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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : L'état, c'est moi! Ein Frankreich AAR



Stoertebeker
02.03.06, 10:51
La grande nation:

Sehr geehrte Regentschaft, in meinem aussereuropäischen Exil bin ich doch tatsächlich im Computerraum meines Wohnheims auf jemanden gestossen, der Europa Universalis II sein eigen nannte. Da das Internet momentan nicht funktioniert, kann in dem Raum abends schön gezockt werden.
Um mich selbst ein wenig zu motivieren und zur Überbrückung der Wartezeit auf EUIII habe ich mir vorgenommen, meinen nächsten AAR zu schreiben.

Gespielt wird EUII 1.09, mit Daywalkers AI-Mod.
Schwierigkeit: sehr schwer; Aggressivität: normal, genauso wie alle übrigen Einstellungen. Gecheatet wird selbstverständlich nicht.


Ich habe schon mehrfach den Versuch unternommen, mit Frankreich die Welt zu erobern, bin aber immer entweder entnervt daran gescheitert, dass das Spiel in den ersten Jahren und Jahrzehnten nicht so gelaufen ist, wie ich wollte (es macht mich verrückt, wenn meine Vasallen irgendwelche Kriege vom Zaune brechen und ich sie nicht annektieren kann und entweder jede Menge Truppen zu deren Schutz opfern oder die Schmälerung meiner Schutzbefohlenen hinnehmen muss) oder dass ich gerade ein Auslandsjahr im indischen Ozean antreten musste. Ein neuer Versuch also, der nicht zwangsläufig in einen WQ münden muss, wahrscheinlich aber wird, wenn mir meine unheimliche Überlegenheit langsam langweilig wird.
Der werte Gasparius kann sich hier übrigens abgucken, was man mit Frankreich in den ersten Jahren so alles machen kann, um wirklich unbesiegbar zu werden (was macht eigentlich der Contest?).



Kapitel 1: Das Ende des Hundertjährigen Krieges

Frankreich befand sich Anfang 1419 in einer gefährlichen Situation: Das Land war zersplittert, die Herrschaft der Krone über weite Teile des Landes nur mittelbar über einen Hochadel, der eine latente Autonomietendenz hatte, die sich bei der ersten Schwäche der Zentralmacht bahnbrechen würde.

Dazu standen die Engländer mit einem weit überlegenem Heer auf dem Festland, unterstützt von ihren bretonischen Vassallen und dem reichen Burgund drohten sie, Frankreich zu zermalmen.

Um dieser Gefahr besser begegnen zu können, wurden Massnahmen ergriffen, die königliche Kontrolle in seinen Domänen zu verstärken. Auch opferte der König mehr als die Hälfte des Staatsschatzes zur Aushebung neuer Reiterei. Zudem wurde die Strategie geändert: von nun an sollte das Heer, dem Feinde zahlenmässig ohnehin unterlegen, offenen Feldschlachten aus dem Wege gehen und statt dessen den Gegner an möglichst vielen Stellen zugleich angreifen.
Im Norden wurden die Festungen des Artois und Flanderns mit Belagerungsringen versehen, im Sûden teilte sich das Heer nach dem Abzug der englischen Schutztruppen auf Gascogne und Poitou auf. Die Vasallen des Königs belegten derweil Dijon mit Truppen.

Zwar bedeutete diese Strategie, dass die Engländer womöglich Orleans nehmen könnten und freie Hand im Nordwesten hätten, doch dafür konnte man auf einen schnellen Frieden im Osten hoffen: noch war Burgund der verwundbarste Punkt der englischen Allianz. Übrigens sorgte ein Abkommen mit Geldre dafür, dass die französische Flotte, die die Belagerung Brügges unterstützen sollte, immer Nachschub erhielt.
Mitte des Jahres musste die französische Diplomatie noch einen herben Rückschlag hinnehmen, als Navarra dem englischen Bündnis beitrat und die schwache Südflanke bedrohte.

Dennoch blieb der König siegessicher.

So siegessicher, dass er sich noch Ende 1419 entschloss, das Steuersystem mit Hilfe zweier grosser Darlehen langfristig zu reformieren und die Steuerpächter in fast allen Provinzen durch fest besoldete Beamte zu ersetzen.
Tatsächlich gaben die Erfolge dem König recht: den Angriffen der zahlenmässig überlegenen Navarresen im Süden konnte so lange standgehalten werden, bis über den Festungen der Gascogne bereits das königliche Banner wehte. Im Norden fielen im Frühjahr 1420 sowohl Artois als auch Flandern in die Hände der Angreifer, was das durch Plünderungen französischer Reiter geschwächte Burgund zu einem Friedensgesuch verleitete, in dem es die beiden reichen Gebiete abtrat.

Nun zog das königliche Heer westwärts, belagerte die englischen Kanalprovinzen und fiel in die Bretagne ein, während es den Verbündeten Vasallen gelang, Orleans zurückzuerobern und den Herzog wieder dort einziehen zu lassen. Es gelang sogar, eine kleine Reiterabteilung über den Kanal zu setzen und damit weite Teile Südenglands zu verwüsten. Als Navarra, von provencalischen Truppen arg bedrängt auch noch unter schweren Tributen aus dem Krieg austrat, hatte sich das Blatt endgültig zu Seiten Frankreichs und seiner Verbündeten gewendet: die Bretagne wurde mit aller Macht so lange bedrängt, bis dieser einwilligte, den nördlichen Teil seiner Besitzungen sowie sein gesamtes Vermögen für den Frieden zu geben. Bald wurde gar mit mehr als 40.000 Mann England invasiert, das sich schlussendlich, im Jahre 1424, dazu durchrang, sämtlichen Besitz auf dem Festland der französischen Krone abzutreten und auf seine dortigen Ansprüche zu verzichten.

Der Sieg war war überwältigend! Der Kônig hatte das Gebiet seiner Krondomäne verdoppelt, gleichzeitig Macht und Einnahmen gefestigt, England als Gegner auf dem Festland ausgeschaltet, die Burgunder erheblich geschwächt. Dazu hielten sich die Verluste unter den Franzosen in Grenzen, immer noch standen mehr als 20.000 Mann unter Waffen, davon knapp die Hälfte beritten. Die Vasallen standen wieder treu zur Krone, der Handel prosperierte und eroberte sich neue Absatzgebiete im Orient (Konstantinopel), in Flandern und auf der iberischen Halbinsel.
Einzig die hohe Staatsschuld, die Charles durch seine aufwendige Reformpolitik angehäuft hatte, hätte bedrohlich werden können. Doch tatsächlich gelang es, Anfang 1425 alle Verbindlichkeiten zu begleichen. Die Inflation, die durch ausgiebiges Münzprägen in der zweiten Jahreshälfte 1424 gestiegen war, konnte derweil durch Rekordernten im Jahre 1425 wettgemacht werden. Mehr noch: das neue Steuersystem, das schon 150.000 Dukaten jährlich in die königlichen Kassen spülte konnte auf sämtliche Krondomänen ausgedehnt werden.
Kurz: Frankreich entwickelte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit zur Grossmacht.

Sreenies kommen noch.

Stoertebeker
04.03.06, 14:59
Kapitel 2 : Die Einigungskriege

Nach dem Sieg über England und seine Verbündete trachtete Charles danach, sich der inneren Einigung des Landes zu widmen und die Herrschaften Orleans, der Bourbonnais und der Provence wieder uneingeschränkt der Zentralgewalt zu unterwerfen.
Dabei kam ihm der Umstand zupass, dass die Provence Ende 1424 in Grenzstreitigkeiten mit Savoyen verwickelt wurde, das seinerseits von den Eidgenossen, Österreich und einigen italienischen Stadtstaaten unterstützt wurde. Schnell machte sich bemerkbar, dass der Krieg für die Provence ohne die Hilfe Frankreichs nicht zu gewinnen war. Mit Hilfe des genialen Richemonts aber, der bald das Kommando über alle Truppen der Verbündeten (die Auvergne hatte sich übrigens inzwischen aus der französischen Allianz verabschiedet und ging eigene Wege), gelang es, Savoyen vollständig zu besetzen und auch in Italien einige Fortschritte zu erreichen. Als aber das französische Heer vor Mantua eine schwere Niederlage hinnehmen musste, kam es 1427 zum Frieden, in dem Savoyen sich verpflichtete, keine Bündnisse mehr mit fremden Mächten einzugehen, der Rest der Alpenallianz kam mit leichten Tributen davon.
Mehr noch als aussenpolitisch war dieser Krieg für die Position der Königs gegenüber den grossen Adelshäusern von entscheidender Bedeutung: die nämlich mussten einsehen, ohne die Macht des Königs in dem Zeitalter, in das Europa gerade eintrat, ohne Chance zu sein.
Besonders die Auvergne bekam dies bald zu spüren, als sie nach einem kurzen Krieg als der Folge von Grenzstreitigkeiten mit den Bourbonnais dem König Cevennes abtreten musste.
Ende 1429 willigten die Häuser von Orleans, Bourbonnais und der Provence schliesslich ein, sich der Zentralgewalt zu unterwerfen. Die Fürsten selbst wurden dafür freilich reichlich finanziell entschädigt.

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Nun richtete sich das Augenmerk des Königs und seiner Berater wieder auf Burgund, das sich durch die Annexion der Bretagne für seine Verluste im letzten Krieg schadlos zu halten versucht hatte. Die nun vereinten französischen Truppen hatten keine Mühe, mit Hilfe einer weit überlegenen Reiterei die burgundischen Stellungen zu überrennen und bald das gesamte Land zu besetzen. Im Süden gelang es Navarra zwar, die schwachen französischen Einheiten zu vernichten und kurzzeitig sogar, die Gascogne zu besetzen, doch als Richemont mit 25.000 Mann anrückte, war ihr Posten dort verloren.

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Der folgende Frieden brachten dem König Gebietsgewinne im Vorland der Pyrenäen. Bald strich auch Burgund vor der Übermacht Frankreichs die Fahnen, trat seine Eroberung in der Bretagne ab und leistete den Vasalleneid.
Der König trachtete nun danach, England, den langjährigen Gegner endgültig in die Knie zu zwingen: So wurde ein grosses Heer über den Kanal gesetzt. Die englischen Truppen, die erst nach und nach von Irland eintrafen, wo sie einen zermürbenden Kleinkrieg geführt hatten, konnten leicht geschlagen, das ganze Land besetzt werden: Am 30. Juli 1434 war es dann soweit: Im besetzten London leistete der besiegte englische König, ebenso wie ein Jahr der Herzog von Burgund den Vasalleneid.
Letzterer übrigens sollte seinen Entschluss nicht bereuen: so erklärte nämlich kurz vor dem Friedensschluss mit Frankreich eine Allianz Norddeutscher Kleinstaaten und der Auvergne dem schon besiegten Burgund den Krieg, auf die reichen holländischen Provinzen richtete sich ihr Begehr. Die Franzosen aber stützten ihren Vasallen finanziell und nach dem Friedenschluss mit England auch militärisch nach Kräften, sodass die Burgunder sich mit der Auvergne und Oldenburg Ersatz für die verlorenen Provinzen verschaffen konnte.

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Kapitel 3: Der iberische Krieg
Frankreich hatte nun, da es auch noch Savoyen seinem Territorium einverleibt hatte, eine Position erreicht, die es fast unangreifbar machte. Dennoch wollte sich Karl nicht mit dem Erreichten zufrieden geben. Er sah in Kastillien eine neue Landmacht heranwachsen und wollte Portugals Seemacht gebrochen sehen.
Er inszenierte also eine leicht durchschaubare Farce, indem er seine Tochter nach Potugal verheiratete und uralte Dokumente ausfindig machte, nach denen diese seine Tochter nun Anspruch auf den Thron hätte. Im folgenden Krieg, den die Iberer gemeinsam fochten, erwies sich wieder einmal die Überlegenheit Frankreichs: in vier Jahren Krieg wurden beide Länder komplett besetzt und mussten sich verpflichten, keine gegen Frankreich gerichteten Bündnisse mehr einzugehen, Kastillien trat ausserdem die Kanarischen Inseln ab.

Mitten im Krieg fand in Paris eine prächtige Feier statt, als der Herzog von Burgund dort die Unterstellung seiner Ländereien unter die französische Krone besiegelte.

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Weniger gefeiert wurde ein weiterer Erfolg: bei der Plünderung Lissabons hatten französische Offiziere geheime portugisische Karten gefunden, die Expeditionen nach Afrika ermöglichen würden: Frankreich konnte also als eine der ersten Nationen in das Zeitalter der Kolonisierung eintreten.

Stoertebeker
12.03.06, 18:49
Kapitel 4:Frankreichs Aufbruch in die neue Welt

Portugiesische Seefahrer waren schon im frühen 15. Jahrhundert um Afrika herum in den indischen Ozean eingedrungen. Auf dem Weg dorthin hatten sie auch einen Teil der Küstenländer erforscht. Besonders in den fruchtbaren Gegenden am Kap fanden nun französische Siedler, vom König ermutigt und ausgerüstet eine neue Heimat. Aber auch in Westafrika, in der Gegend des heutigen Senegals, entstanden französische Siedlungen.

Als sich der König Portugals 1455, nach dem Muster des französischen Hochadels zwei Jahrzehnte zuvor, dem nahezu allmächtigen König unterwarf, fanden Beamte neue Karten in den portugiesischen Archiven, die bereits Kartenskizzen von Küstenstreifen in Nordamerika und detaillierte Aufzeichnungen über Inseln in der Karibik.
Sofort wurden diese Länder für die Krone beansprucht und bald darauf auch kolonisiert.
Das stiess natürlich auf den Widerstand der Eingeborenen, vor allem in der Karibik, wo französische Regimenter Mühe hatten, die Eingeborenen Stämme niederzuhalten, die sich der Inanspruchnahme ihres Landes durch französische Siedler widersetzten.
Eigentlich gute Beziehungen hegten die Franzosen mit dem Stamme der Lenape. Doch wohl durch die Fälschung eines Grusses des Lenapenhäuptlings an den König (wohl vom damaligen Gouverneur Neufrankreichs betrieben), die beleidigende Formeln enthielt veranlasst, rüstete Karl eine Expedition aus, die die vollkommen unvorbereiteten Indianer in wenigen Monaten vollkommen in die Knie Zwang. Das Land wurde sofort dem Gouverneur Neufrankreichs unterstellt und Missionare machten sich direkt ans Werk.

In Europa geschah in der Zwischenzeit wenig: Frankreich prosperierte und entwickelte seine Wirtschaft (besonders hervorzuheben seien hier die zahlreichen königlichen Weinkellereien in den französischen Anbaugebieten). Zwar gab es eine Anzahl kleinerer Kriege, die aber, angezettelt meist durch den landhungrigen englischen Vasallen, ohne nennenswerte Ergebnisse blieben. Einzig der Krieg Frankreichs gegen Aragon, in dem letzteres das Roussilon verlor, und die Einverleibung des Herzogtums Lothringen in den Machtbereich des französischen Königs (1475) verdienen hier Erwähnung.

1478 kam es dann zu einem neuerlichen Kolonialkrieg, diesmal in Westafrika, wo die Ausbreitung des Königreichs Benin, das sich grosse Teile des Kontinents einverleibt hatte, den Interessen Frankreichs entgegenlief.

Wieder schickte der König eine Expedition, wohl an die 30.000 Mann, die es jedoch diesmal mit einem weitaus gefährlicherem Gegner zu tun bekamen als den hilflosen Indiandern zwei Jahrzehnte zuvor: König Ezoti von Benin führte Heere einer Stärke von bis zu 50.000 Mann ins Feld, insgesamt verfügte er zur Zeitpunkt des Krieges wohl über 70.000 Krieger.

Den Franzosen gelang es immerhin, die Küstenprovinz Leone zu erobern und zogen über Umwege weiter Richtung Ivoria: hier im Nigerdelta wurde ein Grossteil des Westafrikanischen Handels abgewickelt, seine Kontrolle würde Frankreichs Macht in der Region ein neues Fundament sein. Tatsächlich gelang, nach einem entbehrungsreichen Marsch durch die tropischen Sümpfe und unter brennender Sonne in den Savannen Westafrikas, bei dem ein Grossteil des Expeditionsheeres umkam (Ezoti attackierte die Europäer ununterbrochen), mit gerade 6000 Mann die Erstürmung der Festungen im Nildelta. Das zu spät eingetroffene Entsatzheer des westafrikanischen Königs wurde unter entsetzlichen Verlusten auch noch besiegt, doch damit waren die Kräfte der französischen Expedition aufgezehrt. Eigentlich hätte es den Afrikanern nun ein Leichtes sein können, das letzte Heer (kaum mehr als 2000 Mann) aufzureiben und ihre Festungen zurückzuerobern, während es die Franzosen wohl noch Monate gekostet hätte, Nachschub an die afrikanische Front zu schaffen. Doch Ezoti, des Krieges gegen einen Gegner müde, der scheinbar (aber wirklich nur scheinbar, wie wir gesehen haben, hatten die Franzosen schwere Verluste zu beklagen) mühelos mehrfach überlegene Heere die besiegen konnte, bot nach einem knappem Jahr Krieg, im Sommer 1479 Leone und Ivoria als Preis für den Frieden an. Ludwig nahm an.

Nun hatte Frankreich sich in Amerika und Afrika starke Basen geschaffen, um hier hier eine ähnliche Hegemonie zu begründen, wie sie in Europa schon herrschte.