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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Manstein & Guderian



Alfredus
08.11.07, 07:39
Ich habe mir letzte Woche Mansteins Verlorene Siege und Guderians Erinnerungen eines Soldaten zugelegt. Ich lese beide Bücher paralell und muss sagen, dass sie sehr fesselnd sind. Beide Autoren stellen im Vorwort fest, dass die Bücher subjektiv und nahezu politikfrei sind. Daher wollte ich mal fragen, ob es Literatur von höheren Einheitenführen gibt, die beide Blickwinkel betrachten und darauf eingehen?

Gruß
Andre

ulysses
08.11.07, 13:28
Mansteins "Verlorene Siege" lese ich lustiger Weise derzeit auch - "politikfrei" halte ich als Umschreibung aber nur für zutreffend, wenn man dabei allein auf das Fehlen einer Schilderung zu "politischen" Vorgängen abstellt. Im Gegenteil halte ich die Darstellung insoweit für hochpolitisch, weil sie in ihrem wehrmachtsverklärenden Duktus eine ziemlich eindeutige eben politische Aussage trifft. Ohne mich näher mit der Biographie Mansteins befaßt zu haben - und ohne ihm zu unterstellen, daß er zu den bösen Buben im engeren Kreis gehört hat - erscheint es doch bezeichnend, was er an Auslassungen "einfügt" (Ich bin mit meiner Lektüre bislang nur bis zum Krimfeldzug gelangt; hübsch zu lesen, daß die dortigen Russen und Tartaren so gut behandelt worden sind.)

Es handelt sich halt um ein Rechtfertigungsbuch - eine Gattung, welche seit de bello gallico eine lange Tradition hat.

Jorrig
08.11.07, 13:49
...wobei Cäsar den Bello Gallico noch als Bewerbungsschrift für zukünftige Ämter schrieb, Manstein und andere hofften wohl eher auf ein mildes Urteil.

Der Zarewitsch
08.11.07, 19:16
Daher wollte ich mal fragen, ob es Literatur von höheren Einheitenführen gibt...?

Keine Literatur eines höheren Einheitenführers, aber sehr interessant, was den politischen Aspekt anbelangt:

Wehrmacht und Vernichtungspolitik - Militär im nationalsozialistischen System
Karl Heinrich Pohl (Hg.)
V+R Verlag

Beduries
08.11.07, 19:31
Habe von Guderian das Buch "Achtung Panzer" auf Englisch, da es auf Deutsch nicht mehr vertrieben werden darf. (wieso weiß ja niemand so recht...) Aber es ist happig für einen Kauderwelsch-Englisch-Sprecher... aber trotzdem sehr informativ. :)

Garfield
08.11.07, 21:20
Habe so kämpfte Breslau zu Haus von von Alfen und von Niehoff, handelt eigentlich nur direkt von der Festung Breslau, ohne sonderlich viel Pathos. Ausgabe von anno tuck, irgendwann 50er oder so.

//Edith: 1959 So ists.

Canton
08.11.07, 21:30
ob es Literatur von höheren Einheitenführen gibt, die beide Blickwinkel betrachten und darauf eingehen?



Es gäbe noch das (mir unbekannte) Buch "Zehn Jahre und 20 Tage - Erinnerungen 1935 - 1945" von Karl Dönitz. Primär geht es logischerweise um den U-Boot Krieg.

Bushi
08.11.07, 22:03
Ist Erinnerungen und Betrachtungen von Schukow eigentlich zu empfehlen oder ist das doch arge Propaganda?

the general
08.11.07, 23:04
Ist Erinnerungen und Betrachtungen von Schukow eigentlich zu empfehlen oder ist das doch arge Propaganda?

Ich wollte mir das Buch auch mal zulegen, habs jedoch gelassen, weil ich in einer Kritik gelesen habe, dass das Buch, von den sowjetischen Behörden, stark zensiert bzw. abgeändert wurde und die eigentliche Aussage des Buches dadurch untergeht. Kann nicht sagen ob das zutrifft oder nicht, wäre jedoch beim Lesen des Buches entsprechend vorsichtig.

Es gibt dann auch noch Bücher, wie das oben erwähnte Buch von Karl Dönitz, eines von W.K. Nehring (Panzergeneral) und eines von H.v. Manteuffel, der auch mit die Bundeswehr aufbaute.

Das waren glaub ich alle. Interessant sind auch Bücher, die von rangniedrigen Soldaten handeln. Ich selbst besitze "Die Hölle von Tscherkassy", das Buch wurde von einem damaligen Oberfähnrich geschrieben. Auch sehr gut sein sollen "Heeresbericht" von Edlef Köppen und "Vergiss die Zeit der Dornen nicht." von einem Autor dessen Namen mir grad entfallen ist.

Interessant dürfte auch das Buch "Feldpostbriefe aus Stalingrad. November 1942 bis Januar 1943".

ulysses
08.11.07, 23:43
Ist Erinnerungen und Betrachtungen von Schukow eigentlich zu empfehlen oder ist das doch arge Propaganda?
Ich meine gelesen zu haben, daß es nachträglich noch eine Ausgabe entsprechend den Intentionen des Autors, quasi einen Director´s Cut, gegeben haben soll. Denn in der Tat soll es seinerzeit seeehr stark zensiert worden sein... (vgl. R. Overy, "Rußlands Krieg").

dooya
09.11.07, 08:10
I[...]
Es gibt dann auch noch Bücher, wie das oben erwähnte Buch von Karl Dönitz, eines von W.K. Nehring (Panzergeneral) und eines von H.v. Manteuffel, der auch mit die Bundeswehr aufbaute. [...]Das Buch von Nehring besitze ich. Verglichen mit Guderian und Manstein ist es wesentlich nüchterner, aber auch vom politischen Neglekt gekennzeichnet.

Aus dem Bereich der Luftwaffe könnte man noch Adolf Gallands "Die ersten und die Letzten" erwähnen. Aber auch der hat von Nichts gewußt. :rolleyes:

Im Vergleich zu den genannten Memoiren der Militärs schießt jedoch ein nicht-Militär den Vogel ab: Albert Speers "Erinnerungen" und sein "Spandauer Tagebuch". :eek: Der hat wirklich gar nichts mitbekommen und den antifaschistischen Widerstand ganz nah an den Führer getragen. :rolleyes:

ulysses
09.11.07, 11:30
...Der hat wirklich gar nichts mitbekommen und den antifaschistischen Widerstand ganz nah an den Führer getragen. :rolleyes:
Ich sags ja immer (eigentlich war es W. Droste, der das gesagt hat): Hitler war Antifaschist. Ohne den zweiten Weltkrieg und den Angriff auf Rußland hätten uns die Alliierten nie befreit. :)

von Stollberg
09.11.07, 11:35
Hier noch ein interessantes Buch zum Thema Ubootkrieg:
http://www.amazon.de/Operation-Paukenschlag-deutsche-U-Boot-Krieg-gegen/dp/3860479059

Kurfürst Moritz
09.11.07, 11:59
Hier ein interessantes Buch über den Einsatz von italienischen und deutschen Kampfschwimmern im Mittelmeer:
http://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/schiffssterben_vor_algier/manfred_lau/ISBN3-613-02098-X/ID2961685.html

Alfredus
19.11.07, 08:16
Danke für die Hinweise auf weiterführende Literatur. In den Büchern sind wir weiter vorangekommen. Es liest sich zwar leicht, aber Kritik wird höchstens an den Haltebefehlen geübt.

Fazit zu Verlorene Siege&Erinnerungen: Militärisch lesenswert, aber sehr subjektiv. Gehört in jedes Bücherregal eines militärisch Interessierten. Zeitgeschichtliche Interessenten werden jedoch kaum zum Zuge kommen, allenfalls ist die naive politische Haltung der höheren Führer von Interesse.

Ich habe hier auch einen Buchvorschlag. Ich fand ihn sehr fesselnd, obwohl es eher um einen Diplomaten(Abwehr Ausland) ging.
So haben wir das Reich verspielt. Bekenntnisse eines Illegalen (http://www.amazon.de/haben-Reich-verspielt-Bekenntnisse-Illegalen/dp/3784424937)

Gruß
Alfredus