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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Preussisch-Französischer Krieg



Silece
06.12.05, 20:09
Werte Mitregenten,

Meine Geschichtslehrerin behauptet, daß der Krieg von 1870/71 für die Reichsgründung überflüssig war (Is natürlich Blödsinn, da ohne die Besetzung von Paris "Three Hurrays" nicht triggern hätte können :D ).

Ich bin hingegen anderer Meinung, da die 120Mio Goldmark ja zum Gründerboom führten, was dem neugegründeten Staat sicherlich beim Zusammenwachsen half.

Wie seht ihr das?

BTW: Weiß jemand, wieviele Gefallene es auf deutscher Seite gab?

MADCAT
06.12.05, 20:30
Eigentlich ist dieser Krieg einer der Gründe für die Reichsgründung meiner Mewinung nach. Durch ihn kamen in den mitkämpfenden Deutschen Staaten ein Gefühl der Gemeinsamkeit auf, was man so ja nicht kannte. (Es waren ja nicht nur Preußische Truppen sondern auch Bayrische, Hessen, Sachsen usw.)

Bismarck nutzte dies und den gemeinsamen Feind um die Reichsgründung zu forchieren. Sicher irgendwann hätte es wahrscheinlich auch so einen gemeinsamen Deutschen Staat gegeben, allerdings wohl nicht so Zeitig

Erwin Rommel
06.12.05, 20:43
Da Wir ja gerade dieses Thema in der Schule ebenfalls behandeln möchten Wir dazu nur sagen das dieser Krieg mitnichten überflüssig war. Bismarck hat schon vorher angefangen die süddeutschen Staaten an Preußen/Norddeutscher Bund zu binden, und ohne diesen Krieg hätte es wohl nicht so ein starkes aufkommen des deutschen Nationalgefühls gegeben, wie MADCAT schon sagte. Was also bedeutet das ohne diesen Krieg die süddeutschen Staaten wohl nie einem Zusammenschluss zugestimmt hätten, trotz Preußens Hegemonie unter den deutschen Staaten. Außerdem konnte Bismarck die Franzosen gleichzeitig noch als Aggressoren darstellen, siehe Emser Depesche. :D

Ist jetzt zwar nur ein kurzer Beitrag Unsererseits da Ihr, werter Silece, natürlich ;) recht habt, aber fragt doch einmal die werte Lehrerin wie Sie sich eine Reichseinigung ohne den Deutsch-Französischen Krieg vorstellt? ???

PS: Welche 120 Millionen Goldmark meint Ihr? Unseres Wissens nach mussten die Franzmänner 5 Milliarden France(?) zahlen.

EDIT: Auch wenn Ihr einen Bezug auf Victoria durch die "Drei Hurra´s" hergestellt habt, so wäre dieser Thread sicher im Geschichtsbereich besser aufgehoben. ;)

Elvis
06.12.05, 21:13
EDIT: Auch wenn Ihr einen Bezug auf Victoria durch die "Drei Hurra´s" hergestellt habt, so wäre dieser Thread sicher im Geschichtsbereich besser aufgehoben. ;)
Sehe ich auch so. Thema verschoben.

Silece
06.12.05, 21:20
@Elvis: Tut mir leid, ich wusste nicht, daß es hier ein Geschichtsforum gibt :)

@Erwin Rommel: Naja, sie hat gemeint ohne den Krieg wäre es früher oder später auch zu ner Einigung gekommen (ggf nur NGF und eine SGF unter Hegemonie von Österreich).
Die 120Mio Mark sind übrigens die 5 Mrd Franc, nur umgerechnet.
Ihr kennt euch doch so gut aus, habt ihr vielleicht (ausser Wiki) ne seite parat wo da näher darauf eingegangen wird. Vor allem die Zahl der gefallenen würde mich interessieren, die wird nirgendso genannt, da das preussicsche Heer aber nut 500.000 Mann hatte können das nicht so viele gewesen sein (10.000 vielleicht?)

gulaschkoenig
06.12.05, 21:22
Gefallene laut meinen Quellen : Deutsche 40.080 (großteil Preußen, Bayern, Sachsen)
Franzosen ca. 80.000 + über 100.000 Kriegsgefangene.

Meine Meinung : Früher oder Später wäre wohl der Norddeutsche Bund zu einem festen Staatengefüge geworden, nur wage ich zu bezweifeln, ob ohne triftigen Grund die Süddeutschen, vor allem die Bayern mitgespielt hätten...
Aber das ist ja ein Was-wäre-wenn Szenario, also was solls ^_°

Elvis
06.12.05, 21:25
@Elvis: Tut mir leid, ich wusste nicht, daß es hier ein Geschichtsforum gibt :)

Na für irgendwas muss ich ja gut sein :D


Meine Geschichtslehrerin behauptet, daß der Krieg von 1870/71 für die Reichsgründung überflüssig war
Mich würde interessieren, wie deine Lehrerin das begründet hat.
Ich meine sowas...gewagtes... haut man ja nicht raus ohne eine Begründung zu liefern.

Edit: An die Größenordnungen an Gefallenen die Gulaschkoenig genannt hat, kann ich mich auch noch grob entsinnen.

suo
06.12.05, 21:32
DIESES preussisch-deutsche Reich wäre jedenfalls ohne den Krieg nicht entstanden. Ob ein anderes Reich hätte entstehen können und wie das hätte aussehen können - dazu müsste ich mir tatsächlich die Umstände der Zeit genauer anschauen. Aber da ich kein Fachmann für die deutsche Geschichte des 19.Jhds bin und meine Schüler leider von selbst kein kritisches Interesse zeigen, bleibt mir das erspart - obwohl ich des auch gerade unterrichte... ;)

gulaschkoenig
06.12.05, 21:37
Der wehrte Suo ist Geschichtslehrer, oder wie zu verstehen ?

the general
06.12.05, 22:03
Der wehrte Suo ist Geschichtslehrer, oder wie zu verstehen ?

Ich erlaube mir an dieser Stelle für Suo zu antworten, ja er ist Geschichtslehrer.

Jorrig
06.12.05, 22:50
Ich habe vor kurzem im "Handbuch der europäischen Geschichte" über die Zeit gelesen. Demnach war es Bismarck schon vor dem Krieg gelungen, die süddeutschen Staaten faktisch der österreichischen Dominanz zu erreichen und sie stärker an Preußen zu binden. Dies geschah schon direkt nach 1866. Leider habe ich die genauen Fakten alle schon wieder vergessen, das sind so viele Details. Das Buch geht sinnvollerweise auch nicht auf "Was wäre wenn?"-Fragen ein, sondern schildert nur die Fakten, die ziemlich gesichert sind. Demnach war das Deutsche Reich in seiner Form 1871 das größte außenpolitisch durchsetzbare gewesen. Ob es auch ein kleineres gegeben hätte? Ich denke nicht, der Nationalismus verlangte ja geradezu nach ethnisch homogenen Staaten, ich denke, es wäre auch so dazu gekommen.
Der "Gründerboom" hielt übrigens nicht lange. Schon kurz darauf (1873?) kam es zum "Gründerkrach", und die "Rezession" hielt eigentlich bis 1896 an.
Zum Zusammenwachsen werden sicher eher Sachen wie eine einheitliche Gesetzgebung (das StGB kommt aus der Zeit), sowie ein gesamtdeutsches Parlament, gefallene Zollschranken usw. beigetragen haben, also eher rechtliche und wirtschaftsrechtliche Faktoren als nur ein bisschen Geld.
Kann man ja vielleicht vergleichen mit Afghanistan oder Palästina/Israel. Da wird auch viel Geld reingesteckt, zusammenwachsen tun die Staaten aber nicht.

Oliver Guinnes
06.12.05, 22:59
ohne die Besetzung von Paris hätte "Three Hurrays" nicht triggern können

Was hat Eure Lehrerin zu dieser recht stichhaltigen Argumentation gesagt? Oder habt Ihr sie noch nicht vorgetragen? In diesem Falle würde ich mir diese Antwort für eine etwaige Klausur aufheben.

:gluck:

gulaschkoenig
07.12.05, 06:50
Ob es auch ein kleineres gegeben hätte? Ich denke nicht, der Nationalismus verlangte ja geradezu nach ethnisch homogenen Staaten, ich denke, es wäre auch so dazu gekommen.


Naja, der Schrei nach einem homogenen Reich war sicher da, vor allem aber in den kleineren Staaten im Norden. Hatte mal in nem Buch gelesen ("Preußens Krieg und Frieden" oder so) dass vor allem die Bayern und die Würtenberger sich nicht an die Preußen binden wollten, und eher eine Zwecksallianz mit den Österreichern bevorzugt hätten.

Silece
07.12.05, 06:55
Was hat Eure Lehrerin zu dieser recht stichhaltigen Argumentation gesagt? Oder habt Ihr sie noch nicht vorgetragen? In diesem Falle würde ich mir diese Antwort für eine etwaige Klausur aufheben.

:gluck:

Klausur ist Morgen :)
Als ich das einem "Victorianer" aus dem anderen Grundkurs erzählte hat der nur seinen Kopf auf den Tisch geschlagen. Ich nehme an, daß das ein Zeichen seiner Unterwerfung vor meiner Argumentation ist?

suo
07.12.05, 06:57
Was hat Eure Lehrerin zu dieser recht stichhaltigen Argumentation gesagt? Oder habt Ihr sie noch nicht vorgetragen? In diesem Falle würde ich mir diese Antwort für eine etwaige Klausur aufheben.

:gluck:
Hausaufgabe zur nächsten Woche: Schreibe ein alternatives Event zur Gründung eines Norddeutschen Reiches wenn der Krieg gegen Frankreich ausbleibt. Latürnich inklusive "historischem" Begleittext! :D

Silece
07.12.05, 06:58
Na für irgendwas muss ich ja gut sein :D


Mich würde interessieren, wie deine Lehrerin das begründet hat.
Ich meine sowas...gewagtes... haut man ja nicht raus ohne eine Begründung zu liefern.



Naja, da der Norddeutsche Bund da war und damit die Zollschranken etc. zumindest in Teilen des späteren Reiches gefallen waren hätte es früher oder später eine Vereinigung gegeben. Da muß ich ihr auch zustimmen.

Nur der Olle Bismark wollte halt verhindern, daß das ganze als "vom Volk erreicht" ausschaut, sondern sollte ein "Geschenk" der Konservativen Kräfte sein.

Silece
07.12.05, 07:02
Gefallene laut meinen Quellen : Deutsche 40.080 (großteil Preußen, Bayern, Sachsen)
Franzosen ca. 80.000 + über 100.000 Kriegsgefangene.


Also 40.000, hm, daß sind ja fast 10% des Expeditionskorps. Ziemlich schlechte Quote, oder?

Jorrig
07.12.05, 08:16
Besser als im Ersten Weltkrieg, würde ich sagen. Wenn der Feind doppelte Verluste hat, kann die Quote eigentlich gar nicht so schlecht sein, mal rein militärisch-statistisch gesehen.

Boron
07.12.05, 12:16
Besser als im Ersten Weltkrieg, würde ich sagen. Wenn der Feind doppelte Verluste hat, kann die Quote eigentlich gar nicht so schlecht sein, mal rein militärisch-statistisch gesehen.
China kann sich sowas aber leisten :tongue: oder Indien vs. Pakistan. Da ist sowas immer noch ein Erfolg :D. Ausserdem bringt es innenpolitisch einen positiven Nebeneffekt bei der Arbeitslosigkeit. In China sind ca. 150 Mio Menschen arbeitslos, da können sie ruhig einen verlustreichen Krieg in Angriff nehmen ohne dass es ihnen ernsthaft schaden würde.
Von daher muss man wohl froh sein dass es Atomwaffen gibt, ohne diese Sicherungsfunktion könnte das sonst unangenehm werden :rolleyes:

MADCAT
07.12.05, 13:02
Naja, da der Norddeutsche Bund da war und damit die Zollschranken etc. zumindest in Teilen des späteren Reiches gefallen waren hätte es früher oder später eine Vereinigung gegeben. Da muß ich ihr auch zustimmen.

Nur der Olle Bismark wollte halt verhindern, daß das ganze als "vom Volk erreicht" ausschaut, sondern sollte ein "Geschenk" der Konservativen Kräfte sein.

Ja aber der Nordeutsche Bund ist kein garant für den Nationalstaat "Deutsches Reich" und fallende Zollschranken schon gar nicht.

Wie hjier schon gesagt wurde waren gerade die Süddeutschen Königgreiche nicht begeistert von einer Einigung unter Preußischer Flagge und da hat Bismarck halt die Stunde genutzt und den gemeinsamen Feind zum "Reichseiniger" genutzt. Daß die Süddeutschen Staaten auch nach der Reichseinigung nicht sonderlich viel von Preußens Dominanz hielten sieht man schon ander reichsverfassung wo es für Bayxern und Würtenberg viele sonderausnahmen gibt ohne welche diese Königreiche wohl kaum sich einem geeinten Deutschen Staat unter Preußischer Führung angeschlossen hätten.

Arminus
07.12.05, 16:02
Aus innenpolitischer (deutscher) Sicht gebe ich MADCAT recht, die Süddeutschen haben den Zeitpunkt relativ gut ausgenutzt, in dem sie sich in der Einigung einiges an Privilegien erkauft haben.

Aus außenpolitischer (europäischer) Sicht führte an dem Krieg kein Weg vorbei. Frankreich konnte eine Einigung Deutschlands nicht tatenlos zusehen, denn ein geeintes Mitteleuropa war für dieses ein große Bedrohung.

Jorrig
07.12.05, 16:19
laut dem von mir gelesenen buch war es aber den zeitgenossen damals gar nicht so bewusst, was dort entstehen könnte und würde. natürlich war frankreich an einer kleinstaaterei interessiert, aber das war es auch in italien. das buch macht diesen scheinbaren widerspruch an napoleon iii. fest, der dort scheinbar in einem dilemma saß. einerseits war es populär und als naturrecht angesehen, dass die nationalitäten in einem staat vereint sein sollten, andererseits sollte frankreich eigentlich genau das in italien und deutschland verhindern. trotzdem unterstützte es piemont bei der einigung.
dass die anderen großmächte (gb, russland) sich raushielten, sah er eher als desinteresse oder unterschätzung der entwicklungen an.
was ich sagen wollte: frankreich hat in italien ja auch nicht aktiv mitgemischt im krieg. ein krieg deutschland-frankreich hätte sicher vermieden werden können, vielleicht mit gebietsabtretungen ähnlich wie in italien, aber das war eben nicht der politische wille von bismarck und den anderen.

gulaschkoenig
07.12.05, 17:27
Also 40.000, hm, daß sind ja fast 10% des Expeditionskorps. Ziemlich schlechte Quote, oder?

Außer an Artillerie war die Französische rein technisch der Deutschen Mischware überlegen.
Immerhin richteten die Chassepotgewere und die Mitrailleuse grausame Verluste unter den Deutschen an, die ja teilweise immer noch in naivster Linienformation marschierten, als ob der Sieg schon automatisch ihnen gehören würde.
Außerdem war ja nicht nur dass ach so hochwertige Preußische Heer beteiligt, sondern auch Bayern etc, die bei weitem nicht denselben technischen Stand innehatten.

Canaris
07.12.05, 17:34
Immerhin richteten die Chassepotgewere und die Mitrailleuse grausame Verluste unter den Deutschen an, die ja teilweise immer noch in naivster Linienformation marschierten, als ob der Sieg schon automatisch ihnen gehören würde.

Fast so naiv wie die französische Kavallerie :)

gulaschkoenig
07.12.05, 17:44
Nich jeder ist perfekt ^_°

Aber die Kavallerie war sowieso eine arme Gattung, mal schön ins MG-Feuer reiten muss ja auch nciht das ware gewesen sein für die preussischen Kürassiere.

Auch wenn die Kav. immer noch hier und da ihre Erfolge feierte

Silece
07.12.05, 18:35
Hat eigentlich einer einen Wert, was 4Mrd Franc heute wert wären?

gulaschkoenig
07.12.05, 18:44
Verdammt viel... glaube auch nicht dass man das so wirklich umrechnen kann, aber wenn es die Wirtschaft dermaßen ankurbelte...
ich "schätze" mal so... 50Mrd Euro ? ne, keine Ahnung ^^

Jorrig
07.12.05, 18:44
Ich vermute, das wird sich nur sehr schwer schätzen lassen. Wie will man das machen? Man könnte einen typischen Warenkorb aus der Zeit herstellen und somit die Kaufkraft eines Franc ermitteln. Aber mit demselben Warenkorb heutzutage vergleichen, bringt wohl nichts.
Nur die Inflation und Abwertungen rausrechnen hat auch nicht viel zu bedeuten, da sich die Geldmenge sehr verändert hat.
Auch der Goldpreis hilft nicht viel weiter, da ja auch dieser variabel ist und die Währungen schon lange nicht mehr an die Goldmenge gebunden ist.
Also, einen genauen Betrag wird man wohl nicht sagen können, da kann man höchstens Vergleiche aufzeigen und relative Einschätzungen abgeben.

MADCAT
07.12.05, 21:41
Nich jeder ist perfekt ^_°

Aber die Kavallerie war sowieso eine arme Gattung, mal schön ins MG-Feuer reiten muss ja auch nciht das ware gewesen sein für die preussischen Kürassiere.

Auch wenn die Kav. immer noch hier und da ihre Erfolge feierte
MG-Feuer? Im Deutsch-Französischen krieg :???: Gibts da irgendwie Quellen oder sowas? Soweit ich weiß waren die ersten, welche sowas wie ein MG nutzten die US-Streitkräfte während der Indianerkriege. Deshalb würde nmich Quellen schon interessieren :)

Jorrig
07.12.05, 21:46
Ich hatte wiederum in Erinnerung, dass es gerade die Deutschen waren, die das MG eingesetzt hatten, während die Franzosen in ihren rot-blauen Jacken blendende Ziele abgaben (und kein MG hatten und das erst später einführten). Das war aber im 1. Weltkrieg.

gulaschkoenig
07.12.05, 21:48
[...] und der Mitrailleuse, einer Vorläuferin des Maschinengewehrs mit einer Schußgeschwindigkeit von 200 Kugeln in der Minute [...]
Sie wirkte sich in besonders verheerender Weise bei Mars-la Tour aus, wo magdeburgische Kürassiere und märkische Ulanen eine Attacke ritten [...]
Den am Feldzug telnehmende ausländischen Militärexperten schien es eher eine Wahnsinnstat



Der Angriff war erfolgreich, aber die Verluste waren glaube ich mehr als 2/3 der Sollstärke, is jetz aber in nem Buch dass ich nimmer find :rolleyes:

Vernichter
07.12.05, 22:51
Ich glaube nicht, dass der Krieg an sich schändlich für die zukünftige Entwicklung des DR war. Sondern die Einverleibung von Elasalothringen. Damit schuff man sich einen Erzfeind der auch nach 40 Jahren nach Rache sinnte. Man hätte lieber ein paar Südseeinseln nehmen sollen. Ihrgendwas was man zum Urlaub nutzen könnte :D

Elvis
07.12.05, 23:22
MG-Feuer? Im Deutsch-Französischen krieg :???: Gibts da irgendwie Quellen oder sowas? Soweit ich weiß waren die ersten, welche sowas wie ein MG nutzten die US-Streitkräfte während der Indianerkriege. Deshalb würde nmich Quellen schon interessieren :)


Mitrailleuse

[mitraj′ø|z; die; französisch]
im Krieg 1870/71 von den Franzosen verwendete Feuerwaffe mit mehreren Gewehrläufen und handbetriebenem Lademechanismus; heute Bezeichnung für Schnellfeuergeschütze oder (in Frankreich) für MG.
http://www.wissen.de/xt/show/act/MENUNAME/InfoContainer/OCCURRENCEID/SL0011765219..TM01-FullContent.htm

Abbildung Gatling-Mitrailleuse
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/webpages/Gatling-Mitrailleuse__.jpg
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/mitrailleuse.htm

Und natürlich darf eine Wikipedia Erklärung samt Bildern nicht fehlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mitrailleuse


EDIT:
http://www.deutsche-schutzgebiete.de/dfkrieg.htm
dreht sich übrigens hauptsächlich um den Krieg 1870/71

Besonders interresant finde ich einen Brief...
In einem Brief an seinen Botschafter in London begründet Otto von Bismarck die deutschen Aneignungsabsichten von Elsass-Lothringen im August 1870:


"Wir stehen heute im Felde gegen den 12. oder 15. Überfall und Eroberungskrieg, den Frankreich seit 200 Jahren gegen Deutschland ausführt. 1814 und 1815 suchte man Bürgschaften gegen Wiederholung dieser Friedensstörungen in der schonenden Behandlung Frankreichs. Die Gefahr liegt aber in der unheilbaren Herrschsucht und Anmaßung, welche dem französischen Volkscharakter eigen ist und sich von jedem Herrscher des Landes zum Angriff auf friedliche Nachbarstaaten missbrauchen lässt. Gegen dieses Übel liegt unser Schutz nicht in dem unfruchtbaren Versuche, die Empfindlichkeit der Franzosen momentan abzuschwächen, sondern in der Gewinnung gut befestigter Grenzen für uns.
Wir müssen dem Druck ein Ende machen, den Frankreich seit zwei Jahrhunderten auf das ihm schutzlos preisgegebene Süddeutschland ausübt, und der ein wesentlicher Hebel für die Zerstörung der deutschen Verhältnisse geworden ist. Frankreich hat sich durch die konsequent fortgesetzte Aneignung deutschen Landes und aller natürlichen Schutzwehren desselben in den Stand gesetzt, zu jeder Zeit mit einer verhältnismäßig kleinen Armee in das Herz von Süddeutschland vorzudringen, ehe eine bereite Hilfe da sein kann. Seit Ludwig XIV., unter ihm, unter der Republik, unter dem ersten Kaiserreich haben sich diese Einfälle immer und immer wiederholt; und das Gefühl der Unsicherheit, welches sie zurückgelassen, und die Furcht vor einer Wiederholung dieses Schrecknisses zwingt die süddeutschen Staaten, den Blick stets auf Frankreich gerichtet zu halten. Wir können nicht immer auf eine außerordentliche Erhebung des Volkes rechnen und der Nation nicht ansinnen, stets das Opfer so starker Rüstung zu tragen. Wenn die Entwaffnungstheorie in England ehrliche Anhänger hat, so müssen dieselben wünschen, dass die nächsten Nachbarn Frankreichs gegen diesen alleinigen Friedensstörer Europas mehr als bisher gesichert werden. Dass in den Franzosen dadurch eine Bitterkeit geweckt werde, kann dagegen nicht in Betracht kommen. Diese Bitterkeit wird ganz in demselben Maße stattfinden, wenn sie ohne Landabtretung aus dem Kriege herauskommen. Wir haben Österreich, wesentlich aus jener Rücksicht, keine Gebietsabtretungen angesonnen, haben wir irgendeinen Dank davon gehabt? Schon unser Sieg bei Sadowa hat Bitterkeit in den Franzosen geweckt; wie viel mehr wird es unser Sieg über sie selbst tun! Rache für Metz, für Wörth wird auch ohne Landabtretung länger das Kriegsgeschrei bleiben als Revanche für Sadowa und Waterloo! Die einzig richtige Politik ist unter solchen Umständen, einen Feind, den man nicht zum aufrichtigen Freunde gewinnen kann, wenigstens etwas unschädlicher zu machen und uns mehr gegen ihn zu sichern, wozu nicht die Schleifung seiner uns bedrohenden Festungen, sondern nur die Abtretung einiger derselben genügt."

the general
07.12.05, 23:45
Hier noch ein paar Links zu den Maschinengewehren

Entwicklung der Maschinengewehre (http://de.wikipedia.org/wiki/Maschinengewehr)

Die "Gattling Gun" (http://de.wikipedia.org/wiki/Gatling-Kanone)

Einige Maschinengwehre:

Maxim-Maschinengewehr (http://de.wikipedia.org/wiki/Maxim-Maschinengewehr)

Vickers-Maschinengewehr (http://de.wikipedia.org/wiki/Vickers-Maschinengewehr)

MG 08 (http://de.wikipedia.org/wiki/MG_08)

Maschinengewehre der Wehrmacht (http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/maschinengewehre.htm)

Elvis
07.12.05, 23:57
Statistik des Deutsch-Französischen Krieges:

Der Krieg dauerte 190 Tage

15 größere Schlachten und weit über 100 Gefechte, fast alle für die Deutschen siegreich, wurden geschlagen

370 000 Franzosen nebst 12 000 Offizieren wurden gefangen genommen und nach Deutschland abgeführt

7400 Geschütze und 107 Fahnen wurden von den Deutschen erbeutet

702 000 Mann und 26 000 Offiziere der französischen Armee mussten sich ergeben

Die französischen Verluste beliefen sich auf 80 000 Tote und 14 Milliarden an Kriegskosten

Der deutsche Gesamtverlust betrug 6247 Offiziere und Ärzte und 123 453 Mann, darunter 40 080 Tote

Auf deutscher Seite wurden insgesamt 44 420 Offiziere und 1 451 944 Mann unter Waffen gestellt

http://www.deutsche-schutzgebiete.de/dfkrieg.htm

Boron
08.12.05, 01:08
Kennt noch jemand das "Wargame Construction Set 3: Age of Rifles 1846 - 1905"?
http://www.mobygames.com/images/covers/large/986631103-00.jpg

Da ist die Mitrailleuse auch enthalten und kommt ziemlich gut weg. Lediglich das viel neuere Maxim-MG ist überlegen, die Gatling dagegen in diesem Spiel jedoch unterlegen.

Wikipedia sagt ja leider nicht viel darüber aus, die anderen Links des werten Elvis auch nicht.
Ich habe die Reihe Heerwesen der Neuzeit daheim, der Waffen-Band schweigt leider völlig über die Mitrailleusen und im Strategieband werden sie auch nur 3x beiläufig erwähnt.

Auf Seite 24 steht dort aber ein interessanter Satz:"Selbst dort, wo man an der Spitze des Fortschritts zu stehen glaubte, nämlich mit den aufkommenden Maschinenwaffen (Mitrailleusen), fehlte das Verständnis für die richtige taktische Verwendung."
Nimmt man da noch das überlegene Chassepot-Gewehr hinzu, so hatten die Preußen durchaus Glück. Die These, Moltke gab den Ausschlag, ist wohl nicht ganz abwegig. Er war ein Genie während zu dieser Zeit ein derartiges Genie bei den Kriegsgegnern fehlte.

S. 189/190 aus dem gleichen Buch zum Krieg gegen Dänemark:"Die am 1. Februar beginnende Ausführung des Planes, die dänische Armee hinter den Dannewerken gefangenzunehmen, mißlang. Am zweiten Vormarschtage hielten die Österreicher jenseits der Sorge, während die preußische Avantgarde vorzeitig den Schlei-Übergang einleitetete und den Brückenkopf von Missunde angriff. Das starke Abwehrfeuer hielt sie auf, so dass Prinz Friedrich Karl das Gefecht abbrechen ließ, um nicht noch stärkere Verluste (199 Tote und Verwundete gegenüber 140 Dänen) in einem vielleicht erfolglosen Sturm zu riskieren. Die Nachricht davon vermittelte kein günstiges Bild von der ersten Waffenprobe der preußischen Armee,,nur die Stimmung der Truppe selbst war ungebrochen. Tags darauf warf die österreichische Spitzenbrigade des Grafen Gondrecourt den Feind aus seiner Vorpostenstellung Jagel-Ober-Selk und erstürmte im energischen Nachstoß die beherrschende Kuppe des Königsberges. ..."
Zu dieser Zeit war Moltke noch recht einflußlos und nicht maßgeblich am Feldzug beteiligt.
Über die Ausrüstung der preußischen Armee haben schon einige Vorposter genug gesagt, sie war der französischen bis auf die Artillerie prinzipiell unterlegen.

In den etwa 50 Seiten über den Krieg gegen Frankreich selber deutet Friedler dann auch vorsichtig an dass es für Frankreich gar nicht mal so schlecht stand besonders in der zweiten Phase der Kämpfe. Er bescheinigt Gambetta ein außerordentliches Organisationstalent. Somit konnte eine beachtliche Levee en Masse aufgestellt werden. Leider/oder zum Glück, je nach Seite, fehlte Gambetta und dem Parlament der Republik jedoch in anderen militärischen Gebieten der Sachverstand und so wurden laut Fiedler die Truppen falsch eingesetzt indem dem Guerilliakampf nicht genügend Bedeutung zugemessen wurde und die Levee en Masse zu früh in den Kampf um Paris geworfen wurde, eine Aufgabe, der sie nicht gewachsen sein konnte.

Ich denke es ist nicht zu überspitzt formuliert, dass sich durchaus die Erfolge der früheren französischen Revolution wiederholen hätten können, es fehlte nur dieses Mal ein Genie auf französischer Seite während auf preußischer Seite ein solches mit Moltke vorhanden war.

suo
08.12.05, 06:47
Ich glaube nicht, dass der Krieg an sich schändlich für die zukünftige Entwicklung des DR war. Sondern die Einverleibung von Elasalothringen. Damit schuff man sich einen Erzfeind der auch nach 40 Jahren nach Rache sinnte. Man hätte lieber ein paar Südseeinseln nehmen sollen. Ihrgendwas was man zum Urlaub nutzen könnte :D
Man sollte aber nicht vergessen, dass es nichts als geschickte französische Propaganda ist, Elsass-Lothringen als französisches Stammland zu sehen. Das war bis 1697/1744 Teil des HRE - und zwar des deutschen Königs.

Vernichter
08.12.05, 07:56
Man sollte aber nicht vergessen, dass es nichts als geschickte französische Propaganda ist, Elsass-Lothringen als französisches Stammland zu sehen. Das war bis 1697/1744 Teil des HRE - und zwar des deutschen Königs.
Ist schon klar. Aber die Franzosen glaubten daran und das alleine zählt. Der Feind war geschaffen.

gulaschkoenig
08.12.05, 11:08
Die größte Schmach für die Franzosen war doch uach die Tatsache, dass die Deutschen ihr Reich ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles gründeten.
Das war wohl als ob die Russen auf dem Brandenburger Tor die Sowjetunion ausgerufen hätten. :D

Stauffenberg
08.12.05, 11:54
...Nur der Olle Bismark wollte halt verhindern, daß das ganze als "vom Volk erreicht" ausschaut, sondern sollte ein "Geschenk" der Konservativen Kräfte sein.[völlig belanglose Anekdote aus Stauffis Leben.exe/on]

Bitte das nicht persönlich nehmen zu wollen, das erinnert mich nur gerade unheimlich an eine Randbemerkung, die mein Geschichtslehrer (Oberstufe-Leistungskurs) anno dazumal einer bestimmten für ihre kühnen Thesen und ihr Kurzstreckendenken berüchtigten Kursteilnehmerin (nennen wir sie "Yvonne") als Randbemerkung in die Klausur geschrieben hat:

"BismarCK mit CK, Du dumme Nuß!"

Was den Leistungen der besagten Kursteilnehmerin allerdings auch nicht mehr aufhelfen konnte, ca. ein Halbjahr später entspann sich in einer Unterrichtseinheit zwischen beiden folgender Dialog:

Lehrer: "'Yvonne, wieso hiess die Weimarer Republik eigentlich 'Weimarer Republik'?"

Yvonne: (zögerlich) "Weil sie in Weimar ausgerufen wurde!?"

Lehrer: (argwöhnisch) "Und warum wurde sie in Weimar ausgerufen?"

Yvonne: (noch zögerlicher) Weil der Reichstag gerade renoviert wurde!?"

Lehrer: "ARRRRRRGH!!!"

Unmittelbar, nachdem Yvonne Ihr Abitur wider Erwarten doch knapp bestanden hatte, soll er dann mit einem offenen Magengeschwür in den Vorruhestand gegangen sein, aber, das kann natürlich auch Zufall gewesen sein... :rolleyes:

[völlig belanglose Anekdote aus Stauffis Leben.exe/off]

Silece
08.12.05, 15:40
Pa, mein Musiklehrer ist 2 Stunden nach meiner Extemporale mit Herzinfarkt ins Krankenhaus gekommen! :)

suo
08.12.05, 20:15
Extemporale
Was ist das? Kann man das essen?

Heinrich Heine
09.12.05, 00:01
Hausaufgabe zur nächsten Woche: Schreibe ein alternatives Event zur Gründung eines Norddeutschen Reiches wenn der Krieg gegen Frankreich ausbleibt. Latürnich inklusive "historischem" Begleittext! :D

Meine letzte Note "1" in Geschi liegt 25 Jahre zurück, ein Vierteljahrhundert....
Ich muß heute akzeptieren, daß jüngere viel mehr Fachwissen haben als ich. Die "Alten" versuchen dann ihre Aufmerksamkeit mit ausgeschmückten "ich bin dabei gewesen-Geschichten" zu erlangen, die manchmal zu märchenhaft sind. Aber - unterschätzt niemals die ältere Generation !!

Kein Krieg gegen Frankreich bedeutet erstmal, das das gebeutelte Spanien sich an eine andere Nation wendet um ihr nicht mehr großes, aber dennoch wirtschaftlich reizvolles Kernland nebst Kolonien zu verkaufen. Preußen gewann gegen Österreich den Krieg. Eine Sensation für damalige Zeitgenossen.
Spanien muß also einen adäquaten Interessenten finden.

Un da fällt mir nur England ein, da Rußland doch strategisch zu weit entfernt liegt und außerdem die Beziehungen eher neutral bis "wo liegt eigentlich Moskau ? " erschwerend dazu kommen. Es gibt auch wenig gemeinsame historische Zusamenarbeiten und kulturelle Unterschiede.

England dürfte das Angebot wohlwollend betrachten. Als "Empire" hat man bereits Portugal ruhig gestellt und würde mit Spaniens Besitzungen endgültig beispiellose Weltmacht sein.
Folglich würde es einen proenglischen Block geben und einen antienglischen Block.

Frankreich und die USA würde ich eher im antienglischen Pakt sehen, möglicherweise auch Rußland.

Skandinavien, Belgien, Portugal und eben Spanien proenglisch.

Wenn Rußland antienglisch ist, könnte dies zu proenglischer Politik in Constantinople und Wien führen.

Italien stellt sich auf Seiten der Franzosen aus Dankbarkeit im Kampf gegen Österreich.
Preußen hat zwar in den Niederlanden einen Verbündeten, würde aber in dieser Mächtekonstellation wohl zu Beginn neutral sein. Mit dem besten Diplomaten der damaligen Welt Bismarck ist ein diplomatisches Wechselspiel möglich. Aber Bismarck war doch nicht so ganz frei und so wäre in diesem Szenario die Beziehung zwischen Preußen und Rußland schlimmstenfalls neutral. Wahrscheinlich ist jedoch das Verfolgen von gleichen Interessen. Die Gegensätze zu England und Österreich, bezw. unterschieclichen Betrachtungsweisen zu den Beziehungen könnten durchaus zu einem dritten, neutralen Block führen. Genau dann wenn Wien sich auf Seiten Englands schlägt.
Die süddeutschen Staaten erkannten 1866, daß Preußen militärisch nicht nur gleichberechtigt sondern auch stärker als Österreich war. Sie waren umzingelt von den bösen Mächten, die da hausten in Paris, Wien und Berlin. Kulturell zu Wien gehörend waren sie aber von der Niederlage geschockt. Eine Annäherung an Frankreich ist möglich, wenn Englands Ansprüche auf Spanien sich sehr erfolgreich entwickeln und Preußen neutral bleibt. Aber die Geschichte der Franzosen im süddeutschen Raum und die seltsame selbstverherrlichte Politik des kleinen Neffen wird wohl die Süddeutschen in Richtung Preußen scheren lassen. Dies aber nur als notwendige Option des Überlebens und mit maximaler Ausbeute in den Verhandlungen.
Der Kriegsschauplatz findet woanders statt und diplomatisch wird weder Frankreich noch Österreich die Macht und Kunstfertigkeit besitzen eine friedliche Einigung zu verhindern.
Also Option könnte hier sich Preußen auf einen jungen aufstrebenden Staat stützen. Die USA sind England nicht unbedingt freundlich gesinnt, schon gar nicht wenn dasspanische Kuba englisch werden sollte und die USA haben auch Interesse daran den Mächteblock in Westeuropa nicht zu Gunsten eines Staates oder Blockes zu verschieben. Sollte also bespw. Rußland in die antienglische Koalition eintreten und Österreich in die proenglische Koalition, dann ist für Preußen mit Hilfe der USA der Weg zu einem starken Mittelreich namens Deutschland möglich.

Ob man diese Gedanken zu einem Event gestalten kann ??? Na ein wenig muß es wohl vereinfacht werden.

Ich möchte für meine Hausaufgabe ne zwo. Weil ich mich als Streber freiwillig gemeldet habe und dennoch viele viele Dinge nicht berücksichtig habe.

Silece
09.12.05, 06:23
Was ist das? Kann man das essen?

Kurzarbeit?
Stegreifaufgabe?

Silece
09.12.05, 06:32
So, die Klausur ist weg :)
Kein Deutsch-Französicher Krieg, dafür Bayerns Verfassung unter Montgelas :(

Naja, was will man von ner 68er-in erwarten?

Heinrich Heine
09.12.05, 08:06
Aus " Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland in den Jahren 1870/71"

unter Zugrundelegung des Großen Generalstabwerkes bearbeitet von I. Scheibert Major z.D.

Berlin 1895


Stärke der deutschen Truppen

Am feldzug haben teilgenommen

33.101 Offiziere und 1.113.254 Mann
In der Heimat haben in der Zeit gestanden:

9.319 Offiziere und 338.738 Mann

Die Verluste der Deutschen betrugen :

6.247 Offiziere und 123.453 Mann , 1 Fahne, 6 Geschütze

Gewinne der Deutschen :
Aus Frankreich wurden

als Gefangene abgeführt : 11.860 Offiziere 371.981 Mann
nach der Schweiz abgeführt : 2.192 Offiziere 88.381 Mann
in Paris gefangen : 7.466 Offiziere 241.686 Mann

Summe : 21.518 Offiziere 702.048 Mann

Außerdem wurden von den Deutschen erbeutet:
107 Adler und Fahnen, 1.915 Feldgeschütze 5.526 Festungsgeschütze

Der Munitions-Ersatz

war bei den vielen Schlachten und Belagerungen ein ganz enormer und darum sehr schwieriger. Die Artillerie verschoß allein gegen Straßburg 202.099 und gegen Paris 110.286 Schuß

Die deutsche Marine

war nicht im Stande, es mit der französischen Flotte aufztunehmen; sie war daher lediglich auf die Durchführung des Küstenschutzes angewiesen.
Die norddetusche Flotte bestand damals aus folgenden Schiffen:

In der Nordsee:

Jahde
Panzer Fregatte König Wilhelm 23 Geschütze 700 Mann
Friedrich Karl 16 Geschütze 500 Mann
Kronprinz 16 Geschütze 500 Mann
Gedeckte Korvette Elisabeth 22 Geschütze 390 Mann
Jacht Grille 2 Geschütze 52 Mann
Ein Kanonenboot I.und IV.Klasse

Elbe
Panzerfahrzeug Arminius 4 Geschütze 135 Mann
Prinz Adalbert 3 Geschütze 135 Mann
3 Kanonenboote II.Klasse

Weser
Ein Kanonenboot I. undeines II. Klasse

Emden
Ein Kanonenboot I. und eines II.Klasse

Befehlshaber : Vizeadmiral Jachmann

In der Ostsee

Kiel
Linienschiff Renowa 31 Geschütze 397 Mann
Aviso Preußischer Adler 4 Geschütze 110 Mann
Zwei Kanonenboote I. und zwei II. Klasse

Stralsund
Ein Kanonenboot I. und eines II. Klasse

Danzig
Glattdecks Korvette Nymphe 17 Geschütze 190 Mann

Befehlshaber Konteradmiral Heldt

Auswärts

Ostasien
Gedeckte Korvette Hertha 27 Geschütze 390 Mann
Glattdeck Korvette Medusa 17 Geschütze 390 Mann

bei den Azoren
Gedeckte Korvette Arcona 28 Geschütze 390 Mann

Westindien
Kanonenboot I.Klasse Meteor 3 Geschütze 64 Mann

Dies Übersicht läßt schon erkennen, daß offene Seeschlachten mit dieser Flotte nicht zu liefern waren; dennoch war ein etwaiger Offensivstoß wohl möglich und auch ins Auge gefaßt. Der plötzliche Ausbruch des Krieges verhinderte aberdieAusführung eines solchen, weil die Panzerfregatten Wilhelm und Friedrich Karl wegen Beschädigung an den Dampfzylinder bezw. der Schraube nicht ganz kampffähig waren.

Bei Interesse hau ich den Seekrieg in die Tasten der immer zu kurz kommt.







Die Okkupation

Die Deutschen ließen wie gessagt, die Provinzen nach Maßgabe der Kriegszahlung durch die Okkupations-Truppen besetzt, an deren Spitze General von Manteuffel stand. Die letzten Truppen derselben verließen Frankreich bereits Mitte September 1873.

Duke of York
09.12.05, 10:10
Bei Interesse hau ich den Seekrieg in die Tasten der immer zu kurz kommt.Immer her damit. :)

Heinrich Heine
09.12.05, 11:14
Geschätzter Duke, werte anwesende Regenten,

natürlich ist der Seekrieg "Gott sei Dank" kein weltbewegendes Epos gewesen.
Von 314 Seiten beschäftigt sich das Werk mit zwei Seiten - und nur deshalb habe ich auch mein Angebot machen können. ;-)

Nachdem ich die Marine bereits technisch vorgestellt habe, möchte ich noch dieeinzelnen Befehlshaber/ Kapitäne der Schiffe bekanntgeben

"König Wilhelm" Henk
"Friedrich Karl" Klatt
"Kronprinz" Werner
"Elisabeth" Grapow
"Grille" Donner

"Arminius" Livonius
"Prinz Adalbert" Arendt

"Renowa" Hassenstein
"Preußischer Adler" Zirzow
"Nymphe" Weikhmann

"Hertha" Köhler
"Medusa" Steuben
"Arcona" Freiherr von Schleinitz
"Meteor" Korr

Welcher Kapitän wird wohl Ruhm, Ehre und Tapferkeit auf sich überweigend vereinen ??
Man könnte fast ein Hollywood-Film daraus machen :-)
Zurück zu den Zeitzeugen hier der fortgesetzte Bericht nachdem ihr nun wißt, das die beiden Panzerfregatten beschädigt waren.

"Am 22. Juli wurde aus der Jacht "Grille" und den 3 Kanonenbooten "Drache" ( Rodenacker ) "Blitz" ( Matthesen) und "Salamander" ( Harcke ) unter Führung und Befehl des Korverttenkapitäns, Grafen von Waldersee, eine Kanonenbootflotille bei Stralsund gebildet.
Die französische Flotte war ebenso wie die französische Landarmee durch die übereilte Kriegserklärung überrascht, und daher ebenso wenig vorbereitet wie jene. Erst am 24. Juli gingen in Gegenwart der Kaiserin 6 Panzerfregatten, 1 Panzer -Korvette und 1 Aviso bei Cherbourg in See. Die Flotte sollte bis auf die Stärke von 14 Panzer-Fregatten gebracht werden und wurde dem Vizeadmiral, Grafen Bouet-Villaumez unterstellt. Die Flotte sollte die Jahde blockieren und den Sund bewachen.
Die Drohungen der Franzosen, Landungen an der Ostseeküste zu bewirken, und die Haltung Dänemarks veranlaßten die deutsche obere Heeresleitung für eine Vertheidigung der Seeküste Vorsorge zu treffen. diese war dem General-Gouverneur, General Vogel von Falckenstein, anvertraut, und demselben zu diesem Zwecke ansehnliche Streitkräfte zur Verfügung gestellt worden. Vor allem wurden die wichtigen Flußmündungenund Hafenplätze mit Befestigungen versehen, Torpedos gelegt und endlich wurde ein Rekognoszierungsgeschwader unter Korvetten-.Kapitän Arendt ( "Prinz Adalbert" und 4 Kanonenboote )gebildet, um in der See zu kreuzen und nach fremden Schiffen auszuschauen.
Die französische Flotte war am 30. Juli vor Kopenhagen erschienen, dann, von dänischen Handelsschiffen geleitet in die Ostsee gelangt, zeigte sich dort eine Zeitlang vor den Strandbatterien am Kieler Hafen, ließ sich in den Buchten von Neustadt, Wismar, Warnemünde, sowie bei Rügen sehen und ging nach der Bai von Marstall. Am 8. August zeigte siesich bei Kolberg, am 19. bei Danzig, dann aber ruhte sie sich in der Kjöge-Bucht ( Seeland) aus.
Eine eigentliche Blockierung ( von Landungen hatte man wegen Mangel an Truppen von vornherein abgesehen )ist während des Krieges, wenn auch angezeigt, so doch nie durchgeführt worden. Von einem Angriff auf Küstenplätze nur mit den Geschützen der Flotte nahm der französische Admiral mit Recht Abstand.
An allen deutschen Küsten war ein Signaldienst und freiwilliger Wachdienst angeordnet, zu welchem die braven Bewohner sich freudig stellten. Die Unthätigkeit der französischen Flotte benutzten die deutschen Schiffe zu mnacherlei Neckereien, die aber selten über das Auswechseln einiger Schüsse hinauskamen.
Eine unter Vice-Admiral Fourichon gebildete französische Nordseeflotte hielt eine zeitlang bei Helgoland; doch das stürmische Wetter, in welchem die Panzerschiffe nur schwer die See hielten, verhinderten hier wie in der Nordsee größere Unternehmungen. Da die Republik zur Bildung neuer Armeen auch der Marinetruppen bedurfte, so wurden beide Flotten zurückgezogen. Am 5. September verschwanden die feindlichen Fahrzeuge aus der Nord und am 28. August aus der Ostsee...."

Langweilig nicht ?? Aber jetzt kommt der Absatz den ich groß angekündigt habe und wo einige vielleicht kurz darüber nachdachten, wer den nun ein deutscher Seeheld sein könnte.

"... Im Auslande aber sollte unsere kleine Marine ihre Schneidigkeit beweisen. Im Hafen von Havanna lag dasKanonenboot I.Klasse "Meteor" ( 3 Geschütze 64 Mann ) neben dem französischen Aviso "Bouvet" ( 5 Geschütze 4 Drehbassen und 85 Mann ) . Da der Hafen neutral war, dampfte der "Meteor" am 07.November hinaus, den "Bouvet" zum Kampfe herausfordernd. Dieser folgte jedoch dem Rufe nicht, weshalb der "Meteor" wieder einlief. Der "Bouvet" verließ den Hafen am 8. und der "Meteor" laut Anordnung der Hafenbehörden 24 Stunden später, traf aber den "Bouvet" auf hoher See und attackierte ihn in schneidigster Weise, worauf sich bei bedecktem Himmelun hoher See ein 2 1/2 stündiges, heftiges Gefecht entspann. Der "Bouvet" versuchte, das deutsche Kanonenboot zu "rammen" . Letzterer wich jedoch aus und versuchte den Franzosen zu entern. Dabei trafen die Schiffe etwas spitz und so scharf aufeinander, daß der "Meteor" die Masten verlor, doch hatte er dem Gegner bei der Gelegenheit einen Schuß in die Dampfmaschine geschickt, der jenen zwang, Segel zu setzen, um den Hafen zu gewinnen, was ihm auch gelang, bevor der havarierte "Meteor" ihn noch einmal angreifen konnte. Auch letzterer mußte behufs Reparaturen den Hafen aufsuchen. Der Kampf war eine achtungswerthe Leistung unserer kleinen Marine.
Abgesehen von der Wegnahme einiger französischer Kauffahrteischiffe, die in kühner Weise, fast im Angesicht der französischen Flotte erfolgte, fand die Marine in diesem Kriege keine Gelegenheit mehr, Lorbeeren zu pflücken,

Schluß

Die Früchte einer ehrenhaften und strebsamen Politik wurden 1870/71 geerntet. Nach siebenmonatigem Kampfe war das Schicksal Frankreichs besiegelt.
Der Ausgang des Krieges war bereits nach drei Wochen entschieden, und nur die Irrthümer debattierender Staatsmänner und Soldaten trieben den Kampf bis zur eigenen Vernichtung weiter.
Für uns Deutsche erwuchs aus den großen Kriegen die Kaiserkrone Deutschlands, die als Behüterin des Friedens in Europa waltet und immerdar walten möge.
DAS WALTE GOTT!

Boron
09.12.05, 16:42
Werter Dessauer steht in eurem Werk auch etwas über die Mitrailleusen?

Stauffenberg
09.12.05, 18:21
Werter Dessauer steht in eurem Werk auch etwas über die Mitrailleusen?Ich bin zwar nicht der alte Dessauer, aber dennoch ;) :

Die M. war ein Vorläufer des Maschinengewehrs aus der Mitte des 19. Jh. Erfunden in Frankreich in den späten 1860er Jahren, war sie technisch ein Salvengeschütz - d.h. statt nacheinander, konnte sie ihre Projektile auch gleichzeitig abfeuern.

Die Waffe bestand aus einem Bündel gezogener Gewehrläufe (bis zu 37 in einem Geschütz), die in einem Zylinder vereinigt und auf eine konventionelle Artillerie-Lafette montiert waren. Diese Läufe wurden von hinten geladen und besaßen ein gemeinsames, abnehmbares, rundes Verschlußstück, in das für jedes Rohr eine 11mm-Chassepot-Patrone eingesetzt und dann auf das hintere Ende der M. aufgesetzt wurde. Alle diese Patronen konnten nun gleichzeitig oder, durch Drehung eines Abzugshebels, nacheinander abgefeuert werden, wodurch ein (theoretisch) vernichtendes Feuer erzeugt wurde.

In der Praxis erwies sich die M. im Vergleich zu ihrem Vetter, dem amerikanischen Gatling-Geschütz (das auf einem anderen mechanischen Prinzip beruhte und nicht mit der französischen Original-M. in einen Topf geworfen werden sollte), aber als nahezu nutzlos. Das französische Oberkommando hatte sich im Vorfeld des Deutsch-Französischen Krieges viel von seiner Wunderwaffe, die unter Manöverbedingungen immerhin über 100 Schuss Pro Minute abgeben konnte, die bis auf 1.500m sicher ins Ziel gehen sollten, versprochen. Der Knackpunkt dabei war aber "unter Manöverbedingungen". Die hohe Schußfolge konnte nur aufrecht erhalten werden, wenn für jedes Geschütz zusätzliche und im Voraus geladene Verschlußböden in großer Menge zur Verfügung standen, und auch dann nur so lange, bis die letzte vorbereitete Ladung verbraucht war, weil jede nachgelandene Patrone einzeln und von Hand in den Verschlußboden eingesetzt werden musste. Durch die schlechte Vorbereitung der französischen Armee auf einen großen Krieg mangelte es aber an eben diesen Ersatz-Verschlußböden, gewöhnlich standen pro Geschütz nur 2-3 zur Verfügung, weshalb die Schußfrequenz im Gefecht hinter den hohen Erwartungen weit zurückblieb. Hinzu kam noch, dass die Verschlußböden aufgrund der hohen Beanspruchung schnell verschlissen, kein weiterer Ersatz vorhanden war und die Chassepot-Patronen dazu neigten, wenn der Verschluß durch hohen Gebrauch erhitzt war, beim Einsetzen vorzeitig zu detonieren... :rolleyes:

Dazu kamen noch andere Fehler im Design, wie auch in der taktischen Anwendung: Die M. war ein Geschütz, kein Gewehr, sie sah nicht nur so aus wie ein leichtes Feldgeschütz, sondern war auch so schwer (bis zu einer Tonne!) und unbeweglich und schlimmer noch, sie wurde auch wie ein Geschütz eingesetzt. Statt die Infanterie selbst mit M. als Hilfswaffen auszustatten, wie man es später mit den ersten echten Maschinengewehren tat, fasste man sie analog der normalen Artillerie zu eigenen Batterien zusammen, die ebenso wie die Artillierie, nicht direkt und mit der Infanterie kombiniert zum Einsatz kamen, sondern wie der Rest der Feldartillerie hinter der eigentlichen Front, was sie bei ihrer relativ geringen Reichweite meist praktisch nutzlos machte.

Im Prinzip war die M. damit nur eine schwere, unbewegliche und teure technische Spielerei ohne jeden echten taktischen Nutzen. Nahezu alles, was sie konnte, konnte ein konventionelles Geschütz, das mit Kartätschen geladen wurde, schneller, besser und vor allem billiger... :)

Anbei ein Link zum Thema bei wikipedia in englischer Sprache, ähnlich erschöpfende deutsche Quellen hatte Google auf den ersten Blick leider nicht zu bieten:

http://en.wikipedia.org/wiki/Mitrailleuse

Boron
09.12.05, 21:14
Habt Dank für die Antwort werter Stauffenberg.

Dazu finde ich gerade leider keine Quelle, aber hatten die Franzosen nicht auch um 1870 eine moderne 75 mm Schnellfeuerkanone erfunden? Oder täusche ich mich da und sie wurde erst 1897 erfunden?