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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Literatur zum Mittelalter



hokaro
28.04.03, 22:35
Ich suche noch Literatur über das Mittelalter, wenn's geht in deutsch, aber englisch wäre auch in Ordnung. So in etwa der Zeitraum vom Ende der Karolinger bis zum Absolutismus. Schwerpunkt auf Europa, aber nicht nur die nackte Geschichte, sondern auch Hintergründe und 'Geschichtchen'.

Kann mir da jemand weiterhelfen und mir ein paar Tips geben?

Links zu entsprechenden History-Seiten im Internet sind natürlich auch willkommen.

Ich hoffe das ist nicht zu sehr off-topic.

Gruß hokaro

General wallenstein
29.04.03, 20:05
Ich hoffe das ist nicht zu sehr off-topic.

Ganz und gar nicht. Dafür ist das Geschichtsforum ja auch da.;)


Hier mal ein paar LINKS die dir hoffentlich etwas weiterhelfen.


http://www.erlangerhistorikerseite.de/ma_resso.html

http://www.tu-harburg.de/~vbp/docs/medi.html

http://www.spinworx.de/Gimi/Mittelalter.php3

http://www.jadu.de/mittelalter/

http://www.genealogie-mittelalter.de/

wonsoi
29.04.03, 21:19
da mich sowas wie hokaro interresiert bedanke ich mich auch für die tollen links

General wallenstein
29.04.03, 21:27
Werter wonsoi,

dafür müsst Ihr mir nicht danken. Gern geschehen.


@hokaro

Die Links sind eher allgemein gehalten und nett "verziert". Falls Ihr "härten Stoff" wünscht einfach Bescheid geben - der ist allerdings etwas "trockener".;)

wonsoi
29.04.03, 22:47
ja etwas härteres wo nur text und mehr infos stehen
(es ist ziemlich schwer sowaszu finden)

hokaro würd bestimmt auch begeistert sein

hokaro
30.04.03, 07:44
Hallo Wallenstein,

danke für die Links, ich bin nur gerade etwas im Streß und werde sie mir erst am Wochenende anschauen. 'Hardcore History' ist sehr willkommen, also nur zu mit den anderen Links.

Ein paar Buchtips wären aber auch prima. Vielleicht bin ich ja etwas altmodisch, aber Bücher haben viele Vorteile:

* Man kann Sie auf der Terasse im Liegestuhl lesen.
* Man kann sie unter ein wackelndes Tischbein stellen.
* Man kann damit Stechmücken erlegen.
* Man kann das Bücherregal im Wohnzimmer dekorieren.
* Man kann damit die Erbtante beeindrucken.
* ...

:D

Off-Topic war's übrigens deshalb, weil ich die Frage zuerst im EUII-Forum gestellt habe, Mea Culpa!

Gruß hokaro

General wallenstein
30.04.03, 15:28
Was deine Aufzählung betrifft...


* Man kann Sie auf der Terasse im Liegestuhl lesen.
* Man kann sie unter ein wackelndes Tischbein stellen.
* Man kann damit Stechmücken erlegen.
* Man kann das Bücherregal im Wohnzimmer dekorieren.
* Man kann damit die Erbtante beeindrucken.
* ...

*Man kann sie auch hervorragend nach Störenfrieden werfen. Am Besten eignet sich hierfür meiner Meinung nach Goethes "Faust".;)


Bei den Büchern müsstest du allerdings etwas "präziser" werden, da ich so ziemlich nur "spezialisierte" Bücher habe und nur wenig allgemeines Mittelalter.

Allerdings könnte ich dir eine Buchreihe ans Herz legen, welche von der Steinzeit bis in die Gegenwart alles recht brauchbar behandelt. Zum allgemeinen Einstieg sicher geeignet. Insbesondere da sie eigentlich aus einigen recht guten Werken (leider meist französische Bücher) "abgekupfert" haben.:D

"Weltgeschicht" - erschienen im Weltbild Verlag

ISBN: 3-8289-0400-9

MFG

Wallenstein

P.S.:Wenn du jedoch mehr Bilder willst, wäre der Playboy deutlich empfehlenswerter.:tongue:

hokaro
30.04.03, 21:29
Hallo Wallenstein!

Mit dem "präziser" werden ist das so eine Sache, ich habe noch nicht das Wissen in der Breite um gleich in die Tiefe zu gehen.

Interessante Themen wären aber z.B.

England, Rosenkriege, Bürgerkrieg, Konflikt mit Schottland
Frankreich, 100-jähriger Krieg, Religionskriege, Aufstieg zur Großmacht bis Ludwig XVI
Spanien, Reconquista, Aufstieg zur Großmacht unter Karl V
Habsburg, Heiratspolitik "felix austria nube", Ungarn
Osmanisches Reich, Wien 1529 & 1683, die Feldzüge bis dahin, Innenpolitik, Janitscharen
Russland, Iwan, Alexander, Katharina, ...
Balkan / Osteuropa, da weiß ich so gut wie nichts über Ungarn, Böhmen, Polen, Litauen, Balkan

Die "Weltgeschichte" habe ich beim Weltbild Verlag nicht gefunden, kannst Du mir die Artikelnummer nennen?

Und was diese "Geschichtsheft" mit den vielen Bilder und der Ausklapptafel in der Mitte angeht:

Wie wäre es mit folgenden Werken vom Weltbild Verlag:

"Mätressen der Weltgeschichte" 9,95 EURO

"Die Geschichte der Prostitution" 19,95 EURO 2 Bände (!)

:D

Aber ernsthaft, falls Du gute Bücher zu den oben genannten Themen weißt, dann nur her damit.

Einstweilen vielen Dank für den Super-Service bisher !!!

Gruß hokaro

hokaro
30.04.03, 21:39
Hallo nochmals Wallenstein!

Ich habe gerade Deine diversen Threads "Historische Persönlichkeiten", "Osmanen", "Amerikanischer Bürgerkrieg" ... überflogen. Also wenn es das als Buch gibt, das wär' schon echt klasse. Hast Du da entsprechende Buch-Quellen zur Verfügung?

Ich kann mich immer nicht dazu zwingen, das alles am PC zu lesen. Da ich beruflich 8 Stunden vorm Monitor sitze, ist mir ein gutes Buch gerade recht.

Ich glaube, ich drucke mir diese Threads mal aus.

Weiter so!

hokaro

General wallenstein
30.04.03, 21:48
Gut, werde morgen mal eine Liste zusammenstellen...

gepostet von hokaro...

Ich habe gerade Deine diversen Threads "Historische Persönlichkeiten", "Osmanen", "Amerikanischer Bürgerkrieg" ... überflogen. Also wenn es das als Buch gibt, das wär' schon echt klasse. Hast Du da entsprechende Buch-Quellen zur Verfügung?

Leider nicht. Aber ich wäre selbst für so ein gar prächtiges Buch sehr dankbar. Außer natürlich Biographien zu Herrn Wallenstein, damit kann ich ohne Ende dienen - woran das wohl liegt?;)

wonsoi
30.04.03, 23:04
bravo das solltet ihr lieber in mein thread reinschreiben :)
das mit russaland stimmt er wurde für paar jahre zar von moskau aber für russaland muüsste er die religion wechseln so hatt er einen russen den vorzug gegeben

Gonzalo
19.06.03, 01:31
Ich kann hier nur den Link auf eine Seite der Uni Tuebingen anbieten, dennoch hat der es in sich, denn er verweist auf die Quellen- und Literaturangaben zu den Vorlesungen und Seminaren (seit 1997) über Mittelalterliche Geschichte der Historischen Fakultät. Alles zu kopieren hätte wahrscheinlich die Möglichkeiten eines Post gesprengt und ausserdem ist es auf der Seite nach Themengebieten sortiert, so dass es besser ist hier nur den Link zu setzen.

http://www.uni-tuebingen.de/mittelalter/lehre/material.htm

Otto der Grosse
09.02.09, 20:14
Rezension: Johannes Fried, Das Mittelalter. Geschichte und Kultur
Verlag: C. H. Beck, München 2008, 2. Auf. 2009, 606 S.


Wie immer wartete man gespannt auf das Erscheinen eines Buches des renommierten Mediävisten. Und wie zu erwarten war, präsentiert es sich sprachgewaltig und eigensinnig zugleich – ein typischer Fried eben! Die Vorzüge des Opus, das einem Parforceritt durch das romanisch-germanische (west)-europäische Mittelalter gleicht, sind in den Rezensionen der Tagespresse bereits zu genüge (positiv) bewertet worden. Daher soll hier auf einige besonders tendenziöse Auffälligkeiten hingewiesen werden.

Der Stil wirkt – trotz der Auszeichnung des Verfassers mit dem Sigmund-Freud-Preis 1996 – oft selbstverliebt, hochtrabend, hochgestochen und altmodisch. Da ist beispielsweise nicht einfach von „Kaiser Karl IV.“ die Rede, sondern von „dem Kaiser Karl IV.“.
„Bemerkenswert“ für einen Historiker sind die harten, deftigen, nicht ausgewogenen Urteile über die deutschen Könige als römische Kaiser, gerade was ihr Engagement in Italien betrifft! Was erlaubten sich diese bloß, sich als Könige von Italien dort auch engagieren zu wollen!

Geradezu vernichtend ist Frieds Kritik an Friedrich Barbarossa und Friedrich II., die von ihm ungespitzt in Grund und Boden gestampft werden. Der Leser, insbesondere der Laie wird den Eindruck haben, Friedrich I. hätte schlichtweg alles falsch gemacht. Auf dessen Ehre, Pflichten und Erwartungen wird (natürlich) nicht eingegangen. Die insgesamt durchaus positive Einschätzung des gesamten (!) Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durch die neuere Forschung, wird dagegen ausgeklammert. Ja, Fried präsentiert uns ein Reich, wie die Historiker des 19. Jh. das Alte Reich in der Neuzeit (1495-1806) eingeschätzt haben: als schwaches, kraftloses Monstrum, als Fehlentwicklung, ja als Missgeburt der Geschichte.

Nicht zu vergessen: ohne das Mittelalter und seine Reichsbildungen gäbe es keine Deutschen, Franzosen und Engländer. Ob die einen sich nun schon damals (langsam) zu einem Zentralstaat entwickelten (ab dem 12. und 13. Jh.), oder, wie das Reich, in die andere Richtung, war wohl kein Zufall der Geschichte und hatte seinen Grund und seine Berechtigung! Siehe das Zitat Hermann Wiesfleckers am Ende dieser Rezension. Fried jedenfalls gehört zu den Kritikern des intensiven Engagements der deutschen Herrscher in Italien, was eines der meistdiskutierten Fragen der deutschen Geschichte des Mittelalters in der Forschung von je her darstellt: die Bewertung der Italienpolitik der Kaiser und Könige. Eigentlich ist die Forschung hier längst zu einer ausgewogeneren Sicht gelangt, vor allem, wenn man die damalige Zeit berücksichtigt und nicht aus der Rückschau bewertet. Überhaupt muss man darauf hinweisen, dass die Herrschaft der Deutschen Könige über Reichsitalien und das Renommé der Könige als Römische Kaiser auch zur Bildung des Deutschen Volkes Wesentliches beigetragen hat!

Man muss klar feststellen, dass es für die deutschen Herrscher damals gar keine Alternative gab! Eine Durchsetzung in Italien war geradezu zwingend. Oder hätten die Deutschen das Feld den Franzosen überlassen sollen? Gerade nach der Eingliederung Burgunds und seiner Alpenpässe in die Trias der drei Königreiche Deutschland, Italien und Burgund durch Kaiser Konrad II., war Frankreich endgültig für Jahrhunderte, bis zum Ende des Mittelalters aus Italien ausgeschlossen.

Bei einer Zentralmonarchie, wie das Barbarossa in Italien vorhatte, wäre sie wirklich realisierbar gewesen, hätte ein anderer Wind, ein noch viel eiserner geweht! Wie würden dann wohl die Urteile dieser Historiker, wie Johannes Fried, ausfallen?
Schade, dass die „Barbaren“ der Antike ihre Geschichte nicht aufzeichneten, die der Zivilisation der Griechen, Römer und Karthager zum Opfer vielen! Wie hätten diese sich wohl über ihre Drangsalierer geäussert? Daher ist es ziemlich billig, wenn Fried ausländische Kritik z. B. an Friedrich Barbarossas Politik anführt, ohne zu erwähnen, dass dies nur seinen Grund in der Kirchenspaltung hatte; als der Kaiser sich mit Alexander III. versöhnt hatte und wieder mit der Kirche übereinstimmte, waren die Nachrichten plötzlich wieder ganz anders! Als Friedrich I. zum Kreuzzug aufbrach, betrachteten ihn nun auch die Engländer als "ihren" Kaiser! Man sieht daran schon damals kam es eben auf die Position an: Jeder redet halt aus seiner Sicht bzw. wie er es braucht um seine Darstellung zu untermauern (dies gilt auch für heutige Historiker wie Johannes Fried)! Bei der Bewertung Barbarossas folgt Fried den Darstellungen seiner Gegner, andere Quellen, die das Gegenteil aussagen, werden einfach stillschweigend übergangen - und das bei einem Historiker! Aber was tut man nicht alles, um die eigene (vorgefasste) Meinung zu "untermauern"!

Bei all der Kritik an der Italienpolitik der Kaiser und bei den „kaiserlichen Brutalitäten des Hochmittelalters“, wie es ebenfalls ziemlich undifferenziert Bernd Schneidmüller in "Die Kaiser des Mittelalters" darstellt, muss man sich fragen, wie diese Mediävisten wohl z.B. Alexander den Großen und Caesar beurteilen würden, wenn sie Althistoriker wären?! Jedenfalls müssten sie sich viel mehr mit Militärgeschichte befassen, als dies für Mediävisten zutrifft. Gerade die Unkenntnis in der Analyse militärischer Ereignisse tritt bei deutschen Mittelalterhistorikern oft offen zu tage (auf J. Fried wird unten noch näher einzugehen sein). Im Gegensatz zu den Herrschern des Altertums und zu den römischen Imperatoren der Kaiserzeit, die eine Militärmonarchie repräsentierten, waren sämtliche Könige des Mittelalters in ganz Europa sehr beschränkt in ihrer „Macht“! Daher sollte man mit Kritik, wenn diese ihre Interessen und Belange durchzusetzen versuchten, vorsichtig sein – denn dies war schon schwer genug in einer feudalen Welt, wo die Fürsten ein Mitspracherecht hatten!

Überhaupt ist es mehr als fragwürdig, dass angebliche Versäumnis eine Zentralmonarchie im deutschen Königreich zu errichten, mit der Italienpolitik der Kaiser und Könige zu verbinden. England und Frankreich hatten ganz andere Voraussetzungen: In England konnte Wilhelm der Eroberer das Land entsprechend so aufteilen, dass die Barone für die Krone nicht zu einer wirklichen Gefahr werden konnten; die franz. Krone schob ihre Macht von einer zunächst kleinen und unbedeutenden Zentrallandschaft, dem Pariser Becken, (sehr) langsam vor! Wenn man die Grundbedingungen und die Entwicklung betrachtet, die am Anfang die Ottonen und ihre Nachfolger seit der Teilung des Frankenreiches vorfanden, muss man festhalten, dass eine anders geartete Entwicklung für Deutschland wohl gar nicht möglich war! Und außerdem: die völlig andere Entwicklung im Reich der Deutschen - im Gegensatz zu den Westeuropäischen Monarchien - hatte wohl irgendwie, auch wenn man es nicht genau beschreiben kann, ohne Zweifel seinen geschichtlichen Grund. Vielleicht war es die Mittelstellung des Reiches in Europa zwischen Frankreich und den osteuropäischen Ländern! Auch hier gilt der am Ende dieser Rezension zitierte Satz von Hermann Wiesflecker, den man sich immer vor Augen halten sollte.

Positive Aussagen Frieds zum mittelalterlichen Deutschland findet man bei Fried kaum und muss man mit der Lupe suchen! Selbst bei dem bei ihm so gut wegkommenden Kaiser Karl IV., wird praktisch nur auf dessen böhmische Errungenschaften eingegangen – und typisch Fried, es wird explizit darauf hingewiesen, dass es keinen Hinweis dafür gibt, dass Karl IV. die deutsche Sprache beherrschte! Selbst wenn das zutrifft, was, so möchte man da entgegnen, spielt das (gerade im Mittelalter) für eine Rolle? Aber, warum sollte Karl IV. in der "Goldenen Bulle" festlegen, dass die Söhne der Kurfürsten deutsch beherrschen müssen, wenn er selbst die Sprache nicht beherrscht haben soll?

Dagegen kann sich der Verfasser mit lauter Lob auf die (insbesondere im späten Mittelalter) mächtigen und finanzstarken Könige von Frankreich kaum zurückhalten! Bezeichnend die Abbildung auf dem Umschlag: König Johann II. von Frankreich! Selbst der 100-jährige Krieg, so Fried, habe an der Vormacht Frankreichs nichts geändert! So? Mag ja sein, aber besonders erstaunt, dass Fried es unterlässt zu erwähnen, dass für die Menschen in Frankreich dieser Krieg eine Katastrophe war! Hätte Fried dies auch nicht erwähnt, wenn solch ein Krieg in Deutschland oder Italien, mit Beteiligung des Kaisers stattgefunden hätte?
Dass ein zentralisierter Machtstaat wie die französische Monarchie auch nicht gerade das Heil der Geschichte ist, insbesondere für das Volk, davon können in der Neuzeit die Untertanen Ludwigs XIV. ein Lied singen – von den Menschen und Landschaften im Westen des römisch-deutschen Reiches, wie dem Elsass, besonders Straßburg, die dessen Imperialismus zum Opfer gefallen sind, gar nicht zu reden! Frieds Kritik an den Religionskriegen im Reich, die eigentlich größtenteils bis auf die Hussitenkriege in die Neuzeit gehören, muss man entgegnen, dass eben auch eine zentralisierte Monarchie wie die französische, der er so huldigt, Religions- und Bürgerkriege im eigenen Land auch nicht verhindern konnte! Da spricht der Verfasser vom Karl VII., als einem "der großen Könige Frankreichs." Das ist ok, aber glauben Sie mir, Sie finden im Buch ganz sicher KEINEN einen solchen Satz über einen römisch-deutschen Kaiser und König! Da spricht er davon, dass Rudolf v. Habsburg keinen Romzug plante (S. 395), obwohl er auf S. 337 noch von einer neuen Phase des Kaisertums unter Rudolf sprach! Jedenfalls plante und stand Rudolf kurz vor einem Romzug und damit der Kaiserkrönung, der am frühen Tod des Papstes scheiterte und man nun wieder neu verhandeln musste (hier erstaunt Frieds Darstellung doch sehr, denn das weiß er eigentlich!).

Der kulturelle Vorsprung Frankreichs (nicht nur vor Deutschland!) lag auch darin begründet, dass es entscheidend davon profitierte, zu Zeit der Römer bereits erschlossen worden zu sein, während östlich des Rheins erst im Mittelalter die Urbanisierung begann. Welch eine Leistung der deutschen Bauern, Mönche, Ritter, Ministerialen, Grafen, Landgrafen, Herzöge, Bischöfe und Könige dieses Land, wo wir heute leben, zu erschließen! Wie viel einfacher hatte man es da in Frankreich oder Italien! Und nicht zu vergessen: die Kultur die von Frankreich nach Deutschland kam, wurde hier in neuen Formen weitergegeben an die östlichen Nachbarn. Welch eine zentrale Vermittlerrolle die Deutschland im Mittelalter hier spielte, im Kulturtransfer von West nach Ost!

Wenn Fried von militärischen Dingen berichtet, wird sich Hans Delbrück im Grabe umdrehen: da wiederholt er die Fabel, dass die Ungarn bei der Lechfeldschlacht die Unterworfenen und zum Kriegsdienst Gezwungenen ihres (sic!) Heeres mit Peitschen (sic!) in den Kampf trieben! Also hat das Heer Ottos I. kein Qualitätsheer, was ein Reiterheer immer ist, geschlagen, sondern nur eine unkriegerische Masse, die man wie die Orks im Herrn der Ringe mit der Peitsche antreiben musste…
Die Konsequenz ist, dass nach Fried der Sieg der frühdeutschen Panzerreiter nichts Besonderes war – dies scheint er sich nicht klargemacht zu haben, wenn er solche Fabeleien nacherzählt, die militärischer Schwachsinn sind! Eine Geschichte, die an Herodots Schilderung der persischen Krieger erinnert, die einmal tapfer geschildert, dann wieder mit der Peitsche angetrieben werden mussten. Man muss auch hier wieder feststellen, dass Autoren solcher Allgemeindarstellungen, wie Fried, leicht in Versuchung geraten, harsche Urteile zu fällen aus dem Blickwinkel der Gegenwart, während Biographien, wie z.B. Ferdinand Opll`s „Friedrich Barbarossa“ ihren „Helden“ in ihrer Zeit lassen und viel differenzierter urteilen und abwägen und so zu einem gerechteren Ergebnis kommen. Dies ist wohl der Unterschied von Allgemeinplätzen und einer Biographie, sofern der Biograph nicht ins Schwärmen über seinen Gegenstand gerät!

Gerade was Friedrich I. und seinen Enkel betrifft, ja das ganze deutsche Mittelalter, wird jeder einigermaßen objektive Leser feststellen müssen, dass Frieds Darstellung in dieser allgemeinen pointierten Form nicht haltbar ist! Einerseits gelingt es Fried mit diesem Buch Vorurteile gegen das Mittelalter abzubauen, andererseits, im Hinblick auf die wenig gerechte Darstellung des römisch-deutschen Reichs, baut er selbst wieder welche auf! Über das deutsche Reich im Mittelalter (und in der Neuzeit bis 1806), obwohl es nie diesen Namen offiziell führte und dennoch de facto ein solches war – was die Zeitgenossen durchaus wussten, als sie in der Salierzeit damit begannen (aber teils auch schon unter Otto III.), erstmals vom "Reich der Deutschen" und vom "Königreich der Deutschen" zu sprechen – gilt dasselbe, was Hermann Wiesflecker über den habsburgischen Universaldominat geschrieben hat:

„So lange dauernde geschichtliche Abläufe vollziehen sich ohne Zweifel sinnvoll, es sei denn, man wollte ganze Generationenreihen und Jahrhunderte eines geschichtlichen Irrweges bezichtigen.“ - H. Wiesflecker, Maximilian I., in: Kaisergestalten des Mittelalters, hrsg. von Helmut Beumann, 3. Auf. 1991, S. 357.

Alith Anar
09.02.09, 21:11
Seit Ihr mehr an "harter" Geschichte interessiert, oder darf es auch mal Beletristik sein?

Wenn letzteres bejaht wird:
Sieder von Catan - Die Christianisierung in der Praxis
Säulen der Erde - Kathedralenbau zu Kingsbridge
Im Namen der Rose - Kriminalroman über einen Mord in einem Kloster

Wie gesagt keine harte Geschichte, sondern was für zwischendurch.

Sigmund
16.02.09, 19:50
Hallo die Regenten,
ich suche Bücher (auch links) über Militärgeschichte im Mittelalter so zwischen Indern, Persern und Turkvölkern -selbstverständlich auf deutsch :D
Ich habe zwar keine allzu großen Hoffnungen, aber wenn mir einer der Regenten helfen könnte wär das schon spitze.

McMacki
17.02.09, 10:12
also auf deutsch wird sicherlich schwierig, da die militärgeschichte des mittelalters seit dem zweiten weltkrieg kaum noch von deutschen historikern behandelt wird. Auf englisch sieht das allerdings anders aus...

Sigmund
17.02.09, 17:47
Tja, traurig diese Welt...
Zur Not gebe ich mich auch mit englischen seiten zufrieden, ein Buch auf englisch kauf ich aber nicht. Die Sache ist ja die, es braucht ja nicht mal dt. Historiker, aber wenn denn wenigstens (anständige!) Übersetzungen erscheinen würden. Wenn ich also keine englischsprachigen Bücher kaufe dann nicht weil ich zu doof für englisch und obendrein geizig bin sondern selbstverständlich nur aus tiefster und inniger Überzeugung zur Unterstützung deutschsprachiger Literatur. :D ;)

McMacki
18.02.09, 13:55
Warum gehst du dann nicht einfach zu einer Landesbibliothek? Da findest du bestimmt was.
also da ich mich momentan aufgrund einer Hausarbeit mit dem Thema Kriegswesen unter Karl dem Große beschäftige, hab ich auch mal kurz nach deinem thema gesucht. Aber da auch leider nichts gefunden. Aber da gibt es bestimmt was drüber...

Sigmund
18.02.09, 17:31
Zumal es nur 15 min Fußmarsch sind ... :rolleyes: