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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geschichte einer kleinen Stadt an der Elbe



Heinrich Heine
16.09.03, 16:47
AKEN - dies kleine Schifferstädtchen an der Elbe unweit Dessaus war die Wiege meiner Kindheit, zumindest in den Ferien.
Unter www.aken.de ist eine recht gute Homepage zu dieser Stadt zu finden.
Grosse Geschichte hat diese kleine Stadt übrigens auch, hier ein paar Anmerkungen aus der Chronik.

Die alte kleine Stadt Aken in einer flachen und niedrigen Gegend am linken hohen Elbufer, im Kreise Kalbe ( damals, heute Köthen ) des Magdeburger Regierungsbezirkes gelegen,..., hat keine Vorstädte, ist aber mit einer mittelalterlichen Mauer umgeben, an welcher sich in ungleichen Zwischenräumen kleinere und größere Türme befinden, die ehemals zur Verteidigung dienten, sowie die Russen noch 1813 die Mauern mit Schiessscharten versahen. Auch die vier Tore: das Dessauer, Köthner, Elb und Burgtor sind mit 4 Warttürmen überbaut, von denen einer zum Gefängnis dient. Ehemals umgab die Stadt auch noch ein doppelter Graben mit einem dazwischen liegenden Walle. Da die aber in neueren Zeiten aufhörte, ein fester Platz zu sein, so wurde im vorigen Jahrhundert der Wall abgetragen und der äußere Graben zugeschüttet.
Aken besteht aus 2 Hauptstraßen und mehreren Nebengassen, von welchen nur erstere größtenteils zzweistöckige, letztere aber durchgängig einstöckigevon Lehm und Fachwerk erbaute Häuser haben ( Anmerkung: das hat sich zwar etwas verändert, jedoch ist Aken eine Schifferstadt, weshalb die Häuser im Vergleich zu normalen Häusern nur als Unterkunft im Winter dienten und verhältnismässig klein sind. Weiterhin ist die Stadt Aken auch architektonisch eine Überraschung, der Stadtplan weist nur eine schräge Strasse auf [Silberstr.] die restlichen sind im 90 ° Winkel gebaut.)
Der geräumige Marktplatz, an welchem das zweistöckige, massive und ziemlich ansehnliche Rathaus mit dem Ratskeller steht, unstreitig nach dem großen Brande von 1485 wieder erbaut, ist mit Linden und Kastanienbäumen besetzt.
Die Einwohner treiben Landwirtschaft, Schifffahrt, Schiffsbau, Fischerei, Holz und Getreidehandel, Bierbrauerei, und halten 4 Kram und sehr besuchte Viehmärkte. Außerdem gibt es hier eine Apotheke mit Likörfabrik, 3 Fabriken für äterische Öle, 1 Fabrik für komprimierte Grundessenzen, dem Oberprediger D.Romershausen gehörig, nach dessen Angabe der hiesige Apotheker Geiß eine sehr gerühmte heilsame Augenessenz verfertigt; 3 gangbare Brauhäuser mit allgemeiner Braufreiheit, 6 Gasthöfe, 11 Schenkenwirtschaften, 1 Ziegelei, 1 Brennerei, 4 Schiffsmühlen, 7 Windmühlen und 2 Schiffsbauereien. ( wie gesagt, das ist mindestens 80 Jahre her )

Aken hat 2 evangelische Kirchen, unter denen die St.Marienkirche, oder Kirche unsrer lieben Frauen, unweit des Marktes gelegen die Hauptkirche früher war und noch immer ist, da in ihr regelmäßig Vor und Nachmittagsgottesdienst gehalten wird. Sie soll 1188 vom Deutschen Orden gestifet worden sein und ist älter als die St.Nikolaikirche ( in der "Nickel" Kirche wurde meine Wenigkeit am 05.08.66 getauft), ehemals Dom genannt ( ja ja ich bin im Dom getauft ;-) ), weil sie von Herzog Johann Georg von Sachsen für das von ihm hier 1270 gegründete St. Nikolaistift errichtet wurde. Nach der Reformation wurde diese Kirche nur noch zu Leichenbegräbnissen benutzt, im Jahre 1712 aber den aus der Pfalz eingewanderten reformierten Kolonisten zum Gottesdienste übergeben, welches Verhältnis sich jedoch durch die 1830 bewirkte Union der evangelisch-lutherischen und reformierten Glaubensgenossen geändert hat. Denn nach der Unionsstatute vom 25. Mai 1830 bilden beide Kirchen eine vereinigte Kirchen und Pfarrgemeinde
Die beiden Kirchen sind alte große Gebäude, ohne Merkwürdigkeiten, deren über 100 Fuss hohe Doppeltürme in zuckerhutförmige Spitzen enden.
Die kleinere Nikolaikirche ward im 14 Jahrhundert, da sie 1316 und 17 bei einer Überschwemmung der Elbe einstürzte, zum zweiten Mal erbaut.
Die Juden haben eine Synagoge, Für die Armen besteht eine Armenkasse und ein Lazarushaus. An milden Stiftungen besitzt die Stadt das hortigsche Familienstipendium, das rösselsche Stipendium, seit 1725, für geborene Akener, welche zu Halle studieren, das zur Unterstützung eines Katecheten 1689 gestiftete bobbesche Legat, das 1573 zur Besoldung eines Predigers gestiftete Leetsche Legat und drei kleinere Legate zur Unterstützung von Armen.
Zur Stadtgemeinde gehören .... Ferner gehört zu demselben in der Stadt der Komturhof ( es gibt noch heute eine Komturstraße ), welcher bis 1270 eine Besitzung des Deutschen Ordens war,der Lorfberg an der elbe, woim Mittelalter das 1388 zerstörte Schloß Glorup ( Gloworp, auch Glentorf ) stand. Die Lage der Stadt am hohen Ufer schützt sich selbst, aber nicht ihre Umgebungen, vor den Überschwemmungen der Elbe und Saale, nur so lange als keine dammbrüche erfolgen, und die östlich gelegenen, meist fruchtbaren Felder leiden bei jedem nur mässigen Hochwasser des Elbstromes durch Stauwasser.

Die erste Ansiedlung der Erbauer von Aken war im Westen der jetzigen Stadt, wo links vor dem Burgtore noch immer die ansehnliche Breite Amtsacker liegt, welche bis auf diesen Tag die alte Stadt heißt. Noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war dieses Grundstück, zu welchen auch der Amts oder Burggarten gehört mit halbzerstörten Erdwällen und einem Graben umgeben. Nach der Zeit hat man sie geebnet und in Äcker verwandelt. An der Spitze der Stadt lag auf dem Lorfberge das erwähnte Glorup. Es befand sich darin eine dem heiligen Quirinus geweihte Kapelle. Dieses Schloß wurde 1388 im Kriege des Kurfürsten von Sachsen mit dem Erzbischof von Magdeburg zerstört und blieb seit dem in Trümmern liegen. Auf dem selben Berge stand früher das Kloster Gloria Dei mit einer Magdalenenkapelle, welche auch die Einwohner vor dem Bau der Marienkirche besuchten, und von welcher noch der Magdalenensumpf seinen Namen hat. Außer dieser gab es noch 2 Kapellen : die Andreaskapelle auf dem Komturhofe und eine auf dem Nikolaikirchhof. Daß übrigens die Gegend von Aken schon früher und lange vor der Einführung des Christentums bewohnt gewesen sei, beweisen die heidnischen Begräbnisurnen, welche man häufig in dennächsten Umgebungen der Stadt gefunden hat, wenn man auch der Volkssage nicht zustimmen kann, dass die Stadt schon 450 gestanden und viel von den Hunnen gelitten habe. Wann die alte Stadt durch Brand untergegangen ist, wie man aus den Holzkohlen sieht, die noch jetzt oft ausgepflügt werden, läßt sich durchaus nicht angeben. Erst in den Urkunden des 12 Jahrhunderts wird der Stadt Aken bestimmt gedacht. Nachdem Otto der Reiche, Graf von Askanien, die Wenden 1115 bei Köthen gänzlich besiegt hat, bemöchtigte er sich aller ihrer Besitzungen auf dem linken Elbufer, und setzte die vorhandene Burg in einen besseren Verteidigungszustand.
Albrecht der Bär bevölkerte auch diese Gegend mit deutschen Einwanderern, vornehmlich Rheinländern aus der Gegnd von Aachen, welche hierauf den Ort zum Andenken an die Heimat, Aken nannten. Nach Albrecht des Bären Tode 1170 kam die Burg an den Deutschen Orden, und 1277 erst unterpfändlich, dann durch Kauf an das Erzstift magdeburg. Die Erzbischöfe hielten sich daselbst während der Jagdzeit oft mehrere Wochen auf. seitdem war Aken ein beständiger Zankapfel zwischen den erzbischöfen von Magdeburg und den Herzögen von Sachsen bis 1389, wo die Stadt vom Erzbischof Albrecht IV erobert und hierauf für 2000 Mark Silber von dem Herzoge Rudolf III an das Erzstift auf immer abgetreten wurde. Sie erhielt hierauf das Haupt des heiligen Mauritius zum Wappen, blieb bei dem Erzstifte und ging mit demselben 1680 an Brandenburg über.
Viel litt Aken durch Feuer ,Pest,Überschwemmungen und Krieg. Im Jahre 1485 legte eine Feuerbrunst die ganze Stadt, bis auf wenige Häuser und die Nikolaikirche in Asche; ein anderer großer Brand verzehrte 1532 wieder 65 Häuser und Scheunen. Die Pest wütete 1598,1611,1625,und 1626 in ihren Mauern, nachdem 1595 die Elbe den Damm bei der hohen Warte und dem Lorfe durchbrochen hatte und das Wasser bis auf den hohen Altar der Nikolaikirche gedrungen war. Dessenungeachtet waren die einwohner durch den Elbhandel begütert, bis der 30 jährige Krieg ihrem Wohlstand gänzlich zerstörte. Gustav Adolf ließ die Stadt zur besseren Verteidigung mit Wällen und Gräben umziehen, und verweilte selbst einige Zeit in ihren Mauern. Nach und nach ward sie so arm, daß selbst durch militärische Exekutionen nichts mehr zu erpressen war. Noch 1682 zählte man 118 wüste Baustellen.

Meine Herren, bei Interesse eurerseits berichte ich demnächst von einer Geschichte zur Zeit des Soldatenkönigs und von den Napoleonischen Kriegen.
Vorerst bin ich müde ob des Erzählens. Ich hoffe nicht zu sehr eure kostbare Zeit mit Langeweile ausgefüllt zu haben.