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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Tagebuch des Grafen von Eskens-Kalpenbach - Ein SoF AAR



DerGraf
17.08.16, 23:20
Werte Regenten !

Dies wird unser Versuch sein, dem Mangel an AARs entgegenzutreten, der vor geraumer Zeit moniert wurde. Es ist unser erster AAR und wir spielen auf erhöhter Schwierigkeit, da das Spiel sich gegen Screenshots noch wehrt und auch kein Speichern während der Missionen erlaubt. Allerdings haben uns das Szenario des Spiels und die Zeitepoche so gereizt, daß wir es demnoch versuchen wollen. Vielleicht wird dieser AAR beendet, vielleicht nicht. Vielleicht schaffen wir es, ihn über den reinen Fließtext zu erheben, vielleicht nicht. Wir sind genauso gespannt wie es werden wird wie womöglich geneigte Leser. Aber es wird ein erster Schritt, wie wir denken.

Zum Spiel: Wir spielen 1914 - Shells of Fury, eine U-Bootsimulation die im Großen Krieg stattfindet. Mit Silent Hunter sollte man es nicht vergleichen, da kann das Game nicht mithalten, aber für Puristen ist es wohl ganz nett. Wir haben es uns vor Jahren wegen des Szenarios gekauft und es jetzt wieder aus der Ecke hervorgeholt. Wegen der Unsicherheit, wie lange das Spiel mitmacht, haben Wir uns gegen die große Kampagne 1914-18 entschieden, sondern werden den Endabschnitt absolvieren, welcher im April 1917 beginnt und mit dem Krieg zusammen endet. Schlußendlich müssen wir anmerken, daß wir das Spiel noch nie bis zum Ende gespielt haben, wir wissen also nicht, was auf uns zukommt !

Wie es sich für den großen Krieg gehört, werden wir etwas prätentiöser ins Feld ziehen, auch mit Rängen und Medaillen werden wir etwas freier umgehen als das Spiel das tut. Mannschaft und etwaige Interaktionen zur Auflockerung sind nicht dem Spiel entnommen, sondern komplett selbst erdacht. Wir haben uns hierbei an historischen Vorbildern orientiert, da wir allerdings nich bei der Marine waren, sind einige Details und personen frei gestaltet. Auch ein UC 83 hat es nie gegeben. Updates werden, da wir uns derzeit im Praktikum befinden und nicht von der Arbeit aus posten können unregelmäßig stattfinden, wir hoffen aber, daß nicht die Puste ausgeht. Nun aber genug der Vorrede, begeben wir uns etwa 100 Jahre in die Vergangenheit. Unsere Handlung beginnt im März 1917 bei der U-Flotte Helgoland...
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Es würde ein himmelweiter Unterschied zu all dem werden, was ich bislang erlebt hatte, soviel war klar. Als ich den Anlagenkomplex betrat, war ich angespannt. Nicht nur
im negativen Sinn, aber auch. Ich wußte genau, worauf ich mich eingelassen, ja worauf ich jahrelang hingearbeitet hatte, aber nun, wo es soweit war ? Etwas lag in der
Luft und ich war nicht sicher, was. Ich nahm es als Vorahnung. Das alleine hätte schon genug sagen sollen. Zwar hatte ich gewisse Sichtweise und Traditionen übernommen, aber in meiner Familie ging man mit Pferden um, nicht mit Schiffen. Daß ich mich für das Meer interessierte, ließ mein Vater noch durchgehen, aber als ich mich über die Familientradition hinwegsetzte und in die Marine statt in ein Kavallerieregiment eintrat, gab das eine Menge böses Blut. Vater spuckte Gift und Galle, drohte gar damit, das Familienvermögen meinem nächstjüngeren Bruder zu hinterlassen. Bis zu meiner Beförderung zum Oberleutnant vor drei Jahren hätte er nur meine Apanage
kürzen oder streichen brauchen ! Von meinem Gehalt alleine hätte ich nicht leben können, schon die Drohung hätte gereicht, und er hätte mich in der Hand gehabt. Aber dazu kam es nicht. Ich erfuhr nie, ob er es einfach nicht über sich brachte, oder ob ich die Tatsache, daß ich nun der Familie und unserem Vermögen vorstehe, nur daher
kommt, daß Vater im letzten Jahr in Rumänien vor dem Feind blieb, der fünfte unserer Familie seit 1914, der sein Leben für Kaiser, Volk und Vaterland gab. Drei Jahre
war ich vor dem Krieg auf Torpedobooten gefahren, war bei Helgoland verwundet worden und, auf eine größere Einheit kommandiert, an der Doggerbank dabeigewesen. Mein Friedrich August Kreuz II. Klasse 'für Tapferkeit vor dem Feind' war wohl eher ein Trostpflaster für meine Verwundung, eine Verleihungspraxis, von der böswillige
Zungen bisweilen munkeln. Man soll nicht alles glauben, was man hört, aber irgendwo müssen diese Gerüchte ja herkommen, nicht ? Aber alles in allem war das nur die
Vorbereitung auf Folgendes gewesen. Ich war nie ein zu technisch versierter Mensch gewesen und die U-Bootwaffe hatte vor dem Krieg nicht wirklich geglänzt, aber nach
der Heldentat Otto Weddigens hatte auch ich mich inspiriert gefühlt und so ein Versetzungsgesuch zu den U-Booten eingereicht. Diesem ersten gesuch folgten weitere, die aber zunächst ohne greifbare Resultate blieben.

Ich passierte die salutierende Wache in Gedanken versunken und registrierte sie eher, als sie zu bemerken. Als nach der langen Zeit des Wartens die Flotte zur Schlacht
in Richtung Skagerrak zog, hatte ich nach der Genehmigung meines Gesuchs die ersten Vorbereitungslehrgänge hinter mir und saß in dem Zug, der mich nach Pola bringen würde, wo ich meinen Dienst anzutreten gedachte. Die nächsten zehn Monate sollte ich als Wachoffizier auf dem U-Boot Kapitänleutnant Brinkmanns fahren, der mich in den wichtigsten Angelegenheiten unterweisen würde, und dem es natürlich auch oblag, die schlußendliche Beurteilung zu treffen, ob ich für ein eigenes Kommando fachlich und charakterlich geeignet war. Es dauerte etwas, bis ich mich an das Leben in der Röhre gewöhnt hatte und noch länger, bis ich von der Gemeinschaft an Bord als vollwertiges Mitglied akzeptiert wurde. Ich mochte wie ein Seekadett anmuten, kindisch und unstatthaft, aber mein Aufenthalt verstärkte in mir noch das Gefühl, daß die Bordgemeinschaft Teil von etwas verwegenen war. Man mochte fast sagen, als umwehte sie ein Hauch von Abenteuer. Dieses Gefühl nährte sich natürlich vor allem durch unsere Operationen im Mittelmeer. Brinkmann war ein guter Lehrer, auch wenn ich dachte, daß es noch einige Defizite gab, lehrte er mich viel. Anfang März 1917 verließ ich das Boot. Ich wäre gern länger geblieben, aber Brinkmann erwartete einen neuen Kommandantenschüler und meinte, das bißchen, was noch fehlte, würde ich schnell selber lernen. Versehen mit einigen guten Ratschlägen und einer Einladung, bei Gelegenheit einmal nach Emden zu kommen, ließ ich Istrien hinter mir und folgte meinem Versetzungsbefehl nach Helgoland, wo man mir mein eigenes Kommando übergeben würde.

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(Die Mannschaft von Otto Weddigens U 9, an der wir uns orientiert haben)

Ich hatte mich bereits mit den technischen Daten meiner neuen soldatischen Heimat vertraut gemacht und auch die verfügbaren Akten der Mannschaft durchgesehen sowie von ehemaligen Vorgesetzten Referenzen eingeholt, soweit ich sie erreichen konnte. Neben einem Torpedoboot war mein neues Kommando nahezu winzig, jedoch trotzdem größer als das Boot auf dem ich im Mittelmeer gefahren war. Die Mannschaft war gut ausgebildet und motiviert, allerdings auch überwiegend noch nicht lange in der Marine. Zwar waren alle ausreichend seefest, aber nur wenige hatten echte Kampferfahrung. Als solches war ich froh, auch routinierte Fahrensmänner bei mir zu wissen. Als ich zum Anleger kam, waren die Männer bereits angetreten. Ich sah Theodor Schulte, Wachoffizier und gerade zum Oberleutnant zur See befördert. Ein strebsamer und kompetenter Mann, war vorher auf Kreuzern gefahren. Bei seinen vormaligen Chargen war er nicht sehr beliebt gewesen, auf einem Kreuzer kein allzugroßes Problem, aber ein Warnzeichen und auf einem kleinen Boot wie unserem potentiell gefährlich ! Ich kannte ihn ja noch nicht persönlich, hatte aber einen Verdacht, was Sache war, und beschloß, ein Auge darauf zu haben, wie er hier mit seinen Untergebenen umging. Daneben stand Marineingenieur Günther Schröder, man könnte sagen der wichtigste, aber interessanterweise auch der rangniederste Offizier an Bord. Der junge Kölner war eine Kapazität auf seinem Gebiet wie man mir versicherte, allerdings war das Boot seine erste Seedienstposten seit der Ausbildung und er war wohl auch im Umgang mit seinen Untergebenen nicht strikt genug und auch sonst etwas unmilitärisch. Ich wunderte mich, ob man ihn irgendwo weggelobt hatte, aber das wollte ich schon noch herausfinden. Meine beiden Deckoffiziere hingegen waren alles, worauf ich hatte hoffen können.

Obermaschinist Adolf Bremer, ein kleiner und gedrungener Essener mit langsam schütter werdenden Haaren, wirkte auf mich trotz alledem sehr energisch und seine lange
Dienstakte hatte nur Gutes zu berichten. Er hatte bereits zuvor auf U-Booten gedient und auch schon einige Feindfahrten mitgemacht. Dasselbe galt für seinen Nebenmann, den etwas größeren, kugeligeren und beinahe kahlen Obersteuermann Gerhard Marek aus Holstein. Wären die Uniformen nicht gewesen, jeder Betrachter der Szene hätte wie selbstverständlich angenommen, daß Boot und Mannschaft diesen beiden Männern gehören mussten. Dazu kamen die übrigen Männer. Zwei Bootsmannsmaate, zwei U-Obermatrosen, zwei U-Matrosen und ein U-F.T. Gast als Besatzung über Deck. Dazu unter Deck drei Obermaschinistenmaate, zwei Maschinistenmaate, drei U-Oberheizer, vier U-Heizer und zu guter Letzt noch zwei Obermaschinistenanwärter, die wohl noch kurzfristig zugeteilt worden waren, denn ihre Dokumente waren noch nicht vollständig eingetroffen. Aber über (gut, eigentlich hinter) dem Ganzen stand natürlich unsere neue Heimat für die vorhersehbare Zukunft.

http://www.uk-u28.de/images/ucii_sw.jpg
http://uboat.net/media/wwi/boats/types/ucii.gif

Seiner Majestät UC-83, ein Minenlegerboot vom Typ UC-II, erst im Herbst 1916 von Blohm und Voss in Hamburg an die Marine ausgeliefert und kommissioniert. Ein modernes Doppelhüllenboot mit einer Länge von 49,4 m, einer Breite von 5,2 m und einem Tiefgang von 3,7 m. 2 250 PS Schiffsdiesel erzeugten eine Höchstgeschwindigkeit von 11,6 kn über Wasser und 7 kn unter Wasser, bei einer Reichweite von 9400 sm bei 7 kn Marschfahrt. Bweaffnet war unser Boot mit 4 Torpedorohren mit 8 50 cm Torpedos, einem 8,8 cm Deckgeschütz sowie einem Maschinengewehr und Kapazitäten zum Verstauen und Auslegen von 18 Seeminen. Eine formidable Waffe ! Der Anblick machte mir wieder die mir zugedachte Verantwortung, aber auch das mir entgegengebrachte Vertrauen bewußt und ich war fest entschlossen, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Nachdem Schulte und Schröder Boot und Mannschaft klar gemeldet hatten, verbrachten wir die nächsten Tage mit Erprobungsfahrten, Tauchversuchen und Übungen, um die Mannschaft für den bevorstehenden ersten Einsatz unter Kriegsbedingungen vorzubereiten. Von kleineren Kinderkrankheiten abgesehen, war ich mit der Leistung der Männer und dem Zustand des Bootes zufrieden. So konnte die erste Feindfahrt kommen !