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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Uns ist in alten maeren wunders vil geseit - Die Geschichte der Wettiner



Karl Liebknecht
18.06.04, 17:06
Vorwort des Verfassers:

Werte Herren dieser Hallen,

lange ist es nun her, seitdem ich meinen letzten Bericht abgeschlossen habe und auf eine neue Tätigkeit warte. Mit dem Erscheinen des neuen Patches war nun die Zeit gekommen, noch mal eine Erzählung zu wagen, diesmal in Crusader Kings, aber thematisch gar nicht so weit von meinem Victoria-AAR entfernt; diese Erzählung wird sich um die Familie von Wettin drehen. In gewohnt ausführlicher Weise werde ich erzählen, was sich zugetragen hat, wobei hinsichtlich der vor mir liegenden Spieljahre dieser AAR um einiges länger werden wird als mein letzter. Eins vorweg: Ich werde nicht mehr jeden Tag einen neuen Teil posten, da ich erstens momentan nicht wirklich viel Zeit habe (was sich aber in Anbetracht der nahenden Sommerferien ändern könnte) und ich zweitens nicht weiß, ob meine Ausdauer dies noch einmal zuläßt. Ich werde außerdem, Crusader Kings ist dafür wie geschaffen, noch mehr Beachtung auf Rollenspielelemente setzen.
Nun zum Aufbau meines AARs. Ich werde diesmal zahlreiche Übersichtstafeln wie Stammbäume usw. an den Anfang setzen. Der eigentliche Bericht wird von zwei Büchern wiedergegeben: Einmal aus einer Art Tagebuch aus jener historischen Zeit und zweitens von einem modernen geschichtlichen Werk.
Ich werde versuchen, mich so gut wie es geht in die Charaktere hineinzuversetzen, und werde auch nach ihren Eigenschaften handeln.
Der erste Bericht wird entweder noch heute Abend oder morgen früh erscheinen.
Aber nun heißt es: Lasst die Spiele beginnen, ich wünsche den edlen Herren, die hoffentlich zahlreich meinen Erzählungen lauschen werden, viel Vergnügen.

Euer

Lukas 'Karl Liebknecht' Lutz

Karl Liebknecht
18.06.04, 17:07
Einstellungen
Crusader Kings Version: 1.03b Englisch
Familie: Von Wettin (Count of Lausitz)
Schwierigkeitsgrad: Normal
AI-Aggressivität: Normal
Mods und benutzte Programme: External Ledger von Horragoth; SI-Namen-Mod; Ahnenblatt (bis "Die Geschichte der Wettiner - Kapitel 5), danach GenoPro.

Karl Liebknecht
18.06.04, 17:09
http://web8.athen214.server4free.de/SI-Games/KarlLiebknecht/AARs/CrusaderKings/Wettin/stammbaum.JPG

Grundsätzlich werden Menschen, die weder den Namen von Wettin tragen noch mit einem Familienmitglied der Wettiner verheiratet sind, im allgemeinen nicht berücksichtigt. Nur in Fällen, die zur Spielübersicht dienen, wird von dieser Regel Abstand genommen.

Das hier erscheinende Bild ist nur ein kleiner Ausschnitt des gesamten Stammbaums.
Hier (http://web8.athen214.server4free.de/SI-Games/KarlLiebknecht/AARs/CrusaderKings/Wettin/wettin.ged) ist aber die vollständige Datei zum Downloaden (im gängigen GEDCOM-Format).
Ich arbeite, wie man an dem neuen Stammbaum sehen kann, jetzt mit dem Programm GenoPro (http://www.genopro.com)

Karl Liebknecht
18.06.04, 17:10
http://web8.athen214.server4free.de/SI-Games/KarlLiebknecht/AARs/CrusaderKings/Wettin/dedi1010.JPG
Dedi I. von Wettin (1010-1079), Graf von der Lausitz




http://web8.athen214.server4free.de/SI-Games/KarlLiebknecht/AARs/CrusaderKings/Wettin/dedi1040.JPG
Dedi II. von Wettin (1040- ), Graf von der Lausitz

Karl Liebknecht
18.06.04, 17:11
Capet, Beatrix (1072- ): Tochter des französichen Königs, dritte Ehefrau von Dedi II.
Van Holland, Annelies (1071- ): Tochter von Dirk van Holland
Van Holland, Dirk (1054- ): Graf von Seeland
Van Holland, Johanna (1072-1090): Tochter von Dirk van Holland, Ehefrau von Bernhard
Von Babenberg, Ernst (1027-1085): Ehemann von Adelheid von Wettin
Von Babenberg, Hermann (1068- ): Ehemann von Irmeltrud von Wettin
Von Babenberg, Leopold (1050- ): Sohn von Adelheid von Wettin
Von Franken, Heinrich (1050- ): Deutscher König, u.a. Lehnsherr von Otto von Weimar
Von Haldensleben, Gertrude (1029- ): Zweite Frau Dedi I.
Von Lausitz, Oda (1011-1067 ): Frau von Graf Dedi I. von Wettin
Von Neuhaus, Judith (1049-1071): Ehefrau von Dedi II.
Von Querfurt, Elisabeth (1036-1085): Zweite Frau von Dedi II.
Von Weimar, Aribo (1030-1093 ): Graf von Weimar, Sohn von Oda von Lausitz aus erster Ehe
Von Weimar, Heinrich (1072-1088): Sohn von Otto von Weimar; durch Dedi II. ermordet
Von Weimar, Otto (1027-1097 ): Herzog von Meißen, Lehnsherr von Dedi I., Sohn von Oda von Lausitz aus erster Ehe
Von Wettin, Adelheid: Tochter von Dedi I. von Wettin
Von Wettin, Bernhard (1071- ): Sohn von Dedi II.
Von Wettin, Bertram der Ältere (1089- ): Sohn von Bernhard
Von Wettin, Bertram d. J (1092- ): Sohn von Dedi II.
Von Wettin, Dedi I. (1010-1079): Herzog von der Lausitz; Anfangsfigur der Handlung
Von Wettin, Dedi II. (1040- ): Sohn von Dedi I. von Wettin
Von Wettin, Erwin (1085- ): Sohn von Dedi II. (Bastard)
Von Wettin, Farhild d. Ä.: Tochter von Dedi II:
Von Wettin, Farhild d. J.: Tochter von Bernhard
Von Wettin, Frederick (1039-1085): Bruder von Dedi I. von Wettin
Von Wettin, Gisela (1068-1070): Tochter von Dedi II.
Von Wettin, Gundolf (1097- ): Sohn von Bernhard
Von Wettin, Henrik (1099- ): Sohn von Bernhard
Von Wettin, Irmeltrud (1069- ): Tochter von Dedi II.
Von Wettin, Ortrun (1089- ): Tochter von Dedi II
Von Wettin, Ruthard (1095- ): Sohn von Dedi II.
Von Zaringen, Judith (1073- ): Zweite Frau Bernhards

Karl Liebknecht
18.06.04, 17:12
26.Dezember 1066: Beginn der Handlung
13. Mai 1067 : Hochzeit Dedi II. mit Judith von Neuhaus
23. Dezember 1067: Tod Odas
21. April 1068: Hochzeit Dedi I. mit Gerturde von Haldersleben
08. Oktober 1068: Geburt Giselas von Wettin
08. August 1969: Geburt Irmeltruds von Wettin
25. Juli 1070: Tod Giselas von Wettin
24. März 1071: Geburt Bernhards von Wettin
24. Januar 1072: Tod Judiths von Neuhaus
Um 1075: Erwerbung eines Anrechts auf die Grafschaft Bremen
21. April 1079: Tod Dedi I. von Wettin
29. November 1080: Hochzeit Dedi II. von Wettin mit Elisabeth von Querfurt
22. Januar 1081: Erwerbung eines Anrechts auf die Grafschaft Meissen
01. August 1085: Tod Elisabeths von Querfurt
27. September 1085: Zeugung Erwin von Wettin
27. September 1085: Hochzeit Irmeltrud von Wettin mit Herman von Babenberg
01. Juli 1088: Hochzeit Bernhards mit Johanna van Holland
04. Juli 1088: Ermordung Heinrichs von Weimar durch Dedi II.
17. März 1089: Hochzeit Dedi II. mit Beatrix Capet
28. August 1089: Geburt Bertrams d. Ä. von Wettin
22. Dezember 1089: Geburt Ortruns von Wettin
02. Juli 1090: Tod Johannas van Holland
22. November 1090: Hochzeit Bernhards mit Judith von Zaringen
8. Februar 1091: Geburt Farhilds d. Ä. von Wettin
27. Dezember 1092: Geburt Bertrams d. J. von Wettin
10. Januar 1094: Geburt Nothburgas von Wettin
25. Februar 1095: Geburt Ruthards von Wettin
05. November 1095: Geburt Farhilds d. J. von Wettin
07. Februar 1097: Geburt Gundolfs von Wettin
Um 1099: Geburt Henriks von Wettin
31. Dezember 1099: Jahrhundertfeier

Karl Liebknecht
18.06.04, 17:13
Kapitel 1: Seht, von welch schönen Landen ich Herr bin (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=121601&postcount=12)
Kapitel 2: Seid fruchtbar und mehret euch, ihr Wettiner! (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=122049&postcount=18)
Kapitel 3: Ein Thronfolger ward geboren! (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=122326&postcount=19)
Kapitel 4: Der Sohn stellt sich gegen den Vater (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=125813&postcount=28)
Kapitel 5: Was wird nach meinem Tode geschehen? (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=126767&postcount=30)
Kapitel 6: Ich, der neue Herrscher im Sonnenglanz (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=127755&postcount=32)
Kapitel 7: Das Glück ist flüchtig, das Leid erdrückend (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=128093&postcount=33)
Kapitel 8: Gott gab mir eine Vorsehung und einen Kindersegen (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=128265&postcount=36)
Kapitel 9: Ihr seid so depressiv! (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=136808&postcount=37)

Karl Liebknecht
18.06.04, 17:14
Kapitel 1: Europa und die Lausitz im Jahre 1066 (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=121759&postcount=14)
Kapitel 2: Die Lausitz und der Krieg Deutschlands gegen die Heiden (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=122759&postcount=23)
Kapitel 3: Dedi I. - Ein Nachruf (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=126910&postcount=31)
Kapitel 4: Die ersten Regierungsjahre Dedi II. (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=128153&postcount=34)
Kapitel 5: Die Vergrößerung der Familie (http://www.si-games.com/forum/showpost.php?p=136994&postcount=39)

Augustus Rex
18.06.04, 17:19
Fein, fein!
Hoffen wir, dass die Wettiner ähnlich erfolgreich agieren wie im 19. Jahrhundert.
Viel Glück!

Otto I.
18.06.04, 17:30
Das klingt ja mal viel versprechend. Viel Glück bei der Realisierung Eures Vorhabens. :)

arcain
18.06.04, 17:36
Viel Glück auch von mir!

Karl Liebknecht
19.06.04, 13:07
Uns ist in alten maeren wunders vil geseit
von helden lobebaeren, von grozer arebeit,
von fröuden, hochgeziten, von weinen und von klagen,
von küener recken striten muget ir nu wunder hoeren sagen.


Seht, von welch schönen Landen ich Herr bin
Zu Beginn dieses Werkes, das die Geschichte meines Geschlechts festhalten soll, werde ich, Dedi I. von Wettin, mein kleines bescheidenes Reich beschreiben. Mein Land ist die Lausitz, ein Fleckchen Erde zwischen Polen, Böhmen und Brandenburg, doch so schön wie eine Perle. Wie gerne wandere ich über die grünen Wiesen, wenn der Wind durch das Gras streicht, wie gerne erkunde ich die dunklen Eichenwälder, so schaurig schön und doch voller Leben. Oft sehe ich meine Landeskinder an den kühlen Flüssen sitzen, sich von der Arbeit erholend und mein Land betrachtend. Dann geht mir das Herz auf, und ich danke Gott, dass er mir diesen Landstrich gab, denn wo könnte es auf der Welt schöner sein? Wo fliegen Adler und Bussard majestätischer, wo lauscht das Reh hoheitsvoller als in der schönen Lausitz.

Wir schreiben das Jahr 1066, seit Heilig Abend sind zwei Tage vergangen, und auch an mir geht die Zeit nicht vorbei. Ich bin nun schon in meinem 56. Lebensjahr, und wer weiß, wie viele mir noch beschieden sind. Mein liebes Weib Oda steht mir treu zur Seite und ich hoffe, dass wir noch lange zusammen auf dieser Erde leben können; doch was ist, frage ich mich, sollte ich eines Tages sterben. Ich habe einen Sohn und eine Tochter, Dedi und Adelheid. Dedi wird mich beerben, doch hat er mit seinen 26 Jahren weder Frau noch Kind. Diese Tatsache verschafft mir schlaflose Nächte.
Meine Tochter Adelheid ist mit dem Herzog von Österreich verheiratet, sie hat auch schon drei Kinder. Mein Bruder Frederick hat sich für den geistlichen Stand entschieden und verweilt als Bischoff von Münster.

Doch die Lausitz, und somit ich, ist nicht frei. Mein Lehnsherr, der Herzog von Meissen, ist zwar ein guter und auch recht vergesslicher Mensch, doch trotzdem müssen wir Tribut zahlen und können nicht diplomatisch agieren. Doch unser oberster Herr ist der deutsche König, Heinrich von Franken. Oh, wie würde es uns erfreuen, würde auf diesem Thron einmal ein Wettiner sitzen.

So mag unsere Dynastie gedeihen, wie das Weizen auf dem Feld, möge sie nach oben fliegen wie der Vogel im Wind, und möge sie stolz sein wie der Schwan. Und auch die Lausitz soll wachsen, denn sie ist das Fundament meiner Familie.

Dommolus magnus
19.06.04, 13:35
Berichte über die in der Geschichte mehr erfolgreichen Herrscherhäuser empfinden wir selbst als hochinteressant. Möge diesem AAR ein schneller, und selbstverständlich erfolgreicher, Fortgang beschert sein.

Karl Liebknecht
20.06.04, 10:20
Europa und die Lausitz im Jahre 1066

1066, also zur Zeit des Feudalismus, erstreckte sich das Reich Heinrichs über den ganzen ganzen deutschen Sprachraum, die Niederlande, Belgien bis hin nach Nord- und Mittelitalien. Das sogenannte Heilige Römische Reich Deutscher Nation stellte also einen beträchtlichen Machtfaktor da. Eine weitere Macht stellte der Papst da.
Europa und das Deutsche Reich waren streng feudal aufgebaut – jeder König hatte meist mehrere Vasallen, die wiederum eigene Vasallen besaßen. Otto von Weimar war Herzog von Meissen und Vassall des deutschen Königs; Otto hatte selber einen Vasallen: Dedi I. von Wettin, Graf von der Lausitz. Die Grafschaft Lausitz und das sie beherrschende Geschlecht der Wettiner war schwach – sowohl wirtschaftlich als auch politisch und militärisch. Ein eigenständiges Handeln oder gar das Aufsteigen der Dynastie schien unmöglich.
Dedi I. war ein sehr fähiger Herrscher, er war ein guter Taktiker auf dem Schlachtfeld und beschäftigte sich mit den Strategien großer Feldherren. So lag sein Schwerpunkt auch auf dem militärischem Gebiet; ebenso war er ein guter Diplomat. Seine Regierungsfähigkeiten waren durchschnittlich, ebenso seine Intrigenfähgkeit.

Das Geschlecht der Wettiner reichte von Dedi I. erst eine Generation zurück – die Lebensdaten von Dietrich von Wettin sind überliefert, die früheren Familienmitglieder liegen im Dunkeln des geschichtlichen Vergessens begraben.
Durch Dedi I. Tochter Adelheid, die mit dem Herzog von Österreich verheiratet ist, bestehen verwandschaftliche Beziehungen zu den von Babenbergs; Dedis Sohn, der ebenfalls Dedi heißt, hatte damals auch mit 26 Jahren noch keine Frau gefunden. Sollte er keine Nachkommen zeugen, dann würde die Grafschaft an Österreich fallen.
Geschichtlich belegt ist, dass die Frau Dedi I. bereits einmal verheiratet und dann verwitwet war. Aus dieser ersten Ehe gingen zwei Söhne hervor – einmal der damalige Graf von Weimar, aber auch der Herzog von Meissen. Der Lehnsherr von Dedi I. war also der Sohn seiner Frau aus erster Ehe.

Wirtschaftlich gesehen war die Provinz Lausitz, wie auch fast alle übrigen Provinzen in Europa, nicht ausgebaut; sie gehörte zu den ärmsten Provinzen im deutschen Raum.

Oliver Guinnes
20.06.04, 14:28
Endlich kommt Leben in die Hallen! Sehr schön, werter Liebknecht, mal sehen, wie Ihr bei Eurem Nick mit dem Volke umspringen werdet.

:gluck:

Otto I.
20.06.04, 20:08
Dedis Stiefsohn ist also der Herzog von Meissen und damit Lehnsherr Dedis. Interessante Konstellation. Sofern Dedis Stiefsohn noch keine Nachkommen hat, könnte ein frühes Ableben des Hezogs sicherlich den Aufstieg Dedis I. oder Dedis II. erleichtern. Schöner Statusbericht bisher. Nur weiter so.

Karl Liebknecht
21.06.04, 17:25
Hehe, gute Idee, werter Otto. Der Herzog von Weimar hat tatsächlich keine erbberechtigten Kinder, dafür aber sein Bruder. Dieser kommt in der Erbfolge leider vor unserer Familie.

Karl Liebknecht
21.06.04, 17:26
Seid fruchtbar und mehret euch, ihr Wettiner!

Mein Herz trug Sorge, denn noch immer war mein Sohn Dedi ohne eine Frau und somit ohne Stammhalter. So machte ich mich auf, an den Höfen Deutschlands noch einem schönen Mädchen für meinen Sohn zu suchen. Ich ritt mit meinem guten alten Ross zu Aribo, dem Grafen von Weimar, und siehe da: Eine schöne Frau ward schnell gefunden. Doch Aribo, dieser elende Nichtsnutz, weigerte sich, diese junge Frau meinem Dedi zur Frau zu geben.
Danach suchte ich den Grafen von Plauen auf, ich schickte Boten zum Bischoff zu Salzburg, ebenso zu den Habsburgern ins Aargau und nach Friesland, doch es war immer die selbe beleidigende Antwort: An einer Hochzeit mit den Wettinern sei mein man nicht interessiert. Die Hoffnung verflüchtigte sich wie Rauch im Sturm, jemals eine wahre Dynastie aufbauen zu können. Müde fiel ich in mein Bett, ich betete zu Gott und schlief ein.
Ich schlief fest und schwer, und ein Gesicht tauchte vor meinem träumenden Auge auf. Ich sah goldenes Haar, ein schönes Gesicht, ganz von Glanz umgeben. Ich erkannte dieses Gesicht, wie oft hatte ich es doch gesehen und nicht beachtet. Judith von Neuhaus, ein Mitglied meines Hofes und gerade 18 Jahre alt geworden. Warum war ich so weit gereist, warum ich hatte ich so gebettelt und gefleht, obwohl ich doch eine schöne Frau an meinem Hof sitzen habe. Am 13. Mai 1067 heiratet Dedi von Wettin die schöne Judith von Neuhaus. Hoffen wir sehnlichst, dass sie viele gesunde Kinder haben werden!

Doch nicht nur mit Kindern inverstiert man in die Zukunft, sondern auch mit der Wissenschaft. Den Hofgelehrten gab ich den Auftrag, vermehrt in offensiven militärischen Strategien, in der Landbewirtungstechnik und in Sachen Schulen zu forschen. Am 2. Juni trug diese Maßnahme auch schon die ersten Früchte, denn die 2-Felder-Wirtschaft wurde entdeckt, und damit kommt ein wenig mehr in unsere mageren Kassen.

Am Morgen des 23. Dezembers war ich früh morgens zur Jagd gegangen und hatte meine Frau friedlich schlafend im Bett gelassen. Die Jagd war heftig und erfolgreich, und als ich in mein Nachtzimmer trat, um mein edles Weib zu wecken, da spürte ich ihre weiße und kalte Haut. Sie lag da, ganz still und leise, ihr blondes Haar über ihre Schulter liegend. Meine Augen wurden feucht, denn ich hatte das verloren, was mir am wertvollsten war. Sie liegt nun in unserer Familiengruft, und bald werde auch ich ihr nachfolgen.

Gott nimmt Leben, Gott gibt Leben – kurz nach dem Tode meiner Frau Oda wurde Judith schwanger. Wie froh wir alle waren, dass endlich die nächster Generation unserer Familie geboren wird. Der Verlust schmerzte noch, doch ein neuer Anfang musste kommen, eine Geburt wird nicht mehr lange auf sich warten lassen und auch ich merkte, dass ich meine letzten Jahre nicht allein verbringen wollte. Ich sehnte mich wieder nach menschlicher Nähe, und so nahm ich am 21. April 1068 nahm ich Gertrude von Haldersleben, die zuvor am sächsischen Hof gelebt hatte, zur Frau. 39 Jahre jung war sie, genauso blond und schön wie meine Oda.
Doch mein Sohn nahm mir diese erneute Heirat übel. „Wie kannst du nur so kurz nach Mutters Tod eine neue Frau heiraten? Hast du sie niemals geliebt, oder warum fällt dir der Abschied so leicht?“ Seine intrigante Frau Judith, sie fällt von Tag zu Tag mehr in Ungnade bei mir, verbreitet bösartige Gerüchte über Gertrude.

Am 8. Oktober wurde Gisela von Wettin geboren. Sie ist ein wunderschönes Kind, auch wenn es mich schmerzt, dass es kein männlicher Nachfolger ist. Doch Judith ist noch jung, und sie wird meinem Sohn noch mehr Kinder gebären.

Karl Liebknecht
22.06.04, 16:59
Ein Thronfolger ward geboren!

Schon kurz nach der Geburt meiner Enkelin wurde Judith erneut schwanger. Doch noch immer ging der Streit zwischen ihr und Gertrude weiter, Judith intrigierte wo und wann es nur ging. Doch ich muss sagen, dass auch Gertrude sich nicht nach dem christlichen Satz „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ handelt. Es brodelt in unserer Familie, und auch ich und mein Sohn standen uns schon mit vor Zorn geballten Fäusten gegenüber.
Noch während der Schwangerschaft Judiths erkrankte Gisela schwer. Ihr kleiner, zerbrechlicher Körper krümmte sich vor Husten und Fieber, unser höfischer Medizingelehrte konnte auch nichts zur Heilung beitragen. Doch mit der Zeit legten sich die Beschwerden wieder, alles schien wieder in Ordnung zu sein...

Am 8. 1069 August geriet Judith in die Wehen; es war eine lange und schmerzhafte Geburt, ihre Schmerzensschreie hallten durch die Halle. Doch schließlich waren Mutter und Kind wohlauf, doch hatte sie wieder nur eine Tochter mit dem Name Irmeltrud geboren und nicht wie erhofft einen Nachfolger für meinen Sohn.

Anfang Juli 1070 verschlimmerte sich die Lage Giselas. Sie hustete unaufhörlich und spuckte dabei Blut, ihre Haut glühte und war feucht von Schweiß. Ihre Mutter betete Tag und Nacht an ihrem Bett, doch es half nichts. Sie aß und trank kaum noch, und dann, am 25. Juli starb sie, nachdem sie die ganze Nacht hindurch geweint und dann schließlich immer leiser werdend eingeschlafen war.

Der Sommer schwand dahin, das Laub fiel, die Natur erstarrte im Winterschlaf. Der Zwist weitete sich aus, Judith warf meinem lieben Weib vor, ihre Tochter vergiftet oder verhext zu haben. Unglaubliche Schuldzuweisungen machte sie meiner Gertrude, und diese Antworte mit ihrer scharfen Zunge mit Sätzen, die nicht einmal der Bauer in den Mund nimmt. Beide wurden mit schließlich zuwieder, doch es kam eine Nachricht, die mich hoffen ließ. Eine dritte Schwangerschaft wurde bei Judith festgestellt; die Geburt fiel ihr leicht und sie gebar einen strammen und kräftigen Jungen, den mein Sohn Bernhard nannte. Endlich war eine weitere Generation Wettiner geboren, endlich musste ich mir keine Sorgen um die Zukunft mehr machen.

Carl the Great
23.06.04, 10:58
Sehr schöner Bericht. :ritter:
Ich habe die "Trait"-Symbole nicht im Kopf. Was hat euer Dedi dort für eine Eigenschaft?

Oliver Guinnes
23.06.04, 12:31
Es bedeutet, dass er ein verhältnismäßig guter Feldherr ist. Es ist eine Folge der Militärausbildung.

:gluck:

Karl Liebknecht
23.06.04, 19:16
Ihr habt Recht, edler Guinnes, Dedi I. ist ein guter Feldherr, sein Sohn dagegen ein guter Soldat.

Karl Liebknecht
23.06.04, 19:17
Die Lausitz und der Krieg Deutschlands gegen die Heiden

Die Grafschaft Lausitz erlebte in den Jahren von 1068 bis 1071 große Umbrüche technischer Natur. Im Jahr 1069 wurden die sogenannten Sieben Freien Künste wiederentdeckt. Sie bestehen seit der Antike aus der Grammatik, der Dialektik, der Rhetorik, der Geometrie, der Arithmetik, der Astronomie und der Musik. Die Sieben Freien Künste wurden im Mittelater vorwiegend an Klöstern gelehrt.

Bild der freien Künste von Wikipedia

Ebenso wurde Anfang 1071 die Dreifelder-Wirtschaft entwickelt. Nach diesem System werden zwei Felder bewirtschaftet, während ein drittes ruht. So hat der Boden auf dem dritten Feld die Zeit, sich zu erholen, um dann, wenn auf ihm wieder etwas angebaut wird, wegen der erhöhten Nährstoffmenge im Boden fruchtbarer zu sein. Diese Entdeckung führte zu einem sprunghaften Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion. Der Graf von der Lausitz konnte sich wegen dieser Tatsachse und dem daraus resultierenden Bevölkerungswachstum Mehreinnahmen von etwa vier Prozent erfreuen. Insgesamt lag die Konzentration der Forschung auf dem landwirtschaftlichem Sektor.

Wie man am Tod Giselas am 25. Juli 1070 sehen kann, war die Kindersterblichkeit im Mittelalter sehr groß. Selbst in der wohlhabenden adeligen Schicht starben circa zwanzig Prozent der Kinder, aber auch die Sterblichkeit der Mütter bei der Geburt war sehr groß.

Der deutsche König Heinrich nahm am 21. August 1070 den Kampf gegen die Heiden in Norddeutschland auf, indem er Mecklemburg den Krieg erklärte. Mecklemburg wiederum erklärte dem Herzogtum Sachsen und einigen anderen norddeutschen Grafschaften den Krieg. Doch schon am Ende des Jahres schlossen Mecklemburg mit dem König und mit Sachsen wieder Frieden und konzentrierten sich fortan auf kleine Grafschaften. Sachsen erklärte daraufhin Pommern den Krieg, Deutschland folgte dem nach.
Insgesamt lag es Heinrich daran, das heidnische Land im Norden in sein Reich einzugliedern und zu christianisieren. Letztendlich brach eine Konkurrenz zwischen Heinrich und dem sächsichen Herzog aus, wer das heidnische Land als erstes erobere.

Otto I.
23.06.04, 23:14
schade, daß die Familie Wettin nicht vom Feldzug gegen die Heiden profitieren konnten. Aber so ist es meistens: Die Großen des Reiches - allen voran der König - neigen nun mal dazu ihr militärisches Gewicht in die Waagschale zu werfen und unterjochen gerne mal die Heiden im alleingang.

Guter Bericht. Ich bin mal gespannt wann die ersten territorialen Erweiterungen - sei es durch Hochzeit oder Eroberung - den Einflussbereich der Familie Wettin stärken. Nur weiter so.

:prost:

Karl Liebknecht
25.06.04, 16:40
Bis Sonntag, den 04.07, wird es keine Fortsetzung geben, da meine Wenigkeit in Berlin auf Klassenfahrt weilt.

Oliver Guinnes
25.06.04, 18:41
Viel Spaß dort, und nutzt die Fahrt um an Eurer Geschichte zu feilen!

:gluck:

Strähle
25.06.04, 19:08
Bestellt dem Kaiser zu Berlin unsere werten Grüße!

Karl Liebknecht
05.07.04, 19:01
Der Sohn stellt sich gegen den Vater

Am 27. April 1071 wurde beim Weibe meines Sohnes eine weitere Schwangerschaft festgestellt. Während dessen entwickelte sich Bernhard wunderbar; gewiss scheint es mir, dass er eines Tages ein guter Herrscher für unsere Ländereien sein wird.
Anfang Mai hatte ich einhundert Goldmünzen in der gräflichen Kasse, und so war es nun Zeit, ein Gebäude in meinen Ländereien zu bauen. Ich besaß eine große Auswahl, doch entschied ich mich für die Försterei, die mir 5 Prozent mehr Einnahmen bescheren wird. Das Gebäude wird in gut einem Jahr fertiggestellt sein.

Doch eines Tages, am 24. Januar, geschah ein Unglück: Judith machte sich hochschwanger auf den Weg zu ihrem allmorgendlichen Spaziergang. Wahrscheinlich vergaß ein Bediensteter den auf der Treppe in der großen Halle liegenden Teppich ohne Falten niederzulegen, denn Judith stolperte und fiel viele Stufen die Treppe hinab. Sie lag auf dem Boden, hielt vor Schmerzen schreiend ihren schwangeren Bauch, aus ihrem Unterleib floss Blut. Man brachte sie in ihre Gemächer, Dedi hielt ihr die ganze Zeit die Hand, doch sie hörte nicht auf zu bluten. Immer bat sie, sie sterben zu lassen und ihr Kind zu retten, doch unsere Mediziner waren hilflos. Eine Träne floss ihre Wange entlang, als sie im Beisein ihres Mannes verstarb.

Der Tag von Judiths Beerdigung war ein düsterer, grauer Tag. Unsere Familie stand am Grab, in den Augen meines Sohnes schimmerte tiefe Verzweiflung wegen seiner verstorbenen Liebe. Irmeltrud und Bernhard verstanden noch nicht, was geschehen war, sie waren noch so klein und zerbrechlich. Nach ihrer Mutter fragten sie immer und wann sie endlich wieder zu ihnen komme. Dedi sagte, sie sei nun bei unserem Herren dem Schöpfer, der sie in seinen allumfassenden Schoß nimmt.
Seit dem Tag des Unfalls bemerkte ich, dass mein Sohn sich verändert hatte. Er ging mir und Gertrude aus dem Weg, und anfangs dachte ich, er brauche Ruhe und Zeit, die Ereignisse zu verkraften. Im April fing ich an, nach einer neuen Frau für Dedi zu suchen, denn er war noch jung, und vielleicht bot sich die Möglichkeit einer vorteilhaften Ehe oder erneuten Nachwuchses. Doch Dedi ging jedem Vorschlag aus dem Weg, und niemand war wegen seines verschlossenen und teilweise unhöflichen Benehmens bereit, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Nach einem weiteren Versuch meinerseits ballte er seine Hand zur Faust und es brach aus ihm heraus: „Erst hast du und deine Frau meine Judith umgebracht, und nun wollt ihr mich auch noch mit einer anderen verheiraten, als sei nichts gewesen?“ Ich war fassungslos. Mein Sohn warf mir und Gertrude ernsthaft vor, seine Frau ermordet zu haben? „Du weißt genau, was ich meine! Deine falsche Schlange Gertrude warf Judith die Treppe herunter! Schon ewig hasste sie Judith, und da nutzte sie die Chance aus, sie endgültig zu beseitigen! Und du hälst auch noch zu ihr!“ Ich wusste, dass Judith und Gertrude sich nie gemocht hatten, aber zu einem Mord war sie nicht fähig. „Das wird sie mir büßen, der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“, schrie Dedi und verschwand. Mich zornig und irritiert zurücklassend.

Oliver Guinnes
05.07.04, 19:58
Welch herrlich depressives Update! Wunderschön!

... mist, jetzt habe ich wohl durch mein Jubelieren, die Stimmung kaputt gemacht. :)

:gluck:

Karl Liebknecht
09.07.04, 16:09
Was wird nach meinem Tode geschehen?

Im April des Jahres 1073 war Bernhard endlich soweit, eine gräfliche Bildung zu empfangen. Sein Vater, ein ausgezeichneter Kämpfer auf dem Schlachtfeld, und ich, nach Aussagen von vielen meiner Bekannten ein begnadeter Taktiker, wollten auch Bernhard eine militärische Bildung zuteil werden lassen. Er wird nun auf eine Akademie unserer Armee gehen, und dort das Handwerk des Soldaten und Feldherrn erlernen, damit er eines Tages, wenn er die Geschicke unserer Familie leiten wird, sich mit Schwert und Schild wird wehren können.

Doch noch immer ließ Dedi die Vorwürfe gegen mich nicht fallen, noch immer dachte er, ich hätte etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun. Jeden Tag sah ich die Verachtung und den Zorn in seinen Augen, und wenn er Gertrude ansah, dankte ich Gott, dass Blicke nicht töten können. „Ich hasse dich und deine elende Gertrude, denn sie brachte meine Judith um und du verdeckst ihr Verbrechen. Doch du bist mein Vater, und ich werde kein Verbrechen an dir oder deinem Weib tun. Doch du bist ein alter Mann, und nicht immer wird Gertrude unter deinem Schutze stehen. Dann, spätestens dann, wird sie ihre gerechte Strafe bekommen.“
Solange ich lebe, wird Dedi also meiner Frau, von der ich noch immer denke, dass sie unschuldig ist, nichts antun. Doch er hat recht, meine Haare sind grau und die Knochen müde.Aber was wird mit Judith nach meinem Tode geschehen, wie wird Dedi sie für ein Verbrechen bestrafen, das sie nicht getan hat, wenn ich im Schoße des Allmächtigen weile? Ich weiß es nicht, und um meine arme Seele zu beruhigen, möchte ich es auch gar nicht wissen.

Ein Mönch im fernen Bremen fand aus seinen alten, feuchten Schriften heraus, dass zu der dort damals herrschenden Familie, die nun ausgestorben ist, verwandschaftliche Beziehungen bestehen, und ich somit ein Anrecht auf auf die Grafschaft Bremen hätte. Noch sind wir zu schwach, um unser Recht in die Realität umzusetzen, aber vielleicht wird es den Wettinern noch eines Tages etwas nützen.

Im Herbst des Jahres 1078 musste die Entscheidung für die Ausbildung meiner Enkelin Irmeltrud getroffen werden. Natürlich eignet sich ein Mädchen nicht für den Militärdienst, doch nicht nur mit Soldaten erobert man die Welt, sondern auch mit guter Verwaltung, wie es einst das große Rom tat. So wird sie an unserem Hof ausgebildet, und sie wird der Schrift und des Lateinischen mächtig werden, um eines Tages unser Land in den Schreibstuben zu verwalten.

Karl Liebknecht
10.07.04, 15:48
Dedi I. - Ein Nachruf

Dedi I. kann man mit Recht als den Begründer der Dynastie der Wettiner bezeichnen. Unter seiner Herrschaft (wobei nur die letzten 13 Jahre dokumentiert sind) wurde die Thronfolge über zwei Generationen hinweg gesichert, der Hof organisiert und die Höflinge mit vielfältigen Aufgaben betraut. Er vermehrte daduch und durch den Einsatz der Waldwirtschaft und den Bau von Förstereien das dem Grafen zur Verfügung stehende Geld. Ebenso setzte er in der Forschung Akzente für die Schulen und die Landwirtschaft, im militärischem für offensive Strategien.
Dabei waren die Startbedingungen für Dedi I. gar nicht leicht: Er regierte ein unbedeutendes Stück Land, gefesselt in der feudalen Struktur des Hl. Röm. Reiches Dt. Nation, sein Hof war zerstritten, glaubt man zeitgenössischen Berichten, war es auch um das Verhältnis zu seinem Sohn nicht zum Besten bestellt.
Nur in der Heiratspolitik hatte Dedi I. kein glückliches Händchen: Er reiste umher, um eine Frau für seinen Sohn zu finden, doch nicht einmal einfache Hofdamen, geschweige denn adelige Töchter standen für seinen Sohn bereit; so nahm sein Sohn eine heimische Hofdame zur Frau. Nach dem Tod seiner Schwiegertochter gelang es ihm nun auch wieder nicht, eine günstige Hochzeit auszuhandeln, wobei anzunehmen ist, dass sich sein Sohn selber gegen eine zweite Hochzeit wehrte.

Er hinterließ mit seinem Tod am 21. April 1079 seinem Sohn eine intakte Grafschaft, ebenso eine Berechtigung auf die Grafschaft Bremen. An seinen Nachfolgern lag es nun, die Früchte der Arbeit Dedi I. zu ernten und die Wettiner zu einer europäischen Macht zu formen.

Karl Liebknecht
14.07.04, 19:29
Ich, der neue Herrscher im Sonnenglanz

Am Abend des 20. April ging es meinem Vater sehr schlecht. Er saß noch vor wenigen Stunden munter in seinem Sessel im Kaminzimmer, doch nun war er nur noch ein Häufchen Elend. Er konnte sich weder bewegen noch sprechen, aus seinem Mund floss Speichel. Ein Pastor stand schon an seiner Seite und schaute mich mit hoffnungslosen und mitleidigen Blick an. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, wie ich und mein Vater durch unsere Ländereien geritten waren, wie er mir die Natur erklärt und das Kämpfen gelehrt hatte. Aber mir kamen ebenso wieder die Bilder seiner zweiten Hochzeit mit diesem unseligen Weib in den Sinn, ihren Hass auf meine Judith und schließlich ihren Mord an ihr. Und wie sehr Vater diese Mörderin verteidigt hatte.
In seinen Augen war noch Leben, und sie baten mich, ihm zu verzeihen. Ich setzte mich zu ihm, nahm seine Hand und in diesem Moment zählte als das der letzten Jahre nicht mehr, weder seine zweite Frau noch ihr Mord interessierte mich noch. Es war, als seien nur ich und mein Vater auf der Welt, ich hielt seine Hand und er schaute mich an.
Ich blieb die ganze Nacht bei ihm, doch sah ich, wie auch in seinen Augen mehr und mehr das Leben erlosch. Manchmal rannen Tränen über seine Wangen, dann schlief er wieder, dann gab er wieder sinnlose Laute von sich. Irgendwann am nächsten Morgen holte er noch einmal tief Luft, seine Augen schlossen, sein Brustkorb senkte sich. Alles war still im Zimmer. Und ich war ganz allein.

Nun war ich der neue Graf der Lausitz, doch noch immer dürstete ich nach Rache für den Mord an meiner Frau. Ich stellte einen geschickten Attentäter ein und gab ihm den Auftrag, Gertrude von Haldensleben umzubringen. Er kam in der Nacht durch ein Fenster in ihr Zimmer, mit einem Dolch bewaffnet. Er sah sich um, doch Gertude, das Biest, nahm sich einen Stuhl und schlug ihn auf den Attentäter. Dieser flüchtete unerkannt und berichtete mir die Vorkommnisse am nächsten Tag. „Zu dieser Furie gehe ich kein zweites Mal ins Zimmer, Graf. Gebt mir lieber meine Bezahlung, sonst erzähle ich es vielleicht noch!“ Der Mordversuch war also gescheitert, aber Gott sei Dank nicht entdeckt worden. Einen in der ganzen Welt schlechten Ruf riskieren, nur um diesen Abschaum umzubringen? Nein, ich beließ es dabei, eine andere günstige Gelegenheit wird kommen.

Wochen vergingen, und langsam hörte der Schmerz um meinen verstorbenen Vater auf. Zu dieser Zeit befand ich mich auf einer gemeinsamen Jagd mit dem Herzog von Sachsen, am Abend lud er mich zu einem Essen auf sein Schloss ein. Was bekam ich als nach Liebe und Nähe Dürstender dort zu sehen. Wie ein Engel in goldenes Licht getaucht schritt sie in den Saal, Elisabeth von Querfurt, welcht himmlicher Name! Ich hielt um ihre Hand an, und am 29. November 1080 wurden wir vermählt. Natürlich habe ich Judith nicht vergessen, natürlich liebe ich sie noch immer, doch Elisabeth brachte mir Freude in mein Leben, die ich schon so lange nicht mehr gekannt habe.

Mein Ansehen steigerte sich wegen der geglückten Hochzeit sehr, und ich beschloss, es für etwas einzusetzen, was meiner Familie eines Tages viel bringen könnte. Ich erwarb ein Anrecht auf die Grafschaft Meissen, um so, wenn wir stärker sind als jetzt, ihnen den Krieg erklären zu können.

Am 17. Dezember 1081 benötigte der Bischoff von der Altmark eine Hofdame, und auf der Stelle bat ich ihm Judith an. Ich stellte sie vor das Schloss, sie wurde von ihrem neuen Herren von einer recht unbequem aussehenden Kutsche abgeholt. Endlich war Judith weg, auch wenn sie ihre gerechte Strafe nicht bekommen hatte.

So verging die Zeit, und ich übte mich im Herrschen und Regieren. Ich sehe die Familie von Wettin schon aufstreben. Ich weiß nicht, wann und ob es noch unter meiner Herrschaft geschehen wird, doch eines Tages werden wir die Welt beherrschen. Möge Gott mir die Kraft geben, weise und gerecht zu herrschen, möge die Sonne in meinem Reich nie unter gehen und möge sie mich und mein Land mit ihrem Glanz bescheinen.

Karl Liebknecht
17.07.04, 11:26
Das Glück ist flüchtig, das Leid erdrückend

Eine große Hungersnot kam über mein Land herein. Starke Regenfälle und Hagel zerstörten das Getreide auf den Feldern und das Obst auf den Bäumen. Nun hat mein Volk nicht genügend zum Essen, die Zukunft sah finster aus, die Menschen fielen vor Hunger auf den Wegen zu Boden, die Bevölkerung schrumpfte.
Die Zeit mit Elisabeth war so unglaublich schön. Ich liebte sie, ich liebte ihren Körper, ihre Nähe. Wie oft machte sie mir oder Bernhard, den sie wie ihren eigenen Sohn liebte, ein Geschenk, das sie mit einem großen Lächeln überreichte. Gott hatte mir einen Engel gesandt, und tatsächlich war das Leben wie im Paradies. Doch das Glück ist flüchtig, man kann es nicht festhalten, es ist kurze Zeit da, und schon verschwindet es. Elisabeth starb am 1. August 1085. Ich weiss nicht, an was. Aber ich weiss, das sich wieder der Schleier der Trauer und der Nacht über mein Leben senkte, so wie ich es schon einmal erleben musste.

Der Verlust machte mich bald wahnsinnig, ich sehnte mich so nach Elisabeth, und auf einmal stand ein junges Mädchen, vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahre, vor mir. Sie kam aus dem Dorf, hatte ein bäuerliches Aussehen. Sofort fühlte ich mich von ihr angezogen, sehnte mich nach ihrem Busen, nach ihrem Duft. Wir verbrachten eine einzige Nacht zusammen, die wie im Rausch vorüberging. Ich hätte nie gedacht, dass diese Nacht folgen haben könnte, doch sie gebar einen Sohn namens Erwin, der fortan als Bastard an meinem Hof lebt.

Meine Irmeltrud war nun zu einer richtigen Frau herangewachsen. Sie las viel, besonders die Werke von antiken Philosophen und genoss im ganzen Land den Ruf, gerecht und weise zu sein. Der Graf von Morava, der zukünftige Herzog von Österreich, hielt für seinen Sohn Hermann um die Hand Irmeltruds an. Natürlich sagte ich ja, und für Irmeltrud hieß es nun Abschied von ihrer Heimat nehmen, denn sie wird zukünftig in Österreich leben.

Karl Liebknecht
18.07.04, 10:45
Die ersten Regierungsjahre Dedi II.

Heute ist historisch nachgewiesen, dass die ersten Jahre unter der Herrschaft von Dedi II. für die Lausitz einen technologischen und wirtschaftlichen Aufbruch bedeuteten. Als erstes wurde eine gräfliche Bibliothek angelegt, die durch ihren Umsatz (so gut wie alle Gelehrten waren auf sie angewiesen) das Einkommen das Landes um ein paar Prozent erhöhte. Aber auch ihr Bildungseinfluss ist nicht zu unterschätzen.

In diese Zeit fallen auch drei wichtige militärische Entdeckungen: Zum einen wurde der Rammbock entdeckt. Er wurde dazu verwendet, Türme und Wälle bei Belagerungen, die im Mittelalter oft ein schwieriges Unterfangen waren, einzureißen. Im Laufe der darauffolgenden Zeit wurde er vom anfänglichen Baumstamm, mit dem man Tore aufbrach, zu immer weiter ausgereiften Konstruktionen, die ganze Burgen in Schutt und Asche legen konnten, weiterentwickelt. Zum anderen sei der Frontalangriff erwähnt, der, wie auch die meisten anderen entdeckten Technologien der Wettiner, zu den offensiven gehörten. Die letzte militärische Entdeckung betrifft die Einführung der Reserve. Man zog zusätzlich zum Kriegerstand im Kriegsfall noch die Landbevölkerung ein, die, bei Mangel an Soldaten, dann in die Schlacht geworfen wurde.

Mit der Zeit stellte Dedi II. das Forschungsgebiet von Schulen auf das der Geisteswissenschaften und der Philosophie um. So wurde dann schließlich in der Lausitz auch die Logiklehre des Aristoteles bekannt, mit der sich auch Irmeltrud von Wettin, die Tochter von Dedi II, intensiv auseinandersetzte. Um 1087 stellte Dedi II. jedoch das Gebiet erneut um, diesmal auf die christliche Philosophie.

Auch zwei andere wichtige Ereignisse sind zu erwähnen: Am 22. Januar 1081 bekam Dedi II ein Anrecht auf die Grafschaft Meissen seines Lehnsherren. Wie er dazu gekommen ist, ist historisch nicht überliefert, jedoch wird vermutet, dass er sich es „erkauft“ hat.
Irmeltrud von Wettin heiratete Herman von Babenberg. Auf den ersten Blick eine ganz normale, im Mittelalter übliche Hochzeit zwischen zwei Dynastien. Aber wenn man sich den Stammbaum der zwei Familien ansieht, bemerkt man, dass die Schwester Dedi II. und somit die Tante Irmeltruds ebenfalls in die Familie von Babenberg einheiratete und die Großmutter von Herman ist.

Oliver Guinnes
18.07.04, 19:32
Ihr seid ja recht poduktiv gwesen die lezteten Tage. Sehr schön. Eure Geschichte macht mir Spaß!

:gluck:

Karl Liebknecht
19.07.04, 12:09
Gott gab mir eine Vorsehung und einen Kindersegen

Mein Sohn Bernhard kam nun langsam in das heiratsfähige Alter, und so machten meine Kundschafter sich auf den Weg, eine geeignete Frau für ihn zu finden. Sie hatten einige Höfe gefunden, bei denen es junge hübsche Frauen gab, doch man übermittelte uns plötzlich, wir sollten ins ferne Seeland reisen. Ich und Bernhard, er war ein junger Mann und konnte es kaum erwarten, endlich ein Weib zu heiraten, machten uns auf den Weg. Wir kamen in Seeland an, und mussten erfreut feststellen, dass der dortige Graf Dirk van Holland viele Töchter, aber keinen einzigen Sohn hat. Bernhard hielt um die Hand der ersten Tochter Annelies des Grafen an, eine äußerst kluge Frau. Doch ihr Vater wollte sie als Verwalterin an seinem Hofe belassen und lehnte ab. Dafür stellte er uns seine zweitälteste Tochter Johanna vor. Ich und der Graf gingen gemeinsam auf Jagd, und als wir wieder zurückkehrten, hatten wir die Hochzeit unserer beiden Kinder ausgemacht. Am 1. Juli 1088 fand die Hochzeit in Seeland statt, danach nahmen wir Johanna mit in die Lausitz.
Bernhard war leider nicht so beeindruckt von Johanna. „Im Gegensatz zu ihrer Schwester kann man bei ihr nicht von Weisheit, sondern viel mehr von Einfältigkeit sprechen. Wie kannst du mir nur so eine Frau geben, Vater, womit habe ich das verdient?“

In einer der darauffolgenden Nacht hatte ich einen schlechten Traum Ich war auf meinem Schloss, saß im Kaminzimmer wie so oft, doch plötzlich stand mir mein Lehnsherr gegenüber und forderte mich auf, den Grafentitel zurückzugeben. Ich war widerwillig, doch die Gestalt zuckte ihr Schwert, stach es mir in den Bauch und verschwand. Das Zimmer verschwand, ich sah nur noch die Lausitz, öde und verlassen darliegend, Bernhard und seine Frau, meine Höflinge und meine Ahnen wurden vernichtet, der Name Wettin wurde vom Schwert meines Lehnherren zerstört.
Schweißgebadet erwachte ich. Stille in meinem Zimmer, draußen der Ruf einer Eule. Ein schrecklicher Traum. Es beschlich mich das Gefühl, dass es eine Vision war, von Gott geschickt, um uns Wettiner vor Gefahren zu warnen.
Am nächsten Tag erfuhr ich von einem meiner Höflinge, dass der Sohn meines Lehnsherrs bald sechzehn wird. Was ist, wenn er mir wirklich den Titel wegnehmen will, und ihn seinem Sohn vermacht? Dieser Sohn musste also mit allen Mitteln aus dem Weg geschafft werden, und so heuerte ich einen Dolchmörder an, im Vertrauen darau, dass das Unternehmen erfolgreicher als damals bei dieser Mörderin sein wird.
Am nächsten Morgen brachte mit der Attentäter sein blutverschmiertes Schwert mit, und im ganzen Land war man schon in Aufregung wegen der Ermordung des Thronfolgers von Weimar. Das Unternehmen war geglückt!

Der Verlust meiner beiden Frauen schien überwunden, und ich wollte meine letzten Lebensjahre glücklich mit einem Weibe verbringen. Nie wieder sollte ich Abschied nehmen müssen von einem geliebten Menschen, so wollte ich eine möglichst junge Frau, die auch so ihre gewissen Reize besitzt. Ich erblickte am Hof des französischen Königs ein wunderschönes Mädchen, und tatsächlich gewährte der König die Hochzeit mit seiner zweitältesten Tochter. Fortan will ich mich nicht mehr um Verlust und Vergangenheit kümmern, sondern mich ihres Körpers erfreuen!

Am 28. August gebar Johanna ihr erstes Kind, einen Sohn mit dem Namen Bertram. Ich war überglücklich, denn wieder war eine neue Generation von Wettinern geboren. Am 22. Dezember 1089 wurde ich selbst auf meine alten Tage noch einmal Vater, ich nannte meine Tochter Ortrun. Unsere Familie wuchs und wuchs.

Doch die erneute Schwangerschaft von Johanna verlief für sie nicht gut. Am Tag, an dem die Wehen einsetzten, starb sie mit ihrem ungeborenen Kind. Mein Sohn war gerade Witwer geworden.

Karl Liebknecht
29.08.04, 16:48
Ihr seid so depressiv!

Gleichgültig und kalt stand Bernhard am Grabe seiner Frau. Ich weiß, dass er sie nie geliebt hatte, doch sein Verhalten machte mich traurig, ja, es machte mir schon fast Angst. Wie sein kleiner Sohn da am Grabe seiner Mutter stand, noch mit seinem kindlichen Verstand gar nicht in der Lage war, zu verstehen, was geschehen war. Und doch sah ich tiefe Trauer in seinen Augen, die Trauer eines Kindes, dass so früh schon so etwas so wertvolles verloren hatte. Doch Bernhard kümmerte sich nicht um ihn, sogar seinem Sohn gegenüber war er kalt.
Ich als Oberhaupt der Familie musste an mein Land und an die Dynastie denken, und so machte ich mich auf die Suche, ein neues Weib für Bernhard zu suchen. „Vater, lass mich mein Weib aussuchen!“, forderte mein Sohn. „Nein, Bernhard, es geht nicht. Es geht nicht um Liebe, es geht um unsere Dynastie. Willst du dich in deiner Liebe erfreuen, oder willst du, dass dich die Nachwelt als Begründer des mächtigsten Landes der Erde rühmen werden?“ Ich ging, stieg in die Kutsche, und machte mich auf, eine Braut zu suchen.
Am 22. November 1090 fand die Hochzeit zwischen Bernhard von Wettin und Judith von Zaringen statt. Ich spürte, wie Bernhard seine Braut bewunderte, wie er sie anbetete. „Vater, ich muss mich bei euch entschuldigen. Ihr habt die richtige Wahl getroffen.“ Er umarmte mich.

Am 8. Februar 1091 wurde ich nochmals Vater, Beatrix gebar mir eine wunderschöne Tochter mit dem Namen Farhild. Bernhard, noch eine Frucht meiner Lenden, wurde am 27. Dezember 1092 geboren. Ich machte mir Sorgen um Bernhard und Judith, noch immer war sie nicht schwanger. „Ich liebe Judith sehr, doch, so fürchte ich, teilt sie meine Gefühle nicht. Sie scheut meine Nähe, es ist, als würde sie mich verachten.“
Für Bertram, meinen Enkel, war es nun an der Zeit, wie es auch für mich, für meinen Vater und meinen Sohn an der Zeit gewesen war, zum Militär zu gehen.
Meine Tochter Nothburga wurde am 10. Januar 1094 geboren.
Am 25. Februar 1095 schenkte mir meine geliebte Beatrix noch einen Sohn mit dem Namen Ruthard.

Ich machte mir zu dieser Zeit große Sorgen um Judith. So verließ oft tagelang nicht das Haus, hatte keinen Appetit und weinte oft. Sie beachtete ihren Mann kaum, und wenn sie mit ihm sprach, dann im Streit. Immerhin wurde Judith schwanger, am 5. November schenkte sie meinem Sohn eine Tochter, die sie Farhild nannte. Doch ihr Zustand besserte sich nicht, er verschlimmerte sich vielmehr.

Oliver Guinnes
29.08.04, 22:41
Und ich hatte schon angst Ihr macht nicht weiter. Schönes Update.

:gluck:

Karl Liebknecht
30.08.04, 14:33
Die Vergrößerung der Familie
Viele Geheimnisse der Familie von Wettin konnten Historiker mit enormer Archivarbeit und dank moderner Verfahren lösen, doch noch immer gibt es einige unerklärliche Fälle: So ließ Dedi II. den Sohn seines Lehnsherren Otto von Weimar umbringen, warum, das ist bis heute ein Rätsel. Zeitgenössische Dokumente sprechen von einer Vorsehung, ob dies allerdings nur Floskel zur Verdeckung von anderen Gründen oder tatsächlich Fakt ist, bleibt ebenfalls unklar. Durch diesen von Dedi II. in Aufrtag gegebenen Mord war der einzige Sohn, und somit der einzige Thronfolger, des Herzogs von Meißen gestorben. Die Familie van Braunschweig, mit der eine Tochter Ottos verheiratet war, hatte nun nur noch zu warten, bis der Herzog stirbt, um dann dessen Land zu erben.

Die Hochzeit des Thronfolgers Bernhard von Wettin mit der Tochter des Grafen von Holland war ein großer Wurf. Denn der Graf hatte keinen männlichen Nachkommen, und nach dem dort üblichen Erbrecht würde das Erbe dann Bernhards Sohn Bertram zufallen. Die gleiche Ausgangssituation war auch bei der Hochzeit Dedi II. mit der französischen Königstocher Beatrix gegeben. Auch der König hatte keinen männlichen Thronfolger, Beatrix war die älteste Tochter von ihm. Jedoch hatten deren Kinder mit Dedi keinen Anspruch auf den Thron, da der König noch einen Bruder hatte und das Erbe nach französischem Erbrecht nicht über die weibliche Linie weitergegeben werden konnte.

Dennoch erlebten die Wettiner damals eine ihrer Hochzeiten. Die junge Beatrix bescherte dem gealterten Dedi II. einen wahren Kindersegen, und auch Bernhard sorgte mit seiner allerdings bald verstorbenen Johanna für einen Thronfolger. Der Thron war auf zwei Generationen hinaus gesichert, die Familie war so groß wie noch nie, durch den Bau einer neuen Ziegelfabrik wurde in der Provinz soviel Produziert wie noch nie.

Auch die nächste Hochzeit Bernhards mit der Tochter des Grafen von Breisgau war geschickt eingefädelt. Der Graf war ebenfalls ohne Sohn, die Provinz also bereit zur Übernahme durch das Erben. Jedoch brachte Judith lange Zeit gar kein Kind zur Welt, später wurde es „nur“ eine Tochter, die nicht zum Erben geeignet war.

Karl Liebknecht
05.09.04, 16:49
Mit Gottes Segen in das neue Jahrhundert!

Der Zustand Judiths verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Es schien, als habe eine große Traurigkeit, ein brennender Schmerz sie ergriffen, der ihrem Gemüt das Lachen und die Freude nahm. Wie sehr genoss ich trotz meines schon fortgeschrittenen Alters Gottes Schöpfung, die Natur, doch Judith verschanzte sich in unserem Herrenhaus. Tagelang saß sie in der Bibliothek, studierte die Heilige Schrift, immer und immer wieder.
Trotzdem wurde Judith eines Tages schwanger, obwoh ich doch fürchten muss, dass Bernhard Gewalt angewendet hatte. In einer Nacht wachte ich auf, denn über den langen Flur, in dem mein Nachtgemach lag, schallten ihre Schreie. Obwohl die beiden ein Stockwerk über mir lagern, konnte ich hören, wie sie sich gegen ihren Mann wehrte. Ich kann Bernhard für diese Tat nicht loben, gewiss nicht, aber er hat auch keine Schuld auf sich genommen, denn er muss für genügend Thronfolger sorgen.
So wurde am 7. Februar 1097 Gundolf, der zweite Sohn Bernhards, geboren. Ein weiterer Thronfolger ward geboren!

Bernhard liebte Gundolf wie auch seine beiden anderne Kinder wahnsinnig. Doch Judith weigerte sich, ihn in den Arm zu nehmen, sich mit ihm zu beschäftigen. „Macht mit ihm, was Ihr wollt, ich will ihn nicht, und Gott will ihn auch nicht!“. Fast die ganze Zeit beschäftige sich Judtih mit dem Studium der Bibel und der päpstlichen Schriften, und je mehr sie sich mit ihnen beschäftigte, desto mehr wuchs eine Gewissheit in ihr: „Gott hast euch Wettiner, er wird euch alle von der Erde tilgen. Ich weiß es!“
Bernhard konnte den Hass seiner Frau auf seine Familie und seinen Sohn nicht verstehen, er wurde gereitzt und gestresst. Schon ein paar Monate nach Gundolfs Geburt war sein Körper geschwächt, er hatte sich wegen dem Stress eine Krankheit zugezogen.
Auch meine Ortrun zog sich eine Erkältung zu, als sie zulange im Freien gespielt hatte.

Judith wurde noch einmal schwanger, und so schenkte sie meinem Sohn noch einen Jungen, den er Henrik nannte. Auch er war ihr zuwider.

Die Jahre vergingen, und so näherte sich bald ein ganz besonderes Datum. Das Jahrhundert ging zu Ende, es tat seine letzten Atemzüge, und wie ein Sonnenaufgang schimmerte das neue am Horizont. „Ich bin sicher, wir werden ein gutes neues Jahrhundert erleben, Vater“, sicherte mir Bernhard zu. Ja, so denke ich auch, lieber Leser, dieses Jahrhundert wird die Früchte ernten, die das vergangene säte. Alle freuten sich auf eine neue Zeit, nur eine Person nicht: Judith. Ihr Lage verschlimmerte sich von Tag zu Tag, sie redete nur noch von Gott und hatte den selbst den Papst einmal als Ketzer bezeichnet. „Nicht nur dieses Jahrhunder geht zu Ende, nein, die Welt wird untergehen, ich sehe die Vier Apokalyptischen Reiter und das Jüngste Gericht auf uns alle zukommen, Gott wird die Menschheit für ihre Sünden bestrafen. Nur wenige Auserwählte werden in das Himmelreich gelangen, und ihr, ihr werdet ewige Qualen in der Hölle erleiden!“

So ließ ich im Großen Festsaal ein Fest veranstalten, mit Spielen und feinsten Speisen. „Vater, ich fühle, dass sich einige Dinge fundamental ändern werden, wir stehen vor einer neuen Zeit, etwas Anderes wird kommen, dass einige Dinge verbessen wird.“ Ja, so denke ich auch.