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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Thomas"Stonewall" Jackson



Johnny Reb
05.12.08, 22:52
Ein religiöser Fanatiker oder ein magenkranker Feldherr?

Wer den Film "Gods and Generals" gesehen hat, muss zu dem Schluss kommen, in Jackson einen begnadeten Taktiker und "guten" Menschen kennen lernen zu dürfen.
Jetzt- während der Lektüre des Buches " Für die Freiheit sterben " ( Autor: J.M.McPherson) - muss ich lesen, dass diese Interpretation zweifelhaft ist.
In dem Buch, welches sich exzellenter Kritiken erfreuen darf (Zitat FAZ:...ein Buch, das für geraume Zeit Standardwerk bleiben. Es wird allen Aspekten des Themas gerecht, ist letzter Stand der Forschung und besticht durch hervorragende Lesbarkeit.") wird jener, im Film so positiv dargestellte General, als Zuchtmeister, verschlossen, humorlos und als geheimniskrämerisch bezeichnet; jedoch auch als "größter Held des Südens".
Jacksons Feldzug von MAi bis juni '62 im Shenandoahtal gilt als Bravour-Stück.
Was haltet ihr davon? Stimmt die Darstellung Jacksons, als edlen und gottesfürchtigen General mit der Wahrheit überein, oder eher die eines religiösen Fanatikers und Menschenschinders?
Was wisst ihr über Jackson bzw. was haltet ihr davon?

Euer
Johnny Reb

Alith Anar
05.12.08, 23:21
Hallo

Leider kenn ich das Buch, das ihr nennt leider nicht, in sofern kenne ich nur das was in der Wiki steht, kurz zusammengefasst im Buch "Der Amerikanische Bürgerkrieg" und das was in einem Buch des "Militärverlages der DDR" (gefärbt) geschrieben steht.

Über sein militärisches Genie brauchen wir nicht zu streiten.

Ob er nun dabei ein Fanatiker oder ein Gottesfürchtiger General war ist meiner Meinung nach aus heutiger Sicht schwer zu sagen. So manch Bericht über die Religiösität der Leute im Mittelalter oder auch später grenzt für uns heute an Fanatismus, war damals aber normales Religiöses verhalten.

Snake
05.12.08, 23:30
Ohje......ich 'oute' mich jetzt mal als total ungebildeten Menschen, der keine Ahnung von Geschichte hat und in seiner Freizeit entweder Computer spielt oder 'Donald Duck'-Bücher liest!
Aber die Frage, 'religiöser Fanatiker' oder 'Menschenschinder' beantworte ich mal aus MEINEM, unmaßgeblichen, BAUCHGEFÜHL heraus:

Ein General, der Menschen an die Front schickt und weiss, dass sie dort sterben können/werden, kann nur ein Menschenschinder sein.....ansonsten wäre er niemals General geworden!! Und das gilt für alle vergangenen/gegenwärtigen/zukünftigen Generäle dieser Welt!

Gebete zu Gott macht jeder Mensch......und zwar meistens (leider) nur, wenn es ihm 'dreckig' geht!

Das war jetzt meine Meinung allgemein...ohne, dass ich jemals ein Buch über den ACW gelesen habe.

Gruss Snake....der sich seit 'nem 1/2 Jahr weigert DISPONENT zu werden, obwohl er dann ca. 1000 €(!!!) mehr verdienen würde, er es aber nicht einsieht, Fahrer nur noch zu triezen!.....das ist jetzt die absolute Wahrheit!!

Hasardeur
05.12.08, 23:36
Hallo,

in der großen DVD Dokumentation über den amerikanischen Bürgerkrieg (siehe ein anderer Thread hier im Forum) wird die Anekdote erzählt, dass Jackson nach einer großen Schlacht (ich glaube, es war 2. Bull Run) pfirischessend angetroffen wurde. Er soll bei dieser Gelegenheit den Kommentar abgegeben haben, dass Gott an diesem Tag gut zu ihnen gewesen sei.

Angesichts von tausender Toter und Verwundeter kann so eine Aussage schon so ausgelegt werden, dass er ein eiskalter Killer mit religiösen Überzeugungen gewesen sein muss.

Dieser Dokumentation zufolge war Jackson bei seinen Truppen auch alles andere als beliebt - auch recht bezeichnend, finde ich.

Auf der anderen Seite kann man sagen, dass religiöse Überzeugungen (oder wenn man will Wahn) und Alkoholmissbrauch ein weitverbreitetes Problem unter den Protagonisten des Bürgerkriegs gewesen sein muss. Diverse auch prominente Offiziere werden als trinkfest beschrieben oder verloren in Folge von Alkoholmissbrauch ihr Kommando.

Aber gerade diese kantigen Typen sind es, die diesen Konflikt so interessant für mich machen ! :)

Liebe Grüsse

Tex_Murphy
06.12.08, 20:47
Ich denke auch, dass es uns eigentlich unmöglich ist, uns eine wirkliche Meinung über Personen aus dem Bürgerkrieg zu machen, da alle Informationen, die wir jetzt erhalten, aus zweiter oder dritter hand kommen.

Jackson mag religiöser Fanatiker gewesen sein, vielleicht auch nicht beliebt bei seinen Studenten und Untergebenen, soll aber ein liebevoller Ehemann und stolzer Vater gewesen sein.
Über Grant wurde vor dem krieg gelcht, er war Alkoholiker vom Allerfeinsten, Sherman soll psychisch krank gewesen sein, und Lee angeblich stur und unbelehrbar. Wer weiß? Und was man von Shermans Ausflug in den Süden halten soll....

Es ist doch für uns garnicht nachvollziehbar, was der Krieg aus einem Menschen machen kann, unsere Großväter haben sicherlich teils im 2. Weltkrieg gekämpft, und wieviele dieser zärtlichen Großväter haben unter dem Einfluss des Krieges Menschen getötet und andere unvorstellbare Dinge getan?

Wieviele militärische Aktionen waren durch pures Glück erfolgreich, und wieviele Versäumnisse haben sich nachträglich als großes Glück herausgestellt?

Ich besitze das Buch "Für die Freiheit sterben" auch, ein hervorragendes Buch, aber welcher Charakter hinter einem Menschen steht, ist immer auch ein bißchen Ansichtssache. Niemand von uns hat Jackson kennengelernt, von daher denke ich, sind solche Diskussionen brotlose Kunst.

Azmodan
09.12.08, 10:44
Nun ja, eine Meinung kann man sich ja auch trotzdem dazu bilden (sonst wärs keine Meinung).
Und Meinungen aus erster Hand kann man auch sehr mit Zwiespalt betrachten. Wer berichtet schon über sich selbst Schlechtes? Auch nahe Personen werden hier ein subjektives Bild abliefern.

On Topic, wenn man Biographien der Bürgerkriegsgeneräle liest, scheint Alkohol scheinbar nie ein Problem gewesen zu sein (abgesehen davon, wenn keiner vorhanden war), es war gang und gebe.

Jacksons Religiösität scheint aber manchmal überhand genommen zu haben, da manche Quellen meinen, er wollte nie an einem Sonntag kämpfen.

Manch Historiker meinen auch sein "Stonewall" habe er durch ein weniger glorreiches Ereignis erhalten, dies kann aber nicht 100%ig belegt werden.

James Longstreet
09.12.08, 13:33
Nun ja, eine Meinung kann man sich ja auch trotzdem dazu bilden (sonst wärs keine Meinung).
Und Meinungen aus erster Hand kann man auch sehr mit Zwiespalt betrachten. Wer berichtet schon über sich selbst Schlechtes? Auch nahe Personen werden hier ein subjektives Bild abliefern.

On Topic, wenn man Biographien der Bürgerkriegsgeneräle liest, scheint Alkohol scheinbar nie ein Problem gewesen zu sein (abgesehen davon, wenn keiner vorhanden war), es war gang und gebe.

Jacksons Religiösität scheint aber manchmal überhand genommen zu haben, da manche Quellen meinen, er wollte nie an einem Sonntag kämpfen.

Manch Historiker meinen auch sein "Stonewall" habe er durch ein weniger glorreiches Ereignis erhalten, dies kann aber nicht 100%ig belegt werden.


Was denn für ein Ereignis?

Johnny Reb
09.12.08, 13:43
Ich habe die Spekulation über die Herkunft seines Namenszusatzes auch gelesen.
Ein General, welcher auch in der 1. Bull Run kämpfte, soll vielleicht gesagt haben: Seht euch diesen Jackson an, der steht da wie ne Steinmauer, anstatt uns hier zu helfen...
Und das ist der Punkt. Man weiß nicht, ob er die letzten Worte so gesagt hat. Genau lässt sich das nicht mehr rekonstruieren
Auf jeden Fall wurde daraus die Bedeutúng, die heute gängig ist.


Grüße

James Longstreet
09.12.08, 14:14
Achso klar, davon hab ich auch gehört, es steht wohl auf jeden Fall fest, dass General Bee das gesagt hat, wobei unklar ist welche der beiden Formulierungen er gewählt haben soll. Wobei es wohl gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass er die etwas negativere ausgesprochen haben soll, da Jackson ja ziemlich lang brauchte um seine Jungs aufzustellen und nicht von diesem Hügel herunter kommen wollte, weil er dort die bessere Position hatte. Bees Brigade wurde dann wohl aufgerieben.

Hm...

Lewis Armistead
09.12.08, 18:11
Und da der gute Bee leider auch bei 1. Manassas gefallen ist konnte man ihn nachher ja auch nicht mehr fragen wie er das denn gemeint hat.

Naja ich besitze auch "Für die Freiheit sterben" und hab auch verschiedenste Stellungnahmen über jackson gelesen.

Ich denke dass man über Jackson ganz ähnlich denken kann wie über Lee. Jemand mit seinen Überzeugungen die für andere zuweilen merkwürdig anmuteten. Aber der Lauf der Ereignisse hat ihnen in letzter Konsequenz mal recht gegeben und mal nicht. Letztlich auch nur Menschen...

So hat Jackson zum Beispiel während des Shenandoah-Feldzugs mehrmals überlegene Feindkräfte angegriffen und sich taktische Niederlagen abgeholt, die nur durch Fehleinschätzungen des Nordens ihren strategischen Zweck erfüllten...

Ich denke auf jeden Fall lassen sich sein unerschütterlicher Patriotismus und ein "gewisses" Talent zu kommandieren nicht verleugnen und das zählt.

So long