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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Twilight Struggle



Jorrig
18.11.14, 22:58
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Ich hatte am letzten Wochenende die Ehre, mit dem blauenClaus dieses sehr schöne Brettspiel zu spielen. Ich würde das Spiel gern auch anderen näherbringen, und vor allem wünsche ich mir weitere Spielpartner für ein paar weitere Runden. :)

Worum geht es?

Thema des Spiels ist der Kalte Krieg, die Zeit 1945-1989, also den Antagonismus von USA und UdSSR. Das Spiel kann nur mit zwei Spielern mit ebendiesen Ländern gespielt werden. Das damalige Geschehen wird auf dem Spielbrett und durch Ereigniskarten simuliert. Beide Seiten versuchen, möglichst viele Regionen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Wie wird gespielt?

Es ist natürlich nicht erforderlich, sich persönlich zu treffen. Es gibt einen kostenfreien Java-Client, der das gesamte Spiel simulieren kann. Er ist hier erhältlich: http://www.vassalengine.org/. Dort findet man die Engine, man braucht noch das entsprechende Modul, um das Spiel dort laufen zu lassen. Das findet man hier: http://www.vassalengine.org/wiki/Module:Twilight_Struggle
Das Spiel dauert 3-5 Stunden, je nach Erfahrungsstand der Spieler und Kenntnis der Karten. Man kann jederzeit speichern und das Spiel später fortsetzen. Das Spiel geht erheblich schneller als in der Brettspielvariante, da Karten automatisch verteilt, Würfel sofort automatisch geworfen und keine Counter durch Haustiere oder Wind durcheinandergeworfen werden. Es geht etwas zu Lasten der Übersicht, weil man die ganze Karte und seine eigene Hand nicht lesbar auf dem Bildschirm anzeigen kann.
Beide Spieler treffen sich in der Lobby der Engine, einer eröffnet das Spiel und der andere tritt dem bei. Am besten telefoniert man dazu über Skype oder TS, um sich direkt zu besprechen. Es geht natürlich auch ohne, würde mir aber weniger Spass machen.
Anmerkung: Die Implementierung ist auf Englisch. Man sollte die Sprache also zumindest soweit verstehen, dass man die Effekte der Karten abschätzen kann.

Wie funktioniert das Spiel?

Das Spiel gewinnt man auf unterschiedliche Weisen. Es gewinnt ein Spieler sofort, wenn er 20 Siegpunkte erreicht (d.h., 20 Siegpunkte mehr als der Gegner, die Wertung ist eher wie ein Pendel, bei dem jeder es auf seine Seite zu ziehen versucht). Es verliert ein Spieler, wenn er in seinem Zug verantworten muss, dass ein Atomkrieg ausbricht. Abgesehen von Spezialereignissen gewinnt sonst derjenige, welcher am Ende mehr Siegpunkte sammeln konnte.
Es gibt mehrere Ebenen.

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Als Erstes gibt es die Weltkarte als Spielbrett. Beide Spieler plazieren im Laufe des Spiels Einflussmarker und übernehmen die Kontrolle über verschiedene Länder. Jedes Land hat eine gewisse Stabilität. Sie gibt an, wie viel Einfluss man braucht, um das Land zu kontrollieren, und wie schwer es ist, einen Putsch im Land zu starten. Zusätzlich gibt es noch Battleground-Staaten und normale Staaten. Die umkämpften Länder sind wichtiger bei der Frage, wer welche Region kontrolliert. Länder sind durch Linien verbunden, über die sich der Einfluss ausdehnen kann. Einfluss kann durch Plazieren neuer Marker, durch Negieren gegnerischen Einflusses oder durch Putsche passieren. Oder natürlich durch...

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Karten. Das Spiel verläuft in zehn Spielrunden. Sie sind 3-4-3 unterteilt in Frühe, Mittlere und Späte Kriegsphase. In jeder Runde werden den Spielern jeweils 8 Karten verteilt. Eine Karte wird als Themenereignis von jedem Spieler ausgewählt. Danach spielt jeder abwechselnd eine Karte aus und führt die entsprechend beschriebene Aktion aus. Diese Karten enthalten natürlich die thematischen Inhalte des Spiels. Es gibt Fidel Castro, den Koreakrieg, Willy Brandt, die NATO usw. Jede Karte ist einer Spielphase zugeordnet. Mit jeder Phase kommen also neue Ereignisse ins Spiel. Dadurch wird die zeitliche Abfolge der Ereignisse ungefähr geleitet, aber nicht festgelegt. Manche können nur einmal passieren, manche wandern zurück ins Deck und können wiederkommen. Viele Ereignisse sind einer Seite zugeordnet, manche aber auch für beide nutzbar. Die Auswirkungen sind sehr vielfältig und machen den Reiz des Spiels aus. Jede Karte hat auch noch einen sogenannten Ops-Wert, also eine Zahl von 1 bis 4, die die Anzahl der Aktionen auf dem Spielbrett anzeigt, sollte man sich entscheiden, die Karte nicht als Event, sondern als Einsatz zu spielen. Es gibt auch Wertungskarten, bei denen Siegpunkte vergeben werden für die Kontrolle der angezeigten Region.

Es gibt den "Defcon"-Marker. Das bedeutet die Alarmstufe der Streitkräfte. Stufe 5 ist Frieden, Stufe 1 ist Atomkrieg. Die Stufen dazwischen haben noch einigen Einfluss auf die Handlungsmöglichkeiten. Er kann durch Karten und durch Putsche verändert werden.
Es gibt das Rennen im Weltall. Wer hier vorne liegt, erhält einige Vorteile im Spiel und vor allem Siegpunkte. Aktionen hier zu investieren, heisst aber, keine Aktion im Kampf um die Vorherrschaft am Boden zu nutzen.

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Warum sollte ich das Spiel spielen? Und warum sollte ich es öfters spielen?

Das Spiel ist sehr ausgewogen, obwohl oft gewürfelt wird. Es gibt einen hohen strategischen Anteil durch die Bewegungen auf der Karte, aber auch durch die Reihenfolge der gespielten Karten. Viele Aktionen werden aber durch Würfelwurf entschieden, also durch Glück. Auch die Kartenverteilung ist natürlich zufällig.
Letzteres macht aber genau den Reiz und den Wiederspielwert aus. Das starke Thema des Spiels trägt zur Atmosphäre bei. Als Russe fragt man sich, wie man es verhindern kann, dass die Camp-David-Verhandlungen stattfinden, bevor man die Arabisch-Israelischen Krieg spielen kann. Soll man die Karte im Space Race versenken? Dann kommt sie wieder ins Deck und taucht vielleicht in der nächsten Runde auf. Hält man sie auf der Hand und verhindert das damit? Oder schluckt man die Pille und sorgt dafür, dass ein amerikanisches Ereignis für immer verschwindet? Immerhin steigt dann die Chance, dass in der nächsten Runde mehr eigene Ereignisse gezogen werden. Was soll man tun, wenn man als Amerikaner die Wertungskarte für den Mittleren Osten auf der Hand hat? Man muss sie spielen. Soll man vorher versuchen, noch einige Staaten unter Kontrolle zu bringen? Unter Umständen hat der Russe gute Gegenkarten, riecht die Lunte und schlägt sogar noch zurück. Soll man sie also besser gleich spielen? Diese Entscheidungen machen den Reiz des Spiels aus.

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In jedem Spiel werden nun andere Karten verteilt. In jeder Phase kommen auch neue Karten ins Spiel. Es besteht die Möglichkeit, dass man manche beim ersten Mal gar nicht erst sieht. Schliesslich ist die Situation nicht symmetrisch. Zu Anfang haben die Sowjets etwas bessere Ereignisse und bekommen etwas die Oberhand. Mit der Zeit kippt das aber, und die Amerikaner holen auf. Aber reicht es zum Sieg? Das zeigt sich meist erst in der letzten Runde.
Auch die Situation auf der Karte ist grundsätzlich unterschiedlich. Auch der Seitenwechsel ist also reizvoll, auch wenn man die Karten schon etwas besser kennt.

Hier ist der Artikel auf Boardgamegeek mit weiterem Informationsmaterial:

Twilight Struggle bei Boardgamegeek (http://boardgamegeek.com/boardgame/12333/twilight-struggle)

Vielleicht kann ich den einen oder anderen zu einer Partie motivieren. Ihr dürft es auch gern kaufen und zuhause spielen. :) Bei Interesse also bitte melden, ich hoffe auf spannende neue Partien!

Cicero
19.11.14, 19:50
Das Spiel macht sehr viel Spaß!
Bisher 6 Partien gespielt, alle bisauf eine verloren, daher würde ich mich als Neuling einstufen. Alle Partien waren mit der Brettspielvariante (deutsch), also nicht über Vassal.
Diese Woche sieht es zwar schlecht aus aber ab nächster Woche würde ich vielleicht auch einmal gerne eine Partie spielen.

Jorrig
19.11.14, 19:56
Ich sollte am Mittwoch Abend auf jeden Fall Zeit haben und wäre für eine Partie bereit.

derblaueClaus
23.11.14, 16:17
Wir haben gestern eine spannende Partie gegen den werten Amon beendet. Das Revanche-Match ist bereits für die nächste Woche geplant. Hätte jemand anderes innerhalb der nächsten Woche Zeit und Lust für eine Partie ?

Jorrig
24.11.14, 07:56
Cicero und ich haben uns für Mittwoch verabredet. Mehr geht momentan leider nicht. Der nächste Mittwoch ginge, aber ich will erstmal schauen, ob wir die Partie Mittwoch schon beenden, bevor ich weitere Verabredungen mache. An Lust mangelt es sicher nicht!

derblaueClaus
24.11.14, 17:02
Perfekt, da werde ich drauf zurückkommen.

Jorrig
25.11.14, 17:21
Cicero hat mir für morgen, Mittwoch, abgesagt. Ich wäre bereit für ein Spiel mit einem anderen Gegner. Freiwillige vor!

KIWI
26.11.14, 15:35
... für morgen, Mittwoch, abgesagt...

Aber heute ist doch Mittwoch ...?!? :facepalm: ;)

- - - - - - - - - - AUTOMATISCHE ZUSAMMENFÜHRUNG - - - - - - - - - -

Und habt ihr schon einen Spiele-Partner gefunden?

Jorrig
26.11.14, 16:18
Ja, der werte Claus hat Zeit gefunden. Falls Ihr aber Interesse habt, dürft Ihr gern zuschauen (oder selbst eine Partie initiieren). Wir haben uns für 20 Uhr verabredet. Wer einen VASSAL-Client hat, kann sich dort in die Lobby begeben und uns treffen. Man kann dem Spiel als Beobachter beiwohnen. Wir verbinden uns üblicherweise über Skype, gehen da mittlerweile kostenfreie Konferenzschaltungen? Sonst könnten wir auch auf TS ausweichen, damit die Beobachter auch Fragen stellen können oder die Kommunikation zwischen den Spielern mitbekommen. Wie am echten Brett eben. :)

Jorrig
08.12.14, 00:37
Dies ist ein kurzer Bericht zum Spiel gegen Claus in zwei Sessions. Wir mussten die erste unterbrechen nach Runde 8, es fehlen also noch zwei Runden zum Spielende. Hier sieht man das Spielbrett und die Spielsituation:

5299

Ganz unten sieht man, dass Claus als Sowjet 4 Siegpunkte vorne liegt. Ich habe als USA noch zwei Runden, das wieder aufzuholen. Das ist keinesfalls unmachbar. Punkte werden vor allem erzielt durch das Werten verschiedener Regionen. Nehmen wir das Beispiel Europa: Hier sieht man, dass es für Presence 3 Punkte gibt, für Domination aber 7. Rechts oberhalb sieht man das kleine Symbol, welches anzeigt, dass momentan die USA Domination haben. Wie wird das errechnet? Es geht um die Kontrolle von Ländern in Europa. Am wichtigsten sind dabei die „Battleground Countries“, also besonders wichtige Konfliktschauplätze. Man erkennt sie an der rot hinterlegten Zahl bei den Ländern. In Europa sind das also Frankreich, Italien, Westdeutschland, Ostdeutschland und Polen. Die USA kontrollieren die ersten drei, also eins mehr als die Sowjets. Als nächstes werden alle anderen Länder verglichen. Beide haben hier vier. Ich bin nicht sicher, wie genau die zählen, aber ich nehme an, man darf dort nicht weniger kontrollieren als der Gegner. Für Domination erhalten die USA also 7 Punkte, die Sowjets für Presence 3. Das würde also den Vorsprung schon wieder ausgleichen. Falls jemand Europa kontrollieren sollte (also alle Battleground Countries kontrollieren oder zumindest keine durch den Gegner), gewinnt derjenige sogar das ganze Spiel. Wie sieht es in den anderen Regionen aus?
Amerika ist fest in der Hand der USA. Nur in Chile haben die Sowjets noch einen Rest Einfluss, Mittelamerika kontrollieren die USA, Südamerika auch bald, da fehlt nur noch Venezuela. Hier sehe ich auch kaum eine Chance, dass Claus noch einmal richtig zurückkommt.
Afrika ist in sowjetischer Hand, allerdings nur mit einem Land Vorsprung. Angola kann ich gut angreifen, aber Zaire ist auch alles als sicher auf meiner Seite.
Im Mittleren Osten entscheidet wohl die Kontrolle über den Irak, wer hier die Punkte erzielt. In Asien steht Claus besser da. Hier kämpfe ich darum, irgendwie den Fuss in der Tür zu behalten. Pakistan kann er mir leicht wieder abnehmen, dann ist Asien wieder sein.
Insgesamt habe ich bei der Brettsituation also leichte Vorteile, die die 4 Punkte Rückstand also wieder ausgleichen könnten. Die Auswertung aller Regionen geschieht am Ende der zehnten Runde. Es wird also entscheidend sein, was bis dahin passiert.

Wie wird überhaupt gespielt?
Jeder Spieler erhält am Anfang der Runde 9 Karten. Jede Karte bezieht sich auf ein historisches Ereignis und hat Effekte auf das Spielfeld, wenn es ausgelöst wird. Jede Karte hat auch einen sogenannten „Ops-Wert“, also einen Wert, der anzeigt, wie viele Operationen mit ihm ausgeführt werden können. Im simpelsten Beispiel ist das die Anzahl an Einflussmarkern, die jedem Land hinzugefügt werden dürfen. Ereignisse sind meist einer der beiden Seiten zugeordnet, manchmal aber auch neutral. Bei eigenen Ereignissen kann man auswählen, ob man die Ops ausführen möchte oder aber das Ereignis auslösen will. Bei gegnerischen Ereignissen hat man keine Wahl: Man nimmt die Ops UND führt das Ereignis für den Gegner aus. Ich habe in Runde 9 folgende Karten:

5300

Auf den ersten Blick keine gute Hand. Vier sowjetische Ereignisse, nur zwei eigene, dazu recht geringe Ops-Werte (Werte sind 1-4, wobei 1 sehr selten ist). Ich habe die Wertungskarte für Afrika, also die Region, die ich als einzige gerade nicht kontrolliere. Eine Europa-Wertungskarte, und ich hätte seinen Vorsprung mit einem Mal ausgeglichen. So muss ich versuchen, den Schaden irgendwie zu begrenzen.
Schaut man genauer hin, ist es aber gar nicht so schlimm. Die „Cambridge Five“ können im „Late War“, der letzten Kriegsphase, also den letzten drei Runden, nicht als Event gespielt werden. D.h., ich bekomme die Ops, aber es wird kein Event ausgelöst. Die „Latin America Debt Crisis“ verdoppelt sowjetischen Einfluss in zwei südamerikanischen Ländern. Wenn es mir aber gelingt, Claus auch aus Chile rauszuwerfen, ist das Event für ihn komplett nutzlos. Selbst jetzt würde es ihm allenfalls 1 Einfluss in Chile bringen (Argentinien und Uruguay sind bereits unter meiner Kontrolle). Auch „Flower Power“ ist halb so schlimm. Es sind nur noch zwei Runden. Ich muss meine Kriegskarte also vorher spielen, ausserdem habe ich die Karte auf der Hand, die die Effekte negiert. Andererseits ist natürlich auch mein „Reagan bombs Lybia“ wertlos als Event.
Zu Anfang wählt jeder Spieler ein „Headline Event“ aus, sozusagen ein prägendes Ereignis für die Spielphase. Die werden aufgedeckt, und dann die mit dem höheren Ops-Wert zuerst ausgeführt. Im Grunde ist das nicht viel anders, als eine Karte normal auszuspielen, aber es gibt dabei einige Feinheiten. Beispielsweise zieht im normalen Zug die UdSSR immer zuerst. Das Headline Event ist also die Möglichkeit für die USA, vor der UdSSR zu ziehen oder sogar ihren ersten Zug zu erschweren. Es wird bei der Karte auch in jedem Fall das Event ausgelöst. Man kann also nicht wählen, die Ops-Werte zu verwenden, es sei denn, das ist explizit auf der Karte so beschrieben.
Wie ist also die Strategie?
Ich will als Headline-Event den iranisch-irakischen Krieg spielen. Ich gewinne zwar nur auf ein Ergebnis von 5 und 6 (die UdSSR kontrolliert noch Afghanistan, aber eben nur Afghanistan, während sie sich im nächsten Zug sicher schnell wieder Pakistan sichern wird), aber dann würde ich auf einen Schlag die 6 Einfluss dort durch meine ersetzen! Danach je nach Spielsituation möglichst Realignment in Chile (es gibt einen komparativen Würfelwurf beider Seiten, mit +1 als Modifikator für jedes benachbarte kontrollierte Land) und Angola. Den Rest wird man sehen, kommt auch darauf an, was Claus spielt und macht.

Er spielt als Headline-Event Breshnev. Das erhöht seine kommenden Ops alle um 1. Gut für ihn, stört mich aber nur indirekt. Der Krieg wird leider verloren. Claus erhält 2 Siegpunkte, ich aber 2 Military Ops, was (fast) gleichbedeutend ist.
Claus spielt dann den ABM-Vertrag und macht Realignment in Asien. Das geht, weil der ABM-Vertrag die Defcon auf 4 erhöht. Er hat einmal Pech in Indien, wirft mich aber sonst komplett aus Indien und Pakistan raus. Meine Lateinamerikanische Schuldenkrise funktioniert wie geplant. Claus ist raus aus Chile, dann verliert er einen Punkt in Angola, und dann erst triggert das Event, also ohne Folgen.
Claus spielt "Missile Envy", was mir meine einzige Ops-4-Karte wegnimmt und mir seine Karte mit Ops 2 schenkt. Es ist allerdings die Flower Power, die ihm erstens keinen Nutzen mehr bringen wird (ich spiele wahrscheinlich kein Kriegsevent mehr) und für die ich zweitens die Gegenkarte schon auf der Hand habe. Für die Ops 2 kann ich mir wiederum Angola sichern und in Venezuela investieren.
Claus wiederum putscht nun in Brasilien, was ihm tatsächlich gelingt. Er ist nun wieder in Südamerika. Ich spiele die Afrika Punktekarte, weil ich nicht hoffen kann, dass es da gross besser wird. Niemand hat Kontrolle, ich bekomme daher einen Punkt, weil ich eine Battleground Country mehr kontrolliere als er.
Claus spielt nun "Johannes Paul II.", kontrolliert die Auswirkungen in Polen und schnappt sich dann Brasilien und geht nach Venezuela. Ich nehme die Cambridge Five und kontrolliere zumindest Venezuela.
Claus spielt nun "Colonial Rearguards". Damit bekomme ich 4 Einfluss in Afrika und Südostasien geschenkt, bevor er seine 3 Ops spielen darf (2 +1 für Breshnev). Praktisch, damit breche ich seine Kontrolle in Algerien, Nigeria und Burma und investiere noch einen in Thailand. Burma gleicht Asien aus, interessanterweise. Claus nimmt sich das natürlich wieder und investiert in Brasilien und Thailand. Also eigentlich eine Karte für mich, da hätte ich mit der Afrikakarte noch warten können. Ich putsche obendrein Brasilien, kann jedoch den Einfluss der UdSSR nur von 3 auf 2 reduzieren (mit "Reagan bombs Libya"). Ich erhalte aber 2 Military Ops und durch NORAD (ein früher gespieltes Event) kann ich Burma - und damit ganz Asien - wieder neutralisieren.
Claus spielt nun die China-Karte, die Killerkarte für Asien. Er investiert 5 Ops in alles Mögliche, Burma, Indien, Thailand, Nordkorea. Er sichert allerdings ab und greift nicht weiter an. Da kann ich nicht mithalten. Ich nehme "Arms Race" und kontrolliere Chile.
Claus hat natürlich die Asienkarte auf der Hand und kann damit fette 6 Siegpunkte kassieren. Ich schicke die "Socialist Governments" ins Space Race. bei 1-3 ist das erfolgreich und gibt mir 3 Siegpunkte. Klappt natürlich nicht. Reagan behalte ich auf der Hand, für den Fall, dass ich in der letzten Runde noch einen Krieg erhalte oder einfach nur schlechte Events bekomme. Sonst gibt es keine Punkte, so dass die UdSSR mit 9 Siegpunkten in die letzte Runde gehen.

Die Spielsituation:

5301

Claus hat Asien nun recht sicher, dafür aber Afrika verloren. In Europa hat sich praktisch nichts getan, weiter US-Domination. Amerika ist weiter sicher in den Händen der USA. Eigentlich weiterhin eine gute Ausgangssituation. Dann wurden die Karten für die neue Runde verteilt:

5302

Die Chinakarte wechselt nach Gebrauch immer den Besitzer, die kommt also automatisch dazu. Beide Punktekarten für Amerika sind aber natürlich top, das heisst, die ohnehin von mir dominierten Regionen werden doppelt gewertet. Containment ist gut, aber nicht in meiner Situation. Ich könnte es als Headline spielen, aber mit zwei Punktekarten ist der Nutzen nicht sicher. Ich müsste drei Karten für Ops spielen (also nicht als Event oder Space Race), damit es sich lohnt. Ich verliere aber auch eine Aktion und bekomme meine Ops später. Wahrscheinlich nehme ich also direkt die Ops. Quagmire ist das Superevent für die UdSSR, das Event geht sicher als Letztes oder ins Weltall. Aldrich Ames kann ich so lange zurückhalten, bis ich eh nur noch Mist auf der Hand habe. Der Reformer ist auch nicht gut, aber auch nicht dramatisch.
Claus spielt "Nicaragua" als Headliner (er muss zuerst auswählen und mir zeigen, da ich im Space Race vorne bin). Das gibt ihm einen Putschversuch in Mittelamerika, den er praktisch auf Kuba durchführen muss. Ich überlege also noch, ob ich wie geplant meine Mittelamerikakarte direkt als Headliner spiele oder nicht. Ich tue es doch, weil er mich maximal von der Kontrolle wegputschen könnte (Maximal: Würfelwurf 6 - 2*Stabilität 2 = 2 Einfluss, die ich verliere). Das würde mich drei Punkte kosten, mit einer 33%-Chance. Der wird allerdings sicher vorher ausgeführt, da die Scoringkarte keine Ops hat. Kurzum, Claus verhaut den Putsch mit einer 4, ich behalte Control und erhalte für die Wertungskarte satte 8 Siegpunkte (5 für Kontrolle plus 3 für Battleground Countries). Damit die UdSSR noch mit 1 Siegpunkt in Führung, und das, bevor die Runde richtig angefangen hat!
Es sollte nicht die Runde der UdSSR werden. Claus spielt "Nuclear Test Ban" für satte 4 Ops und sichert sich die Kontrolle über Österreich. Ich spiele "Duck and Cover" für Ops und werfe Claus aus Brasilien.
Claus wiederum spielt nun "Wargames" für 4 Ops, und nun wird klar, wie knapp ich hier überhaupt der Niederlage entgangen war: "Wargames" besagt, dass man das Spiel sofort beenden darf, wenn man dem Gegner 6 Siegpunkte schenkt. Claus war 9 vorne, hätte die Karte also gut spielen können. Bedingung: Defcon 2, aber das war praktisch garantiert, weil er mit "Nicaragua" auf jeden Fall schon einen Putsch durchführte. Nur die Wertungskarte für Mittelamerika hat das verhindert. Das wusste ich natürlich nicht und war also reiner Zufall.
Claus holt sich Brasilien wieder und entreisst mir die Kontrolle über Venezuela. Das ärgert mich, zumal ich ja die Wertungskarte dafür habe! Ich versuche also, ihn abzulenken. Ich spiele "Containment" für Ops und nehme mir Venezuela zurück, hole mir aber zusätzlich Nigeria und einen Punkt im Irak.
Claus wirft mich in der Tat mit "How I learned to stop worrying" zuerst aus Nigeria raus, reduziert mich dann aber wieder in Venezuela. Keiner hat dort die Kontrolle. Ich spiele nun die Wertungskarte, denn besser werden meine Karten sicher nicht. Domination und 2:1-Battleground Countries geben mir immerhin 4 Siegespunkte. Also liege ich nun mit 3 vorne. Das sollte eigentlich reichen.
Claus spielt den "Arab-Isreali War" und sichert Polen und die Tschechoslowakei ab. Eigentlich also ein Nicht-Zug. Ich vermute da schon, dass er die Europakarte auf der Hand hat. Er greift aber nicht an, also ignoriere ich das erstmal. Mit "Evil Empire" hole ich den Irak und Kolumbien, um Venezuela angreifen zu können.
Claus spielt nun "East European Unrest", ein Zug, den ich nicht ganz verstanden habe. In drei Ländern konnte ich ihm dort je 2 Einfluss abziehen, wobei er später durch die Ops maximal 3 reparieren konnte. Ich nehme Polen, Jugoslawien und Rumänien, und er repariert Polen und Jugoslawien. Er hat also faktisch ein Land verloren. Ich spiele nun den "Iran Contra Scandal" und mache vor dem Event noch meine Realignments in Südamerika. In Brasilien reduziere ich um eins, in Venezuela schlägt es aber komplett fehl und überlässt Claus die Kontrolle. Das war ein Geschenk an ihn, dumm gespielt. Ich hätte besser nochmal Brasilien genommen.
Claus spielt nun "Chernobyl", holt sich Brasilien wieder und gleicht damit Südamerika aus, und greift Westdeutschland an und entreisst mir die Kontrolle. Ich spiele nun "Aldrich Ames" und lasse ihn eins von den übrigbleibenden Events wegwerfen. Er wählt den "Quagmire", denn der brächte im letzten Zug ja nichts mehr. Dann repariere ich Westdeutschland und gehe nach Brasilien und entreisse es Claus wieder. Durch das Event Chernobyl verbiete ich ihm gleichzeitig, hier noch Einfluss zu plazieren.
Da nun die letzte Runde kommt, gibt Claus auf. Er hat in der Tat nur noch die Europakarte auf der Hand, und dort habe ich weiter Domination. Er würde also nicht nur dort Punkte verlieren, sondern ganz sicher auch in der Schlussabrechnung. Ich bestand dann darauf, auch die letzte Karte noch zu spielen, um das Spiel zu komplettieren und zu sehen, wie stark sich das auswirken würde. Es war wesentlich dramatischer, als ich gedacht hatte. Durch Europa hatte ich noch 5 Punkte gewonnen, aber die Schlussabrechnung brachte dann nochmal ganze 25 Siegpunkte für die USA! Ich gebe aber zu, dass ich dort manches nicht verstehe. So hat die UdSSR beispielsweise für Asien nur 2 Siegpunkte bekommen, obwohl sie dort Domination hatte (+4) und 4:2 Battleground Countries. Wäre doch +6 wie bei der Wertung im Spiel, oder? Dazu habe ich in Afrika volle 7 Siegpunkte erhalten, obwohl das Spiel geteilte Kontrolle anzeigt und ich nur 3:1 Battleground Countries hatte (Algerien nicht kontrolliert). Wäre doch ein +2 für die USA, oder? Am Ergebnis hätte es nichts geändert, aber vielleicht kann mir das noch jemand erklären. Die weiteren Regionen wurden gewertet wie erwarte.
Insgesamt wieder ein schönes Spiel, auch wenn Claus ziemlich frustriert war wegen seiner schlechten Karten. Das war auch durchaus berechtigt. In Runde 9 war es andersherum, aber gerade im Mittelspiel und in der letzten Runde waren die Karten für mich sehr günstig. Bei aller Strategie ist eben noch ein Zufallsfaktor dabei, gegen den man schlecht ankommt.
Ich hoffe, ich konnte den einen oder anderen animieren, einen Blick auf das Spiel zu werfen. :)

derblaueClaus
08.12.14, 01:17
Ja, in dem Spiel hatte ich Karten- und Würfeltechnisch wirklich die Seuche.
Wie Jorrig schon gesagt hat hätte ich das Spiel dank der Wargameskarte in der letzten Runde doch noch gewinnen können. Also hat er seine Karten auch entsprechend gut gespielt, Twilight Struggle gewinnt man nicht nur mit Glück.

Jorrig
08.12.14, 10:08
Ich habe auch noch einmal über deine Karten in der letzten Runde nachgedacht, Claus. Wäre es für dich nicht besser gewesen, Europa mit der Scoring Card früh abzuschenken? Die Kombination Nicaragua + Wargames musstest du versuchen, das ist klar. Aber als nach dem Headliner klar war, dass du Wargames nicht spielen konntest, wäre es dann nicht besser gewesen, Europa direkt zu spielen und dich dann auf den Rest der Welt zu konzentrieren? Du hattest ja keine realistische Chance auf Domination in Europa, um dann die Wertung und dann Wargames zu spielen. Polen hättest du auf jeden Fall gehalten mit recht geringem Aufwand, aber mit dem Irak hättest du den Mittleren Osten gewonnen, beispielsweise. Am Endergebnis hätte das vermutlich nicht viel geändert, aber wie du sagst, es ist nicht nur Glück.