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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage zum Rang des Feldmarschalls



Gettysburg
08.12.04, 20:14
Ich habe letztens aus der Reihe "4 Kriegsherren gegen Hitler" den Teil 2 - Shukov - gesehen und mir ist dabei ein Satz merkwürdig vorgekommen. Vor einer nach Shukov benannten Kaserne im heutigen Rußland nahm ein älterer, mit wichtig aussehender Uniform bekleideter Herr den Rekruten das Gelöbnis ab. Er wurde dabei als "einer der letzten Feldmarschälle Rußlands" bezeichnet.
Was bedeutet das? Hat man den Rang des Feldmarschalls aus den modernen Armeen verbannt und laufen die Titel jetzt quasi aus? Wenn ja, wann hat man den Rang abgeschafft und warum? Weil es den klassischen Generalstab ja auch nicht mehr gibt? :???:
Innerhalb der Bundeswehr scheint der General auch das Ranghöchste zu sein und von einem britischen Fieldmarshall habe ich auch nichts gehört.
Anfangs habe ich mir noch gedacht, das wäre vielleicht ein Titel, den man nur im Krieg erwerben könnte, aber das kann auch nicht sein, denn so alt schien der Herr nicht gewesen zu sein.

Kennt sich jemand damit aus?

Kharon
08.12.04, 20:49
Ein paar Antworten liefert Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Generalfeldmarschall):

Der Feldmarschall, auch Generalfeldmarschall (von ahdt. "marahscalc", Marschall, Stallmeister oder Pferdeknecht) war im 16. Jahrhundert der Führer der Reiterei. Im Dreißigjährigen Krieg war der Feldmarschall ein höherer Generalsrang. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung als höchster militärischer Dienstgrad in vielen europäischen Armeen verwendet.

Der Feldmarschall bedeutete nicht nur einen militärischen Rang. Er galt protokollarisch dem Minister gleichgestellt und erhielt dadurch auch eine politische Dimension. Der Marschallstab, mit den Hoheitszeichen des Landesherren geschmückt, und nur von diesem verliehen oder übersandt, machte ihn zum Teilhaber an der Macht des Landesherren. Der Feldmarschall schied nicht aus dem aktivem Dienst und wurde bis zu seinem Tod als aktiver Soldat geführt und geehrt.

In den deutschen Armeen war der Dienstgrad "Generalfeldmarschall" als höchster militärischer Rang bis 1945 in Gebrauch. Seine Entsprechung bei der Marine war der Großadmiral. Heute wird der Dienstgrad in der Bundeswehr nicht mehr verwendet, höchster Dienstgrad ist der General bzw. Admiral.

phob
08.12.04, 21:58
verzeiht meine Einmischung ...ist der höchste Grad der Bundeswehr nicht der Generalinspekteur?

Hesse
08.12.04, 22:34
Der Generalinspekteur der Bundeswehr (GenInsp) ist der ranghöchste General der Bundesrepublik Deutschland. Er ist militärischer Berater des Bundesverteidigungsministers und der Bundesregierung. Er ist dem Verteidigungsminister für die Entwicklung und Realisierung der Gesamtkonzeption der militärischen Verteidigung verantwortlich und hat an seiner Seite je einen Inspekteur für Heer, Luftwaffe, Marine, Sanitätsdienst und Streitkräftebasis. Im Rahmen seiner Aufgaben ist er weisungsbefugt gegenüber den Inspekteuren, jedoch nicht befehlsbefugt im Sinne eines truppendienstlich Vorgesetzten. Er steht dem Führungsstab der Streitkräfte (FüS) vor und man spricht landläufig gerne vom "General ohne Kommando".

Hier die Dienstgrade:
Dienstgrade der Bundeswehr (http://www.treff.bundeswehr.de/data/01_soldat/10_dienstgrade/index.html)

Quelle Generalinspekteur: Deutsche Enzyklopädie (http://www.calsky.com/lexikon/de/txt/g/ge/generalinspekteur_der_bundeswehr.php)

Wahnfried
09.12.04, 10:58
@Gettysburg

Innerhalb der Bundeswehr scheint der General auch das Ranghöchste zu sein und von einem britischen Fieldmarshall habe ich auch nichts gehört.

Montgomery war Feldmarschall, im ersten Weltkrieg gab es bei den Briten zum Beispiel den Feldmarschall Haig. In Zweiten Weltkrieg gab es allerdings recht viele Generalfeldmarschalle. Das hatte wohl was mit der Inflation und dem Größenwahn von Titeln und Militärischen Einheiten zu tun. Es gab jede Menge Heeresgruppen und als Befehlshaber einer solchen kam nun mal nur ein Generaloberst oder General-Feldmarschall in Frage.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Westdeutschland das Amerikanische-Englische System eingeführt. Das hieß der Abschaffung der Regimenter es gab nur noch Kompanien, Battalione, Brigaden, Divisionen und Korps, keine Regimenter mehr. Ausserdem wurde die Amerikanische Rangstufen zumindest bei den Offizieren eingeführt.


@Hesse


Hier die Dienstgrade:
Dienstgrade der Bundeswehr

Das ist ja interesant. Von einem Oberstabsgefreiten und Stabshauptmann hab ich noch nie etwas gehört. Die müssen neu sein. Als ich beim Bund war wurden gerade wieder die Stabsgefreiten eingeführt, aber Oberstabsgefreite, wow, die haben 5 Pommes (Streifen).

Ob die Russen heute noch Marschals haben würde mich aber schon interesieren. Vielleicht gibt es das bei denen auch nicht mehr.

Aber es ist ja auch kein Wunder, die Heere werden wieder kleiner. Im 15. Jahrhundert wurden die Kriege von Profis (Berufs-Söldner) geführt. So was wie eine Allgemeine Wehrpflicht gab es nicht. Deshalb waren die Heere auch meißt nicht sehr groß. Ab dem 19. Jahrhundert hatte man nach und nach die Wehrpflicht eingeführt und riesige stehende Heere geschaffen, die Sogennannten Millionenheere. Aber seit dem Ende des Kalten-Krieges gibt es wieder eine starke Tendenz zum Aufbau von kleinen aber Schlagkräftigen Einheiten. Dadurch wird so ein Bombastischer Dienstgrad wie Feldmarschall obsolet.

Gettysburg
09.12.04, 11:10
Äh... dass es vor Ende des zweiten Weltkrieges britische Feldmarschälle gab (u.a. eben Montgomery) war mir schon klar. Soviel weiß ich dann doch noch über diese Zeit. :D
War etwas mißverständlich formuliert, aber ich meinte, dass ich keinen Feldmarschall in "unserer Zeit" auf deutscher oder britischer Seite kenne, bzw. auf NATO-Seite überhaupt. ;)

Dagegen erscheint mir eure Erklärung, im Zuge der Eingliederung Westdeutschlands an die NATO sei das anglo-amerikanische Führungssystem eingeführt worden durchaus plausibel. Nur eines wundert mich: War ein Gliederungsteil der US-Armee im zweiten Weltkrieg nicht das Regiment? Soweit ich weiß, waren Regimenter doch unmittelbar der Division untergeordnet, danach kam das Battalion, die Kompanie, usw.?

Wahnfried
09.12.04, 11:28
Das Stimmt in der Amerikanischen Armee gab es das Regiment im Verband einer Division, aber in einer Englischen Division nicht. Dort gab es die Division, dann die Brigaden und die Batallione. Eine Infanterie-Brigade hatte vier Infanterie-Battalione. Da eine Infanterie-Division 3 Infanterie Brigaden hatte kam sie so auf 12 Batallione. Eine Deutsche Division hatte vor 1915 2 Infanterie Brigaden zu je 2 Inf. Regimenter zu je 3 Batallione und kam so auch auf 12 Batallione. Aber nach 1915 wurden die Inf-Brigaden abgeschafft und eine Division hatte dann nur noch 3 Inf. Regimenter zu 3 Batallione.

Die Briten hatten zwar auch Regimenter aber die waren nicht in den Divisionen eingegliedert. Es gab zum Beispiel das berühmte Black Watch Regiment, aber natürlich noch viele weitere. Diese Regimenter waren an Gebiete gebunden. Zum Beispiel das London Regiment, das Suffolk Regiment, das Argyll Regiment und so weiter aber die dienten nur als Kader. Die Batallione solch eines Regiments dienten dann in verschiedenen Divisionen. Zum Beispiel das 1.Batallion des North-Hampshire Regiment war in der 5.Division 2.Brigade wärend das 2.Batallion vielleicht in der 7.Division war. Im ersten Weltkrieg konnte so ein Regiment im Prinzip beliebig viele Batallionen haben. Je nachdem wie viel Männer in dem Gebiet lebten aus welchem das Regiment seine Leute rekrutierte. Das London Regiment hatte zum Beispiel 12 Batallione, vielleicht auch mehr, wärend einer aus dem Schottischen Highland wo wenig Menschen wohnten vielleicht nur 2. Batallionen hatte.

pharao
09.12.04, 17:41
Die einzige Ausnahme bildet bei den Britischen Regimentern die 5 Garde Regimenter
nämlich
- Grenadier Guards
- Coldstream Guards
- Scots Guards
- Irish Guards
- Welsh Guards

Die Regimenter aus Irland, Schottland und Wales rekrutieren ihre Soldaten aus dem ganzen Landesteil während die Coldstream und die Grenadier Guards aus England rekrutieren
Ob man zum eintreten noch Gardemaß braucht weiß ich nicht

www.regiments.org
Detaillierte Seite zu den Britischen und Commonwealth Regimentern
Zu ihrer besten Zeit hatten die Grenadier Guards 7 Battalione

In der US Army gibt es heute auch noch Regimenter die dienen aber entweder als Stammeinheit
zum Beispiel
1st Battalion — 12th Cavalry Regiment
1st Battalion — 22nd Infantry Regiment
1st Battalion — 66th Armor Regiment
2nd Battalion — 8th Infantry Regiment
oder als eigenständiger Kampfverband wie das
2nd Armored Cavalry Regiment
"Second Dragoons"

Galadon
09.12.04, 20:18
Äh... dass es vor Ende des zweiten Weltkrieges britische Feldmarschälle gab (u.a. eben Montgomery) war mir schon klar.

Ohne weiter nachgeschlagen zu haben, meinen wir uns zu erinnern das "Monty" der einzige Feldmarschall auf westallierter, zumindest aber auf britischer Seite war.
(zumindest im aktiven Dienst während des WW2)

lassen uns selbstverständlich jederzeit eines besseren belehren.

pharao
09.12.04, 21:05
Es gibt heute in der British Army immer noch den Rang des Field Marshalls allerdings mitlerweile als Ehren Titel, den oftmals die ehemaligen Chief of Staffs bekommen

Im 2. WK gab es aber mehrere Field Marshalls neben Monty zum Beispiel Jan Smuts,Wavell,Dill,Ironside oder King George VI

Erik Thorwald
05.01.05, 19:17
...
Der Feldmarschall bedeutete nicht nur einen militärischen Rang. Er galt protokollarisch dem Minister gleichgestellt und erhielt dadurch auch eine politische Dimension. Der Marschallstab, mit den Hoheitszeichen des Landesherren geschmückt, und nur von diesem verliehen oder übersandt, machte ihn zum Teilhaber an der Macht des Landesherren.
...
Der Generelfeldmarschall war nur dem Führer untergeordnet und hatte seine "Weisungen" zu Befolgen. Dies hatte sehr große Vorteile.
Soweit wir uns noch Erinnern:
Der GFM war keinem anderen verantwortlich, hatte absolute Befehlsgwallt über seinen Abschnitt. So zu sagen das Maß aller Dinge in seinem Bereich.
Vorteil für die Führung war das man nicht viele Führungskräfte zu verständigen brauchte. Was sie und wie sie es zu tun hatten, der GFM war hierfür verantwortlich, war alleinige Sache des GFM, der sicherlich einen guten Stab hatte.

Aus dieser Sicht ist es nicht verwunderlich das es diesen Rang nicht mehr gibt.
Der FM bzw. GFM hatte doch viel (zu viel) Macht.
Die Strukturen der heutigen Armeen sind so ausgerichtet das der Führungsstab alle diese Aufgaben übernimmt und entscheidet.
Geholfen hat es nicht immer was, wie wir wissen. ;)

GFM Kesselring
29.01.05, 12:48
Der Generelfeldmarschall war nur dem Führer untergeordnet und hatte seine "Weisungen" zu Befolgen. Dies hatte sehr große Vorteile.

Dies war zwar die Regel .... aber es gab Ausnahmen :

Beispiel :

GFM von Rundtstedt war OB West während der allierten Invasion in der Normandie......GFM Rommel war OB der Heeresgruppe B......letztere war aber widerum auch dem OB West unterstellt..... ;)


Gruss

GFM Kesselring