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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : CIV 5 ACW - Confederate AAR



GenLee
24.06.20, 15:30
Werte Regenten!

Hiermit möchten wir an dieser Stelle einen AAR zum Sezessionskrieg ankündigen, zu dem wir hoffen noch heute das erste Kapitel liefern zu können. Bedingt durch viel (untätige) Zeit zuhause - wie ja manch andrer vielleicht auch - verbringen wir erheblich mehr Zeit mit spielen als sonst. Recht früh kam uns der Gedanke, einen AAR zu unseren Strategischen Runden zu verfassen, um neue Anreize zu bekommen, den Spaß zu teilen und auch mal etwas aus der Routine zu kommen.

Eigentlich wollten wir einen HoI4 Japan AAR schreiben, aber nachdem uns im dritten Ãœbungslauf in Folge die Flotte versenkt wurde, ohne das wir uns schlauer fühlten (in China wurden wir jedes Mal besser) ging die Lust verloren. Dachten wir jedenfalls, aber dann stellten wir fest das wir doch noch schreiben wollten. Aber nichts wo uns im Juni '41 die Aufbauarbeit der gesamten Spielzeit in einer halben Stunde abhandenkommt. Also haben wir uns für dieses kleine Scenario aus CIV5 entschieden, auch mit nostalgischer Erinnerung an die Zeit unseres Beitritts zum SI-Forum, als wir gerade sehr viel zum Amerikanischen Bürgerkrieg lasen und das Thema in den Prioritäten unserer Interessen erheblich höher stand als heute.

Wir hoffen einige Leser unterhalten zu können und das Ganze auch fertig zu bekommen. Sollte aber machbar sein, die Übungsrunden waren jeweils Ein-Tagessitzungen. Inwieweit wir das ganze mit mehr als Screenshots bebildern wissen wir noch nicht, mit Sicherheit gäbe es eine große, gute Auswahl an Schlachtengemälden und ja tatsächlich auch einige Fotographien, das müssen wir dann mal sehen.

Wir hoffen ja eigentlich, nicht darauf hinweisen zu müssen, aber da es ja gerade wieder an Relevanz gewinnt (gerade bei Freunden auf der anderen Seite des 'Teichs'):
Wir verfolgen hier keine politische Agenda und hoffen, dass das alle anderen auch so handhaben mögen. Sollten wir es ungewollter Weise schaffen etwas schrecklich unanständiges zu schreiben bitten wir um eine PN.

GenLee
24.06.20, 18:05
In 90 Tagen wieder zu Haus!


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I – Fort Sumter

15. April 1861, 18:30 Uhr
„Nun ja, eine Reaktion hatten wir ja erwartet.“ Präsident Jefferson Davis wandte sich an die im Raum versammelten Männer. Alexander Hamilton Stephens, sein Vizepräsident. Außenminister Robert Augustus Toombs. Kriegsminister Leroy Pope Walker und zuletzt Stephen Russell Mallory, Marineminister.
Eigentlich sollte auch Christoper Memminger hier sein, aber der Finanzminister befand sich auf einer wichtigen Sitzung mit Vertretern der Gießerei- und Stahlwerke.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0c/ConfederateCabinet.jpg
Die Gründerväter der CSA

„Ich denke, eigentlich spielt uns Lincoln in die Karten.“ ergriff Toombs das Wort „Indem er uns vor der Welt aussehen lässt wie eine Bande Strauchdiebe, die er innerhalb dreier Monate in die Schranken weisen kann, gibt er uns eine goldene Chance den Großmächten in Europa zu beweisen, dass wir als Nation ernstzunehmend sind.“
Er machte eine Pause, fixierte Davis und Walker „vorausgesetzt natürlich, wir lassen ihn und seinen 'Call' so spektakulär wie nur irgend möglich auflaufen.“ Sowohl Davis als auch Walker gingen nicht sofort auf die Spitze ein.
Toomb hatte die Wahl zum Präsidenten verloren und war auf das Amt des Außenministers vertröstet worden, aber sein Ehrgeiz und seine Tendenz sich übermäßig schnell übergangen und/oder beleidigt zu fühlen, waren in den oberen Zirkeln der Konförderation bereits bekannt.
//Bloß nicht provozieren lassen – wie Mutter immer sagte: Vorsicht auf dünnem Eis// dachte Walker und antwortete bevor die Pause zu lang werden konnte:
„Natürlich hätten einige Tage, vielleicht sogar zwei Wochen, Vorbereitung mehr nicht geschadet, aber wir sind weit davon entfernt dem Norden ausgeliefert zu sein. Es konnten bereits mehrere Milizen neu aus- und umgerüstete werden, mehrere Abteilungen Geschütze wurden zusammengezogen und zwei Kavallerieeinheiten in Regimentsstärke patrouillieren die Grenze, je nachdem wie Minister Memmingers Verhandlungen verlaufen kann Mallory seinen Plan für den Flottenausba –“ weiter kam er nicht.
„Wenn ich sie hier kurz unterbrechen muss“ schritt Präsident Davis – Formal Oberbefahlshaber der Truppen – ein „Aber von Flottenbau kann keine Rede mehr sein. Wir haben erst drei Abteilungen Artillerie, um die Formulierung 'mehrere' hier einmal hart zu demaskieren. Das ist natürlich keineswegs ihre Schuld, Minister Walker, aber wir können hier unter uns offen sein und müssen es natürlich auch um sinnvoll planen zu können.
Auch die Infanterie, von der sie sprachen, ist größtenteils noch weit verstreut und keineswegs an der Front konzentriert. Glücklicherweise hatte ich in letzter Zeit Gelegenheit, mit einigen Gentleman die Möglichkeit eines Kriegsausbruchs, ungefähr zum jetzigen Zeitpunkt, zu diskutieren. Wie Eingangs erwähnt, reagieren musste die Union auf Sumter. Zuerst war da die Vorausplanung mit Minister Mallory, bei der wir uns einig waren, dass wir es uns nicht leisten können im großen Umfang Fregatten auszurüsten. Führen wir uns vor Augen, dass ein solches Schiff normalerweise mit 38 Kanonen bestückt wird, entspricht eine einzige Fregatte also fast zehn Batterien des Landheeres.
Solange wir es uns aber nicht leisten können, in nennenswerten Umfang Krieg zur See zu führen, soll heißen der Zahl oder der Qualität unserer Schiffe nach, da sind Minister Mallory und ich uns einig, werden wir auch keine Kriegsschiffe bauen. Die frei werdenden Werftkapazitäten werden wir statt dessen in die Umrüstung und Vorbereitung von Schiffen für die Atlantiküberquerung, als Blockadebrecher, nutzen.“
Der Minister der Marine nickte auf den fragenden Blick des Außenministers hin bestätigend.
„Zu Fragen der Kriegsführung“ fuhr der Präsident fort „jenseits der Tätigkeiten zur Vorbereitung von Minister Walker, habe ich mit General Johnston die generell Handlungsweise besprochen, die Pläne möchte ich nun kurz umreißen:“

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„Hier in Richmond haben wir zur Zeit drei Miliztruppen in Divisionsstärke, diese sollen nach Norden über Fredericksburg nach Manassas marschieren. Johnston hat vorgeschlagen, diese Truppen direkt gegen Alexandria in Marsch zu setzen, aber ohne Artillerie wäre das verschwendet.“
„Aber wir haben doch eine Abteilung Artillerie hier bei uns?“ wand Vizepräsident Stephens ein, womit er den Anderen im Raum nur Augeblicke zuvor kam. Er misstraute Davis und seiner Politik und witterte eine Intrige um ihn, oder einen anderen im Raum, vorzuführen, war doch das Symbol für die Kanonen klar auf der Karte zu erkennen.
„Diese, mein lieber Stephens“ erwiderte der Präsident, ohne erkennen zu geben ob er die persönliche Anrede in Missachtung oder Anerkennung der tatsächlichen Umstände wählte „wird nach Fort Monroe verlegt, um unsere dort befindliche Division bei der Abriegelung und Isolierung desselben zu unterstützen.“

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„Falls es einem der werten Kollegen entgangen sein sollte“ brummte zu dieser Gelegenheit Mallory und tippte auf den James River „haben wir hier bereits zwei fertig beladene und auf Kurs befindliche Blockadebrecher, der Ladungswert - sollten beide durchkommen - genügend um drei Divisionen aufzustellen.“

„Kommen wir – bevor wir uns der Front zuwenden – noch kurz auf die Gegebenheiten hier in Virginia zu sprechen:“

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„Im äußersten Süden haben wir mit Lynchburg eine von nur zwei Städten im ganzen Staat, wo wir ohne weiteres Kavallerie ausbilden können, die Stadt ist an das Eisenbahnnetz angebunden, allerdings erfordert der große Abstand zur Front einen umsichtigen Einsatz unserer berittenen Truppen, Ersatz könnte Tage auf sich warten lassen. Nördlich von Lynchburg haben wir mit Staunton das südliche Ende des Shenandoahtal – wirtschaftlich von äußerster Bedeutung für den Staat und die gesamte Konföderation, ist die Region infrastrukturell leider kritisch unterentwickelt“
Obwohl der Präsident bis jetzt jede Reaktion auf eventuelle persönliche Animositäten unterlassen hatte, stockte er hier kurz und blickte zu Toombs. Im Sitzungsaal wäre es niemals aufgefallen, da der Präsident den Blick auch nicht mit Mimik oder Emotion begleitete, aber in einem Raum mit nur fünf Anwesenden musste es auffallen.
Toombs war seit der Geburt der neuen Nation gegen einen staatlich finanzierten Ausbau der Eisenbahn.

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„Am nördlichen Ausgang des Tals steht General Johnston mit drei Divisionen und einer Abteilung Artillerie. Seine Bewegungen werden von einem feindlichen Kavallerie-Regiment beschattet, aber ohne eigene Reiter kann er diesen Feind kaum vertreiben. Für seinen eigentlichen, mit mir besprochenen Plan stellen diese Kavalleristen auch kein Risiko da: er wird mit seinen Truppen die Waffenfabriken der Union in Harpers Ferry einnehmen und nach Möglichkeit für uns sichern. Unabhängig von der Möglichkeit, dort selbst die Produktion aufzunehmen, sichern wir damit das Shenandoahtal und verringern die Produktionskapazitäten des Feindes.
Im Anschluss werden diese Truppen sich auf eine Verteidigung der Linie Martinsburg-Harpers Ferry-Leesburg vorbereiten, während General Johnston sich nach Manassas begibt.

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Dort erwarten ihn aktuell drei Divisionen Infanterie, zwei Regimenter Kavallerie und eine Abteilung Artillerie. En route sind wie vorher besprochen drei weitere Infanteriedivisionen aus Richmond. Die vor Ort befindlichen Truppen sollen vor allem ihre Position gegen Übergriffe der Union verteidigen, bis General Johnston und die Verstärkung aus Richmond eintrifft.

Kommen wir auf die Union zu sprechen:

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Wir haben keine Aufklärungserkenntnisse über Truppenbewegungen, aber wir können zumindest die wirtschaftliche Aufstellung von hier aus abschätzen. Der Großteil der Siedlungen in Maryland ist auf einem ähnlichen Stand wie unsere Siedlungszentren, aber sie sind wesentlich dichter verteilt, was die Marschzeiten verkürzt, dem Feind aber auch nicht viel strategische Tiefe lässt.
Dann gibt es natürlich die zwei Ausnahmen die prägnant ins Auge springen: Washington ist für sich schon größer als jede Stadt in Virginia, Hölle wahrscheinlich der Konföderation. Und Baltimore.“
Jefferson Davis verstummte, einen kurzen Moment, bevor er weitersprach, in sich gewand. Vielleicht kaute er dabei auf der Innenseite seiner Wange.
„Baltimore ist alleine so groß wie die zwei größten Städte in Virginia zusammen. Pause. Dort produzieren sie in Umfängen -“ Der Präsident brach ab und schüttelte den Kopf.
„Baltimore ist ein Problem.“
Die Besprechung dauert danach nicht mehr lange, die wenigen Fragen der Anderen vier wurden von Jefferson Davis beantwortet, danach verabschiedete man sich. Der Präsident blieb zurück. Er wartete auf seinen Finanzminister, der auf seiner Besprechung wahrscheinlich gerade die Entscheidung herbeiführte, wie gerüstet die Truppen der Konföderation in den Krieg zogen.

Es war kurz nach 11 Uhr Nachts, als ein Bediensteter den Minister ankündigte. Davis blickte auf, Memminger sah aus als hätte er zwei Tage am Stück nicht geschlafen.
„Und?“ fragte der Präsident
Memminger nickte. „Es ist geschafft, Herr Präsident.“

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„Sobald wir die Pläne zur Mobilmachung in 16 Tagen umgesetzt haben, können wir die freigewordenen Mittel in Projekte zum Maschinenbau investieren. Die Stahl- und Gießereiwerke werden sich auf diese neuen Aufträge vorbereiten. In 32 Tagen können wir mit dem Abschluss groß angelegter Ausbildungsprogramme für Eisenbahn-Ingenieure und der entsprechenden Arbeiter rechnen, während die Industrie sich im kommenden Monat darauf vorbereitet, im Anschluss den Ausbau des Eisenbahnnetzes zu bedienen. Die Kosten für all diese Programme legen die Werke und Betreiber vor, in fester Erwartung voller Bezahlung in etwas über einem Monat.“
„Sehr gut, herausragende Arbeit Minister. Bitte, ich sehe das sie erschöpft sind: gehen sie nach Hause.“
„Vielen Dank, eine gute Nacht.“
Davis nickte, seine Gedanken waren bereits abgeschweift.

Vielleicht würden sie den Vorstoß der Union vollständig abschmettern. Vielleicht würden die Großmächte sich dazu herablassen ihnen zu helfen. Aber auf jeden Fall würden sie sich nicht darauf verlassen müssen.
Sie würden Infrastruktur und Industrie auf diesen Krieg vorbereiten.

Auf keinen Fall müsste Davis sich darauf verlassen, dass strategisch notwendige Innovationen nicht doch noch durch kurzsichtige Kabinettsmitglieder verschleppt würden. Nein, Jefferson Davis würde brav genau das tun, was das Kabinett beschloss zu tun.
Aber mit der Hilfe Stephen Mallorys und seiner Blockadebrecher würde er sich – heimlich still und leise – einen eigenen Fond beschaffen. Einen aus dem er die Industrie in einem Monat bezahlen konnte.

Blieb zu hoffen das genug von ihnen durchkamen.

hohe_Berge
24.06.20, 23:55
Sauber. Abo getätigt.

Glück Auf

Montesquieu
25.06.20, 16:10
Frage zu ein paar Regeln:

Wachsen die Städte? Kann man noch Verbesserungen bauen und industrialisieren? Hat der Norden hier einen entscheidenden Vorteil?

GenLee
25.06.20, 18:16
Die Städte wachsen aber wir können keine Verbesserungen bauen, außer Eisenbahnlinien (und Zitadellen gegen Auflösung der Baueinheit, ziemlich OP, planen wir nicht systematisch zu machen).
Der Norden hat mit Washington und Baltimore wie vorgestellt erheblich stärkere/größere Produktionsstädte, in denen sie geschätzt doppelt so schnell produzieren wie wir.
Durch die Frontnähe der Union-Produktion erhält die KI außerdem erheblich schneller Ersatz als wir. Der Vorteil ist vorhanden und nicht zu unterschätzen, allerdings würde er in einem für die CSA negativ verlaufenden Krieg abgeschwächt werden, da die Front von der Produktion wegwandert und in einem für die Union negativ verlaufenden Krieg drohen dem Norden erheblich früher als uns relevante Produktionsausfälle.

Der Vorteil der Union ist solange entscheident, wie der Norden die Kämpfe am Potomac halten kann.

Bigfish
27.06.20, 14:16
Ein Civil War AAR mit Civilization? Was es nicht alles möglich ist heutzutage! Wir folgen gespannt!

GenLee
28.06.20, 17:17
II – Marsch zur Front


16. April 1861, 12 Uhr

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General Johnston stößt mit seinen Truppen wie geplant auf Harpers Ferry vor – und erlebt eine Überraschung. Die Sicherung der Fabriken im Talausgang ist erheblich schwerer als im Voraus geplant.
Die Pläne müssen noch vor dem ersten Feindkontakt überarbeitet werden – Sendreiter brechen auf um die Truppen in Manassas über die Veränderungen zu informieren.


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Statt sich in Manassas einzugraben wie vorgesehen, müssen die Milizionäre so schnell wie möglich auf Fairfax vorstoßen um dort eine Verzögerung der Union vorzubereiten. Dort befindet sich nur eine einzige Abteilung Infanterie, die eigentlich als Nachhut für die Absetzbewegung der CSA auf Manassas dienen sollte.
Die Truppen sind allerdings nicht in der Lage, in der Kürze der Zeit die Distanz zwischen den beiden Städten zu überwinden. Damit die Truppen des Nordens nicht in die entstehenden Lücken stoßen können, müssen die Kavallerie-Regimenter des Südens in die Breche: sie rücken vor um nördlich und südlich von Fairfax die Bewegungen des Feindes zu stören.
Während das südliche Regiment mit dem Wald wenigstens leicht geschützt ist, ist das nördliche Regiment völlig exponiert. Auch wenn es den Soldaten dort nicht bewusst ist, ihre Kommandanten wissen das ihr Regiment das erste Opfer des Krieges werden könnte.


18 Uhr

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Unsere tapferen Jungs verteidigen sich gegen einen gemischten Unionsangriff

Aber es sollte anders kommen:
Nicht der tapferen Kavallerie würde es abverlangt werden, sich des ersten Angriffs der Union zu erwehren, sondern der Vorausabteilung General Johnstons bei Harpers Ferry. Ein Regiment Unionskavallerie und eine grüne Division der Union versuchten am späten Nachmittag die Truppen wieder zurückzuwerfen.
Obwohl die Soldaten eigentlich nicht erwartet hatten, plötzlich selbst die Verteidigerrolle übernehmen zu müssen, gelang es General Johnston die grünen Truppen neu zu ordnen und erfolgreich ins Gefecht zu führen.

Auf freiem Feld hatten sie zwar keine Deckung, aber vom Bahndamm der Eisenbahnlinie aus wenigstens den perfekten Überblick über das Schlachtfeld. Die einzelnen Gruppen der Linieninfanterie trafen bei guten Wetter und ohne Ablenkung durch Artillerie aufeinander.
Nach zwei Stunden erbitterten Schusswechseln, ohne das eine von beiden Formationen versucht hätte den Nahkampf zu erzwingen, tauchten an der linken Flanke der Division plötzlich die Kavalleristen auf, die am Tag zuvor noch General Johnson beschattet hatten.
Im stürmischen Galopp überwanden sie die Distanz, bevor die Infanteristen mehr als eine Salve zur Verteidigung abgeben konnten. Obwohl im ersten Moment überrascht und verängstigt gelang es den Truppen sich unter der Führung ihres Generals neu zu gruppieren.
Der Kommandant der Unionsreiter verpasste den Moment, seine Truppen zu lösen und es gelang unserer Infanterie, fast das gesamte Regiment in einen erbitterten Nahkampf zu verwickeln. Im Kampf mit der mit Bajonetten bewehrten Infanterie stiegen die Verluste der Kavallerie immer weiter, bevor die Überleben schließlich einen unorganisierten Rückzug antraten.
Die Infanterie des Nordens hatte zu diesem Zeitpunkt ihrerseits das Feuer eingestellt, wohl um die eigene Kavallerie nicht dem Risiko eines Kreuzfeuers auszusetzen.

Vielleicht lag es letztlich an der völligen Unerfahrenheit beider Seiten mit einem scharfen Gefecht, vielleicht hatten die Kommandanten der Union auch überstürzt gehandelt, aber die Truppen der Nordstaaten hatte nicht die nötigen Reserven um im ersten Aufeinandertreffen eine Entscheidung zu erzwingen.
Die Verluste bei der Divison des Nordens werden mit etwa 30 Prozent angegeben, die Kavallerie verlor etwa drei Viertel ihrer Kräfte. Die eigenen Verluste wurden mit nicht ganz 50 Prozent angegeben.

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Truppen der Union versuchen ohne Kampf in die Lücken bei Fairfax vorzustoßen


Im Gegensatz zu Harpers Ferry kommt es bei Fairfax nicht zu Kämpfen. Damit entwickelte sich die Lage an der Front entgegengesetzt zu den Erwartungen:
Die im Handstreich zu nehmende Unionsfabrik ist schwer verteidigt, wohingegen im Raum Fairfax-Manassas am ersten Tag nach Lincolns Herausforderung die Kämpfe ausbleiben.

Das Außenministerium legt Präsident Davis am späten Abend ein Memo vor, in dem vermutet wird, dass die Kämpfe in Fairfax ausblieben, da die Siedlung sich offiziell zur Konföderation bekannt hatte. Harpers Ferry war dagegen loyal zur Union, womit die ersten Toten des Konflikts (außer den Kanonieren des fatalen Saluts von Fort Sumter) Folge eines bewaffneten Vordringens konföderierter Truppen auf Nordstaaten-Gebiet waren.
Das Außenministerium erwartet, dass die Union diesen Umstand in Europa vermarkten wollen wird.


III – Initiative erhalten

17. April 1861, 9 Uhr


General Johnston warf noch einmal einen Blick auf die Karte mit der aktuellen Lage, bevor er die Augen seinem gerade eintretenden Gast zuwandte:

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[Off: Jede Division beginnt das Spiel nach ihrer Aushebung als 'Greenhorn' und erhält in Folge einen 20% Debuff auf alle Kampfhandlungen, den sie nach dem ersten Gefecht verliert und einen zufälligen General, wieder in Form eines Buffs, zugeteilt bekommt. Hier haben wir jetzt für unsere erste Division einen der im Szenario nützlichsten Generäle überhaupt erwischt – ein großer Glücksfall.]

Er hatte General Bell aus zweierlei Gründen zu sich bestellt, zum einem wollte er ihm die wohlverdiente Gratulation für das gut geführte Gefecht aussprechen, zum anderen den heutigen Tag besprechen.

Nach dem kurzen Geplänkel der Begrüßung kam Johnston sofort zur Sache:
„Also General, der Plan ist wie folgt: wir beginnen in einer Stunde mit dem Beschuss der Division, mit der sie gestern zu tun hatten, durch unsere Geschütze. Sie gehen unter dem Feuer ebenfalls zum Angriff über.
Die grünen Divisionen leisten ihnen von den Flanken aus Unterstützung, allerdings liegen deren Hauptziele derart, dass sie nicht mit einer massiven Zangenbewegung rechnen können.
Sollte der Feind dieser konzentrierten Aktion widerstehen, dann wiederholen sie den Angriff, wobei die Artillerie sie dabei nicht erneut wird unterstützen können.
Sollte der Feind zwei ihrer Angriffe abwehren können, muss die nördliche Divison den Sieg sichern. Ich würde allerdings lieber deren Kräfte für den unweigerlichen Sturm auf Harpers Ferry schonen.
Gelingt es ihnen allerdings den Feind im ersten Angriff zu werfen, rücken sie nicht weiter auf Harpers Ferry vor, sondern wenden sich nach Süden auf die frei stehende Fabrik. Sie sichern mit ihrer Division die Anlage vor Zugriff durch die Union und bedrohen gleichzeitig deren Batterie. Sollten sie feststellen, dass sie diese Ziele erfolgreich erfüllen können, senden sie einen Boten an die südliche Division.
Diese wird dann einen Angriff auf die Artillerie-Stellungen der Union führen. Ich denke nicht, dass wir deren Stellungen heute einnehmen können, aber wenn wir die Bedien- und Begleitmannschaften reduzieren, wird der zwangsläufige Gegenschlag der Union erheblich leichter ausfallen.
---
Ach und General? Präsident Davis beabsichtigt ihre Division als '1st Division, Army of Virginia' noch heute der Presse mit einer Schilderung ihres gestrigen Sieges vorzustellen. Es wäre dem Präsidenten also ganz angenehm, wenn er auch morgen noch über seine 'First' verfügen könnte. Sie können dann gehen“

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Konföderierte Truppen attackieren den Feind vor Fairfax

[Off: Auf dem zweiten Bild einmal eine Übersicht der Kampfmodifier – Jede Einheit nach der ersten gibt der angreifenden Einheit einen 10% Bonus, hier also satte 40%. Die Truppen der CSA erhalten außerdem alle den Bonus des 'Rebell-Yell' in Höhe von nocheinmal 10%. Für uns negative Modifier sind rot eingefärbt - Unsere Einheit ist 'grün' verliert also 20% (was im Log aber immer falsch angezeigt wird, in diesem Fall als 'Angriff offenes Gelände') der Feind hat seinen Großen General in der Nähe, plus 10% für ihn. Die Schlacht findet auf ebenem Gelände und ohne Eingrabungen statt, ansonsten würde der Verteidiger weitere Boni erhalten.]


Östlich von General Johnston entwickelte die Lage sich durchwachsen. Die Truppen mussten größtenteils aus eigener Initiative, allenfalls mit den Kommandanten der jeweils benachbarten Gruppen ein Vorgehen gegen die Union entwickeln.
Der allgemein gehaltene Befehl von Johnston an die Verbände hatte gelautet, den Feind schon bei Fairfax zu binden und verzögernd auf Manassas zurückzufallen. Zur Überraschung aller hatte die Union dann allerdings nicht das Feuer eröffnet, was nunmehr den Truppen des Südens die Chance gab mit voller Truppenstärke loszuschlagen.
Die Kämpfe des Tages wurden durch die südlich von Fairfax stehenden Batterien der Artillerie eröffnet, die sich zwei gemächlich auf sie zu marschierenden Divisionen der Union gegenüber sah. Meldereiter der Kanonen alarmierten die Infanterie im Norden, da deren Eintreffen – falls sie kamen – aber dauern würde, wurde beschlossen das Gefecht aufzunehmen und auf keinen Fall kampflos die rechte Flanke der konföderierten Truppen freizugeben.
Die in den Reihen der blauen Infanterie einschlagenden Geschosse, zusammen mit der Bedrohung der Kavallerie im Walde brachte den Vormarsch der Union im sicheren Abstand zu den eigenen Geschützen zum stehen.
Die Kommandanten der Miliztruppen verständigten sich in der von den Kanonen erkauften Pause darauf, die aktuelle Verteilung der Infanterie auszunutzen und den Schwerpunkt der Operationen bei Fairfax an der linken Flanke der Armee zu setzen.
Gemeinsam mit dem nördlichen Kavallerie-Regiment, sowie den zwei Divisionen Garnison bei Fairfax konnte man eine Division der Union von fünf Seiten zugleich bedrohen. Der Entschluss wurde gefasst, diese exponierte Division in einem entschlossenen Zug zu vernichten.
Allein, dass das Schicksal den Entschluss der Offiziere nicht mittragen wollte. Der Kommandant der vorgeschobenen Garnisonsdivision wollte den Feind nicht direkt angreifen, da er fürchtete sonst das Risiko eingehen zu müssen die gerade erst angelegten und vorbereiteten Positionen einem Handstreich der Union zu überlassen.
Ebenfalls nicht zum Angriff traten die Truppen aus Fairfax selbst an, da ein junger Offizier die Unordnung in den Reihen der Unionstruppen am südlichen Rand der Siedlung sah (wo immer noch die Geschosse der Artillerie niedergingen) und er hoffte mit einem entschlossenen Ausfall das Chaos bei der Union weiter zu verstärken.
Gleichfalls im Glauben auf eine günstige Gelegenheit griff der Kommandant der nördlichen Kavallerie nicht die exponierte Infanterie an, sondern unternahm mit seinen Reitern einen Angriff auf eine Batterie der Union, in deren rechter, offener Flanke er sich unversehens wiederfand.
Zum Wohle unserer Truppen wirkte sich allein aus, dass der Kommandant der Union tatsächlich seine Division in fünf gleich starke Gruppen geteilt hatte, um allen fünf Bedrohungsvektoren Rechnung zu tragen. Gegen den tatsächlich dann nur von zwei Divisionen vorangetragenen Angriff konnten diese sich nicht rechtzeitig und auch nicht vollständig sammeln.
Vielleicht wäre es bei einem Zahlenverhältnis von 2:1 auf dem Feld unseren Truppen auch gelungen, den Feind trotz aller Widernissen zu schlagen, doch dann machte sich am späten Nachmittag die Unerfahrenheit der eigenen Truppen bemerkbar. Trotz erbittertster Angriffe hatte die Union zu diesem Zeitpunkt ihre Position behaupten können und obwohl die Ausfälle bei den Truppen des Südens erheblich niedriger waren als beim Norden, waren unsere braven Jungs schlicht und ergreifend ermüdet und demoralisiert.
Gegen sie gearbeitet hatte außerdem das Faktum, dass die Verteidiger auf dem Schlachtfeld zwei Mal dem Anschein nach durch Reserven verstärkt worden waren, woraufhin die Angreifer von Positionen aus unter Feuer genommen worden waren, die sie vorher mühsam nieder gekämpft hatten.
Tatsächlich hatte es bei diesen 'Verstärkungen' zwar lediglich um die detachierten Einheiten der Verteidiger gehandelt, die nun in aller Eile zum Kampfplatz eilten, aber als gegen sieben Uhr am Abend immer noch das Banner der Union über dem letzten umkämpften Punkt der Ebene – einigen Bauernhäusern – wehte, brachen die Truppen der CSA ihre Angriffe ab.
Hätten sie gewusst, dass zu diesem Zeitpunkt den Verteidiger nur noch weniger als jeder zehnte Mann der Sollstärke geblieben war, hätten sie vielleicht einen letzten Versuch zum Sturm unternommen, und wohl auch Erfolg gehabt.
So aber waren die Männer ohne Lust und auch die Offiziere fürchteten sich, denn nachdem man den ganzen Tag über zwei Mal überraschend Feinde in offenen Flanken gehabt hatte, sahen sie hier das Risiko erneut in einen Hinterhalt zu laufen.

So hätte sich einem konförderierten Oberbefehlshaber am Abend dieses Bild des Schlachtfeldes geboten:

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Die Kavallerie hatte nach Ende des Schießens sich des Hilferufes der Kanoniere erbarmt und ihre Positionen zugunsten der Geschütze verlagert. Zwar waren die Reiter denkbar schlecht darauf vorbereitet, defensiv zu kämpfen, aber wieder war ihren Kommandanten klar, dass das der Preis des Schlachtfelds war und der Schutz der Geschütze höher wog als ihre Pferde.



23:40 Uhr

Präsident Jefferson Davis war mit den Meldungen des Tages fast fertig, als ein Diener ihn noch einmal unterbrach, um neue Papiere zu reichen. Der Präsident war denkbar schlecht gelaunt, so spät weiteres Papier zu erhalten, aber als er sah das die Depeschen beide mit einem roten Band als Meldungen des Militärs gezeichnet waren, nahm er sie doch noch zu sich.

Das erste waren die Meldungen von Johnston, der das Tagesgeschehen zusammenfasste. Bei Harpers Ferry war alles traumhaft nach Plan verlaufen – nach einem Tag Rast und mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Gegenangriff der Union später – plante Johnston am 19. April den Sturm auf Harpers Ferry und war auch guten Mutes, das dieser gelingen möge.

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Allerdings merkte er an, dass aus Leesburg berichtet wurde, dass Truppen der Union südlich des Potomac stünden. Sollte es nicht die Absicht des Feindes sein, Harpers Ferry zu verstärken, so würde ihm das zwar sehr zupass kommen, aber Kämpfe im Raum Leesburg würden fast unweigerlich seine Ankunft in Manassas verzögern.
Zu seinem großen Bedauern merkte der General weiter an, dass er keine präzisen Berichte über die Kämpfe des Tages aus Fairfax erhalten hatte und er seinem Präsidenten somit nur wenig von dort melden könne. Er hoffe aber, die dortigen Kommandanten mögen sich direkt an Richmond gewandt haben, so das Mr President wahrscheinlich sowieso mehr über die Lage dort wisse als er.
Sollte dies gleichsam der Fall sein so wäre er, General Johnston, sehr froh über die Lage dort unterrichtet zu werden.
Er schloss den Brief mit der Ankündigung, mit den Offizieren bei Fairfax bei Gelegenheit über die Wichtigkeit korrekter Dokumentation zu reden.


Die zweite Depesche war kürzer, aber ungleich beunruhigender: die auf Fort Monroe vorgestoßene Infanterie meldete Truppentransporter beim Fort.

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Nachtrag des Büros für Personalangelegenheiten:
Bei den Kämpfen des 16. April 1861 haben sich folgende Kommandaten durch jeweilige Fähigkeiten hervorgetan:
1. Division - John Bell Hood -- extra Angriff

2. Division - Theophilus Holmes -- 1 Bewegung weniger (debuff)

3. Division - Charles Field -- +15 Angriff in offenem Gelände

4. Division - Lafayette McLaws -- +30 Verteidigung auf Hügeln

5. Division - Ambrose Wright -- Befähigung zur Amphibischen Kriegsführung

Nachtrag des Büros für Feindaufklärung:
Bei den Kämpfen des 16. April und folgend verlor der Feind nach vorliegenden Meldungen 1 Division(en)



[Off: Das hat länger gedauert als gehofft. Aber jetzt ist es da. Wir hoffen, es gefällt. Da wir ab jetzt individuelle Divisionen (ein paar) haben, überlegen wir schon, wie wir die in den Screenshots am besten kenntlich machen. Außerdem wollen wir uns entschuldigen, dass die Kämpfe bei HF so wenig bebildert sind, aber wir können den Feindzug nicht wiederholen und haben erst nach unsrem eigenen drann gedacht, dass das interessant sein könnte. Für den Fall, dass wir uns bei der Bildbearbeitung als nicht ganz so unbedarft herausstellen sollten außerdem die Frage: sollen wir Pfeile für Marschbewegungen einfügen, oder reichen die Schilderungen aus den Berichten? (mehr ist immer besser, wissen wir auch, also --- doofe Frage eigentlich)]

Komischer Kunde
29.06.20, 16:42
Uns hat die Schilderung der Gefechte sehr gut gefallen. Bitte fahrt alsbald fort :-)

GenLee
03.07.20, 00:34
IV – Stahlgewitter über Fairfax

17. April, 1861

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Rauch und Flammen in Fairfax nach schwerem Artilleriebeschuss

„Donner aus der Ferne kündet vom nahendem Sturm“ - nur das im Unterschied zu Blitzen und Hagel kein Haus in Fairfax Schutz vor diesem Gewitter bieten konnte. Den gesamten Vormittag hinweg beschossen die Geschütze der Union vor allem den südlichen und nördlichen Siedlungsrand, immer wieder schlagen einzelne Geschosse aber auch verstreut im Dorfkern ein.
Die Soldaten der 2nd Division unter Theopilius Holmes, welche die Miliz in Fairfax verstärken, bekommen nun selber zu spüren, wie sich ihre Gegner am gestrigen Tag gefühlt haben müssen. Aber im Gegensatz zur Division der Union sitzen sie im Ort fest – können nicht rennen, sehen größtenteils die einkommenden Geschosse durch den Qualm der Brände nicht.
Selbst der trügerische Schutz der Häuser wird ein- ums andere Mal mit plötzlicher, brutaler Grausamkeit durchbrochen, wenn sich Wände und Balken unter dem Heulen der Kanonenkugeln in Splitter und Schrapnelle verwandeln.
Nur damit bei der nächsten Salve die heulenden Kugeln wieder über die Soldaten hinweggehen – als Vorwarnung taugt das Jaulen nichts.
Fast schon macht sich so unter Miliz und regulärer Infanterie Erleichterung breit, als das Böllern ferner Geschütze verstummt. Nur das jeder weiß, dass nun die feindliche Infanterie vorrücken muss.

Genau so kam es – und wieder zeigt sich die Unerfahrenheit beider Seiten mit diesem Krieg. Obwohl unter den Augen ihres Oberbefehlshabers und somit koordinierter und planvoller als ihre Gegner, unterschätzen die Truppen der Union auf fatale Weise den Durchhaltewillen der Konföderierten.
Vielleicht hatte man bei den Truppen der Union geglaubt, dass die Verteidiger in völliger Unordnung aus dem Dorf fliehen würden, wenn es für einige Stunden dem konzentrierten Feuer zweier Abteilungen Artillerie ausgesetzt würde.
Die nördliche Division, die am Tage zuvor nur knapp verhindern konnte eingekreist und aufgerieben zu werden, bekommt die Fehler in den Annahmen ihres Generals als erstes zu spüren:
geradezu sorglos marschieren die Reste der Division tief in die Reichweiten konföderierter Gewehre. Die erste Salve trifft sie so vollkommen überraschend, dass sie das Feuer nicht einmal erwidern können. Die wenigen Überleben rennen in wilder Flucht zu den eigenen Linien zurück.
Wahrscheinlich gewarnt vom Musketendonner von der anderen Seite des Dorfes, nimmt die südliche Division Kampfformation ein und rückt nun erheblich langsamer auf Fairfax vor. Der Kommandant der Union hat auch keineswegs vor, so tief wie sein nördlicher Kamerad in die Wirkweite der CSA zu marschieren. Sieben Schritt tiefer als das Lehrbuch die effektive Reichweite einer Linieninfanterie-Formation angibt, lässt er auf den Ortsrand vorgehen. Als der vorderste Rang auf die Knie geht, verlieren einige konföderierte Truppführer die Nerven und lassen unabhängig feuern. Obwohl dadurch ohne Zweifel für die Union die Exerzierplatz Situation aufgelöst wird, kommt keine Unordnung in die Formation.

Die Feuererwiderung der Union konzentriert sich außerdem auf jene Gebäude, aus denen sie selbst unter Feuer genommen worden waren. Obwohl dadurch zwar die Folgesalve der CSA nicht weiter geschwächt wird, bricht die Moral bei einigen der Trupps vollends. Zwar türmt keiner der Männer, aber nach dem stundenlangen Beschuss zuerst aus großen, nun aus kleinen Kalibern weigern sich etliche Soldaten ihre Deckung zur Fortsetzung des Gefechtes zu verlassen.
Die Erwiderung des Südens kommt vielleicht auf die Hälfte der tatsächlich an diesem Abschnitt stehenden Truppen, reißt aber dennoch Lücken in die Reihen der Union. Aus dieser Ausgangslage entwickelt sich ein Liniengefecht, das beinahe zwei Stunden dauert bevor der Norden den Versuch des Sturms auf den Ort aufgibt.
Während die Truppen des Nordens dabei stoische Disziplin zeigen und kämpfen, bis nur noch weniger als ein Fünftel der Unionsdivision gefechtsfähig ist, fallen bei der Miliz und der 2nd Division immer wieder Trupps aus Moralgründen aus, die von den Seargents überwiegend erst nach einer Mischung aus Anschreien, mit dem Kriegsgericht drohen und an das Ehrgefühl der Männer appellieren zur Fortsetzung des Kampfes gebracht werden können.
General Theophilis Holmes ist dennoch dagegen Kriegsgerichte einzuberufen und lässt statt dessen die entsprechenden Soldaten zur Bergung der Gefallenen einteilen. Der General kommentierte die Entscheidung mit den Worten: „Sollen die sehen, welcher Preis von aufrechten Kameraden für ihre Feigheit gezahlt wurde.“

18. April, 1861

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Bei Leesburg setzen feindliche Kräfte zur Einschließung des Ortes an, der Versuch einiger Reiter in den Ort einzudringen wird allerdings von der Miliz abgewiesen. Die in Harpers Ferry verbliebenen Kavalleristen setzen sich über den Potomac ab, die südlich stehende Batterie weicht ebenfalls aus.
General Johnston befielt seinen drei Divisionen den Sturm auf den Ort, der bei vertretbaren Verlusten genommen wird. General Bell hätte sogar Gelegenheit gehabt, der feindlichen Kavallerie über den Potomac nachzusetzen, aber wird ihm dies von General Johnston aus der Angst untersagt, die Uniontruppen bei Leesburg könnten sich in solch einem Fall statt dessen gegen die 1st Division wenden und diese aufreiben.
Nachdem er sich sicher ist, dass die Situation bei Harpers Ferry unter Kontrolle ist, bricht der General mit nur einem Begleitschwadron auf um so schnell wie möglich Fairfax zu erreichen. Die Kräftekonzentration der Union dort besorgt ihn sehr. Allerdings kommt er nicht weit: auf der anderen Seite des Shenandoah stößt er auf die Batterie der Union, die sich von Harpers Ferry abgesetzt hatte.

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Mit Harpers Ferry fällt die erste Siedlung der Union in diesem Konflikt

//Andernorts://
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Die weiter auf Fort Monroe vorgestoßene Division meldet keine Feindtruppen, nachdem die Halbinsel von einem Blockadebrecher umrundet worden war, ohne die Truppentransporter noch einmal zu entdecken. Es scheint, dass die Union ihre Truppen hier nicht verstärkt hat, sondern diese statt dessen evakuierte.

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Bei Fairfax versuchen die Kommandanten der einzelnen Einheiten sich wieder auf ein Vorgehen zu verständigen. Besonders Gewicht nach den Kämpfen der letzten zwei Tage haben hierbei die Generäle Theopilius Holmes (2nd Division, verstärkt Fairfax), Charles Field (3rd Division, äußerster Linker-Flügel) und Lafayette McLaws (4th Division, versetzter Linker-Flügel).
Es wird entschieden, dass die eingegrabenen Grünschnäbel ihre Stellungen halten sollen, sowie General Field sich mit seinen Truppen jetzt ebenfalls eingräbt. Holmes rekrutiert aus der Miliz und Bevölkerung von Fairfax Ersatz für seine Verluste und McLaw stößt mit seiner Division in die Lücke an der Linken Flanke vor und greift von dort die Batterien der Union an. Jedes ausgeschaltete Geschütz bedeutet eine Schwächung des nächsten Bombardements.
Während dessen werden am rechten Flügel der Armee die zwei Regimenter der Kavallerie die Reste der Unionsinfanterie südlich von Fairfax niederkämpfen, sowie die Artillerie die Infanterie der Union im Wald beschießen.

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Geschosse schlagen zwischen den Soldaten und Bäumen am rechten Flügel ein
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Die Kavallerie macht reinen Tisch mit den Überlebenden des Vortages


Die Kämpfe verlaufen wie geplant und mit zwei eingegrabenen Divisionen ist der rechte Flügel der Truppen bei Fairfax als gesichert anzunehmen. Diesen gegenüber macht die Feindaufklärung zwei neue Infanteriedivisionen der Union und eine zusätzliche Abteilung Artillerie aus. Damit hat die Union bei Fairfax allein (!!!) nunmehr so viele Geschütze zusammengefasst, wie die Konföderation in ihrem gesamten Bestand hat.

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Die Truppen erwarten die Union: am linken Flügel teil-eingegrabene Infanterie, am rechten Flügel schwerst abgekämpfte Kavallerie mit Artillerie Deckung



19. April, 1861

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Truppen der Union unternehmen einen Angriff aus mehreren Richtungen auf Leesburg, der allerdings von der Miliz – noch – abgewehrt werden kann.


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Die Kanoniere der Union spielen ihre Überlegenheit aus: ohne Gegenfeuer durch Kanonen der CSA fürchten zu müssen, belegen sie den Ort Fairfax mit massivem Feuer. General Holmes hatte in den letzten zwei Tagen alle Truppen (außer denen die unter den Männern des Ortes Ersatz pressten) überall im Ort verstärkte Keller anlegen lassen. Wie die Zivilisten nun allerdings bemerken mussten, nur für die Truppen.
Auch die Miliz stellte fest, das für sie kein Platz in den Schutzräumen war. Schwerer Rauch hing über Fairfax und im Gegensatz zum letzten Bombardement schaffte man es nicht, die Zahl der Brände zu begrenzen. Die Truppen von General Holmes verloren diesmal allerdings keinen Mann und waren unmittelbar nach Ende des Beschusses kampfbereit.
Nur das sie diesmal nicht kämpfen mussten.
Die Stellungen um den Ort hielten alle Truppen der Union von Fairfax fest – aber natürlich war auch der Union klar, dass dieser Zustand nicht dauerhaft sein konnte. Folglich war auf beiden Seiten wohl niemand überrascht, als wieder Artillerie feuerte, allerdings nicht auf den Ort. Die dritte, neu eingetroffene Abteilung eröffnete das Feuer auf die 4th Division.
Die Truppen von General McLaw hatten noch keine Gelegenheit sich von den Kämpfen der Vortage zu erholen – sie hatten etwa zwei Drittel der Sollstärke. Sie hatten auch nie die Gelegenheit gehabt, sich einzugraben. Im unbarmherzigen Feuer vergingen die Trupps, wurden die Linien der Infanterie zerrissen. Als der Staub sich lichtete, stand kaum noch jeder zehnte Soldat, der vor einer Woche aufgebrochen war für den Süden zu streiten.
Aber sie hatten den Beschuss überstanden – gemessen an den Verlusten den bisher tödlichsten Beschuss des Konflikts. Doch überstanden hatten sie ihre Prüfung noch nicht.
Im Norden tauchte eine der zwei frischen Divisionen der Union auf.

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Was bleibt zu sagen? Einige Offiziere sammelten die verbliebenen Schützen, in vollem Wissen um die Vergeblichkeit der Bemühung. General McLaw war von einem Schrapnell am Bein getroffen worden und befand sich beim Tross der Division, im Gepäck alle transportfähigen Verwundeten der Einheit. Wer stehen konnte, deckte mit seinem Leben den Rückzug aller die nicht mehr kämpfen konnten.
Das letzte Gefecht der 4th Division, Army of Virginia, unter dem Kommando von Lafayette McLaw war ein Ausblick auf den kommenden, vielleicht sogar alle kommenden Konflikte.
Gegenüber der Überlegenheit der Industrie, der schweren Geschütze, auf eine Entfernung auf die ein Mann keine Hoffnung haben konnte etwas zu bewirken, verkamen Männer, ganze Formationen sogar, zu nichts mehr als Zielen, die schreien konnten.
Das die Artillerie den Tag nicht im Alleingang gewann, war wohl allein dem Mut, der Selbstlosigkeit der Soldaten zuzuschreiben, denen die eigene Vernichtung weniger bedeutete als der sichere Rückzug ihrer Kameraden.

So brachen die Truppen der Union in die Vorfeldverteidigung von Fairfax ein, aber nicht an der schwachen, dünnen rechten Flanke. Sondern an der sicher geglaubten linken Flanke.
Weitere schlechte Kunde ließ nicht auf sich warten: General Johnston war von den Sicherungskräften der Unions-Batterie konfrontiert worden und hatte mit nur einer Begleitschwadron keine andere Wahl gehabt, als auf Harpers Ferry zurückzufallen. Seine Ankunft an der Manassas Front würden noch auf sich warten lassen.
Verstärkung würde in vier Tagen an der rechten Flanke von Fairfax eintreffen – sollten die eigenen Kräfte bis dahin nicht auf Manassas ausgewichen sein.



Nachtrag des Büros für Personalangelegenheiten:
Bei den Kämpfen des 18. April 1861 hat sich folgender Kommandant mit seinen Fähigkeiten hervorgetan:
6th Division, Army of Virginia - Daniel Harvey Hill - kein Vorteil in Begleitung d. Oberkommandos (debuff)

Bei den Kämpfen des 19. April verlor die Confederate States Army die 4th Division, Army of Virginia unter dem Kommando von Gen. McLaw

Nachtrag Büro für Feindaufklärung:
Bei den Kämpfen des 17./18.April 1861 und folgend verlor der Feind nach vorliegenden Meldungen 2 Division(en) und eine Garnison.
Gesamtverluste: 3 ID, 1Gar

H34DHUN73R
05.07.20, 02:02
Wenn das so weiter geht, werter GenLee, ist der Krieg zum 1.Mai vorbei, da alle Ausrüstung verloren ist und alle Männer beider Seiten unter der Erde liegen.
Sofern sich noch jemand findet, der sie begraben könnte ;)