hunderte, ja Tausende von Bauern nach Narvik, Finnmark und Island. Allerdings wussten die Bauern nicht so recht, was sie dort anbauen sollten und bauten Städte - zumindest nannten sie sie so. Sigurd hatte nichts dagegen. Aus Bauern wurden Bürger und Bürger zahlten besser. Auch erreichte ihn Kunde, dass eins der Schiffe, das er nach Westen geschickt hatte, auf einer Insel auf einen wilden Stamm gestoßen sei und dort einen Handelsposten zum Handel mit Fisch errichtet habe. Fisch gab es in Norwegen eigentlich genug und Sigurd beschloss, seinen Schiffen beim nächsten Mal genauere Anweisungen als: "Verschwindet!" zu geben.
1429 war es endlich soweit. Auf einem herrlichen Fressgelage mit dem novgoroder und dem dänischen König (mit beiden verstand sich Sigurd prächtig) überließ ihm der erstere endlich Kola. 10 Jahre Krieg waren beendet, was in gewisser Weise bedauerlich war. Sigurd hatte diese Jahre für ausgiebige Kriegssteuererhebungen genutzt. Nun wurde auch Novgorod, seit der Niederlage gegen Dänemark dessen Vasall, in die Allianz der Kalmarer Union aufgenommen. Sie sollte nicht mehr lange Bestand haben.

Die Schweden fassten als erste den Mut und erklärten dem verdutzten dänischen König 1432, dass sie keine Lust mehr auf seine Vorherrschaft hätten, er solle sich einen anderen Staat zum Herumkommandieren suchen. Sigurd fand die Idee nicht schlecht, kopierte die schwedische Depesche und setzte seine Rune darunter. Damit war die Kalmarer Union Geschichte. Die Allianz bestand noch einen Monat länger. Da erklärte Tver Novgorod den Krieg und Dänemark kam seinem Vasall zu Hilfe. Schweden trat aus der Allianz aus und Sigurd ergriff abermals die Spindel des Schicksals und verweigerte ebenfalls die Gefolgschaft. Eine Woche später traf ein Gesandter aus Norwegen am schwedischen Hof (Hof ist hier im Sinne von großem Bauernhof recht wörtlich zu verstehen) ein und unterbreitete das Angebot zu einer neuen Allianz. Schweden nahm an, Sigurd war einen wichtigen Schritt weitergekommen.
Nachdem nun der erste Krieg mehr oder weniger gewonnen worden war, das Problem der Überbevölkerung in geregelte Bahnen gelenkt und die Kalmarer Union passé war, widmete sich Sigurd seinen Kindern. Oder besser der Aufgabe, sie loszuwerden. Da das Adjektiv "biblisch" für deren Anzahl inzwischen schon fast alttestamentarisch zu verstehen war, war diese Aufgabe ähnlich wichtig, wie das Problem der Überbevölkerung. Sigurd fand eine elegante Möglichkeit: er verschenkte sie als Eheleute an europäische Königshäuser. Faszinierenderweise waren diese ihm sogar dankbar dafür. An dieser Stelle mag sich der Leser fragen, wer die Mutter dieser vielen Kinder war. Nun, Sigurd nahm es mit der Einehe nicht ganz so genau und die europäischen Fürstenhäuser schien das nicht weiter zu stören. Die Namen seiner Konkubinen, Mätressen, Neben- und Hauptfrauen sind indes nicht überliefert.
1436 gewann Sigurd Moskau für seine Allianz mit Schweden, fand das aber schon 1439 genau so wie Schweden keine gute Idee mehr, als Moskau von der Goldenen Horde angegriffen wurde. Es gab einfach Zeiten, da musste man auch mal "Nein" sagen können. Als 1443 Novgorod zusammen mit Dänemark Schweden den Krieg erklärte, sagte Sigurd "Ja" und ein Jahr später "Nehmt mein Gold aber lasst meine Städte stehen!". Die Dänen nahmen Sigurds 9 Goldstücke und ließen seine Städte stehen, zumindest die meisten. Dieses Ereignis schockierte Sigurd und so verwandte er die nächsten sechs Jahre damit, ein größeres Heer aufzubauen und auf Rache zu sinnen...

http://domfree.de/lahatiel/nor1450.jpg

Europa 1450: Norwegen ist dank Sigurds Bälgern (fast) überall beliebt.

Augustus Rex
27.11.02, 04:09
Edler Carl, alles Gute für die Regentschaft in Unserem erklärten Lieblingsland!

Wir wünschen Euch (und vor allem Uns) ein langes Leben dieses AARs!

Mögen die armen Viehhirten Norwegens bald das reichmachende Gold der Nordsee entdecken!

Oliver Guinnes
27.11.02, 10:14
Wie unterhaltsam und humorig geschrieben! Gespannt erwarte Wir den weiteren Verlauf der norwegischen Geschichte, denn dieses Land kennen Wir gar nicht.
Haben allen norwegischen Herrscher eine derart bewundernswerte Lendenkraft?

:drink:

Basileios II
27.11.02, 16:53
Ausgezeichnet Herr! Was hat Euch dazu bewogen, doch noch einen AAR anzufangen? Sicher meine Eloquenz.:D Ihr dürftet wohl schnell Nordamerika besiedelt haben, da die Norweger ja als Einzige von dessen Existenz wissen.

General wallenstein
27.11.02, 20:21
Einfach nur schön, werter Herr.

Weiter so...

Carl the Great
28.11.02, 01:26
Der erste Screenshot ist nun da.
Danke für die aufmunternden Kommentare.

@ Oliver Guinnes: Das mit der Lendenkraft wird sich noch herausstellen. ;)

@Basileios: Ich hoffe, ich bekomme demnächst mal einen Entdecker, sonst wird das nix mit Nordamerika. :(

Basileios II
28.11.02, 01:37
Keine Angst Carligula, einfach bedingungslos auf Freihandel setzen und mit ein wenig Glück erscheint schon ende des 15. Jahrhunderts einer. :)