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Stoertebeker
14.08.06, 18:17
Das Mogulreich

1520: Das ehemals mächtige Reich der Timuriden liegt in Trümmern, schiitische Eiferer haben sich des Großteils bemächtigt und ein mächtiges Reich gegründet. Im Norden haben sich die Usbeken Samarkands, des alten Zentrums mongolischer Macht bemächtigt. Die Nachfahren der einst so mächtigen Khans halten sich nur noch in den Bergen Afghanistans. Dort schweißt einzig die charismatische Persönlichkeit Baburs, einem der zahlreichen Urenkel die zerstrittenen Stämme zusammen. Kaum zu glauben, dass dies der Keim einer Weltmacht sein soll …


AGCEEP 1.42, Normal, Normal, Phantasy-Events an. 1520er-Szenario

Gebastelt: Moguln erhalten persisch als Staatskultur (die persische Kultur war im Mogulreich damals tatsächlich dominant (Hofsprache ...)).
Die Safawiden bekommen die Events die ihnen zustehen: Cores auf Persien, Konversion des Großteils ihres Staatsgebiets (stehen im 1520er Szenario als schon geschehen in der History, ohne dass die Effekte eingetreten wären. Ich will schließlich einen halbwegs würdigen Gegner an der Westgrenze).
Später habe ich noch das Rajputana-Event umgemodelt, da hier kein Datum oder Trigger angegeben war: ich habe sie ziemlich bald, unter der Bedingung Stab=3 "geerbt". Ehrlich gesagt schäme ich mich ein wenig dafür, schließlich hätte mich der eine BB mehr auch nicht umgebracht, andererseits hasse ich Ungewissheiten.)
Auf "normal" übrigens nicht, weil ich mir "sehr schwer" nicht zutrauen würde, sondern weil mich nervt, dass das Spiel durch teurere Truppen und mehr BB lediglich verzögert wird und außerdem dem Realismus nicht zuträglich ist.

Noch später habe ich dann einen bereits Jahrzehntelang dauernden Krieg zwischen Russland und Sibir beendet, indem ich als Russland neu lud und den Khans ein Angebot machte, das sie nicht ablehnen konnten.

Ansonsten spiele ich selbstverständlich cheatfrei.

Zur Info: Sliderverstellungen werde ich im Text nicht erwähnen. Wen es interessiert: ich habe zunächst selbstverständlich die Zentralisierung hochgesetzt, auch bei Events immer die Zentralisierung favorisiert. Gleiches gilt für: Leibeigenschaft (2. Priorität), Intoleranz (3.) (jaja, ich bin Stabilitätsfanatiker), Qualität und Offensive, die allerdings erst relativ spät im Spiel angegangen wurden. Bei Aristokratie strebe ich einen Wert von 6-7, früher eher mehr, später eher weniger. Wurde nur einmal von mir selbst erhöht, ansonsten Events. Merkantelismus gerne hoch, Land habe ich sehr lange nicht verstellt, da ich mir Hoffnungen auf Kolonisierungsmöglichkeiten machte, die jedoch enttäuscht wurden.

Gegen Ende des Spiels wurden dann Leibeigenschaft verringert und Innovation erhöht, um die Wandlung des Mogulreiches in einen aufgeklärten Vielvölkerstaat zu dokumentieren, obwohl dies spieltechnisch große Nachteile mit sich brachte.

Dieser AAR wird im Stil eines längeren Beitrags in einem Geschichtsbuch geschrieben.

Kommentare sind mir jederzeit willkommen, genauso übrigens auch positive Bewertungen!

Stoertebeker
14.08.06, 18:36
Babur, der Tiger

Babur, den man später den Tiger nennen sollte, dürfte bei der Analyse seiner Lage im Jahre 1520 reichlich Sorgenfalten gehabt haben: Zwar verfügte er über eine erstklassige Armee, doch war deren Unterhalt immens teuer und konnte von den kargen afghanischen Böden, über die er verfügte, längst nicht bestritten werden.
Der mit grassierender Inflation teuer erkauften, gut gefüllten Kriegskasse drohte Ebbe. Babur entschied sich für einer Doppelstrategie: er schickte einen Teil seiner Männer zurück auf die Felder, während er den Anderen selbst ins Feld führte, nachdem er die inneren Angelegenheiten seines Reiches geregelt hatte.

Das Volk der Sindh, das in der Gegend der fruchtbaren Indusmündung angesiedelt war, hatte der Mogolenführer zum ersten Ziel seiner Expansionspolitik erkoren. Im Mai 1520 führte er seine Reiterei in Eilmärschen über den Indus während seine Artillerie sich der Festungen westlich des Stromes annahm. Rasch brach der feindliche Widerstand in sich zusammen und der Khan konnte seinen ersten Erfolg feiern: die Gebiete östlich des Indus unterstellte er direkt seiner Herrschaft, der Reststaat wurde ihm hörig.



Noch im Feldlager hatte ein Spion Babur indes von den riesigen Schätzen berichtet, die der schiitische König der Baluchen in seinen Kammern hortete. Ohne zu zögern brach der Heerführer nun mit seinen treuen Reitern nach Westen auf: in den kargen Steppen von Kalat kam es zum blutigen Kampf mit dem Heer der Baluchen, in dem beinahe die Hälfte der mongolischen Reiter umkamen und das gegnerische Heer komplett aufgerieben wurde. Doch der Blutzoll hatte sich für Babur gelohnt: fast 500 Golddukaten konnte er erbeuten.

http://home.arcor.de/stoertebecker82/1521Baluchenfrieden.JPG

Während sich im Norden der schwelende Konflikt zwischen Safawiden und Usbeken in einen blutigen Krieg verwandelte holte Babur nun die Männer, die er noch vor wenigen Monaten heimgeschickt hatte, wieder von ihren Feldern und rüstete sie mit Pferden für den geplanten großen Schlag gegen das marode Sultanat von Delhi. Dieses brach schon auseinander, ehe ein einziger seiner Krieger die Grenze überschritten hatte: Thar und Panjab liefen zum Afghanenfürsten über und stellten sogar Truppen.


Die Eroberung Delhis

Nun fühlte sich Babur endgültig bereit für den Marsch aufs bürgerkriegsgeschüttelte Delhi. Ende 1524 gab er seinen Truppen den Marschbefehl. Die erste Angriffswelle schlug jedoch fehl, Babur wurde von Sikandar Lodi vor den Toren der Stadt zum Rückzug gezwungen. Der Khan sammelte seine Truppen im Panjab und bereitete seinen Schlag diesmal besser vor: das Heer des Sultans von Dehli wurde komplett vernichtet, der Sultan selbst gefangen genommen. Als wenige Monate später die Mauern Dehlis fielen, brach das Sultanat in sich zusammen und Babur konnte das gesamte Reich dem Seinen einverleiben.
Statt des staubigen und öden Kabuls wurde nun die indische Metropole das Zentrum seiner Herrschaft, die Babur von nun an unter dem Titel eines Moguls ausübte.
Der Krieg ging indes noch einige Monate weiter, da das mit Dehli verbündete Gondwana niedergerungen werden musste. Die kampferprobten Truppen des neuen Moguls stellte dies allerdings nicht vor große Probleme, sodass das kleine Hindureich bald das Gebiet seines Reiches vergrößerte, das sich nun vom Ganges bis an den Hindukush über die fruchtbare indische Tiefebene erstreckte.

http://home.arcor.de/stoertebecker82/1525Nachdehli.JPG

Qianlong
14.08.06, 18:46
Sehr schön. Bin schon gespannt wies weitergeht.:)

Stoertebeker
14.08.06, 18:49
Na gut!


Konsolidierung der Herrschaft

Zur Absicherung und Legitimierung seiner jungen Herrschaft vermählte Babur seine zahlreichen Töchter mit den Sultanen und Sultansprinzen in Nordindien.
Denn im Innern hatte er mit einigen Problemen zu kämpfen: die aufgedeckte Verschwörung eines afghanischen Stammesfürsten hatte schon während des Dehli-Feldzuges für einige Unruhe im Reich gesorgt und in den neuen Gebieten hatte sich noch längst nicht jeder Provinzfürst, der unter der Herrschaft des Sultanats große Privilegien genossen hatte, mit der neuen, harten, Regierung des Moguls abgefunden. Allerorts probten sie daher den Aufstand.
Ein weiteres Problem, das Babur übrigens nie wirklich lösen würde, war, dass die Bevölkerung, trotz der jahrhundertealten muslimischen Herrschaft über Nordindien noch immer dem Hinduismus anhing. Dies führte immer wieder zu Spannungen mit der muslimischen Elite des Reiches, die der Herrscher nur schwer schlichten konnte.

1530 starb Babur, der Tiger, Eroberer Dehlis und Gründer des Mogulreiches. Sein Sohn Humâyûn übernahm die Regierungsgeschäfte. Ein fähiger Herrscher zwar, aber ohne die überragenden militärischen und diplomatischen Fähigkeiten seines großen Vaters.



Humâyûn, der Fuchs

Humâyûn setzte die innere Konsolidierung fort und schlug mehrere Aufstände wegen zu hoher Steuern sowie eine Revolte afghanischer Truppen nieder. Im Zeichen der Konsolidierung stand zunächst auch seine Außenpolitik: so wurde eine Schwester Humâyûns in die Familie des übermächtigen osmanischen Sultans verheiratet. Die Absicht dahinter war, in dem türkischen Herrscher einen Verbündeten gegen die schiitischen Safawiden zu finden, deren Imperium für das noch nicht gefestigte Mogulreich allein nicht zu bezwingen schien. Die Hoffnung auf einen mächtigen Verbündeten sollte jedoch unerfüllt bleiben, sahen die Osmanen ihre primären Interessen doch in Europa.

So konzentrierte Humâyûn sich zunächst wieder auf Indien. Hier hatte sich aus den wirtschaftlich florierenden doch militärisch eher schwachen Sultanaten von Guajarat, Malwa und Ahmadnagar eine Allianz gebildet, gegen die der Mogul nun in den Krieg zog. Und was dem Sohn Baburs an militärischem Geschick fehlte, wurde hier von seiner Hinterlist wettgemacht: angeblich zur Parade anlässlich des Geburtstages des Sultans schickte er erhebliche Verbände nach Ahmadnagar wo sie bei Ausbruch des Krieges sofort die kleinen Verbände des Sultanats entwaffneten und die Festungen belagerten.

http://home.arcor.de/stoertebecker82/1538Allianzkrieg.JPG

Mit den Guajarati kam es hingegen zu schweren und verlustreichen Kämpfen, doch letztlich waren selbst deren gut ausgebildeten Truppen nicht in der Lage, den Reitermassen des Moguls zu widerstehen.
Malwa wiederum war in die Offensive gegangen, in der Hoffnung, durch die Eroberung Dehlis einen vorteilhaften Frieden aushandeln zu können: vergeblich. Dank der Artillerie des Moguln gelang es, die Bergfesten Malwas zu nehmen, bevor die Mauern Delhis fielen. Alle drei Sultane hatten erhebliche Tribute und den Vasalleneid zu leisten.

Es folgte eine Zeit des Friedens: mit den neugewonnenen Vasallen (außer Malwa, dessen Sultan einen tiefen Groll gegen die Eroberer hegte) wurde eine Allianz geschlossen, der bald auch Bengalen und Golcanda beitraten. Sindh hingegen hatte seine Unabhängigkeit aufgegeben und war Teil des Mogulreiches geworden, ebenso wie Rajputan.

Stoertebeker
14.08.06, 20:52
Kampf der Giganten

Die Rückgewinnung Zentralasiens blieb trotz des Scheiterns der diplomatischen Offensive gegenüber den Osmanen das oberste Ziel des Moguls. Statt auf Beistand aus dem Westen zu setzen wurde ein neuer Plan entwickelt. Vorbild war Guajarat, wo inzwischen ein Großteil der Armee mit Arkebusen ausgerüstet war. Dies strebte nun auch der Mogul mit voller Macht für sein Heer an. Alle Ressourcen des Reiches wurden darangesetzt, diese neuartigen Waffen zu kaufen und einheimische Werkstätten mit Bauplänen zu versorgen. Der Schah hatte von diesem Plan Wind bekommen und setzte selbst alles daran, seine Truppen zu modernisieren. Doch Humâyûn gewann schließlich den Wettlauf: Ende 1549 hatte jede Infanterieabteilung in seinem Heer eine Schützeneinheit.

Sofort wurde eine Gesandtschaft nach Tabriz geschickt, die Kriegserklärung zu übermitteln. Der Schah fluchte, hatte er sich doch gerade erst in einen Krieg gegen die Usbeken geworfen. In seinem Zorn soll Thamasp sogar höchstpersönlich dem Führer der Gesandtschaft den Kopf abgeschlagen haben.
Doch während der Safawide noch fluchte, war die inzwischen auf gut 50.000 Mann angewachsene Armee des Großmoguln schon auf dem Weg, sein Land mit Krieg zu überziehen. Gleich in den ersten Kriegswochen errang die Reiterei zwei bedeutende Siege über die Scharen des Schahs: bei Herat und Bukhara konnten jeweils Heere von über 10.000 Mann aufgerieben werden. Währenddessen hatte die kleine Flotte des Mogulreiches eine 4000 Mann starke Abteilung in der Nähe Basras an Land gesetzt, von wo aus sie Westpersien plünderte, bis sie schließlich in Mekran aufgerieben wurde.

http://home.arcor.de/stoertebecker82/1551beipersien.JPG

Doch der Krieg im persischen Hochland war verlustreich. Nicht nur was den Blutzoll anbelangt: die mühsam geschmiedete Allianz der islamischen Herrscher in Indien war zerbrochen, einzig Ahmadnagar und Guajarat konnten als Verbündete gehalten werden.
Ein Fehler des Moguls, seine neuen Freunde in Indien mit seinen zentralasiatischen Eroberungsplänen zu behelligen? Vielleicht. Doch wie dem auch sei, der Krieg verlief bei allen Verlusten überaus erfolgreich: am 26. Februar 1551 trafen sich Schah und Großmogul in Kabul, wo sie einen Friedensvertrag unterzeichneten, in dem die reichen Provinzen von Herat und Bukhara sowie Surkhandarya an das Mogulreich übergingen.
Damit war der große Rivale im Westen in seine Schranken gewiesen worden. Es lag allerdings auch eine Gefahr in diesem Sieg: Thamasp trieb die Modernisierung seiner Armee weiter voran und verfügte immer noch über ein riesiges Reich. Künftige Konflikte waren also vorprogrammiert.

Den Rest seiner Regierungszeit verbrachte Humâyûn damit, seinem Sohn, in dem er einen wahrhaft großen Herrscher heranwachsen sah, das Feld zu bereiten: der Staatsschatz wurde vergrößert, der Handel mit den kleinen indischen Staaten intensiviert.
1556 starb Humâyûn.

Nebukadnezar
15.08.06, 02:33
- Konvertiert ihr auch? K.A. wie die Monarchen in eurem Mod sind, aber in Vanilla halten die Topadministratoren nicht ewig lange vor. Ja, ist teuer, aber abwarten ist noch teurer :)
- Alliierte einladen: hat Vor-und Nachteile. Wenn ihr einen Frieden schliesst und eure Alliierten bekommen nichts ab, dann sinken die Beziehungen leicht. Gebt ihr ihnen was ab im Frieden, dann steigen die Beziehungen, was sehr hilfreich sein kann, wenn man miesen Diplorang/wenige Diplos hat und diploannex machen will. Ich lade Allierte selten ein, da die entweder meist keine Truppen senden oder aber sehr viel senden zu einer Belagerung, so dass es üblen Verschleiß gibt. Außer ich möchte dass meine Allierten etwas erobern.
- 1520: spezielles Szenario für euren Mod oder kann man das auch in Vanilla spielen?
- Karten: Arakan kennt Malacca. Malacca kennt ganz Indonesien (In Vanilla). Beim Kartentausch bekommt man nur nicht-koloniarisierbare Provinzen ertauscht, aber falls ihr Force-Vasallisierung machen wollt (HS erobern), dann habt ihr die Karten für alle netten Plätze in Indonesien und könnt die Gegend dicht machen bevor die Europäer kommen.

Arminus
15.08.06, 12:33
@1520: Ist ein Szenario von AGCEEP, gibt's nicht in Vanilla.

@Kolonisierung in AGCEEP: Weit aus weniger Möglichkeit dazu da, da in Afrika, Indien und Indonesien sehr viel mehr Nationen verteten sind.

@Stoertebecker: Weiter so! :top:

Stoertebeker
18.08.06, 20:09
Danke für die Aufmunterungen und das Interesse!

Konvertieren, ja, das ist so eine Sache (vor allem eure natürlich, werter Nebu): ich hatte mir ursprünglich gedacht, das Event "Akbars religiöse Konvertierung" dazu zu nutzen, Pagan zu werden. Also keine bare Münze in Konverts gesteckt mit den ganzen guten Monarchen (Aurangzeb nachher ist zwar auch noch gut, eigentlich hätte ich aber viel eher anfangen müssen).
Also Pagan geworden, die Stabkosten geesehen und mir gedacht: "Naja, wäre dann ja doch auch reichlich unhistorisch gewesen" ... reine Feigheit in Wahrheit natürlich: also, kurz neu Laden, Sunni geblieben (man lese die folgenden Beiträge). Was danach passierte, ist dann auch wieder weiter unten nachzulesen.

Das mit den Karten ist gut zu wissen, allerdings etwas zu spät, da mein Spiel doch schon reichlicher fortgeschritten ist, als der hier gepostete AAR. Ob es dennoch für ein paar Kolonien gereicht hat? Seht selbst ...

Stoertebeker
18.08.06, 20:41
Akbar der Weise


Nun war der Weg frei für den wohl größten aller Herrscher, die Indien je gesehen hatte: Akbar I., der älteste Sohn Humâyûns (er zählte bei seiner Krönung dennoch gerade einmal 14 Jahre) beeindruckte schon in seiner Jugend durch Intelligenz und Nachdenklichkeit, hinzu kam eine enorme Tatkraft.

So dauerte es nach seiner Krönung nur wenige Wochen, ehe er sich in den Norden begab, um einen Krieg gegen die Usbeken vorzubereiten, welche die Hauptstadt seiner Vorfahren, Samarkand, Frevel in seinen Augen, zu der ihren gemacht hatten. Der Krieg war schnell gewonnen, der machthungrige Usbekenkhan leistete dem Teenager den Vasalleneid.

Die von seinem Vater gewonnen Vasallen in Nordindien wurden währenddessen von Akbar mit Geschenken überhäuft und mit Engelszungen dazu überredet, sich am Hofe von Dehli niederzulassen. Dieses Unternehmen war äußerst kostspielig, besonders die Guajarati ließen sich die Aufgabe ihrer Souveränität (worauf die Maßnahme selbstverständlich abzielte) reichlich entlohnen, doch am Ende stand ein Herrschaftsgebiet, das den gesamten Nordwesten Indien in sich vereinte. Lediglich im östlichen Punjab hielten sich die Gurus der Sikh - Akbar ließ sie gewähren: zu arm und unwegsam war die Provinz in den Ausläufern des Himalaya.

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Währendessen in Europa ...



Die Unterwerfung der Hindureiche und Sultanate

Als sich nun aber die Gurus mit Viajanagar, Calicut, Orissa und Madurei zu einer Allianz gegen die Vorherrschaft der Moguls zusammenschlossen, hielt Akbar es für angebracht, die Unabhängigkeit der exotischen Herrschaft, die vom Himalaya und dem Mogulreich komplett eingeschlossen war, zumindest einzuschränken. 1562 erklärte er der Allianz den Krieg. Fast mühelos stürmten seine erfahrenen Truppen Festung für Festung. Einzig die Sikhs bereiteten den Generälen einiges Kopfzerbrechen, eine kleine Abteilung ihres Heeres zog plündernd durch die nordindische Ebene, ohne dass man sie hätte stellen können, während der Winter im Panjab viele Tote unter den Belagerern forderte. Doch schließlich obsiegte die überlegene Armee des Moguln: nach knapp 2 Jahren Krieg warfen sich alle Mitglieder der Allianz vor Akbar zu Boden und schworen den Vasalleneid.

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Abgesehen von dem kleinen Fürstentum Travancore im Süden, das regen Handel trieb und sich um Händel nicht scherte, Bengalen, sowie den kleinen portugiesischen Besitzungen in Cochin und Goa war der indische Subkontinent nun in der Hand der Nachfahren Timurs. Auch Golcanda hatte schließlich, durch große Geschenke Akbars ermutigt, dem Moguln gehuldigt und geschworen, keine Allianzen gegen diesen einzugehen.
Bald wurde das Reich der Usbeken annektiert, nur eine kleine Herrschaft um Kyzilkum gestand Akbar den Khans zu.

Auch der Herrscher der Bengalen, der das florierende Gangesdelta mit einer Reihe mächtiger Festungen gegen die Mogulen geschützt hatten, konnte durch viel Geld und diplomatisches Geschick dazu bewegt werden, die Oberherrschaft Akbars über ganz Indien anzuerkennen.

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Relgiöse Intoleranz und wirtschaftlicher Aufschwung

Nachdem damit nun der letzte verbliebene Rivale auf dem Subkontinent in die Reihe der Vasallen eingegliedert worden war, kümmerte sich Akbar um die innere Homogenität in seinem Reich: Obwohl er ein religiös tief bewegter Mensch war und innerlich Zweifel an der Richtigkeit des islamischen Glauben hegte, entschied er sich aus Gründen der Staatsraison dazu, diesen als Staatsreligion beizubehalten und nun auch, zur Not mit Gewalt, im ganzen Land durchzusetzen. Überall im Lande wurden Koranschulen gegründet um junge Hindus für die Religion Mohameds zu gewinnen.

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Noch folgt der Großteil Indiens den Lehren des Hinduismus ...


Währenddessen blühte die Wirtschaft des Reiches unter Akbar auf: reger Handel auf allen asiatischen Märkten, neuerdings auch Chinas wurde getrieben, selbst in Europa machten indische Händler gute Geschäfte.
Der Handel entwickelte sich so erfolgreich, dass Portugal reagierte und den Händlern des Moguls den Zutritt zu ihren Kontoren (vor allem Goa) verbot. Als Akbar jedoch zum Schlag gegen Potugal ausholte (unter anderem durch einen Truppenstationierungspakt mit Malakka) und seine Flotte mobilisierte, lenkte die Kolonialmacht ein und hob das Embargo wieder auf.



Nun konnten auch endlich die Früchte der jahrelangen diplomatischen Bemühungen geerntet werden: auf mysteriöseWeise kamen zwischen 1586 und 1593 nacheinander die Herrscher von Bengalen, Golcanda, Orissa, Viajanagar, Calicut und Madurei ums Leben. Sie alle hatten, so schrieb es ihnen ihr Vasallenstatus vor, Akbar zu ihrem Erben bestimmt, der sich nun tatsächlich Einiger Indiens nennen konnte. Fast, zumindest:

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Akbar vs. Abbas

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Akbars Armada vor seinem Persienfeldzug

Travancore, der letzte unabhängige Kleinstaat des Subkoninents hatte sich in die Arme des persischen Schahs, Abbas des I. geworfen, in der Hoffnung so seine Souveränität zu bewahren. Akbar kam dies nicht ungelegen: ohnehin wollte er, der er in den Tod schon nahen spürte, seine Herrschaft mit einem glorreichen Sieg beschließen: kurzerhand wurde die inzwischen auf beachtliche Größe gewachsene Flotte mobilisiert und beladen mit reichlich Truppen in den persischen Golf verlegt. Er selbst zog an der Spitze von 20.000 Mann von Afghanistan aus gegen Abbas ins Feld. Doch vor allem hinsichtlich der Stärke seiner Flotte hatte Akbar sich gewaltigt verschätzt: trotz vielfacher numerischer Überlegenheit der mogulschen Armada konnten Abbas’ kleine Geschwader die Landung der Armee in Hormuz immer wieder verhindern und ihr auch später, nachdem die Landung dann doch noch geglückt war immer wieder empfindliche Schlappen zufügen: die Mannschaften, die größtenteils noch von den Herrschern von Kalikut und Madurei angeheuert worden waren, waren schlecht ausgebildet und nicht gewillt, für den muslimischen Herrscher ihr Leben zu lassen.
Zu Lande, vor allem im nordpersischen Hochland verlief der Feldzug erfolgreicher, doch im Vergleich zum "Blitzkrieg" Akbars Vaters äußerst mühselig und verlustreich: Abbas war ein weitaus gefährlicherer Gegenspieler als Thamsap es gewesen war. Hormouz konnte zwar erobert werden, doch Isfahan wurde immer wieder in blutigen Schlachten von den Heeren des Schahs entsetzt.

Da der große Mogul, dem Ende nahe, seinem Sohn nicht die Last eines Krieges zu Beginn seiner Herrschaft aufbürden wollte, zumal das Heer schrecklich dezimiert und erschöpft war, willigte er schließlich in einen Frieden ein, der ihm Birjand, Kushka und Zahedan zusprach. Diese Provinzen hatten zwar längst nicht die strategische und wirtschaftliche Bedeutung des ursprünglichen Kriegsziels Hormouz, doch zusammen mit der Vasllenschaft Travancores war der zweite persische Krieg dennoch ein Erfolg.
Akbar schlug noch einen Aufstand in Birjand nieder und starb während der Feier seines Sieges im Feldlager.

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Mit ihm starb ein großer, ein weiser Herrscher, wie ihn das Mogulreich nicht mehr erleben sollte. Dass das unter ihm vereinte Indien um ihn getrauert hätte wäre allerdings übertrieben zu behaupten: zu hart war seine Haltung gegenüber Andersgläubigen (vor allem gegen Ende seiner Amtszeit) gewesen, zu rigoros auch seine Politik gegenüber den niederen Schichten, denen er sklavengleiche Unterdrückung durch die Grundbesitzer zugemutet hatte.
Seine Krieger hingegen trugen seinen Namen weiterhin im Herzen: Akbar war ein großer Feldherr gewesen. Sein persönlicher Mut in der Schlacht einerseits, seine überlegte Kriegsführung andererseits hatten ihn legendär gemacht.
Seine bedeutendste Leistung aber war die Einigung Indiens, die er in nur einem kurzen Krieg und mit sehr viel diplomatischem Geschick vollbracht hatte.

Stoertebeker
20.08.06, 15:13
Jahângîr, der Friedliche

Jahângîr, sein ältester Sohn folgte ihm nun nach. Kein unfähiger Herrscher zwar, aber bei weitem nicht so vorrausschauend und weise wie Akbar. Würde er in der Lage sein, das Erbe seines Vaters zu halten? Oder würde mit dem Tod des großen Integrators, der Akbar trotz seiner zunehmend intoleranten Haltung gewesen war, das Reich in sich zusammenbrechen?
Zunächst schien es so: allerorts erhoben sich die Bauern und der Mogul hatte reichlich Probleme, die Rebellen niederzuwerfen, zumal das Heer, wie gesagt, im Krieg gegen Persien reichlich dezimiert worden war. Doch nach und nach gewann der neue Mogul die Oberhand.
Lediglich den Tadschiken sollte es kurzfristig gelingen, sich aus dem Vielvölkerstaat zu befreien, doch auch dies nur für kurze Zeit.

Dank der Vorarbeit des Vaters konnte der Sohn nun die Einigung der indischen Staaten vollenden: Travancore wurde annektiert:

Jahângîr setzte nun energisch auch das Werk der inneren Einigung fort, das Akbar begonnen hatte: Koranschulen schossen mit staatlicher Hilfe überall im Land aus dem Boden. Vielleicht sogar zu viele, jedenfalls verlief die Missionierung längst nicht so erfolgreich wie unter Akbar, der einfach ein besseres Gespür für die Bedürfnisse seiner Untertanen gehabt hatte. Zugute kam dem neuen Herrscher allerdings nun, dass die Staatskasse nur so überquoll vor Einnahmen.

Neben den Steuerabgaben hatte sich dabei der Handel als eine wichtige Einnahmequelle etabliert: auf den Märkten von Shanghai, Malakka, Bengalen, Maskat, Astrakhan, Isfahan und Alexandria spielten die Kaufleute mit Turban eine wichtige Rolle, in Goa hielten sie ein Monopol. Durch alte Beziehung in den Khanaten von Khiva und Kasachstan gelang es gar, den Sibirienhandel in die Hände zu bekommen. Ein ähnlicher Coup gelang in Afrika, wo der Herrscher des Kongo, mit dem Mogul geeint in der Feindschaft zu Portugal, dessen Männern vorherrschende Stellung verschafft hatte.

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Kriege führte Jahângîr in seiner relativ kurzen Regentschaft (bis auf die Wiederunterwerfung Tadschikistans) nicht.



Shâh Jehân, der Eroberer

Das blieb seinem Sohn und Nachfolger Shâh Jehân (1627-1657) vorbehalten, der einen Vorfall am Hof zu einem Krieg gegen Khiva nutzte (1645-1648), wobei er den Territorialgewinn geschickterweise dem untertänigen Usbekenkhan vorbehielt. Dieser eroberte fast das ganze Land, um dann vom Mogul zur erneuten völligen Aufgabe seiner Herrschaft gezwungen zu werden.

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Die zentralasiatische Steppe wurde unter der Herrschaft der Moguln wieder zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Raum: der Export von Wein aus Tadschikistan und Bukhara wurde dabei zum wesentlichen Faktor. Die Geldpolitik, in der Akbar noch durch die Gründung einer Staatsbank und einer konsequenten Deflationspolitik bedeutende Erfolge im Kampf gegen die Inflation erreichen konnte, wurde unter seinen Nachkommen weitaus lascher gehandhabt. Für den Bau des bis heute weltberühmten Taj Mahal in Agra zum Beispiel (ab 1633), wurden große Geldmengen verschlungen, was der Herrscher nur durch verstärkte Münzprägung bewältigen konnte. Eine schleichende Entwertung der neu eingeführten Rupie war die Folge. Allerdings hielt sich der Kaufkraftverlust in Grenzen wenn man diesen mit der rasenden Inflation vergleicht, die Spanien oder auch das osmanische Reich im gleichen Zeitraum belastete.

Große Erfolge konnte Jehan durch seine merkantelistischen Handelspolitik verbuchen: durch Embargos gegen Potugal und kleinere Südostasiatische Handelsnationen konnte die beherrschende Stellung der mogulschen Händler in Asien untermauert werden.


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Beseitigung des portugiesischen Einflusses in Indien

1653 eskalierte der jahrzehntelange Konflikt mit Portugal zum Krieg: indische Nationalisten in Goa hatten Anschluss an das Mogulreich gesucht, woraufhin Portugal wütend die Herausgabe dieses wichtigen Umschlagsplatzes im indischen Handel forderte.

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Der Mogul aber nahm diesen Vorfall zum Anlass für eine Kriegserklärung: Cochin und Malakka wurden umgehend besetzt, die inzwischen mit Kanonen bestückte Flotte mobilisiert und vor Sri Lanka in Stellung gebracht, in dessen portugiesischen Osten man eine Einheit gelandet hatte. Zwar war die portugiesische Flotte, technisch weit überlegen, doch sie operierte weltweit verstreut. So konnten die wenigen Kriegsschiffe, die Portugal nach Sri Lanka schickte, versenkt werden.

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Nach zwei Jahren Krieg erkannte Portugal schließlich die Herrschaft des Moguls über Goa an und trat des Weiteren Malakka und Cochin ab. Jehan versprach im Gegenzug, die Herrschaft Portugals und Spaniens über Sri Lanka unangetastet zu lassen und die finanzielle Unterstützung der Niederlande aufzugeben.

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