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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie viel Inflation für eine Manufaktur in Kauf nehmen?



Stoertebeker
14.09.07, 18:05
Einleitung

Manufakturen sind teuer. Ein unerfahrener Spieler wird intuitiv denken: viel zu teuer! Ein etwas erfahrenerer Spieler wird denken (wie ich): Also groß Inflation in Kauf zu nehmen für eine Manufaktur kann sich ja nicht rechnen. Aber weit gefehlt.

Eine exakte Berechnung der langfristigen Rentabilität einer Manufaktur ist kaum möglich, da diese auch in entscheidendem Maße von der Art des Wachstums des Landes abhängt.

Ich habe aus Spaß an der Freude dennoch mal ein wenig den Rechenschieber betätigt und herausgekommen ist diese Formel für Raffinerien, die sich mit leichten auf Änderungen auf alle anderen Manufakturen anwenden lässt:

Die Theorie:

(M/(K*100))/(1+(M/(K*100)))*(G*1-I/(1+I))+(M/(1819-J))<(1-(I/(1+I)))*((H/HE)+(P*0,15)+66)

M=benötigtes Minting
K= mintbares Einkommen (ohne Zensustax!)pro Jahr in D.
I= gesamte Inflation nach dem Minten als Dezimalzahl.
G= Gesamtes Einkommen (inklusive Monarchenforschung (pro Jahr), Zensus, Manus...) in D.
J= Jahr der Fertigstellung der Manufaktur
H= Handelseinkommen (das aktuelle oder das durchschnittliche Prognostizierte) in D.
HE= Handelseffizienz (in voller Pracht)
P= Zahl der eigenen Städte

Alle Einkommensangaben pro Jahr,

Die Formel berechnet den durch die in Kauf genommene Inflation verursachten Kaufkraftverlust, multipliziert diesen mit dem Gesamteinkommen und addiert die jährliche Abschreibung der Manufaktur bis Spielende zu den Kosten dazu.
Das Einkommen ist ein Produkt der vorhandenen Inflation und den Einnahmen durch erhöhten Handel + Handelssteuern+ dem jährlichen Forschungsbeitrag + des Produktionseinkommens der Manu (da kann man statt der 66 auch eine 72 eintragen, für eine Manufaktur in der richtigen Provinz).

Die Faustregeln:

Als Faustregel kann nun gelten, dass eine Inflation von 2-3% für eine Manufaktur bis ca. 1600/1650 sich in der Regel auf jeden Fall auszahlen wird.
Der jährliche Kaufkraftverlust durch die Inflation wird durch die Einkünfte der Manu so viel mehr als ausgeglichen. Je höher allerdings die eigene Inflation ist, desto geringer wird auch der Wert einer Manufaktur, sodass diese Faustregel nur dann gilt, wenn die eigene Inflation nicht bereits 10-20% überschritten hat.

Dass es sich für kleine Länder weniger lohnt als für Größere (also anders, als im Paradox-Faq behauptet) liegt daran, dass in die Kalkulation des langfristigen Kaufkraftverlustes alles Kapital einfließen muss, das vom Land generiert wird (also auch Monarchen- und Nachbarboni usw.). Und außerdem daran, dass größere Länder in der Regel stärker von der erhöhten Handels- bzw. Produktionseffizienz profitieren.

Abgesehen von der Inflationsrate kann als Faustregel gelten, dass man nicht mehr als 5-6000D für eine Manu ausgeben sollte. Das kann sich zwar immer noch rentieren, allerdings gibt es, wenn man schon so mächtig ist, solche Beträge für wenig Inflation aufzubringen, wahrscheinlich Besseres zu tun, als sein Geld für 1% verzinsen zu lassen (z.B. die Welt vor seinen schwerbewaffneten Horden erzittern lassen, konvertieren...).

Ein Mittelgroßes Land (40 Provinzen) um 1600, mit bescheidenem Handel, das 1500 für eine Raffinerie bezahlt und dafür knapp 3 Jahre Geld drucken muss, sieht sein Kapital, trotz des langfristigen Kaufkraftverlustes, mit einer Quote von 5% verzinst. Das ist sehr ordentlich. Diese Quote wird sonst nur von Steuereintreibern oder einfacher Expansion in reiches KI-Gebiet erreicht. Will das Land künftig deutlich mehr handeln, ist die Quote höher, expandiert es vorsichtig in Regionen mit hohem Produktionseinkommen wird sie etwas niedriger sein.

Konkret: bist Du ein kleines Land mit wenig Handel, dann pfeife auf Manufakturen und sieh zu, dass Du Land gewinnst, im wahrsten Sinne des Wortes.
Bist Du mittelgroß (ab 20-30 Provinzen) bis groß mit einem kleinen Auge auf den Welthandel, dann baue schnell möglichst viele Raffinerien nach oben genannten Faustregeln. Wenn noch gutes KI-Land "brachliegt", hole Dir dies immer, bevor Du das Gelddrucken anfängst.
Führst Du ein Riesenreich (über 80-100 Provinzen) dann versuche lieber, an noch mehr Land zu kommen, da Deine Forschung durch zusätzliche Provinzen nicht mehr teurer wird. Oder baue Kunstakademien.

Denn bereits für das beschriebene Beispiel eines mittelgroßen Landes sind Kunstakademien ähnlich wertvoll wie Raffinerien (für einen Protestanten oder jemandem mit einigen "Falschreligion"-Provinzen mehr als für einen homogenen Katholiken, Orthodoxen oder Moslem). Das mag überraschen, ist aber so. Ein großes Land mit hohen Stabkosten profitiert (fast unabhängig von den Slidereinstellungen übrigens, da in EUII in Prozentpunkten ausgehend von einem festen Wert gerechnet wird) entsprechend stark von FAA's. (Wenn auf die Stabilität denn überhaupt Wert gelegt wird).

Im späten Spiel für Gütermanufakturen Geld zu drucken lohnt sich nur, wenn man noch nicht allzu viele Manus gebaut hat und ein Land mit Gütern von hohem Wert hat (Mogulreich und Russland fallen mir da als mögliche Beispiele ein: alle anderen sollten schon zuvor ordentlich Raffinerien gebaut haben).

Militärmanufakturen können sich auch spät noch deshalb rechnen, weil Land- und Seetechnologie im späten Spiel überproportional an Bedeutung gewinnen (vor allem im MP), während Inflation, restliche Forschung und Bargeld an Wichtigkeit verlieren.

Schluss

So, ich hoffe, ein bisschen Klarheit in dieses bisher doch recht vage beackerte Feld der Forschung gebracht zu haben und wünsche viel Spaß bei der Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse (Igitt, Maibritt Illner).
Für Fragen, Anregungen und Korrekturen bin ich jederzeit offen.

Jorrig
14.09.07, 20:15
Kannst du mal die Formel etwas erläutern, bitte? Was bedeuten diese x/(1+x)-Formeln auf beiden Seiten? Müsste es nicht H*HE sein, die Handelseffizienz ist doch in Prozent angegeben. Warum dann dadurch teilen?
Die Formel hat ein paar Schwächen, wie ich finde:
- Du betrachtest die Inflation als konstant und die Inflationssteigerung als bleibend. Das ist sicher nicht so, vor allem nicht mit Gouverneuren. Insgesamt kann man um 1600 herum die Inflation schon gut selber steuern, so dass man die Inflation praktisch vernachlässigen kann. Damit wird aber die Rechnung überflüssig, das geht also nicht so ganz. Bleibt eigentlich nur die Kostenrechnung für eine Senkung der Infla auf den Ursprungswert.
- Du betrachtest auch die Handelseffizienz als konstant. Auch das stimmt sicher nicht. Insgesamt ist die Handelseffizienz aber eher irrelevant, da der Zugewinn allein vom Basis-Monatseinkommen abhängt. Der Gewinn ist 1% vom Basiseinkommen, egal, wie hoch die Effizienz ist.

Ist jetzt der Effekt für ein großes Land oder ein kleines Land größer?
Ich behaupte ebenso, dass es sich erst ab einer gewissen Größe lohnt. Die Manufakturen kosten ja immer gleichviel, ein großes Land kann die Kosten also schneller aufbringen, mit weniger Inflationssteigerungen. Es bleibt die Frage, ob es sich eher für Länder mit hoher Jahressteuer lohnt oder eher für solche mit hohem Monatseinkommen. Man kann Manufakturen ja auch ansparen. ;) Der Gewinn, die 1%, ist für größere Länder auch nominell höher. Auf die Forschungsgeschwindigkeit hat das aber keinen Einfluss. Als Pro für die kleinen Länder steht nur der konstante Forschungsbonus, der sich bei ihnen prozentual höher bemerkbar macht. Schwer zu sagen, ob der Vorteil bei der Forschung den Nachteil durch die höhere Inflation wieder wettmacht. Müsste man vielleicht mal ausrechnen. ;)

Stoertebeker
14.09.07, 20:49
- Du betrachtest die Inflation als konstant und die Inflationssteigerung als bleibend. Das ist sicher nicht so, vor allem nicht mit Gouverneuren. Insgesamt kann man um 1600 herum die Inflation schon gut selber steuern, so dass man die Inflation praktisch vernachlässigen kann. Damit wird aber die Rechnung überflüssig, das geht also nicht so ganz. Bleibt eigentlich nur die Kostenrechnung für eine Senkung der Infla auf den Ursprungswert.

Ja, das mit der Betrachtung der Wirtschaft (auch der Inflation) als konstant ist eine Schwäche, das habe ich ja auch schon geschrieben.

Und vor allem hat dies Auswirkungen auf das, was ich zu den Gütermanufakturen schrieb: die sind dann ja praktisch Inflationsfrei. Das ist dann einfach eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung. Lässt sich aber mühelos in das Modell integrieren, indem man für das mintbare Einkommen eine beliebig hohe Zahl einsetzt (oder aber genau berechnet, wie lange man wie viel Inflation hat) oder eine kurze Kopfrechnung (Kosten vs. kumulierter Nutzen) macht.


Es bleibt die Frage, ob es sich eher für Länder mit hoher Jahressteuer lohnt oder eher für solche mit hohem Monatseinkommen. Man kann Manufakturen ja auch ansparen.

Der Titel dieses Threads ist: "Wie viel Inflation für eine Manufaktur in Kauf nehmen?"

Aber Ihr habt Recht, ich hätte in meinen Faustregeln nicht generell davon sprechen sollen, wann sich eine Manufaktur überhaupt rechnet und unterstellen, dass man dafür minten muss. Allerdings könnte man auch nicht zu Unrecht behaupten, dass zu einem Zeitpunkt, zu dem man Manufakturen baut, man auch reichlich andere Dinge zu tun hat: Festungsbau, Kriege führen, Kolonien aufbauen. Wenn man davon ausgeht, dass die Jahressteuern derart gut investiert sind, kommt man dann automatisch zu der Eingangsfrage zurück: soll ich zusätzlich noch für eine Manufaktur minten?


- Du betrachtest auch die Handelseffizienz als konstant.

Das tue ich mitnichten, oder zumindest nicht in dem Sinne, wie Ihr es mir unterstellt. Die Handelseffizienz ist nur aus Gründen der Simplizität in dem Modell integriert. Denn:


Insgesamt ist die Handelseffizienz aber eher irrelevant, da der Zugewinn allein vom Basis-Monatseinkommen abhängt. Der Gewinn ist 1% vom Basiseinkommen, egal, wie hoch die Effizienz ist.

Das habe ich eben auch so verstanden. H/HE ergibt einfach nur den Wert in D, wie sehr 1% mehr HE beim aktuellen Handelseinkommen (man kann natürlich auch sein geschätztes durchschnittlichen Künftiges, samt geschätzter durchschnittlicher HE eingeben) ausmacht.



Als Pro für die kleinen Länder steht nur der konstante Forschungsbonus, der sich bei ihnen prozentual höher bemerkbar macht
Und im Paradox-Faq wurde eben das auch behauptet, mit der Schlussfolgerung, dass das Minten für eine Manu sich für kleine Länder sogar noch mehr lohne, als für Große. Wobei da schlicht die relativ viel größere Bedeutung des Gesamteinkommens (v.a. des Monarchenbonus') übersehen wurde.

Um meine Gedankengänge nachvollziehbarer zu machen werde ich gleich mal meine Überlegungen posten (die ich praktischerweise schon "postreif" formuliert hatte: ich wollte aber erst mal sehen, ob das Thema überhaupt auf Gegenliebe stößt).

Stoertebeker
14.09.07, 21:10
Minting und Manufakturen: Die Überlegungen an Beispielen vorexerziert.

Inflation folgt der einfachen Formel:
X=Minting/(mintbares Einkommen)%


Was bedeutet Inflation für ein Land?
Es bedeutet, dass alles künftige Einkommen (auch das, was durch Frieden, Manus, Monarchen etc. reinkommt) künftig mit dem Faktor 1-Inflation multipliziert werden muss.
Wobei: nicht ganz. Bei 50% Inflation wird werden unsere Einnahmen ja nicht halbiert, sondern auf unsere Ausgaben 50% addiert. Das bedeutet einen Kaufkraft Verlust nicht von 50% sondern um 33%.
Der Kaufkraftverlust berechnet sich also aus
X/(1+X).
Oder aber:
(Minting/(mintbares Einkommen*100)) /1+ Minting/(mintbares Einkommen*100)



Jetzt wollen wir wissen: Lohnt es sich, für eine Manufaktur zu minten?
Wir können allerdings nur den Fall untersuchen, dass die Manu ansonsten sonst gar nicht gebaut würde. Diese Unterstellung kann man aber wagen, da man Bargeld eigentlich immer gut gebrauchen kann.

So. Sagen wir erstmal der Einfachheit halber, die Manu bringt 66 pro Jahr.

Wenn also die Inflation/1+Inflation (die durch den Bau verursacht wird) mal dem Gesamteinkommen größer ist als 66, lohnt es sich nicht.

Nehmen wir Schweden unter Elvis 1523: mintbares Monatseinkommen ist ca. 30 pro Monat, also 360 im Jahr. Seine erste Manu kostet ihn, der Einfachheit halber: 720.
Das Gesamteinkommen liegt bei 766 (Monatseinkommen+Zensustax+Monarchenboni (ohne die auf Stab)). Plus der zu bauenden Manufaktur bei 836.

Nötige Inflation für eine Manufaktur in diesem Falle: (720/360*100)=0,02 (2%).
(0,02/1+0,02)*836=16,4 (Kaufkraftverlust pro Jahr)<66. Lohnt sich also dicke, auf den ersten Blick.

Nun haben wir ja aber noch nicht berechnet, dass wir die Inflation ja nicht nur einfach so bekommen, sondern dafür ja auch auf erhebliche Einnahmen verzichtet haben, die in der Forschung gut angelegt wären. Wenn wir davon ausgehen, dass Elvis bis zum Ende im Spiel bleibt, lohnt sich seine Manu also nur, wenn er in den verbleibenden Spieljahren-2 auch die unmittelbaren Kosten der Manu wieder reinholt.
Es muss also 1819-Fertigstellungsjahr/M in den Kaufkraftverlust mit einberechnet werden, als Abschreibung quasi.
In diesem Falle sind das (1819-1525)/720=294/720=0,4 die pro Jahr zusätzlich abgeschrieben werden müssen.
Ein geringer Wert, der mit dramatisch steigenden Kosten und später im Spiel aber bedeutsam wird.
Die vorläufige Gesamtformel für die Berechnung eines „guten geminteten“ Manufakturbaus ist also:

M/(K*100)/K*100)*G+M/(1819-Vjahr)<66 (72)

M=Minting
K=minbares (konsumierbares) Einkommen
G=Gesamteinnahmen

Rechnen wir das Ganze am Beispiel eines fortgeschrittenen Spaniens (TEF, 1625 im AARRev) durch:
Nehmen wir an, eine Raffinerie kostest ihn 3000.
[(3000/(6000*100)/1+(3000/6000*100)]*7760+15,64=54,24 auf der Kostenseite.
Das ist immer noch okay.
Vielleicht kostet die liebe Manu, weil’se schon die 10te wäre und TEF auch schon Infla angesammelt hat, ganze 5000. Rechenschieber betätigen:
Dann lägen die jährlichen Kosten bei ca. 80. Damit über den bisher kalkulierten Einnahmen.

Ahaber, wird nun ein erfahrener Gamer denken, der Tef, der hat solche Handelseinnahmen, da lohnt sich das doch wohl, wegen der gestiegenen Handelseffizienz nämlich, und die hat der Klugscheißer hier vollkommen ignoriert. Stimmt, sagt da der Klugscheißer, und setzt noch einen drauf: außerdem profitiert TEF ja auch noch von gestiegenen Trade-Taxes in seinen zahllosen Provinzen.

Also ersetzen wir die 66(72) durch eine realistischere Zahl:
z.B. durch 72 (66) + (H/HE + Anzahl der Provinzen*0,15 (zusätzliche Trade Taxes)
0,15 sind ein geschätzter Wert für die Steigerung der TT pro Provinz (ist eigentlich abhängig von Bevölkerungszahl, aber zu kompliziert zu berechnen).
H=Handelseinnahmen
HE=Handelseffizienz (die Prozentzahl einsetzen: in diesem Falle 73)
Die Division der beiden ergibt den Wert, den ein weiterer Prozentpunkt an Gewinnen bringt.

Für Tef wären das (er hat sicher noch eine nicht bebaute Zuckerprovinz und Handelseinnahmen von 1591): (1591/73) + 132*0,15=41,6, die ihm eine neue Raffinerie dank der erhöhten HE monatlich bringen würde, +72=113,6.
Wir sehen, der Einwand des erfahrenen Gamers war berechtigt, es lohnt sich doch noch für ihn.

Oder? Was nun ja noch fehlt, ist die aktuelle Inflation. Dafür nehmen wir der Einfachheit halber den kumulierten Wert der aktuellen und der durch den Bau angehäuften Infla:

Tef hat dann eine Inflation von stolzen 36,4%, also multiplizieren wir die 114 mit 1-(0,364/1+0,364)=0,733 (denn sein „wahrer Profit“ durch die Manu leidet ja auch unter der Inflation, ebenso, wie sein Gesamteinkommen Inflationsbereinigt niedriger ist).

(5000/(6000*100))/(1+(5000/6000*100)]*(7760)+15,64<0,733*(72+1591/73+0,15*132)
=79,8<83,26. Geht also immer noch so gerade auf.



Damit haben wir eine einfache Formel, die besagt:
Wenn der jährliche Kaufkraftverlust durch Minting plus der jährlichen Abschreibung der Manu kleiner ist, als die künftigen Einnahmen (Inflationsbereinigt), dann zum Teufel baue eine Manufaktur und minte dafür, was das Zeug hält.

“In Mathe”:

Wenn: M/(K*100)/(1+(M/(K*100)))*(G*(1-(I/(1+I)))+(M/(1819-J))<
(1-(I/(1+I)))*((H/HE)+(P*0,15)+72) Dann: Hau rein.


M=benötigtes Minting
K= mintbares Einkommen (ohne Zensustax!)pro Jahr in D.
I= gesamte Inflation nach dem Minten als Dezimalzahl.
G= Gesamtes Einkommen (inklusive Monarchenforschung (pro Jahr), Zensus, Manus D.
J= Jahr der Fertigstellung der Manufaktur
H= Handelseinkommen (das aktuelle oder das durchschnittliche Prognostizierte) in D.
HE= Handelseffizienz (in voller Pracht)
P= Zahl der eigenen Städte

Ein wichtiger Faktor auf der wirtschaftlichen Seite fehlt noch in dem Modell: das Wachstum. Das ist zu schwer zu kalkulieren. Ich stelle aber mal die Behauptung auf, dass der wachsende (absolute) Kaufkraftverlust durch das Wachstum durch die ebenfalls wachsenden Trade-Taxes, Handelseinnahmen und größere Platzierungschancen für die meisten Länder in etwa ausgeglichen wird. Als produktionsausgerichtetes Russland ist dies vielleicht weniger der Fall als für ein handelsorientiertes Portugal. Und für einen Kleinstaat mit Expansionspotential weniger, als für einen, der in etwa bereits seine Sollgröße erreicht hat. Zumal für einen Staat, der sinnvoll expandieren kann, die Expansion auch aus strategischen Gründen Vorrang haben sollte.
Auch nicht drin ist der Bevölkerungswachstumsbonus. Hierzu ist nur zu sagen, dass man seine Manus bevorzugt in Provinzen bauen sollte, die bereits eine gewisse Größe erreicht haben.

Abgesehen davon, können alle relevanten Daten in die Formel eingespeist werden.

Für Good-Manufactories ersetze man einfach den HE durch den PE-Wert, und Handelseinkommen durch Produktionseinkommen und lasse die TT wegfallen.

Für die militärischen Manus steht aus wirtschaftlicher Perspektive 66 bzw. 72 auf der rechten Seite der Ungleichung.
Für FAA’s stehen auf der „Nutzenseite“ aktuelle Stabkosten/Stabmodifikation durch die Slider. Hier ist allerdings Vorsicht angebracht, da man ja nicht immer Stab erforschen kann.


Man muss sich natürlich immer überlegen, ob andere Investitionen nicht noch sinnvoller wären. Oder, ob man nicht ein zu leckeres Opfer wird, mit all den Manus. Oder ob man über die Rechnerei den Spielspaß verliert. All diese Unwägbarkeiten sind nicht einkalkuliert.

Die Wirtschaftlichkeit einer geminteten Manufaktur lässt sich so aber halbwegs berechnen.

Gekommen bin ich darauf, weil im Paradox-Faq eine ziemlich unklare und letztlich auch falsche Schlüsse zulassende Formel zu finden war.
Mir ging es hierbei aber in erster Linie um die Lust an der Mathematik, die ich in einigen müßigen Stunden auslebte. Nicht, dass jemand meint mir sagen zu müssen, ich sei doch krank, stundenlang Formeln für ein veraltetes Computerspiel entwickeln. Aber wo sie nun schon mal existiert, kann ich sie der werten Regentschaft ja auch zur Verfügung stellen, gell?
Und weil mich der Ehrgeiz packte, habe ich die Formel gleich noch mal in Excel umgesetzt. Herunterzuladen hier (http://home.arcor.de/stoertebecker82/manukalkulator.xls).

Jorrig
14.09.07, 21:28
Ah, nun habe ich die Formel verstanden.
Trotzdem verstehe ich noch nicht, warum das aktuelle Inflationsniveau eine Rolle spielen soll. Immerhin macht die Inflation ja auch die Manufaktur teurer, sprich, die Kosten der Inflation sind schon eingerechnet. Wenn du sie dann auf der Monatseinkommensseite wieder rausrechnest, rechnest du sie doch doppelt ein, oder täusche ich mich? Also, entweder du rechnest links und rechts mit inflationsbereinigten Beträgen oder eben links und rechts mit den faktischen Beträgen. Und dann ist das Monatseinkommen ja real das, was man bekommt, es ist nur weniger wert, weil die Preise höher sind. Oder in deinen Worten: Sein "wahrer Profit" leidet unter der Inflation schon allein deswegen, weil die Manufaktur dadurch teurer wird, nicht, weil sein Monatseinkommen weniger wert ist.

Stoertebeker
14.09.07, 21:35
Ja, war mir auch gerade aufgefallen und habe ich korrigiert. Stimmt! Wenn links, dann auch rechts.

Spielt aber dennoch eine Rolle und wirkt sich Rechts in der Regel stärker aus als links.
Werde das im Excel-Frame auch noch mal korrigieren.

Edit: Getan. Die Inflation steht links nur vor dem Gesamteinkommen, weil die ersten Klammern ja nur die zusätzliche Inflation berechnen und rechts, wie Ihr richtig anmerktet, die Inflation eh' schon mit drin ist, bei dem Preis der Manu.

Stoertebeker
15.09.07, 18:10
So, ich habe mir noch mal ein paar Gedanken gemacht.
1. Zur Gesamtinflation: Muss in die Rechnung mit einfließen, weil hier ja, wie bei allem anderen auch in EUII, in Prozentpunkten gerechnet wird. 1% neue Inflation wird ja nicht auf bisher schon durch Inflation angestiegenen Kosten angerechnet, sondern auf die Basiskosten. Das wird durch die entsprechende Klammer auf der linken Seite repräsentiert.

2. Zur Frage nach "to mint or not to mint": wenn ein Land tatsächlich keine halbwegs guten Investitionsmöglichkeiten hat, dann ist das Ansparen auf jeden Fall effektiver. Ich habe das mal mit Hilfe meines Excelframes durchgerechnet: gesetzt den Fall, man behält die angehäufte Inflation bis zum Spielende, dann rechnet es sich sogar in den meisten Fällen 50 Jahre auf den Bau zu warten, statt sie sofort für Inflation zu bauen. Aber das gilt auch nur, wenn man tatsächlich nur den Bau einer einzigen Manufaktur beabsichtigt.

Wenn man aber davon ausgeht, dass ein Land ab ca. 1620 seiner Inflationsprobleme dank seiner Gouverneure entledigt ist, und 1530 vor der Wahl steht, 1% Inflation für den Bau einer Raffinerie in Kauf zu nehmen, oder aber 20 Jahre zu warten, dann lohnt sich das Minting wiederum.

Aber die Fälle sind natürlich sehr hypothetisch.

Die wesentliche Erkenntnis ist, dass der Reingewinn einer Manufaktur für ein mittelgroßes Land, mit 80-90% "druckbaren" Einkommens, sogar eine Inflation bis gut 5% rechtfertigt. Mit 2% und bis 5000D ist man in den allermeisten Fällen auf der sicheren Seite und kann sich über eine hohe Rendite freuen, die durch andere Investitionen nur schwer zu erreichen ist.

Dass neben Rendite noch unendlich viele andere Faktoren berücksichtig werden müssen, führt zu der wesentlichen Erkenntnis, dass im Zweifelsfall die Intuition eines erfahrenen Spielers weit mehr wert ist, als jede Mathematik.

Aber für mich, der ich sicherlich ein paar hundert Stunden EUII auf dem Buckel habe, kann ich sagen, dass mich meine Intuition ("3000 für eine Manufaktur? Bin ich Krösus? 2% Inflation, die ALLES verteuert für eine popelige Manu? Bin ich bescheuert?" So in etwa sprach sie zu mir,) bisher doch ziemlich getäuscht hat.

Bismarck
20.09.07, 20:52
Noch rein theoretischer wäre dann das Ansparen für mehrere Manus um günstiger wegzukommen. Das habe ich iirc im AAR-MP gemacht und so am Anfang schnell mit Minting und Jahreszensus 3 Manus hingebaut. Damit würde man nicht so schnell über die Kostengrenze stolpern, allerdings benötigt es auch ein Land mit hohen Jahreseinkommen um es wirklich effektiv zu machen.
Ansonsten schöne Betrachtung! :top:

Jorrig
21.09.07, 00:02
Warum soll das günstiger sein? Die Manus werden doch teurer, egal, ob man alle auf einmal oder nacheinander baut.

Bismarck
21.09.07, 00:38
Nein, solange eine noch in Bau ist gibt es iirc nur 50 Dukaten Aufschlag. Später ist es mehr.
Moses hat heute z.B. 6 gleichzeitig gebaut. Da sollte der Spareffekt sichtbar gewesen sein.

Stoertebeker
21.09.07, 01:14
Das sollte ordentlich gespart gehaben.

Das ist auf jeden Fall mal ein Wort. ;)


Nein, solange eine noch in Bau ist gibt es iirc nur 50 Dukaten Aufschlag. Später ist es mehr.
Moses hat heute z.B. 6 gleichzeitig gebaut.

Und das mit den 50 stimmt glaube ich nicht. Ich hab's mir nicht genau angeguckt, habe das Spiel auch nicht da, doch ich meine, das hat was mit dem Admin-Wert des Monarchen zu tun. "Manufactories that can be built to a lower price" oder so ist der entsprechende Tooltip. Jedenfalls ist es günstiger, mehrere auf einmal zu bauen (oder zumindest dann noch mal welche zu bauen, wenn die zuerst Gebauten noch nicht fertig sind. Faustregel hierbei: gesamtwirtschaftlich lohnt sich das Warten bis zu 3-4 Jahren (für eine neue: bei angenommenen 200-300 Mehrkosten). Bei hohem Einkommen also eher, als bei niedrigem. Wenn Cash das größte Problem im Spiel darstellt, kann es auch sinnvoll sein, länger zu warten.