PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Displaykabel wechseln beim Clevo W370ST - ein Technical AAR



Longstreet
21.05.15, 08:50
So - wie versprochen werden Wir hier über das gewagte Unternehmen "Displaykabelwechsel für Dummies" berichten. Leider haben Wir aufgrund der nervlichen Anspannung vergessen passende Screenshots zu machen - allerdings sollte das kein Problem sein. Wir werden extern Bilder nutzen um Unser Schaffen darzustellen.

Wichtig: Kinder macht das bitte nicht nach! Eine solche Operation sollte nur durchgeführt werden, wenn man sich der Folgen bewusst ist. Unter Umständen ist das Gerat danach noch reparaturbedürftiger als vorher!

Wichtig 2: Das Handbuch kann bei einigen Handgriffen helfen und essentielle Tipps geben! Wir danken dem geschätzten Garfield für den Tipp! (http://files.pugetsystems.com/files/4171/parts/Motherboard/Puget-V760i-17-3-inch-Notebook-w-GTX-765M-9480/W370ST_Service_Manual.pdf) (Wir haben für diesen Warnhinweis "Ziegelrot" verwendet - eine unrechtmäßige administrative oder moderierende Verwendung ist nicht beabsichtigt und rein zufällig. Es geht um einen Hinweis, der nicht übersehen werden darf.)

Zunächst also:

Das

http://www.ipc-computer.de/image/Display-Kabel-LED-439cm-173-Zoll-für-Clevo-W370ST-pId-7934580.jpg

muss da

http://pics.computerbase.de/5/1/1/5/3/1-630.2888700096.jpg


rein.

Lange Rede kurzer Sinn - Schraubendreher frei, los geht's. Zunächst den Rechner vom Netz genommen und mit dem guten Stück den Rückzug an einen ruhigen Ort angetreten. Schraubendreher, Pinsel und Pinzette dabei. Nachdem Wir den Operationsraum zur Rundumverteidigung eingerichtet hatten, entnahmen Wir den Akku und nach einem beherzten Griff an die Heizung tratt der PH 0 in Aktion. Alle Abdeckungen ab:

5500
Das rote Rechteck ist ein Ende des Displaykabels....es verläuft dann unter dem linken Gehäuserand bis an die obere Kante und dann über das Scharnier zum Display.

SSD raus (ist nur eingesteckt, darum keine gelben Kringel), HDD raus (der leere Platz mit den beiden gelben Kreisen oben links - im Bild ist nur der Rahmen eingebaut), Lüfter raus (gelb) und dessen Stromversorgung vorsichtig abgetrennt (auch gelb).

5495
Schrauben von HDD und Lüfter sowie Stromversorgung des Lüfters

So - um das Gehäuse nun weiter zu öffnen, müssen noch diverse Schrauben dran glauben. Auch die Heatpipe (grün) muss raus - eine Gehäuseschraube wird durch diese massiv gedeckt (roter Kreis ohne Schraube drin).

5496
die Heatpipe-Schrauben

5497
die Gehäuseschrauben (oben unter dem Kupfer der Heatpipe lungert die Schraube in ihrem getarnten Kampfstand)

Auch hier sorgt Unser präzises Kreuzschlitzwirkungsfeuer für klare Resultate. Most Valuable Tool: PH 0 leicht magnetisiert- was sonst.

So - die Kiste ist nun ziemlich leer - auch das Blueray-Laufwerk ist inzwischen ausgebaut und das Display als schwerste verblieben Komponente macht das Gerät sehr "kopflastig".
Clevo hat übrigens den Tastaturwechsel/-ausbau sehr clever gestaltet: oberhalb der Tastatur befindet sich eine Abdeckung, die 5 kleine Schrauben verdeckt, die die Tastatur befestigen. Diese Abdeckung muss nicht mit brachialer Gewalt mittels mittelalterlicher "Stech- und Hebeltechnik" herausbuchsiert werden. Man kann quasi von innen öffen:
oben rechts neben dem Lüfter findet sich ein kleines schwarzes Quadrat (orange). Dort vorsichtig reingedrückt, hebt auf der Oberseite die Abdeckung heraus und man kann diese dann leicht entfernen.

5498

Weiter geht's nach der Maus

Longstreet
21.05.15, 08:54
https://www.youtube.com/watch?v=uMntBJA__JI

[neun zeichen]

Longstreet
21.05.15, 09:30
So, da sind wir wieder:

Alle Schrauben sind raus, das Gehäuse wirkt ziemlich leer - noch ist die Tastatur im Weg.

Nach Entfernung der Tastaturabdeckung sehen Wir 5 kleine Schrauben direkt am oberen Rand. Diese lösen und dann kann die Tastatur durch eine kurze vorsichtige Bewegung nach oben gelöst werden. Unbedingt daran denken, dass die Tastatur auf der Rückseite mit dem Board verbunden ist!!!! Also nicht ruckartig wegnehmen und beiseite legen!

http://www.google.de/url?source=imglanding&ct=img&q=http://www.notebookcheck.com/fileadmin/_processed_/csm_C_Klasse_OberseiteOffen_3b99a06b16.jpg&sa=X&ei=_YFdVaaZNcnSUbC7gegI&ved=0CAkQ8wc&usg=AFQjCNFVR-dmPFSfGnSb5U4GQSiojC7FrA

Leider ist das Bild recht klein: aber so sieht es dann aus.
In den Ausschnitten findet man dann eine Menge kleiner Anschlüsse, die man vor dem weiteren Öffnen dringend vorsichtig alle lösen sollte.

http://www.google.de/url?source=imglanding&ct=img&q=http://www.kitguru.net/wp-content/uploads/2014/03/5-Clevo-W370ST-3-DR3L.png&sa=X&ei=RqxdVfLGH6bnygO1rIC4CA&ved=0CAkQ8wc&usg=AFQjCNF_Svr3e4q61Z5f_wSnZVWpSQteGQ

Am Schacht für das optische Laufwerk findet man dann drei Klemmen, die man vorsichtig öffnen kann. Mit einem Kunststoffspachtel (ich habe ein Plastikmesser aus der "Küche" meiner 3jährigen Tochter verwendet :D) kann man sanft das Gehäuse weiter aufhebeln.Auf keinen Fall grobe Gewalt anwenden, sonst brechen die Klemmen! Wenn man vorsichtig probiert, wo es ohne viel Anstrengung weiter geht, dann bekommt man das Gehäuse nach und nach auf. Auch hier gilt: immer vergewissern, dass nirgendwo noch etwas hängt. Wenn etwas fest verbunden wirkt: prüfen ob eine Schraube vergessen wurde! Genau schauen! Vor dem gänzlichen Entfernen von Teilen auf Kabel prüfen, die noch irgenwo hängen!

5501
Besondere Beachtung verdient der Kabelsalat an der WLAN-Antenne. Die Verkabelung ist etwas hinderlich durch die Öffnungen des Gehäusedeckels verlegt.
So, die obere Abdeckung ist nun entfernt. Jetzt kommt noch einmal Nervenkitzel. Das Displaykabel ist auf der Unterseite des Boards verlegt. Also das Mainboard vom Gehäuseunterteil lösen! Es sind nur noch wenige Schrauben! Trotzdem keine vergessen! Das Board muss nicht entfernt werden - das Kabel liegt ganz am Rand und kann dort dann eingeschoben werden.

Nachdem der Großteil erledigt ist, kommt jetzt das Displaygehäuse dran - Dank der Schnittstelle am Scharnier kann man diesen Arbeitsschritt nicht später erledigen - das Displaykabel geht durch beide Baugruppen -TOLL! ;)

Also 6 Schrauben raus (4 oben, 2 unten hinter den Gummi-Nuppsies). Oben am Display ist so eine kleine Lippe als "Griffhilfe" beim Öffnen des Displays - dort kann man beginnen aufzuhebeln. Auch hier: Vorsicht - keine Klemmen abbrechen! Keine Gewalt, sanft hebeln! Das Display ist mit vier Schrauben an der Außenhülle befestigt - alle lösen. Vorsicht, an der Außenhülle sind noch Kabel befestigt (zur Webcam z.B.) also vorsichtig ablegen, damit nichts abreißt.

5499
Die Gummi-Nuppsies über den Schrauben sind eingekreist.

Auf der Rückseite des Displays ist das Kabel eingesteckt und verklebt (mit (Doppel-)Klebeband). Nachdem alles vorsichtig gelöst ist, kann man das Kabel jetzt herausfummeln (am Board sollte es natürlich auch gelöst sein!). Man sollte genau auf die Verlegung achten, das neue Kabel darf genau die gleiche Route nehmen. Vor allem am Scharnier ist das von Bedeutung, da hier die Abdeckung genau passen muss, wenn alles wieder zusammengesetzt wird.

So, das Kabel ist am Display eingesteckt, alle mit Klebestellen versehenen Abschnitte sind befestigt. Nun wird das Kabel entsprechend dem Vorgänger am Scharnier entlang ins "Hauptgehäuse" verlegt. Wer will kann nun direkt das Displaygehäuse schließen. Wir haben darauf verzichtet und nur die Außenhülle befestigt. Falls etwas nicht richtig gesteckt sein sollte, wäre alles ohne große Mühe kontrollierbar.

Nun das Kabel unter das Board gelegt und auch dort eingesteckt.

Missionsziel erreicht - ab jetzt heißt es Rückmarsch. Das Board wieder an seinen Platz setzen und mit den Schrauben befestigen. Man sollte darauf achten, wo die Schrauben hingehören - es sind diverse Durchlässe vorhanden, die später durch die Gehäuseschrauben fixiert werden!
Nun den Hauptgehäuse-Deckel aufsetzen - nicht festdrücken! Zuerst alle Anschlüsse wieder verbinden (bzw. darauf achten, dass sie in den Aussparungen liegen und nicht irgendwie verknickt unter dem Gehäusedeckel) und nach einem letzten prüfenden Blick kann der Deckel festgedrückt werden.
Natürlich liegt dabei der Hauptaugenmerk auf Unserem frisch verbauten Sorgenkind! Das Displaykabel und dem Engpass am Scharnier. Dann kann das Display zugeklappt werden und auf der Rückseite können alle Gehäuseschrauben wieder eingesetzt werden. Im Anschluss daran den Lüfter und die Heatpipe einbauen. An der Heatpipe ist ein recht starres Kunststoffstück angesetzt welches einen Spalt zwischen Kühlrippen und Lüftergehäuse verdeckt. Je nach Vorliebe erst Heatpipe und dann Lüfter oder anders herum einbauen.
Bei der Heatpipe ist zu entscheiden, ob die Kühlpaste erneuert werden soll oder nicht. Dabei sollte man sich aber sicher sein, was man tut (wie eigentlich bei dem ganzen Eingriff :eek:).

So - jetzt können die SSD, HDD und das Blueray-Laufwerk eingesetzt werden. Zum Schluss die Abdeckungen darauf - damit ist das Gröbste fertig.
Jetzt das Gerät wieder richtig hinstellen, Deckel auf - richtig, die Tastatur. Nochmals alle Anschlüsse darunter betrachten. Alles dran? Gut! Tastatur vorsichtig anschließen und einsetzen. Die fünf Schrauben eingedreht und die Abdeckung am Besten von rechts nach links wieder einbauen. Sehr interessant: auf der Rückseite der Abdeckung sind 3 kleine Kontakte....wofür die wohl gut sein mögen. Naja... So, jetzt sollte das gute Stück aussehen wie vorher. Aber hat es für mehr als Computerscharlatanerie gereicht?

Eine weitere Maus, bevor es wieder heißt "Wunderheiler oder Scharlatan!"

- - - - - - - - - - AUTOMATISCHE ZUSAMMENFÜHRUNG - - - - - - - - - -


https://www.youtube.com/watch?v=Hom2oQiV82c

[neun Zeichen]

[B@W] Abominus
21.05.15, 09:41
Ein wundervoller AAR!

Longstreet
21.05.15, 09:41
So, da sind Wir wieder.

Das Gerät ist zusammen gebaut und wartet auf den Stresstest. Die Nackenhaare stehen, die Nerven liegen blank, Puls rast....der Griff zur Flasche mit dem "Beruhigungsmittel" wird drängender?

Dann kann nur eins helfen! "Power" gedrückt.


Bei Uns passierte dann NICHTS! Wirklich - es war Totenstille. Kein Lüfter surrte, kein Lämpchen ging an, nix.....

Hm, bevor Ihr jetzt wie Wir in gelassener Panik alles nochmal kontrolliert (was zu keiner Lageänderung führte außer dass die Zeit vorangeschritten war), schließt das Ganze an das mitgelieferte Netzteil an und hofft, dass nach einem Augenblick die LEDs am Laptop vermelden, dass der Saft in die Kiste geflossen ist. So, nochmal Power gedrückt.... und siehe da! Der Allmächtige hat seinem unwürdigen Diener einen Erfolg beschieden. Lüfter beginnen zu laufen, ein Display zeigt in völlig normaler Darstellung das Bios-Logo und auch beim Kippen flackert nichts mehr.

Der niedere Schrauber und Schreiber dieses Berichts verneigt sich und dankt dem Herrn für die Gnade, die ihm soeben beschieden wurde. Trotz maßloser Selbstüberschätzung (die dennoch von massiven Zweifeln durchdrungen waren) ist das Unternehmen gelungen. Erleichtert fällt die Spannung der letzten Stunde ab - die Gefahr, einen nicht ganz wertlosen Gegenstand vollständig der Nutzlosigkeit zuzuführen war quasi omnipräsent - die Beschreibung als Damoklesschwert wäre wohl noch milde ausgedrückt.


Wer also auf Nervenkitzel steht, in technischen Fragen einen guten Draht zum Schöpfer hat und vielleicht auch nichts zu verlieren hat, der kann diese Operation gerne wagen.

Ich bitte alle Darstellungen ausdrücklich NICHT als Anleitung zu verstehen. Es kann durchaus sein, dass irgendwo eine Schraube vergessen wurde (die aufgrund der fehlenden Dokumentation hier dann nicht erwähnt wurde). Darum bei JEDEM Schritt immer mit der notwendigen Umsicht agieren und alles zweimal prüfen! Sollte man unsicher sein (und eine fähige Werkstatt in der Nähe haben) dann nehmt den Fachmann in Anspruch.

Hätten Wir hier in der Pampa nicht nahezu afghanische Verhältnisse was den technischen Support angeht, hätten Wir diese feldmäßige Not-OP nicht vorgenommen. Was solls: Wir hatten ja nix.

Ganz zum Schluss:

Ein Video nicht von Uns - und auch kein W370ST - aber einige Arbeitsschritte sind ähnlich.

https://www.youtube.com/watch?v=0GvNeKjDE0c

Orbaal
21.05.15, 18:25
Glückwunsch werter Longstreet!

Uns wird erst jetzt klar, dass es sich bei Eurem Gerät um ein LED-Display handelt.
Diese benötigen keinen Inverter mehr und somit wird das Display direkt mit dem Mainboard verbunden - was Euch zu dieser Operation zwang.
Andernfalls hättet Ihr lediglich das Displaygehäuse öffnen müssen.
Wir entschuldigen Uns an dieser Stelle, einen falschen weil veralteten Ratschlag erteilt zu haben.

Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie umständlich/nervig/benutzerunfreundlich das Öffnen der Gehäuseunterschale in den meisten Fällen ist.
So auch hier.
Wir sprechen daher nochmals mit ehrlichem und tiefem Respekt Unseren Glückwunsch aus!
Sind Wir doch selbst am ersten Gerät nahezu verzweifelt.

Well played!

Garfield
21.05.15, 18:46
Herzlichen Glückwunsch Longstreet! Das sieht ja viel professioneller aus als ich gehofft hatte :fiesemoep:

Sehr schön dass die Kiste wieder läuft wie sie soll.

Longstreet
21.05.15, 19:06
Naja, es war semiprofessionell... Uns kam schon der ein oder andere Schweißausbruch. Vor allem die Verlegung des Kabels bedurfte dann doch etwas mehr...(zumindest gefühlter) Grobheit. Der Herr im Film geht ja auch nicht gerade zimperlich mit dem Gerät um. Wir waren da um einiges vorsichtiger, wären allerdings auch nicht erstaunt gewesen, wenn der Fehler durch das "Kabelbiegen" nicht behoben gewesen wäre. Naja, offensichtlich ist die Technik doch etwas robuster als ein rohes Ei. Eher wie ein halbrohes.

Auf jeden Fall danken Wir herzlich für die Glückwünsche und natürlich auch für alle vorangegangenen Tipps, Links und fürs Daumendrücken sowieso.

Verehrter Orbaal, es ist in der Tat zum größten Teil eine mentale Leistung. Man muss mit Ruhe ohne Hast jeden Schritt genau gehen. Und falls am Ende etwas nicht geht, ohne Panik reagieren - was in manchem Fall schwierig ist, da doch ein gewisser Wert auf dem Spiel steht. In gewisser Weise war es eine Zen-Operation :D

Achso - so unfreundlich ist das Öffnen gar nicht gewesen - Unser Erbe hat einen Acer - das ist viel unfreundlicher, geht aber auch noch. Die Krönung bisher war ein ASUS, welches irgendwann komplett den Geist aufgegeben hatte. Eine Obduktion war gar nicht möglich, da das Gerät schlicht nicht zu öffnen war.