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Carl the Great
23.11.05, 15:35
Referat vom 23.11.2005, Literatur siehe Post #4


Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg

1. Der Autor
Zunächst zum Autor: der Name des Autors ist nicht bekannt, aufgrund von Kirchenbucheintragungen vermutet Jan Peters jedoch, dass er Peter Hagendorf hieß.
Er stammte wohl entweder aus dem Erzstift Magdeburg, darauf deutet eine Textpassage bei der Belagerung Magdeburgs hin oder aus dem Rheinland, was aus der Untersuchung des Textes auf sprachliche Besonderheiten hervorgeht.
Er war wahrscheinlich Lateinschüler, was durch die teilweise unbewusst erscheinende Verwendung von lateinischen Buchstaben impliziert wird.
Er war möglicherweise der Sohn eines Bäckers oder Müllers, so spekuliert Peters aufgrund diverser Textstellen (so: „In diesem Land tut man Brote backen, die so groß sind wie ein großer Schleifstein, viereckig. Das Brot muß 24 Stunden im Ofen stehen. Man nennt es Pumpernickel. Ist aber gutes und schmackhaftes Brot, ganz schwarz.“ (S. 22) und „Hier habe ich Brot gebacken und verkauft.“ (S. 94) oder „Zu Würzburg unter der Brücke hat es eine schöne Mühle mit 8 Gängen, nur 4 Wasserräder, aber mit Vorgelege gebaut.“ (S. 104/105) und „Ich für meine Person und mein Weib haben Brot genug gehabt. Haben noch verkauft, denn wir haben uns eine Mühle gemacht von 2 Schleifsteinen und haben in der Erde einen Backofen gegraben und Brot gebacken.“ (S. 111) und schließlich „Hier habe ich einen Backofen in die Erde gebaut und den Reitern und Musketieren Brot gebacken.“ (S. 162)). Burschel hingegen hält diese Textpassagen für nicht aussagekräftig genug für eine solche Annahme.

2. Der Text
Das Büchlein selbst besteht aus Seiten im Oktavformat (11cm x 8cm) und hat einen Pappeinband. Es wurde wohl vom Verfasser selbst gefertigt.
Es hatte ursprünglich 192 Seiten, 176 sind erhalten (die ersten 13 und letzten 3 Seiten fehlen). Möglicherweise hätte man auf diesen Seiten etwas mehr über den Verfasser selbst erfahren können.
Das Papier stammt aus der Papiermühle Ronsberg (Südbayern), dies kann aufgrund eines Wasserzeichens mit Sicherheit gesagt werden.
Wahrscheinlich verarbeitete der Autor frühere Aufzeichnungen und Notizen 1647/48 in Memmingen zu einem kompletten Text und ergänzte diesen um weitere Informationen.
Das Büchlein gelangte vermutlich 1803 aus dem Besitz des Predigers Gottlieb Ernst Schmid an die Preußische Staatsbibliothek. Der vorherige Verbleib ist unklar.
Der vorhandene Text behandelt den Zeitraum von 1625-1649.
Die Intention des Autors lässt sich nur erahnen. Der Text könnte als Gedächtnisstütze für Erzählungen oder auch als Bericht für seinen Sohn gedacht sein. In jedem Fall ist es auffällig, dass er beispielsweise immer betont, wer ihm auf seinen Reisen geholfen und ihn unterstützt hat. Dies spricht meiner Meinung nach eher für die zweite Möglichkeit. Sein Sohn hätte sich mit diesen Informationen auf möglichen Reisen jederzeit zu freundlich gesinnten Menschen in diversen Städten durchfragen können.

Carl the Great
23.11.05, 15:37
3. Inhalt
Nun zum Inhalt: Es handelt sich bei dem Text um eine Art Tagebuch, wobei die Auflistung der einzelnen Stationen der Wanderschaft des Autors einen Großteil des Textes ausmacht. Aus dieser teilweise recht eintönigen Auflistung stechen die persönlichen Anmerkungen, ausführlicheren Beschreibungen und Beobachtungen daher besonders hervor. Auffällig ist, dass man tatsächlich nur von den Dingen erfährt, die der Verfasser selbst erlebt. Berichte über ferne Ereignisse finden sich in dem Text praktisch nur dann, wenn sie wiederum den Autor selbst in irgendeiner Weise direkt betreffen.

a) Der Wanderer
Insgesamt legt der Söldner etwa 22.400 km hauptsächlich zu Fuß, selten zu Pferd zurück. Dies entspricht in einem Zeitraum von 25 Jahren etwa 2,5 km pro Tag, wobei bedacht werden muss, dass es oft wochen- und monatelange Marschpausen, so in Winterlagern oder bei Belagerungen, gibt. Die tatsächlich zurückgelegte Strecke an einem durchschnittlichen Marschtag liegt also ungleich höher.
Die Reise des Verfassers beginnt am Bodensee, führt ihn von dort zunächst nach Oberitalien, Württemberg, Brandenburg, Pommern, Sachsen, Bayern, ins Elsaß, in die Niederlande, nach Frankreich, etc.
Er beschreibt des öfteren Land und Leute, wenn er aussergewöhnliche Dinge entdeckt. (so in Italien, den Alpen, in Kaschubien, Westfalen, dem Schwarzwald, dem Elsaß, in Lüttich, usw)

Einige Beispiele:
„Da haben wir uns wieder zurückbegeben nach Modena, nach Bologna, nach Pavia, ein überaus schönes Land.
Ich muß etwas hier melden, wie dieses Land bebaut wird. Erstlich sind Äcker, 6 Klafter breit, danach 2 Klafter frei, wo Gras wachsen tut. Mitten auf dem Grasboden stehen die Seidenbäume, also Maulbeerbäume. Unter den Bäumen ist Wein gepflanzt, mit Stangen ein Geländer gemacht, auf beiden Seiten. Daran wächst der Wein hoch, durch ganz Italien neben dem Weg und auf beiden Seiten des Weges mit tiefen Gräben versehen, über die an etlichen Örtern Brücken gemacht sind. Wenn der Reis gesät wird, nach dem Säen, läßt man den Acker voll Wasser laufen, so daß er ganz bedeckt ist, als wenn er ein Weiher wäre, und läßt es so stehen und wachsen. Pomeranzen, Feigen, Zitronen, Limonen, Mandeln, wächst alles in diesem Land, ein liebliches Land. Zwei Monate ist es ein wenig kalt und tut Schnee liegen, sobald aber die Sonne baumhoch kommt, ist der Schnee geschmolzen. So ist Kornbau, Weinwachs, Holz, Wiesenwachs alles beieinander, denn von den Maulbeerbäumen machen sie zur Herbstzeit ihr Holz, hauen die Äste ab, machen Bundholz, verkaufen 24 Pfund für einen Groschen, das tut so viel wie bei uns zwei Kreuzer.“ (S. 8-10)

Oder später:
„Amiens ist die Hauptstadt in der Picardie. Die ist auch wohl wert, daß man etwas von dieser Gegend schreibt.
Dieses Land liegt so hoch, daß die Leute dieses Orts alle ihr Vieh unter der Erde haben. Die Kirchen sind alle befestigt, und gehen Gewölbe vom Kirchhof unter der Erde. Da haben sie im Notfall alle ihr Vieh da unten. Und sie wohnen im Kirchhof, so daß sie sicher sind. Die Häuser sind alle gemauert mit Steinen aus reiner Kreide. In diesem Land stehen die Windmühlen auf runden Türmen, 2 Piken hoch.“ (75/76)

Carl the Great
23.11.05, 15:41
b) Der Soldat
Als Söldner dient der Autor zunächst in Italien Venedig und dann Parma, 1627-1633 dient er im Regiment Pappenheim für die Bayrischen. 1633-1634 wird er von den Schweden zwangsverpflichtet, nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 kehrt er bis 1649 zu den Bayrischen zurück.
Er nimmt unter anderem an der Belagerung Magdeburgs, den Schlachten bei Breitenfeld, bei Rain am Lech und bei Nördlingen (auf schwedischer Seite) Teil. Außer bei Magdeburg, wo er schwer verletzt wird, steht er demzufolge bei jeder dieser Schlachten auf der Verlierer-Seite.
Er wird mehrfach verletzt, hat aber auch des öfteren das Glück auf seiner Seite.

Die Eroberung Magdeburgs beschreibt der Söldner wie folgt:
„Haben uns verlegt auf Dörfer und die Stadt [also Magdeburg] blockiert, den ganzen Winter stillgelegen auf Dörfern, bis zum Frühling im Jahr 1631. Da haben wir etliche Schanzen eingenommen im Wald vor Magdeburg. Da ist unser Hauptmann vor einer Schanze, neben vielen anderen, totgeschossen worden. An einem Tag haben wir 7 Schanzen eingenommen. Danach sind wir dicht davorgezogen, haben mit Schanzen und Laufgräben alles zugebaut, doch hat es viel Leute gekostet. Den 22. März ist uns Johan Galgort als Hauptmann vorgestellt worden, den 28. April ist er im Laufgraben wieder totgeschossen worden. Den 6. Mai ist uns Tilge Neuberg wieder vorgestellt worden. Der hat 10 Tage unsere Kompanie gehabt, danach hat er resigniert.
Den 20. Mai haben wir mit Ernst angesetzt und gestürmt und auch erobert. Da bin ich mit stürmender Hand ohne allen Schaden in die Stadt gekommen. Aber in der Stadt, am Neustädter Tor, bin ich 2 mal durch den Leib geschossen worden, das ist meine Beute gewesen.
Dieses ist geschehen den 20. Mai im Jahr 1631 frühmorgens um 9 Uhr.
Nachher bin ich in das Lager geführt worden, verbunden, denn einmal bin ich durch den Bauch, vorne durchgeschossen worden, zum andern durch beide Achseln, so daß die Kugel ist in dem Hemd gelegen. Also hat mir der Feldscher die Hände auf den Rücken gebunden, damit er hat können den Meißel einbringen. So bin ich in meine Hütte gebracht worden, halbtot.
Ist mir doch von Herzen leid gewesen, daß die Stadt so schrecklich gebrannt hat, wegen der schönen Stadt und weil es meines Vaterlandes ist.“ (S. 23-25)
Und zur Schlacht bei Breitenfeld notiert er:
„An diesem Tag sind wir geschlagen worden, die ganze bayrische Armee, ausgenommen diese 4 Regimenter nicht, nämlich Pappenheim, Wallies, Wangler und Jung-Tilly. Denn wir sind auf dem rechten Flügel gestanden und sind auf den Sachsen getroffen, die haben wir alsbald in die Flucht geschlagen. Da wir vermeint haben, wir haben gewonnen, ist aber unser linker Flügel ganz geschlagen gewesen. Da haben wir uns auch müssen wenden. Zu allem Glück kommt uns die Nacht auf den Hals, sonst wären wir auch kaputt gemacht worden.“ (S. 30)

Er steigt in seiner Karriere bis zum Kompanieführer und Gefreiten-Korporal auf, dient in der Krankenpflege, Rechtsprechung und Nahrungsbeschaffung.
Plünderungen beschreibt er sehr nüchtern.

Als Beispiele:
„Hier [I]habe ich als meine Beute ein hübsches Mädelein bekommen und 12 Taler an Geld, Kleider und Weißzeug genug. Wie wir sind aufgebrochen, habe ich sie wieder nach Landshut geschickt.“ (S. 44)
Oder: „Diese Stadt [gemeint ist das Gebiet des Hochstifts Lüttich] hat 300 Kirchen und Klöster, 18 Städte, 1800 Dörfer. Die haben wir meistenteils alle geplündert oder ausgeraubt.“ (S. 68)

Ein Heer bestand nicht nur aus den Soldaten und deren Versorgungseinheiten. So begleiteten die Soldaten ihre Familien und es schlossen sich auch Waisenkinder an, aus denen sich die sogenannten Soldatenjungen rekrutierten. Diese schlossen sich dem Heer offenbar an, um ihre Überlebenschancen zu erhöhen. Auch dem Verfasser folgt zeitweise ein solcher Soldatenjunge und hilft bei Plünderungen und der Nahrungsbeschaffung.

„Unterwegs habe ich 2 schöne Pferde wieder bekommen, denn ich habe einen guten Jungen gehabt, mit Namen Bartelt. Der hat sie mir alle 2 zuwege gebracht.
Von Regensburg nach Dinkelsbühl. Hier habe ich einen Vetter angetroffen, mit Namen Adam Jeligan, ein Glockengießer. Mit dem habe ich das eine Pferd versoffen. Haben uns recht lustig gemacht, 3 Tage lang. Da hat der Junge geweint um das Pferd.“ (S. 41/42)

Carl the Great
23.11.05, 15:46
c) Der Mensch
Der Verfasser gründet zweimal eine Familie (die 1. Frau Anna und 4 Kinder sterben, mit Anna Maria Buchlerin, der 2. Frau hat er 5 Kinder, von denen 1649 noch Melchert Christoff und Anna Maria leben). In den Berichten über seine Familie ist er teilweise sehr nüchtern, teilweise sind es die wenigen Passagen, in denen Einblick in seine Gefühlswelt offenbart wird.

„Dieses mal, während ich bin weg gewesen, ist meine Frau wieder mit einer jungen Tochter erfreut worden. Ist auch in meiner Abwesenheit getauft worden, Anna Maria. Ist auch gestorben, während ich weg gewesen bin.“ (S. 18/19)
Aber, nach der Eroberung Magdeburgs:
„Ist nun das Geschrei ins Lager gekommen, die Häuser fallen alle übereinander, so daß viele Soldaten und Weiber, welche mausen wollen, darin müssen bleiben. So hat mich das Weib mehr bekümmert, wegen des kranken Kindes, als mein Schaden. Doch hat sie Gott behütet.“ (S. 26)
„Mein Weib aber, wie sie solches erfahren, ist dem Regiment nachgefolgt, welches sie zu München auch angetroffen hat. Das Kind ist ihr aber unterwegs gestorben, und sie ist nach etlichen Tagen auch gestorben zu München im Spital.
Gott verleihe ihr samt dem Kind und allen ihren Kindern eine fröhliche Auferstehung, amen. Denn in dem ewigen seeligen Leben wollen wir einander wiedersehen. So ist nun mein Weib samt ihren Kindern entschlafen.“ (S. 36/37)
Als seine zweite Frau krank ist, scheut er keine Kosten und Mühen, ihr zu helfen, vergleicht seine Taten mit denen Josephs in Ägypten: „Da hat sie ebenso wenig gehen können als zuvor, doch habe ich sie auf dem Pferd geführt, bin hergezogen wie Joseph in Ägypten reist.“ (S. 121)
„Den 24. habe ich mein Pferd müssen verkaufen, hat gegolten 24 Gulden, denn ich habe hier Geld gebraucht. Den 26. Mai habe ich den Stadtmeister wegen meines Weibes angeredet und gebeten, also hat er sie angenommen. Da hat es Geld gebraucht, denn sie ist gewesen wie ein Krüppel. Ist mit zwei Krücken gegangen, 7 Wochen lang. Aber des Henkers Weib hat sie mit Baden in 7 Wochen wieder zurecht gebracht.“ (S. 122/123)
Für seinen Sohn Melchert Christoff ist ihm eine gute Schulbildung wichtig:
„Als wir aufgebrochen sind, habe ich meinen Sohn Melchert Christoff zu Altheim bei dem Schulmeister zu St. Laurenz gelassen. Muß geben im Jahr 10 Gulden und Kleider.“ (S. 166/167)
Später: „Habe meinen Sohn Melchert Christoff wieder abgeholt. Die Zeit, die er dort gewesen ist, samt dem Zehrgeld, was ich verzehrt habe, hat 27 Gulden gekostet. Also habe ich meinen Sohn aus Ägypten geholt.“ (S. 173/174) „Er ist gewesen 5 Jahre 9 Monate als ich ihn aus Ägypten geholt habe.“ (S. 174)

Auch für den Autor selbst ist Bildung sehr wichtig. So kauft er sich beispielsweise während seines Aufenthaltes in Italien ein deutsch-italienisches Wörterbuch.
Der Autor zeigt Kenntnisse sowohl im Bereich der Bibel (wie eben gehört) aber auch von Sagen: Er kennt die Legende von Hildebrand und Hadubrand (S. 5/6), von Wilhelm Tell (S. 13) aber auch von normalen/ordinären Volkssagen, wie dem Hauberg als Versammlungsplatz der „Unholde“ oder Hexen. (S. 99)
Er hat einen trockenen, teilweise sarkastischen bzw ironischen Humor.

Sein Kommentar zur Schlacht bei Breitenfeld, die nach der Plünderung Leipzigs stattfand:
„Aber was wir in der Altmark gefressen haben, haben wir redlich müssen wieder kotzen vor Leipzig.“ (S. 32)
Oder später: „Hier ist ein Ort, heißt Affental. Da wächst guter Wein, der macht rechte Affen und Narren.“ (S. 87)
„Stillgelegen 14 Tage und haben Weihnachten gehalten bei Donauwasser, und haben kein Bissen Brot gehabt.“ (S. 97)

Zur Frömmigkeit des Verfassers lässt sich abschließend sagen, dass er zwar durchaus an Gott glaubt und diesen auch des öfteren erwähnt. Er ist für ihn jedoch eher eine Macht, die überall wirkt, an deren Wirken man jedoch nichts ändern kann. An Wunder glaubt der Autor jedoch nicht:

„In dieser Stadt [Arras] hat es 72 Kirchen und Klöster und 18 Abteien. Es sind sonst hier wohl mehr Sachen zu sehen, zum Beispiel auf dem Platz steht eine Kapelle, da brennt eine Kerze Tag und Nacht. Sie soll, sagen sie, schon 300 Jahre gebrannt haben. Die selbige Kerze ist doch noch nicht verbrannt. Ich lasse es dabei bleiben, glaube, wer da will, ich glaube es nicht.“ (S. 77)

Insgesamt zeigt sich der Söldner als ein durchaus kritischer Geist, der seine eigenen Taten jedoch weniger reflektiert als man es erwarten könnte.


Literatur:
BURSCHEL, Peter: Krieg als Lebensform. Über ein Tagebuch, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 246, Göttingen 1994, S. 263-272.
BURSCHEL, Peter: Himmelreich und Hölle. Ein Söldner, sein Tagebuch und die Ordnungen des Krieges, in: KRUSENSTJERN, Benigna von/MEDICK, Hans/VEIT, Patrice (Hgg): Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 148), Göttingen 1999, S. 181-194.
PETERS, Jan (Hg): Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte (Selbstzeugnisse der Neuzeit. Quellen und Darstellungen zur Sozial- und Erfahrungsgeschichte), Berlin 1993.

Carl the Great
23.11.05, 15:53
Auszug aus: PETERS, Jan (Hg): Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg

„…von Pommes, auff limborg, vber den westerwalt, ein Rauhes landt, auff munpaur Alhir, mit der arme, Randewu, gehalten worden, den 12 Iunius auff dirdorff, gar ein schletes landt lauter walt, vndt wilnis, Alhir haben wir commis bekommen, die hunde haben es nicht, wollen fressen,
Alhir habe Ich mich den abet ein wenig bezecht, vndt bin des morgens, einen steinwurff, hinder dem Regemedt, verblieben, wehgen kobpweh, Also sindt 3 Pauren In die hegken gestegket, auff mich dor, wagker, zu schlagen mein Mantel, Ranssen, alles genommen, durch godtes schiegung, sindt sie auff ein mal, von mir gesprungen, Als wan man sie gagent hedte, da doch kein mensche mehr, da hinden Ist gewesen, Also, bin Ich also zuschlagen, ohne mantel, ohne Ranssen, zum Regemedt kommen, haben micht, nur ausgelacht,
von dirdorff welches calvini Ist, auff bon, Alhir Ist des Churfursten von Köllen seine hoffhaltung lich vber den Rein, auff siewricht, Alhir wegst schön korn, den 12 Iunii, zu köllen vber die schieffbrugken, gezogen, vndt zum hadtzfelder, gestossen, den der wal, hatt vns zu diesen mal commandirt,
den 13 salbe geschossen bei köllen, den 15 gezogen auff den feindt, welcher die stadt sonsten, wollte einnehmen, aber als er vns vermergket, Ist (Ist) er fordt, auff neus, Alhir hat er sich verschanszet vber den, morast, Alhir 3 tage vndt 3 nacht gestanden, In voller pitalige, vermeineten zu schlagen, Aber, er wollte nicht kommen, Also haben wir vns, auch verschanszet, vndt gegen einander gelehgen den ganssen sommer, das, kölliesche landt, alles verderbet, wir so wol als der der feindt,
bei sonsten Ist vnser lehger gewessen, am Rein, Alhir hatt mich gott noch weiter heimgesucht, mit lauter geschwer am leibe,
Alhir hat mein haubtman diedtrich hesse, das beste bei mir getahn, den, der haubtman siebenhorr Ist fur Wolffenbudter todt geschossen worden, so Ist (vndt) [vns] dieser also balt wieder furgestelet worden, dieser haubtman, hat mich lassen zu essen vndt tringken geben, wan Ich bin kommen, godt verleige Ihm langs lehben, Ist von arnstat aus duringen, heist, diedtrich hesse,
den 9 Sebtember Ist ein soldat sambt dem Pferdt, verbrandt worden, for den lehger, den er hat vnzucht, damit getrieben,
dies ist geschehen den 9 Sebtember dessen 1642 gars
fur sonsten In Köliessen landt, den 19 october sindt wir auffbrochen, vndt gezogen auff tiren, Alhir In sindt gelehgen 14 combp hollender die stadt belegert, vndt beschossen auff 2 örter vndt wie zum sturm gerustet waren, haben sie gnadt begeret, allso haben sie agkordiret, Aber es Ist Ihnen nicht gehalten worden, das volg weggenommen die offecirer sindt fordt,
diese stadt licht 4 stundt von Iuilich, den 24 sindt sie abgezogen, dieses Ist auch sehr cornReich, Aber kein weinwagsx. den 27 auffbrochen, gezogen auff lennich, auff lanskron, auff die herliegkeit Preisach am rein, auff anternach, Alhir vber den Rein den 4 nouember, wieder auff dieser seiten, wieder auff tierdorff,
Alhir bin Ich In haubtqartier, mich vmbzusehen, ob Ich nicht von den 3, welche mich meine sachen vo[r] 8 wochen genommen haten, so treffe Ich einen an, welchen Ich also baldt zum profosen, vndt In das stoghaus, gefuhret habe, mit vermeldung, er solte mir meine sachen wieder gehben, oder er mus hangen, also hat mir auch, der wal, welcher, sölches, also balt erfahren hat, den Imnerprofosen, den Innerallauditor, den Immerqartiermeister, vndt die gansse wacht zugegeben den pauren Auffzuhengken lassen wofern er mir nicht wurde zufrieden stellen, Also hat seine obriegkeit, mir gegeben 12 Reistaller, den Immeralprofosen 1 tal, den auditor .1. tall, dem qartiermeister 1 tall den stogmeister 1 kobstug also bin ich wieder erfreuwet worden,…“

Arminus
23.11.05, 16:17
Nicht schlecht. Mir kommt es so vor, als hätte ich in einer Überblicksdarstellung (Wirtschaftsgeschichte Deutschland 800 - 1800 :???: ) schonmal was darüber gelesen. Darfst du daraus noch 'ne Hausarbeit machen?

Carl the Great
23.11.05, 17:17
Hausarbeit muss ich daraus (zum Glück) nicht mehr machen. Das Buch ist was ganz besonderes, gut möglich, dass du darüber schonmal was gelesen hast.

Carl the Great
24.11.05, 15:59
Noch eine kleine Anmerkung: Hier (http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/karten/html-data/karte_28.php) könnt ihr euch den Marschweg des Söldners ansehen.

rolin
24.11.05, 16:14
„Als wir aufgebrochen sind, habe ich meinen Sohn Melchert Christoff zu Altheim bei dem Schulmeister zu St. Laurenz gelassen. Muß geben im Jahr 10 Gulden und Kleider.“ (S. 166/167)

Altheim ist meine Heimatgemeinde, wenn ich aus dem Bürofenster sehe sehe ich direkt auf die Kirche St.Laurenz. Muss sagen bin jetzt neugierig geworden.

Arminus
24.11.05, 16:15
Sagt Euch St. Laurenz denn etwas?