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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Skizze einer Idee



Heinrich Heine
24.08.06, 13:28
Hallo Fans,

beim Aufräumen/Entrümpeln meines alten PC´s fand ich folgenden Text, den ich irgendwann mal schrieb. Ich setze ihn einfach ins Forum, vielleicht hat der ein oder andere eine Idee daraus etwas zu machen.
Bitte seid nicht zu kritisch, ich vermute mal nach dem Lesen der ersten Zeilen, es ist ein reines Gedankenexperiment von mir und war noch lange nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Heute habe ich keine Zeit mehr dafür, dies weiterzuentwickeln. Wie gesagt, vielleicht ist es eine Idee... auch und gerade für Europa 1700

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Neue Idee zu einem Online-Rollenspiel Projekt

Meine Herren,

seit längerer Zeit beschäftigen mich Vergleiche zu teilweise hart und kontrovers geführten Diskussionen hier im Forum und der Einsicht verschiedener Parteien in der Geschichte diplomatische Friedenskonferenzen nach Kriegen aufzunehmen.

Ich bin immer noch überzeugt, man könnte es schaffen ohne Gewalt einen Kompromiss zu finden. Mit anderen Worten Clausewitz hat nicht Recht wenn er sagt " Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" sondern " Frieden ist die Fortsetzung der Politik mit vernünftigen Mitteln!"

Keine Angst, ich möchte nicht den Fehler begehen und imaginäre Friedensverhandlungen für Probleme des Jahres 2006 auszeichnen. Auch die jüngste Vergangenheit, wozu ich das gesammte 20 Jhd zähle, sollte nicht unbedingt Gegenstand dieser Idee sein.

Aber kommen wir erst einmal zum Zweck der Übung

1. die Parteien müssen Verständnis für den Gegenüber entwickeln und kompromissbereit sein
2. natürlich beschäftigen wir uns mit dem wirklich abgeschlossenen Friedensvertrag und den Umständen der damaligen Zeit, was unser Wissen enorm erweitern sollte
3. Wir üben uns in Diplomatie, denn viele Computerspiele basieren auf Krieg und dieser ist eben hier nur noch am Verhandlungstisch aktiv.
4. Spielerisch kann man versuchen für sein Land / seine Partei mehr herauszukitzeln als im historischen Friedensvertrag.

Es sind Gedanken die mich beschäftigen, weil ich keinerlei Spiel kenne was Diplomatie in den Vordergrund stellt. Sind wir heute toleranter und weiser als die Vermittler vor 300 Jahren ??

Zum Ablauf:

Nachdem wir uns für eine historische Situation entschieden haben, werden für die Verhandlungen 40 Runden angesetzt. Das erklärt sich daraus, das bespw. der Berliner Kongreß 1878 in 30 Tagen abgewickelt war.
Der Kongreß sollte öffentlich sein, natürlich kann man PN oder Mails nicht verhindern und die unterschiedlichen Meinungen sollen sich ja auch treffen, gerade bei möglicherweise gemeinsamen Interessen gegen eine Dritte Macht. Aber Zweck ist ja der Versuch öffentlich zu zeigen, daß wir heute uns weiterentwickelt haben und vernünftiger sind. Es gibt also keine Sieger und Verlierer am Verhandlungstisch.
Jede Verhandlungspartei hat in den 30 Runden die Möglichkeit öffentlich seine eigenen Vorstellungen zu präsentieren und andere Vorstellungen zu bewerten. Um das Ganze jedoch übersichtlich zu machen, sollten die Diplomaten sich selbst einschränken. Nur eine Wortmeldung pro Runde sei gestattet, eventuell eine weitere wenn diese zwingend notwendig ist.
Die letzten 10 Runden sollen dem Verhandlungsleiter dazu dienen den Vertrag aufzusetzen, d. h. es werden über die einzelnen Punkte der teilnehmenden Staaten Abstimmungen durchgeführt.

Ich habe an insgesammt 5 oder 6 Parteien gedacht, da in der Geschichte oftmals genau diese Gruppe sich einigen mußten, durften, konnten...

Weitere Ideen hierzu :

Um das ganze nicht zu verkomplizieren ist es vielleicht besser bei dem erstmaligen Versuch, ein Frieden zu vereinbaren, der völlig jenseits der historischen Authentizität steht.
Wir wissen, daß es meist um drei Grundpfeiler bei solchen Verhandlungen ging

a) Geld
b) Land
c ) Kultur + Religion

Nehmen wir also mal der Einfachheit an, wir spielen auf der Diplomacy-Karte 5 Großmächte die müde des Krieges sind und sich nun einigen müssen.

Russland besteht aus Stp-Mos-Sev
Spanien besitzt Spa-Nap- Bel
Schweden gehören Swe-Nwy und Den
Deutschland und Italien existieren nicht und die Türkei ist nur ein neutraler Beobachter, d. h. wird gegebenenfalls vom Spielleiter durch Ereignisse geführt und kann daher diplomatisch eingesetzt werden.
ansonsten verfügen England, Frankreich und Österreich über genau ihre drei bekannten Regionen
Aber auch die Regionen ohne VZ ( also in Österreich bespw. Boh, Gal, Tyr ) sind wichtige Verhandlungspunkte.

Nun bekommt jeder Repräsentant seines Landes von seinem Monarchen einen Wunschkatalog, der streng geheim den Aufträgen in EU 2 ähnelt.

Nehmen wir einmal Frankreich :

1. Vasalliere Bayern ( Mun )
2. Haltet Brest
3. Verhindere War an Österreich
4. Annektiert Schottland ( Edi )
5. beseitigt eure wirtschaftlichen Kriegsfolgen durch Abbau der Schulden indem ihr Geld bekommt

Jedes Land hat das gleiche Startkapital, was aber nicht ausreicht um Punkt 5 zu erfüllen. So kann man auch Schulden aufnehmen die dann jedoch bei der Auswertung negativ ins Gewicht fallen.

Jede Region hat einen Geldwert, einen Wirtschaftswert und einen kulturellen Wert um die es lohnt zu streiten.

Jedes Land verkörpert auch einen bestimmten Bonus, der entweder nach 30 Runden ausgelost wird oder bereits vor der 1. Runde bekannt gegeben wird.

So ist England ein Geldstaat, was bedeutet, daß der Geldwert einer Region um die Hälfte höher ist als bei anderen Nationen.

So ist in Rußland ein zaristisches Despotentum zu beobachten, was eine Annektion von Nachbarregionen leichter macht, ebenfalls steigt hier der gewonnene Landwert um die Hälfte.

Frankreich als Kulturstaat bekommt Extrapunkte, wenn es möglichst viele kleinere Länder auf der Karte erhält.

Ist bei einer Abstimmung ein Patt ( bespw. War ) eingetreten bleibt Polen neutral und Frankreich würde als Kulturstaat dafür Extrapunkte bekommen. Allerdings gibt es auch Abzüge für Frankreich, was seine Situation erschwert, wenn das Mächtegleichgewicht empfindlich gestört wird. Sollte also England auf jegliche Ländereien verzichten und sich dies mit Geld auszahlen lassen und dafür erhält Österreich neben Mun auch Ven, Ser und Rom, dann ist die Balance of Power nicht gewahrt. Auch wenn in diesem Fall England und Österreich vielleicht mehr Punkte bekommen und deshalb sich gegenseitig unterstützen.

In diesem Szenario habe ich bewußt die Religion herausgelassen. Wie will man denn Schweden zwingen wieder katholisch zu werden ? Aber interessant ist es allemal auch dieses Thema zu integrieren.

Jedes Verhandlungsmitglied sollte neben den Punktekatalog seines Monarchen eine zusätzliche geheime Information bekommen, die per Zufall die Verhandlungsposition verbessern könnte.
Diese "Ereigniskarten" sind nicht übertragbar aber können durchaus benutzt werden.
Auch hier ein Beispiel : österreichischer Diplomat, wir haben jahrelang in Sev den Untergrund finanziert, ihr könnt also einen Aufstand inszenieren, der entweder dazu führt, das ein unabhängiges Krimkhanat sich bildet oder Sev an die Türkei fällt. Sollte jedoch dieser Trumpf gezogen werden, gibt es eine dritte Macht, die eventuell einen Aufstand in Ungarn anzettelt, der dann mehr Chancen auf Erfolg hat und der betreffenden Nation weniger Prestige kostet.

Ich habe eine Idee, und denke sie hat auf jeden Fall einen Ansatz der Spaß, Spannung und Wissen vermittelt. Noch ist es eine Skizze, die weiter ausformuliert werden sollte. Aber vielleicht ist es sogar eine Idee für ein neues Gesellschaftsspiel.


An folgende historische Friedensverträge habe ich gedacht

1. Westfälischer Friede 1648
2. Frieden nach Spanischen Erbfolgekrieg und Nordischen Krieg ( 1713 / 1721 )
3. Wiener Kongreß 1814/15
4. Berliner Kongreß 1878
( 5. Versailler Verträge 1919 ) unter Vorbehalt
( 6. ein umfassender endzeitig gültiger Frieden anhand der EU 2 Karte 1492 )