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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich wünschte es wäre Nacht oder die Grafik wäre besser. Ein FOG AAR



Frisiercreme
20.08.12, 20:19
Für diesen AAR habe ich ein spezielles Spiel ausgesucht. „Field of Glory“, ein scheinbar vergessenes Juwel.
Das Spiel wurde 1993 von Microprose auf den Markt gebracht und reiht sich damit ein in die Stafette von UFO, Civilization, Colonization, Pirates!, B17, Gunship2000 usw.. Sollte ich dereinst einmal Sid Meier treffen, so muss ist er mir einige Antworten schuldig was er mit meiner Lebenszeit angestellt hat.
Im Gegensatz zu den anderen Spielen ist Fields of Glory (FOG) heute jedoch weitestgehend vergessen. Das mag daran liegen, dass das Spielkonzept nicht ganz so überzeugend und innovativ wie bei anderen Titeln der Firma war, doch das bedeutet nicht, dass FOG schlecht wäre (oder zumindest war).

Der Spieler hat die Möglichkeit, die letzten Tage von Napoleons Rückkehr mitzuerleben. Er kann das Kommando in sechs Schlachten übernehmen, zwei fiktionalen und dazu Quatre Bras, Ligny, Wavre und natürlich Waterloo (oder Belle-Alliance.)

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/77/Waterloo_Campaign_map-alt3.svg/527px-Waterloo_Campaign_map-alt3.svg.png

Zum eigentlich Spielablauf kommen wir noch, aber es offenbart sich sehr schnell eine Stärke des Spiels: Die Historizität. Vor dem Kauf von FOG Mitte der 90er hatte ich keine Ahnung von Napoleons Weg nach Waterloo und ich bin mir recht sicher, dass das vielen anderen auch heute noch so geht. Über die reine Sensibilisierung hinaus bietet das Spiel aber noch erheblich mehr, nämlich eine exzellent recherchierte Datenbank über die eingesetzten Truppen und deren Führer. Es muss nicht immer ein Lob sein, wenn Spiele der Wissensvermittlung bezichtigt werden – hier ist es aber so zu verstehen. Wer einen unkomplizierten Einstieg in die Kriegsführung zu Napoleons Zeiten haben will, der kann noch immer guten Gewissens FOG spielen. Und wenn die Biographien von Ney, Blücher, Wellington oder des späteren Kaisers Wilhelm I. Interessieren, der findet durch FOG den Einstieg.

http://i1136.photobucket.com/albums/n490/frisiercreme/QBNey.jpg

Soviel zum Spiel selbst. In diesem AAR werde ich das Spiel weiter vorstellen. Dazu spiele ich die Schlachten von Quatre Bras als Franzose, Ligny als Preusse und schließlich Waterloo als Wellington.
Mit der Schlacht von Quatre Bras kann morgen früh gerechnet werden.

Doch eins sollte uns allen klar sein: Die Grafik ist nach heutigen Maßstäben furchtbar. Das ist kein unfairer Vorwurf, die Grafik von UFO Enemy Unknown ist zeitlos und auch die von CIV 1 erfüllte ihren Zweck (Erst vor einigen Tagen erkannte ich, dass die Einheit Siedler keine holländische Dame, sondern ein Planwagen sein soll), aber die Grafik von FOG erscheint heute recht albern. Mam darf dabei aber nicht vergessen, dass das Spiel "in Echtzeit" (also ohne Runden) abläuft und auf einem 386 flüssig laufen musste.

Jerobeam II.
21.08.12, 01:33
Wie nett, Nostalgie!
Das Problem ist nicht die Graphik, wenn ich mich recht erinnere - das Problem ist die Wegfindung. Bei mir "damals" blieben eigene wie vor allem feindliche Truppen gerne mal in dichten Haufen in Dörfern und einzelnen Gütern hängen, was für die KI vernichtend ist - denn ein Angriff erfolgt nur, wenn alle Einheiten ihre vorgeschriebenen Stellungen eingenommen haben und diese Massierungen sind wehrlos gegen berittene Artillerie. Ich habe einmal mit der ber. Ari die kaiserliche Garde gemetzelt ...
Erst vor ein paar Tagen habe ich an das Spiel gedacht, als ich "March of the Eagels" begutachtete und hoffte, daß die Musikuntermalung ähnlich gut sein werde wie bei FOG.
Viel Erfolg!

SolInvictus202
21.08.12, 11:50
wie immer ein Spiel mit viel Potential - wir haben es auch ausprobiert - aber waren nie ganz überzeugt - eben auch wegen verschiedener Probleme..

werden aber gerne mitlesen!

Frisiercreme
24.08.12, 23:56
Es hat nun etwas länger gedauert, aber wir haben es versprochen, also:

Quatre Bras

Nach länger Wartezeit können wir nun starten.
Im Übrigen hat Jerobeam natürlich völlig Recht, es ist nicht nur die Grafik, die das Spiel heute etwas schwer verdaulich macht, es ist auch das Verhalten des Computers.
Das betrifft den Gegner, aber auch die eigenen Einheiten. Es ist nämlich möglich, nicht jede einzelne Brigade und Batterie einzeln zu befehligen, theoretisch kann man seine Truppen auch durch ihre Befehlshaber kontrollieren. Das heißt, man gibt einer Division oder einem Korps einen Befehl, z. B. Angriff auf Plancenoit. Soweit klingt das nicht schlecht, im Spiel führt es aber dazu, dass das Korps auffächert und wie auf dem Exerzierplatz und auf breitest möglicher Front vorrückt, und zwar nicht auf einen Punkt, sondern auf eine Linie, deren Mittelpunkt man angeklickt hat. Das ist taktisch meist katastrophal, Artillerie stürmt Seit an Seit mit der Infanterie voran und nach kurzer Zeit ist das Korps passé. Das ist jedoch noch der bestmögliche Fall, denn nach aller Wahrscheinlichkeit hat man bei einem solchen Angriff immerhin auch ein paar Gegner unschädlich gemacht.
Der übliche Fall ist allerdings der, dass die Divisionsartillerie an einem Hindernis hängen bleibt, und treffender kann man es nicht beschreiben. Sie bleibt hängen. Hier versucht das Spiel zu simulieren, dass Artillerie sich nicht durch Ortschaften bewegen kann, oder jedenfalls nur sehr langsam. Das heißt: sehr, sehr langsam. Trifft Artillerie auf eine Ortschaft, so bleiben die Animationen gleich (Pferde trampeln usw.), sie kommt aber nicht mehr vorwärts, man kann der Fortschritt pro Minute in Pixeln messen.
Aber solange mein Divisionsgeneral seine Artillerie nicht zwischen seinen beiden Infanteriebrigaden (diese kommen auch in Orten etwas schneller vorwärts) stehen hat, solange macht er gar nichts. Und solange der Korpsgeneral nicht alle Divisionen am befohlenen Platz hat, so rückt er auch nicht vor.
Kurz: Es empfiehlt sich, jede Einheit selbst zu kontrollieren – denn die KI kann es nicht.
Im Hauptverzeichnis des Spiels findet sich übrigens eine Datei namens AI.dat . Sie ist 2 KB groß. Ein gelungener Scherz der Entwickler.

Zur Schlacht:
Wir spielen Quatre Bras als Franzose.
Wir fassen die historische Situation kurz in unseren Worten zusammen: Die Rückkehr Napoleons war nicht bloß Waterloo, Bumm, Napoleon Ende. Die Schlacht von Waterloo hatte ein Vorspiel und man kann darüber hinaus mit guten Gründen darüber spekulieren, was geschehen wäre, hätte er die Schlacht nicht verloren.
Wie auch immer, Napoleons Plan war es jedenfalls, zuerst im Norden die Preussen und die Engländer jeweils getrennt zu schlagen. (jaja, wir wissen es. Die Einheiten Wellingtons sind mehrheitlich alles andere als Engländer. Es ist ein buntes Völkergemisch aus Schotten, Engländern, Holländern und natürlich sehr vielen Deutschen. Der Einfachheit halber nennen wir sie jedoch Engländer, da dies der Präsentation des Spiels entspricht und griffiger ist als Koalitionstruppen.)
Bei der Schlacht von Quatre Bras ging es letztlich darum, den Zusammenschluss der Engländer und Preussen zu verhindern. Während die Preussen in Ligny gegen die Hauptmacht von Napoleons Heer kämpften, konnte ein wesentlich kleineres Kontingent der Franzosen in Quatre Bras verhindern, dass die Engländer den bedrängten Preussen zur Hilfe kamen.

Frisiercreme
25.08.12, 00:31
Die Schlacht:

Es steigert nicht unbedingt die Spannung. Aber diese Schlacht ist eher ein
Tutorial, wenn denn überhaupt.
Wir nehmen als Auftrag an die Kreuzung zu nehmen. Es wird nämlich nirgendwo erklärt, was man genau zu tun hat um eine Schlacht zu gewinnen, es wird vorrausgesetzt, dass der Spieler sich die Mühe macht ein wenig mitzudenken. Am Ende einer Schlacht erhält man jedenfalls sowieso Punkte für erledigte Gegner, aber eben auch für genommene Ziele. Wo diese liegen muss man halt selber raten oder entscheiden.

In diesem Fall müssen wir offensichtlich die Kreuzung nehmen, Wellington selbst ist schließlich dort.
http://i1136.photobucket.com/albums/n490/frisiercreme/quatre.jpg
Welington mit Stab (nicht im Bild) und schwarzem Juppen.

Angesichts der Gefechtslage müssen wir eigentlich nur nach Norden marschieren, die paar verschanzten Engländer verjagen und schon ist die Schlacht gewonnen.
http://i1136.photobucket.com/albums/n490/frisiercreme/anfang.jpg

So machen wir es auch, hinterlassen eine Batterie von Artillerie zum Beschuss der verschanzten Holländer im Süden und sehen weiter.
Auf der linken Flanke hatten wir dem jüngsten Bruder Napoleons den
Auftrag gegeben nach Norden zu marschieren.
http://i1136.photobucket.com/albums/n490/frisiercreme/vorrcken.jpg
Er hat alle Einheiten auf einer Linie (sonst marschiert die KI nicht), mault nicht weiter und geht voran. Aber Dank erhält er dafür nicht: Kaum erreicht die Division des jungen Napoleon die Straße, wird sie von holländischer Kavalerie angegriffen!

Dramatik:
http://i1136.photobucket.com/albums/n490/frisiercreme/kavattack.jpg
Sie retten sich ins Karree und schlagen den Feind ab.

Zwar erscheint noch ein weiters feindliches Korps unter dem berühmten Picton,
http://i1136.photobucket.com/albums/n490/frisiercreme/verstrk.jpg

aber da ist es schon zu spät. Sie werden von unseren Brigaden wieder verjagt.


Und im Wesentlichen ist damit die Geschichte der Schlacht von Quatre Bras erzählt. Wir wären gerne mehr ins Detail gegangen und hätten mehr Bilder gebracht, aber die Schlacht gibt es nicht her. Wir marschierten einfach voran, umgingen die verschanzten Gegner und konnten so die Schlacht gewinnen.
Es war nicht spannend. Und standen nicht die Haare zu Berge.

Luitpold
25.08.12, 21:39
Hübscher AAR zu einem Nostalgiespiel, welches Wir gar nicht kannten.
AARs scheinen hier recht schnell zu bewerkstelligen zu sein. Vielleicht wollt Ihr gleich nochmal einen Bericht verfassen. Würde Uns freuen.